Sonntag, 20. Dezember 2015

Sonntag & (nachgetragen)


Bevor ich mit anderem langweile, lieber doch noch der vergangene Sonntag. Die Sauce war angebrannt bzw. der Fond dazu. Viel Schlimmeres ist aber nicht zu berichten. Ich liebe ja diese Klimaerwärmung, inzwischen; nur die Neigung zur Weihnachtsdekoration verkümmert dabei. Gestern wurde Sülze gekocht, bei offener Terrassentür, und die Katzen standen in Reihe, um sich die Abfälle vom fetten Bauchfleisch abzuholen.Wobei „standen“ es nicht wirklich trifft. Ich mag übrigens gar keine Sülze.


Das Hauptgericht am Sonntag war durchaus in Ordnung. Schweinefilet, längs geteilt und anschließend belegt mit einer Füllung aus fein gehackten Zwiebeln, Frischkäse, Senf und mediterranen Kräutern, zu einer Art von ganzem Brötchen geformt, also umwickelt mit Speck, damit das Zeug beim Anbraten nicht auseinanderfiel (anschließend kam es bei mäßiger Temperatur in Aluminiumfolie in den Ofen). Es war ziemlich gut, nur der Speck hatte offenbar zu viel Röstaromen abbekommen (was man kaum merkte), nur den Fond konnte ich mit soviel Schwarzbier ablöschen, wie ich wollte, und den Bitterstoffen mit Honig aufzuhelfen suchen... Manchmal ist die beste Verwertung doch einfach das Wegschütten.



Der Rosenkohl bekam Muskat und braune Butter (das half, man dankt für die Erinnerung). Ansonsten gab es hier jetzt Katzenbilder, Kinderbücher und eben obiges. Ich glaube, ich war jetzt erst einmal nett genug. Wo doch nichts so zuverlässig den Charakter verdirbt, wie das ständige gut sein Wollen.

nachgetragen am 23. Dezember

15 Kommentare:

DirkNB hat gesagt…

Herrlich. Habe doch beinahe schallend gelacht. Wobei man die Pointe noch besser hätte herausarbeiten können. Zum Beispiel mit genauerer Beschreibung der Zubereitung der Sülze. Nur der letzte Satz des Themas muss der letzte Satz bleiben. :-D

Die Beschreibung der Filetzubereitung erinnert mich irgendwie ein wenig an ein Foto eines "Wurstbrotes", dass wider Erwarten nicht aus zwei Stullen, zwischen denen sich die Wurst eingeengt befindet, besteht, sondern aus einer längst halbierten Fleischwurst, zwischen deren Hälften sich eine Scheibe Brot befand. Während diese Vorstellung als Humorbild durchaus attraktiv ist (aber auch nur als das), ist Deine Filetzubereitung auch kulinarisch interessant. Ich könnte es mir (sozusagen eine Nummer größer) auch als Variante für einen Schweinelachs vorstellen. Beide Fleischsorten neigen bei Übergarung schnell zur Trockenheit, davor könnten sie durch Ummantelung und Füllung geschützt werden.

Ein wenig ängstigt mich die Vorstellung, was für ein Verriss wohl als nächster Artikel kommt. Wenn die Nettigkeiten jetzt erstmal vorbei sind ... ;-)

MartininBroda hat gesagt…

Na Donnerwetter, wenn ich also übel gelaunt bin, schreibe ich lustige Sachen, muß ich mir merken. Eigentlich hatte ich Dienstag (sehr) früh beschlossen, das nachzutragen, dann aber erhielt ich (morgens um 6) Nachrichten von einem Erinnerungsgespenst, Herr K., ehemals auch Nbg.; am Abend hatte sich mein verdrängter Herr Bruder zu einem Weihnachtsbesuch angemeldet. Das alles ließ den Schreibfluß doch erst mal versiegen.

Die Sülze als solche war ja eher langweilig, aber vermutlich wird es Bilder geben, sie steht übrigens gerade draußen in einer roten Kühlbox auf der Terrasse, wer sie also wegfinden will...

Wurstbrot. Nun ja, wenn einem langweilig ist. Das mit dem Speck ist wirklich nicht doof, inzwischen glaube ich auch, daß eher ausgetretene Füllung für die Röstaromen gesorgt hatte. Wie auch immer. Ja es funktioniert, eigentlich.

Daß Gut-sein-Müssen den Charakter verdirbt, habe ich in meiner lieben evangelischen Kirche gelernt, die mir darob dann ein wenig fremd wurde, aber das ufert schon wieder aus. Wir danken.

DirkNB hat gesagt…

So spielt das Leben. Immer schön in die Gegensätze. Aber zeigt sich da nicht mal wieder, dass ein Griesgram, den man unbeteiligt beobachtet, doch manchmal recht lustig wirkt. Man hofft nur immer, nicht der Auslöser der Stimmungslage gewesen zu sein. ;-)

Den Hinweis mit der wegzufindenden Sülze lese ich jetzt wahrscheinlich zu spät ...

