Diese Worte wollen nur eine Predigt von Herrn Roloff ankündigen, die er anläßlich einer Hochzeit gehalten hat, und die viel gelobt wurde, die Predigt, auch von solchen, die nicht unbedingt dafür bekannt sind, Predigten zu loben: „Ich bin kein verlorenes Schaf, ich bin nur noch nicht gefunden worden“.
Wie auch immer. Der Akku meiner Kamera fiel aus, nach wenigen Photos, so wurde ich immerhin durch dieselbe daran erinnert, daß man so etwas als geladener Gast auch nicht wirklich tut; der mit Sicherheit unprominenteste (noch ein Grund mehr, sich in Zurückhaltung zu üben). Meine Kenntnis über Hüte und auch über Bildhauerei hat enormen Zuwachs erlitten, nebenbei bemerkt, und jetzt folgt sogleich Herr Roloff. Es war übrigens alles recht angenehm.
Nachtrag:
Soeben sehe ich diesen Link zu einem Artikel einer Zeitung, die hier mit Sicherheit noch nie erschien, doch es gibt sogar ein nettes Video darin, also gebe ich es einfach weiter.
Ansprache zum Himmelfahrtsgottesdienst 2014 in Zislow/Mecklenburg mit der Taufe von Antje Langer und der Trauung von Antje Langer und Peter Michael Diestel
Taufspruch: 1Mos 26, 24b
Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir und will dich segnen.
Trauspruch: Röm 12,12
Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.
Gnade sei mit Euch und Friede von Gott unserm Vater und unserm Herrn Jesus Christus. Amen
Liebe Antje, lieber Peter,
liebe Festgemeinde,
schon immer besaß der Himmelfahrtstag eine besondere Bedeutung für die Beziehung zwischen diesem Ort und Dir, Peter. An einem Himmelfahrtstag hast Du ihn gleichsam in Besitz genommen. Immer haben sich an ihm Freunde versammelt. Von heute an wird dieses Fest für Euch beide etwas ganz Besonderes sein.
Was ist das für ein Tag?
Im Kern feiert die Kirche in einer gewissen Weise den Abschluss des Heilswerkes ihres Gottes. Der Weg des Sohnes, der Mensch geworden ist, in unserer Welt gegenwärtig war, der gelitten hat, am Kreuz gerichtet wurde und am dritten Tage auferstand, kommt nun an sein Ziel. Christus nimmt heute seinen himmlischen Platz ein. Dieser Tag ist ein Thronbesteigungsfest. Wir feiern das Königtum unseres Gottes. Christus hat seinen Platz und die Welt ihre Ordnung gefunden.
Was immer uns das im Einzelnen noch zu sagen hat, so glaube ich hier zu erkennen, warum Euch dieser Tag ein so besonderer ist. Auch Ihr habt nach Eurem Platz gesucht, hofft darauf, ihn beieinander gefunden zu haben und wollt diese neue Ordnung der Dinge mit uns gemeinsam feiern.
Taufe und Trauung schenken uns Menschen nämlich derartige Ordnungen, durch die wir Anteil nehme dürfen an Gottes ewiger Ordnung. Sie lassen uns eine Schwelle überschreiten. Wir treten ein in die Welt der Liebe. Durch die Taufe empfangen wir das Siegel der Liebe Gottes zu uns, und bei der Trauung geben wir das Versprechen der Liebe zueinander vor Gott.
Sieben Stadien der Liebe unterscheidet nun Seneca. Das erste sei bereits in der Anziehung erreicht, die alle Dinge aufeinander ausüben. Nimmt man einen Stein, wie diesen, den mir meine Tochter Sophia als Glücksstein geschenkt hat, dann spürt man seine Schwere in der Hand, durch die selbst der Stein seine Sehnsucht nach Rückkehr an den Ort, von dem er genommen ist, zum Ausdruck bringt.
