Bis zur Kante des Abgrunds wächst das grüne Gras und verspricht Vertrautheit; dahinter nicht mehr.
Man denkt sich gern hinter dem Horizont die Unendlichkeit, aber da ist auch nur dasselbe vom Gleichen. Vielleicht jedoch ist der Horizont ein berechtigter Vorwand für Ausflüchte.
Andersartige Ausflüchte: Wenn eine distinkte Gruppe der Menschheit bei etwas „erwischt“ wird, machen deren Angehörige Ausflüchte, sind verletzt, beleidigt, erheben Gegenvorwürfe oder lenken anders ab, die Sache ist völlig gleichgültig.
Manche Frauen fühlen die Idee der Wahrheit als etwas, das sich Männer ausgedacht haben, um sie zu demütigen. Feminismus - eine der Formen des Gegenwarts-Irre-Seins.
Wahrheit ohne Menschlichkeit ist Fanatismus, Menschlichkeit ohne Wahrheit Sentimentalität.
Manche sind perfekt in der Darstellung eines angenehmen und liebenswürdigen Charakters. Vor derart charmanten Gestalten sollte man sich in Acht nehmen. Denn bei so vorzüglichen Anlagen müßte die Anhängerschaft kaum noch zu bewältigen sein, wenn aber ersichtlich kein solcher Anhang mitgeschleppt wird, wo sind sie alle geblieben?
Was linke und andere Spießer gegen authentische Kunst einnimmt, ist ihr „Transzendenz-Plus“, das sie auf sich selbst zurückwerfen würde, nähmen sie sie ernst.
Kultur entsteht durch die Einsicht, daß Distinktionsfähigkeit eine Gesellschaft lebendig erhält. Wie alles Menschliche ist auch sie zwiespältig, diesen Zwiespalt aber nivellieren zu wollen, greift das Menschliche in seinem Wesenskern an. Das Humane ist immer von einer gewissen Qualität.
Der Behauptung einer verifizierbaren Tatsache, etwa jemand sei mathematisch unmusikalisch, wird heute gern reflexhaft entgegengehalten, damit habe der Behauptende gerade etwas besonders Böses und Menschenverachtendes gesagt. Beobachtungen werden mit einer eigens kreierten Moral abgewehrt. Derlei Leute mögen keine Fakten und finden sie im Zweifel unmoralisch.
Das Linke läßt sich auf eine, vielleicht überraschende, Formel bringen: Schafft die Gesetze ab, und es gibt keine Verbrechen mehr.
Freimaurerei war die kommunistische Partei des 18. Jahrhunderts; wozu letzterer die „soziale Gerechtigkeit“ nützlich war, dazu bediente sich erstere der „Vernunft“, verkleidet als Tugend; da sie aber klug waren oder jedenfalls sich so fühlten, setzten sie zunächst nicht auf Rebellion und gewaltsamen Umsturz, sondern, wohl in realistischer Einsicht in die Verhältnisse, auf Fürstenerziehung (das hatten sie sich von den Jesuiten abgesehen, die sie naturgemäß nicht mochten). Gewissermaßen versuchte man es zuerst mit einer Revolution von oben.
Das Mittelalter wirkt oft so merkwürdig geschrumpft, da gibt es die wildesten Geschichten, und auf den Bildern sieht man gleichsam Kinder.
Religion und Monarchie leben beide von einem Transzendenzversprechen, letztere ist dabei aber eindeutig auf der unkomfortableren Seite.
Der Mensch ist in eine auf Schönheit hin geordnete Welt hineingeboren, von diesem Seins-Grund kann er sich zu lösen suchen, gar ihn bekämpfen, oder daraus leben, indem er seine Resonanz zu ihm findet.
Die zeitgenössische Schwafelsprache sagt mit Absicht nicht „ja“ oder „nein“, sondern etwa, „das ist früher nicht immer in gleichem Maße erfolgt“. Man versprüht einen verunklarenden Nebel, unter dem man seine tatsächlichen Intentionen meint um so besser durchsetzen zu können.
Lustige Verleser:
Man sollte nicht immer mit ethischen Scheuklappen leben.
Neuer Freiraum für gescheiterte Ideen.
8 Kommentare:
Wird mir da gerade mein Weltbild zerstört? ;-) Nein, wenn man doch etwas intensiver nachdenkt und die Klischees neu bewertet. "linke und andere Spießer" fand ich beim schnellen Überlesen doch als gewagte Verknüpfung, verbindet man mit dem "linken doch alles andere als Spießertum. Allerdings ist mein Denken noch geformt vom Ansatz, dass links eher als progressiv zu verstehen ist. Da kann man mal umdenken. Wobei umdenken für manche ja auch nur heißt, die Vorurteile neu zu gruppieren ...
Die Text-Bild-Einheit finde ich passend; nur bin ich ein wenig unmotiviert nachzuschauen, wem der Satz: "Seit dem ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere." entfleucht ist. Schon etwas miezanthropisch.
Mir schwante schon, wem ich da auf die Hühneraugen treten würde (abgesehen von der weiblichen Leserschaft). Progressio wohin? Ein womöglich auch noch wirtschaftlich erfolgreicher und selbstredend kaiertreuer Spießer der vorigen Jahrhundertwende fand sich auch außerordentlich progressiv.