Meine zugegeben sehr schlüssellochigen Einblicke in die mich umgebenen Religionen und ihre Ausübungen lassen eine sehr durchwachsene, wenn auch nicht wirklich verbalisierbare Meinung zurück. Zumal es viele Schlüssellöcher gibt, durch die man gucken kann. Einerseits habe ich familiäre Verbindungen in Richtung katholische Kirche und so schon ein paar Mal entsprechende Räumlichkeiten von innen sehen dürfen (zu Taufen, Kommunionen u.ä.) Dabei versuche ich mich als unauffälliger, aber interessierter Beobachter der Geschehnisse. Die evangelische Kirche blieb mir derart verschlossen, wobei ich auch hier erreichbare Informationen (Interviews, Beschreibungen, u.a.) aufsaugte.
Eine andere Reihe von Schlüssellöchern sind diverse und durchaus auch zahlreiche Dokumentationen, die das Fernsehen für Interessierte bereit hält und mannigfaltige Aspekte beleuchtet. Geschichtliche Filme, die zum Beispiel die Bibel mit historischen und nachweisbaren Ereignissen verbinden, finde ich sehr interessant, aber auch solche über das Grabtuch von Turin u.ä.
Alle diese Schlüssellochbilder bilden ein sicher sehr löchriges Mosaik, dass keine tragfähige Fläche für tiefgreifende Schlüsse darstellt. Vielen Gedanken und Zielen kann ich aber durchaus etwas positives abgewinnen, beispielhaft in der sozialen Arbeit, wobei ich da nicht nur das meine, was im allgemeinen damit verbunden wird, sondern auch darüber hinaus gehende Aspekte (Nächstenliebe, Umgang der Menschen miteinander, Ehrung der Natur, ...). Neulich sah ich da mal ein Interview mit einem Kirchenvertreter, dass mich sehr hin und her riss: einerseits die sozialen, andererseits die religiösen Aspekte. Aber eine Kirche ohne Religion ist wohl undenkbar. ;-)

MartininBroda hat gesagt…

Nicht, daß man das nicht, jedenfalls in der evangelischen Kirche, immer mal wieder versucht hätte - eine Kirche ohne Religion. Ich habe da natürlich die genau umgekehrte Perspektive, irgendwie von innen. Wobei ich bei einem "Benedikt XVII." - metaphorisch gesprochen für einen Nachfolger des vorigen Papstes - mit nicht so geringer Wahrscheinlichkeit sogar konvertiert wäre. Aber das hat sich ja nun erledigt. Nach meinem Empfinden steht die Religion in Mitteleuropa (aber wenn man genau hinschaut, ist das tatsächlich nicht viel mehr, wo das so stattfindet) eher in einem Status der Verödung. Das fühlt sich für den Parteigänger nicht schön an, muß den von draußen Hereinschauenden natürlich aber noch mehr irritieren.

Das habe ich mir jetzt mehr so abgerungen, aber ich wollte doch wenigstens vorläufig antworten. Offen gestanden, war es ein sehr anstrengendes Weihnachten. Aber ich bringe vielleicht doch noch einen netten Nachtrag.

DirkNB hat gesagt…

Da sieht man mal wieder, wie wichtig doch oberste Repräsentanten (auch im kleinen) für die eigenen Entscheidungen sind. Während meines Studiums stand durchaus auch mal die Entscheidung für ein politisches Engagement auf dem Plan, das Denken und Handeln der dortigen Vorreiter schien durchaus attraktiv. Allein der nachhaltige Aufenthalt in meiner Heimatstadt ließ aufkeimende Ambitionen schnell wieder zerstäuben.

Die "Verödung" der Religion ist mir durchaus auch schon aufgefallen, wobei das Gesamtmaß der Religiosität aber konstant bleibt (mal als These). Daraus folgt die Intensivierung der Religion bei den sie noch betreibenden. Letztendlich ist für viele die eigene Religion zu einem Gebrachsgegenstand geworden: genutzt, wenn es sinnvoll ist, abgelegt, wenn man sie nicht braucht oder sie ggf. sogar hinderlich ist. Aber das ist eine Tendenz, die nicht nur auf diesem Gebiet zu erkennen ist. Die Politik kann da ja auch ein Lied drüber singen.

MartininBroda hat gesagt…

So ist es. Ich denke mal, das war dann eine Anspielung auf Neubrandenburg. Sicher nicht nur dort, aber dort nach meinem Einruck ganz besonders, braucht man wohl eine spezielle psychische Konstitution, um zu überdauern. Also eine lobenswerte Entscheidung.

Zum anderen. Ich weiß es wirklich nicht. Da haben sich ja auch ganz andere Leute schon den Kopf darüber zerbrochen. Die kulturprägende Kraft, die das Christentum in Europa über Jahrhunderte besaß, ist seit etwa 200 Jahren eher am Verdampfen. Es gab immer wieder Gegenbewegungen, auch verheerende Neuschöpfungsversuche (siehe etwa die neuheidnischen Ideen im 3. Reich), also daß die religiöse Dimension noch da ist, das glaube ich doch, aber gerade mutiert sie irgendwie.

