Da dieser Ort (aus sehr verschiedenen Gründen) erneut etwas schweigsam wurde (so fiel etwa das letzte Sonntagsessen komplett aus), dachte ich mir, bring doch ein Stück von dem, wo etwas fast funktionierte. Himmelfahrt. Keine Angst. Keine religiösen Konnotationen (ich werde es versuchen, zumindest). Obwohl, ich dachte, wenn schon Himmelfahrt, dann weiße Rosen und eine blaue Vase (also irgendwas mit Himmel). Ich fand es auch hübsch.
Zum fast funktioniert habenden Essen. Ach beginnen wir mit dieser Kerze. Wie sicher erwähnt, hat unser Herzog bald seinen 60. Geburtstag. Erst wollte sie unter keinen Umständen dort hin. Dann hat sie ihm andauernd mit vergeßlichen Händen eine Kerze gebastelt. Und jetzt soll ich schon nach Kleidern suchen, die in ihrer Erinnerung aufsteigen, einem roten (!?) z.B.
Als dies sich wirklich nicht auffinden ließ, und nach meinem Einwand, vielleicht beim letzten Umzug ebenso verloren gegangen, ließ sie sich nicht beirren und fragte tatsächlich: 'Hast du schon mal in deinen Schränken nachgesehen'. Was mir nur übrig ließ zu versichern, erstens sind es nur zwei (der Plural insofern korrekt), aber wenn mir etwas zwischen meinen Winter- und Herbstmänteln z.B. ins Auge gestochen wäre, dann ein rotes Kleid. Es hätte dort keine weitere Sekunde gehabt. Das wäre bei allem doch aufgefallen, da sind wir noch nicht...
Wir wollen weiter ein wenig im Vorläufigen stöbern. Kürzlich überraschte mich von hinter dem Fenster dieses Schreibtisches ein gräßlich krächzendes monotones Gerumpel, das offensichtlich von 2 jungen Menschen herrührte, die, nein nicht Händchen hielten, aber dies wohl für Musik hielten und, was ich kurz sehen konnte, sich auf ihren Geräten bei geöffnetem Autofenster (es wurde wirklich zu schnell wieder mal warm) Bilder oder Videos oder was auch immer zeigten.
Ich darf ein Geheimnis verraten (bevor man noch zu einem dieser zänkischen Senioren mißrät) - Kultur hilft, Barock-Arien etwa, wie „Partì con l'ombra, è ver“, von Lavinia Bertotti vorgetragen (das war gerade in Reichweite, für derartige Fälle halte ich mir jetzt Mozarts Königin der Nacht mit ihrer Brauvor-Arie bereit. Die schöne Nachricht, über die man jetzt munter sinnieren darf: Sie waren so was von schnell weg, denn logischerweise waren meine beiden Fenster inzwischen ebenfalls wieder halb offen... (merkwürdig, wo dem einem selbst das Herz aufgeht oder besser, es sich in einen Zustand anlaßlosen Wohlbefindens versetzt fühlt, laufen, genauer fahren andere panisch davon).
Zum Essen. Schweinefilet ist zwar kurz gebraten (hier zusammen mit Rosmarinzweigen) immer nett, wird aber schnell trocken, wenn es nicht kurz genug war. Also wollte ich es noch kurz mit Champignons mit garen. Dann fiel mir ein. Wir mögen gegenwärtig u.a. ebenfalls keine Pilze. Also blieb es so. Frau W. hat aber tapfer davon zu ihrem üblichen Kartoffelbrei ein wenig gegessen.
Und ansonsten. Wir sind in Gottes Hand. Das ist alles.
nachgetragen am 12. Mai
8 Kommentare:
So ein schöner Klecks Kartoffelbrei ist doch auch was feines.
Vor einiger Zeit las ich mal von einer Stadtverwaltung, die ein Problem lösen musste, wire es wohl überall vorkommt. Junge Leute suchen sich immer Orte zum Treffen, und dort geht es meist ein wenig hoch her, was nahewohnende Anwohner meist weniger gefällt. Immer wieder verjagen ist meist etwas aufwändig, so braucht es intelligente Lösungen. Mozart ist da die eine Variante, die mir nicht mehr erinnerliche Kommune nutze einen anderen Effekt. Sie ließ in den Laternen die Lampen auswechseln. Das Licht der neuen Leuchtkörper erhellte die Situation etwas stärker und durch die farbliche Zusammensetzung wurden in den Gesichtern der Anwesenden Hautunreinheiten und Pickel besonders hervorgehoben (war wohl eine Leuchte aus der Kosmetik oder der Dermatologie (oder wie das heißt). Die Jugendlichen zogen sich in eine andere Region zurück ...
War's "Der Hoelle Rache kocht in meinem Busen"? Wie passend!
(Bei Mozart findet sich immer was passendes...)
@Prof. Aue Wo ich eben eingeschlafen war, fiel mir etwas Originelleres als Antwort ein. Nu isses wech. Die profanere Antwort: Ja, das ist das, was jetzt griffbereit vorliegt. Aber ernsthaft, wie wir alle wissen, bedeutet "De gustibus et coloribus non est disputandum" auch bloß, nur wer sehen kann, sollte über Farben streiten.
Dieses monoton stampfende Geröhre als Musik zu empfinden zu dürfen, räume ich jedem als sein Naturrecht stoisch ein, wie andere Abseitigkeiten, so sie nicht schaden. Aber ästhetisch unterkomplex ist es schon, um das mindeste zu sagen. Und ich kann selbst schwarz-afrikanischem Getrommel etwas abgewinnen. Das ist eben der Moment, wo einen das Gefühl überfällt, unter Aliens zu hausen.
@DirkNB Hübsch. Wie ich in obigem Kommentar andeutete, verblüffte mich vor allem etwas anderes. Nachdem meine Geduld zur Neige ging und der Notwehrmodus einsetzte, war der erste Impuls doch. Du kämpfst dich jetzt von der Couch empor und hörst dir was Schönes an. Sollten die dann noch das Feld räumen, auch gut. Daß das so panisch schnell ging, das gab mir doch zu denken.
Da erinnere ich mich an laaaange zurückliegende Zeiten. Also wirklich lange. Da regte mich - als Teenager - auch der Krach aus einer der Nachbarwohnungen auf. Es war tagsüber, aber trotzdem. Es traf wohl nicht meinen Musikgeschmack. Aber ich habe dann mal den Fernseher etwas lauter gemacht. Da lief gerade eine Rede von E.H. in der Volkskammer ...
@DirkNB Das ist natürlich ziemlich gemein. Allerdings, wenn ich zufällig in die Ergüsse der Kandesbunzlerin trete, schlimmer war der, rhetorisch gesehen, auch nicht, allenfalls schriller. Die Dame hat ja mehr etwas von einem Sedierungsmittel.
Konsensnarkotisierung...
Eben :)
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