Das zweite Stadium zeigt sich in der Liebe jeder Kreatur zum eigenen Ich, in ihrem Drang zum Selbsterhalt. Manchmal hatte ich den sicher ganz unbegründeten Eindruck, dass Peter mit dieser Liebe ganz besonders gesegnet ist.
Das dritte Stadium liegt in unserer Hoffnung, uns in unseren Kindern weiter zu verschenken. Diese Liebe findet ihre Antwort in der Liebe unserer Kinder zu uns. Darum sage ich Euch den Kindern, freut Euch. Freut Euch auch da, wo Ihr manches jetzt vielleicht noch nicht versteht. Freut Euch darüber, dass Menschen, die Euch Mutter oder Vater sind den Mut haben, sich auf ganz Neues einzulassen. Der Glaube unterwirft niemanden, er schließt nicht ein, sondern er will Räume öffnen. Und von der Ehe hoffen wir das nach Kräften auch.
Das vierte Stadium zeigt sich in der Liebe zur Schönheit, die auch dem stolzen Pfau und dem verspielten Lamm und dem Fohlen eigen ist.
Das fünfte Stadium der Liebe sieht Seneca in unserer Hinwendung zur Weisheit und zur Wahrheit. Jeder Gottesdienst und jede Predigt sollte diese Liebe fühlbar machen, und so hoffe ich, Euch nicht zu langweilen, denn langweilig soll Liebe niemals sein.
Das sechste Stadium erst ist die Zuwendung und Annahme, die Menschen sich gegenseitig erweisen können. Man soll sich darum immer bemühen den ganzen Menschen zu lieben – die Einzelheiten können dann nämlich sein, wie sie wollen.
Als höchstes Stadium sieht Seneca endlich unsere Sehnsucht nach Ewigkeit, unsere Verehrung Gottes und unsere Hoffnung darauf, dass unsere Unvollkommenheit versöhnt werden wird.
Liebe ist immer Sehnsucht, die des Steins zu seiner Mutter, der Erde, genauso, wie die Sehnsucht zweier Menschen zueinander, und die aller Dinge nach ihrem Schöpfer.
Liebe ist gleichsam die Gravitationskraft alles Lebendigen, sie ist die ordnende Kraft des Lebens. Liebe liegt in allem. Sie ist geradezu das Prinzip der Schöpfung. Von Augustin stammt der packende Gedanke, der Mensch sei die Sehnsucht Gottes. Darunter kann man verstehen, dass Gott den Menschen auch aus Liebe zu sich selbst schuf, und der Mensch wiederum sich erst ganz durch seine tiefe Sehnsucht zu Gott verwirklicht.
Diese Überlegungen sind nun keineswegs nur theoretischer Natur und darum durchaus folgenreich für unser aller Leben. Wir erkennen uns hierin nämlich als Wesen, die die Liebe nicht hervorbringen müssen, sondern sie immer und überall entdecken dürfen.
Wer nach Wahrheit sucht, der findet überall Liebe. Nur darum konnte der Apostel schreiben: „Die Liebe höret nimmer auf“. Das heißt dann aber natürlich auch, Lieblosigkeit ist immer Irrtum. Liebe verbindet, mit dem eigenen Leben, mit anderen Menschen und auch mit Gott. Lieblosigkeit aber trennt uns, auch von unserem Schöpfer, sie wirkt den Tod. Nur die Liebe ist selbst dem Tode gewachsen, weshalb es im Hohelied Salomons auch heißt: „Liebe ist stark wie der Tod“. Nur die Liebe wird die Welt überdauern, weil sie schon zuvor gewesen ist. Sie ist fürwahr eine Himmelsmacht.