Nun ist das als Christ für mich weniger ein Problem, es geht ja nicht darum, einer verlorenen Dominanz nachzutrauern, wir leben hier sowieso nur im Vorläufigen. Ich meine schon, was man früher die abendländische Seele nannte, die doch über Jahrtausende ein überwältigendes Kulturwerk erschuf, dessen Konturen für mich zerbröseln.

Aber, vermutlich darf man Abendland inzwischen sowieso nicht mehr sagen, wo es doch ein ganzes "pöhses" Wort ist, das heute daher auch nur noch die Bösen verwenden.

DirkNB hat gesagt…

Was/Wer prägt heute eigentlich noch die Kultur? Schafft Werte, die auch in Zukunft noch von uns künden? Mir drängt sich der Verdacht auf, dass viel nach dem Nutz-und-Weg-Prinzip entsteht. Masse statt Klasse. Möge irgendwann die Quantität in Qualität umschlagen. Oder war es früher genauso? Sehen wir von vorherigen Kulturen nur Eisbergzipfel, aber die breite Masse an Kultur ist unter gegangen, und damit das, was eine Gesellschaft wirklich beschreibt und nicht die Highlights?

Nicht wissend, wer wann den Begriff "(christliches) Abendland" prägte, würde ich schon ein paar Jahrhunderte Alter der Formulierung unterstellen und damit von der Geschichte überholt unterstellen. Wenn ich die unterstellte Bedeutung von Morgen- und Abendland unterstelle, sollten wir vermutlich mittlerweile Mittagsland heißen. Das neue Abendland liegt westlicher, eine Orientierung daran wäre nicht notwendig, aber leider allgemein üblich.

MartininBroda hat gesagt…

Da müßte ich wirklich länger ausholen, will das auch vielleicht später, aber nur soviel. Denkt man daran, was Ende des 19. Jahrhunderts allein in Berlin an Neuem geschaffen wurde, von der Kanalisation bis zum Kaiser-Wilhelm-Institut, etwas Architektur fiel auch noch ab, und dann darauf schaut, was in Berlin in der jüngsten Gründerzeit allein nur an origineller Architektur alles nicht (!) geschaffen wurde. Das ist in der Tat unheimlich.

DirkNB hat gesagt…

Ok, ein paar Hotspots gab es wohl. ;-) Wenn ich mir die Gebäude der letzten Gründerzeit (Internetblase ca. 2008) so angucke, dann werden die Gebäude in Modulbauweise spätestens die erste Klimaerwärmungsflut nicht überstehen. Allerdings gibt es auch schöne Beispiele, wie alte Bausubstanz durch neue Ideen aufgewertet wird (alter Speicher in NB, Hackerspace im Wiekhaus ;-), TIG in der Südstadt). ;-)

MartininBroda hat gesagt…

Ich meinte vor allem deswegen erst einmal Berlin, weil da nun ja wirklich viel Geld hineingeschmissen wurde. Aber merkwürdigerweise ist es schon so, daß am überzeugendsten immer noch der Nachbau von Altem (wo ich übrigens mehr zwiegespalten bin, als man annehmen sollte) bzw. Dinge wie der neue Reichstag herüberkommen. Euren Hackerspace sollte ich mal aufsuchen, TIG kenne ich gar nicht, Speicher, ja, das zu Nbg., aber ich sage nur Markt mit seinem Riefenstahlmäßigen Aufmarschplatz für das Gegenteil.

DirkNB hat gesagt…

Welchen Markt? Ach, du meinst das begehbare Dach der Tiefgarage? ;-)

DirkNB hat gesagt…

Achso, das TIG = Technologie-Innovations-Gründerzentrum (oder so ähnlich). Das ist das alte Verwaltungsgebäude auf dem RWN-Gelände, ein backsteinummantelter Zweigeschosser schräge gegenüber dem unter dem Lindenberg gelegenen schwarzen-gelbem Netto, genauer: dessen Parkplatzes.

MartininBroda hat gesagt…

So kann man es auch sagen, ich bevorzuge ja mehr den Gedanken - da hat also die Stadt ihre wertvollsten Erinnerungen entsorgt (ich sage nur, ältestes Rathaus, komplett als Kellergeschoß erhalten), um die Leere mit Beton aufzufüllen. Aber es paßt komplett zur vorherrschenden "Geistesverfassung".

Das andere erkenne ich nun auch wieder. Gleich rechts vom ehem. Wächterhäuschen sitzt doch die Firma, aus der sich mein Familienmitglied Chr. W. so sinnvoll herausgeschossen hat.

DirkNB hat gesagt…

Da gibts irgendwie einige Firmen drin. Und hin und wieder wechselt auch mal was. Wobei ich das eigentlich eher links vom Wächterhäuschen verorten würde. Also, wenn man draußen steht, auf dem Netto-Parkplatz.

MartininBroda hat gesagt…

Ja, ich wollte doch nur sagen, daß mir das Gelände jetzt erinnerlich ist.