Wo ich mich eigentlich mit dem unseligen heutigen Datum beschäftige, dachte ich mir so: Wo bleibt das Positive? Und dann fiel mir wieder ein, daß ich schon länger unbedingt auf einen Link aufmerksam machen wollte, auf den mich der geschätzte Prof. Aue hinwies. Da gäbe es einen inzwischen pensionierten hohen Justizbeamten aus Paris, der die Museen in Europa bereise und wenn er schöne Gemälde sähe, würde er diese photographieren und
.
Begonnen hatten wir mit der Kirche von
San Vitale, die, abgesehen von ihrem künstlerischen Rang, ganz eigentümlich in der Zeit steht. Bekanntlich war Ravenna letzte weströmische Hauptstadt (sie war schwer einzunehmen); die Ostgoten hatten zwar Italien in Besitz genommen, vieles aber doch intakt belassen bzw. schlicht übernommen, so auch die Residenz; tatsächlich blühte das Land noch einmal auf.
Dann trat Kaiser
Justinian auf den Plan, der (als letzter oströmischer Kaiser) zwar dem lateinischsprachigen Kulturkreis angehörte, aber letztlich mit seiner Idee der Wiederherstellung des Imperiums (der Untergang Westroms,wenn man das abgekürzt so sagen will – denn die Ostgoten herrschten ja in einer Art Vasallenverhältnis – lag noch nicht so lange zurück; bei seiner Geburt war es wenige Jahre her, daß das weströmische Kaisertum erloschen war) dem spätantiken Italien, einschließlich Roms, den Todesstoß gab.
Vor den Gotenkriegen war Rom noch eine halbwegs intakte Großstadt, danach nicht mehr, der Senatsadel verschwand fast völlig etc. etc. Es ist eine bittere Ironie, daß mit der vorübergehend erfolgreichen Rückeroberung des alten Kernlandes des Imperiums und der Auslöschung der Ostgoten dessen eigentliche Zerstörung stattfand. Es war eine Wegscheide wie 1914, nur noch tiefer gehender verheerend.
Das zu den nicht selten überraschenden Folgen ambitionierter Absichten. Man darf Justinian folglich zurecht als sehr ambivalent empfinden, einen Bewahrer und Zerstörer zugleich, und das eben nicht nur, weil er die platonische Akademie in Athen 529 schließen ließ.
Und ausgerechnet in San Vitale findet sich die bekannteste Abbildung des Kaisers und seiner Frau, da die Kirche genau in dieser Umbruchszeit erbaut wurde. Ravenna steht überhaupt an der Grenze, wie ein beeindruckendes Kloster an einem Steilufer, hinter dem der Abgrund lauert, gibt es eine Ahnung spätantiker Geistigkeit und des Lebensgefühls der Zeit.
Ravenna, Mausoleum der Galla Placidia
Aber ich schweife ab, milde gesagt, wo ich doch eigentlich nur einladen wollte, die beeindruckenden Bildergalerien des Herrn aus Paris zu besuchen (es fällt einem nur halt wieder einiges ein dabei).
Banalere Gemüter sehen in der Kunst etwas Dekoratives, daß das Leben vor allem ein wenig aufhübschen soll. Es ist der gleiche Persönlichkeitstypus, der die sog. „volkstümliche Voklsmusik“ mag mit ihren überschaubaren Akkorden und den immer gleichen Rhythmen, weil alles andere sie zu sehr anstrengen würde.
Wahre Malerei kann ein Refugium sein. Keines, in dem das Wahre, Gute und Schöne anspannungslos wohnt, so daß man nur beseligt darin einzutauchen brauchte. Die Sphäre, der sie angehört, ist die der gesteigerten Lebensart, ein intensiveres und tieferes Dasein, eine Ausweitung der Seele.
Und immerhin wird im
Mausoleum der Galla Placidia recht deutlich auf das Martyrium des
Hl. Laurentius verwiesen, das ein womöglich erbauliches, aber kaum angenehmes Ereignis gewesen sein dürfte.
Jan van Goyen. 1596-1656. Ansicht von Dordrecht. KHM Wien
Diese beiden gegensätzlichen Schiffe sollen uns wieder zum eigentlichen Zweck dieses kleinen Beitrages bringen. Das obige von
Jan van Goyen hatte ich ebenfalls bei Herrn Mazieres gefunden, beim anderen von
Charles Gleyre bin ich mir nicht mehr recht sicher, wer mich überhaupt auf ihn brachte.
Charles Gleyre, "Le Soir ou Les Illusions Perdues"
"Abend oder die verlorenen Illusionen", 1843
Auf jeden Fall muß ich aber auf
diesen Bildblog hinweisen: „Nec Spe, Nec Metu – without hope, without fear“ ist sein Titel. Die Themenlage ist vorwiegend religiös, aber mitunter gibt es eben auch wunderbare Stillleben. Die gewählte Zeit ist vor allem die der Renaissance, mit oft vielen (jedenfalls für Viertelgebildete wie mich) eher unbekannten Namen, und ein wenig in der Zeit davor und danach. Die Auswahl überwältigt sofort, wenn man allein einen kurzen ersten Blick auf das
Archiv wirft.
Gabriel de la Corte, Still Life of Flowers in a Gilt Urn, 17th century
Giuseppe Cesari (Il Cavaliere d’Arpino),
Portrait of a Young Architect, 1591
Die Suche nach Schönheit in diesem
Kunstblog hat gelegentlich einen Unterton, der mutmaßlich eher nicht aus religiösen Motiven herrührt; aber wie auch immer, ich fand
zu vieles darin bisher zu faszinierend, als daß ich es würde vorenthalten wollen. Der Hang zum (Neo)-Klassischen dürfte nicht nur bei mir Wohlwollen herbeirufen, und wo es darüber hinausgeht, wollen wir nicht in die Attitüde eines „Braghettone“ verfallen. Aber man sehe selbst.
Architectural Capriccio with the ruins of a Corinthian Temple
with Figures. 18th.century. Circle of Giovanni Paolo Panini.
Landscape with Shepherds among Ancient Ruins
with the statue of Castor and Pollux. Hubert Robert. French 1733-1808
beendet am 30. Juni