Wir Menschen haben nicht das Recht, sie ihrer Geheimnisse zu entkleiden und sie zu so etwas wie einem bloßen Gefühl zu machen, das den Wandelbarkeiten unseres Wesens unterliegt. Denn wenn die Liebe etwas wäre, was wir selbst hervorbringen, wie sollte sie uns dann auf unserem Wege hilfreich sein? Gerade wenn man auf diesem Wege schon mehr oder weniger weit fortgeschritten ist und viele eigene Erfahrungen gemacht, Enttäuschungen erlebt und sogar das Scheitern erfahren hat, kann man dem bloßen Gefühl ohnehin nicht mehr so trauen, wie man es in der Jugend tut und vielleicht ja auch tun muss. Wir lernen wenn wir älter geworden sind, dass wir die Liebe nicht hervorbringen können, sondern uns ihr überlassen sollen.
Wäre die Liebe nur ein Gefühl, dann dürfte ja auch die Kirche nicht auf ihre Forderung bestehen, an Glaube, Hoffnung und Liebe festzuhalten, selbst und gerade dann, wenn die Gefühle schwinden und der Boden unter uns wankt.
Wohinein legen wir nun unser Vertrauen?
Im Taufspruch von Antje und in Eurem gemeinsamen Trauspruch sind darauf Antworten gegeben.
Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir und will dich segnen.
Dieser Satz aus der ersten Schrift der Bibel greift bereits alles auf, was dann das ganze Buch durchzieht: Am Anfang steht immer die Aufforderung, sich aus der Furcht zu lösen, denn Furcht ist es, die uns daran hindert, das Wunder zu sehen. Das größte Wunder aber, von dem die christliche Kirche kündet, ist die Verheißung „ich bin mit dir“. Gott ist bei uns. Gott ist durch seine Menschwerdung bei uns. Dieses Wunder lässt wahr werden, dass nun und bis an das Ende der Zeit der Mensch der Weg Gottes durch diese Welt ist. Gott ist bei uns.
Und er will uns segnen. Je nachdem, von welcher Seite man sich diesem Wort zuwendet, bedeutet es entweder, etwas als sein eigenes zu bezeichnen oder einfach, jemandem etwas Gutes zu sagen. Mit der Taufe bezeichnet Gott uns als sein Eigentum, und er sagt Dir und Euch allen: Fürchtet Euch nicht!
Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.
Fröhlich sein heißt nicht unernst zu sein. Fröhlich sein heißt frei zu sein. Wir gewinnen diese Freiheit durch das Ausmaß unserer Hoffnung. Unsere Hoffnung ist es, die Gott in dieser Welt gegenwärtig werden lässt. Durch sie können wir auch in Zeiten der Trübsal geduldig bleiben. Geduld ist eine gewaltige Gabe. Sie vertraut darauf, dass auch lange schwere Zeiten, die es in jedem Leben gibt, überwunden werden, weil am Ende nur wichtig ist, mit seinem Gott in Verbindung zu bleiben. Und darum bleibt beharrlich im Gebet. Das Gebet ist die entscheidende Form, in der wir uns mit Gott verständigen.
Manch einer, der die beiden hier vorne kennt, der denkt vielleicht im Stillen: Was redet er nur, wir kennen Peter in vielen Rollen, aber nicht in der des stillen Beters.
Nein, ich weiß auch, er ist kein Mensch, der in mönchischer Weise auf den kalten Steinen kniet. Wer Dich aber erlebt, wie Du durch den Wald gehst und Dich Gottes Schöpfung anvertraust, der lernt, auch das ist ein Gebet. Im Leben ist es nämlich am wichtigsten, nicht, das man Gebete lernt, sondern das man in der eigenen Weise zu beten lernt.
Darum ist das auch mein Wunsch für Euch. Seid allezeit fröhlich, denn Ihr könnt Eure Hoffnung gründen in den lebendigen Gott, seid geduldig in schweren Zeiten und bleibt gerade in diesen beieinander, und scheut Euch niemals, Euch an Gott und aneinander zu wenden, denn dazu haben wir Menschen Gemeinschaft mit Gott und miteinander.
Und nun fürchtet Euch nicht, Gott ist mit Euch, er will und wird Euch segnen.
Amen
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus unseren Herrn.
Amen
nachgetragen am 1. Juni