Wenn ein Milieu bestimmend geworden ist, (wie gegenwärtig ein irgendwie linkes, das sehen die Angehörigen desselben naturgemäß anders, für die ist das schlicht das Normale, man streitet sich aber hingebungsvoll darüber, ob der Farbton schon satt genug ist) sortiert sich da jeder Opportunismus gern ein.
Das bedeutet nicht, daß ich nun den simplen Gegensatz dazu propagiere, das wäre dann tatsächlich nur eine Umgruppierung der Vorurteile und ein genauso unerfreulicher Kollektivismus, nur eben anders eingefärbt.
Die Katzenbilder sollten nur einen Kontrast bilden und den Titel etwas ironisieren, was offenbar funktioniert hat.
Naja, das zertretene Hühnerauge wäre schon zu viel der Ehre, wenngleich der kleine Gedankenstubs durchaus vorhanden wäre. Es ist ja auch immer eine Definitionsfrage, was man unter welchem Begriff versteht, eine Reihe von Differenzen erklärt sich - ganz allgemein gesprochen - nicht in der Unterschiedlichkeit von Meinungen/Überzeugungen, sondern "nur" in verschiedenen Begriffsverständnissen. Mithin ist der Unterschied zwischen allgemeinem Klischee, eigenen Vorurteilen und ggf. hinein interpretierten Sinnen ein sehr unregelmäßiges Dreieck.
Stellt sich die Frage nach dem Wohin wirklich, wenn man an Progression denkt? Sie ist sicher sehr interessant, aber nicht zu beantworten. Ist es nicht so, dass die bisherige Entwicklung auch eher nach dem Versuch-Irrtum-Prinzip stattfand? Alle Möglichkeiten wurden ausprobiert, was entweder förderlich war oder alternativ-extrem in der Katastrophe endete. Die Naturwissenschaften machen es vor, die Gesellschaftswissenschaften, in denen ich nicht ganz so bewandert bin, werden da auch eine entsprechende Methode haben.
Das Gegenteil zum Progressiven ist das Erhaltende, das Konservative. Schönes - was das auch immer sein mag - ist sicher erhaltenswert, aber ich stellte mir immer wieder die Frage, nach welchen Kriterien wird die (komplexe) Situation ausgewählt, die dann erhalten werden soll, vielleicht kommt ja noch eine bessere? Oder die beste war schon längst ... Meist wird "die gute alte Zeit" bemüht, wobei zu beachten ist, dass wir gerade in der guten alten Zeit leben, wenn wir uns in ca. 30 Jahren an die heutige Zeit zurück erinnern. ;-)
Zu Zeiten meiner geistigen Sozialisation in den 1980er wurden die linken Kräfte immer mit der Weiterentwicklung der Gesellschaft in Verbindung gebracht; die Gegenwart entsprach noch nicht ihrem Idealbild, so dass eine Weiterentwicklung unumgänglich war. Die konservativen Kräfte waren klassischerweise rechts, den Zustand, in dem sie sich kommod eingerichtet hatten, mit allen Kräften verteidigend. Aus heutiger Sicht war die Situation zwar nicht ganz so schwarz-weiß in der Unterteilung, heute sieht man das sicher differenzierter, aber es musste ja auch in einen Teenager-KOpf rein, der sich vermutlich mit ganz anderen Sachen lieber beschäftigte.
Heute sieht das alles sehr viel fragmentierter aus, die Menschen denken nicht mehr in den großen klassischen Richtungen, nehmen aus jeder gesellschaftlichen Richtung ein Mosaiksteinchen, dass ihnen gefällt und bauen sich eine eigene daraus. Und da die Gesellschaft selber sich gewandelt hat, haben sich auch die Bedeutungen einiger Begrifflichkeiten gedreht. Während zum Beispiel "links-konservativ" seinerzeit jemand war, der sich der damals gar nicht so definierten Mitte annährte, würde man heute eher einen Linksaußen darunter verstehen. Das mag aber auch daran liegen, dass sich alle in der Mitte drängeln.
Stellt sich abschließend die Frage, wo sich jetzt der Spießer verortet. Ich könnte mich jetzt auf den Standpunkt zurückziehen, der Spiesser sei ein anzeigenfinanziertes Jugendmagazin, dass in allerlei Schulen rumliegt. Aber das wäre wohl ein schlechter Fluchtversuch. Andererseits formt sich in mir bei dem Begriff ein Bild, dass ich irgendwie aber nicht in Worte destillieren kann. Vielleicht ist die Spießigkeit doch nur ein Klischee von Leuten, die diesem selbst natürlich nie angehören, die sich beim anderen aber durch Tinnef, Mainstream und ein Hauch Konservatismus (nicht unbedingt rechts) manifestiert.
Also doch die Hühneraugen. Spießer sind sowieso immer die anderen, aber das ist auch nicht so wichtig. Ich habe mir nach einem gewissen Desillusionierungsprozeß, der ungefähr 1991, eher früher, einsetze, aber wenigstens mehr als ein Jahrzehnt gut alimentiert wurde, viele Gedanken gemacht, u.a. über das Linke. Keine Sorge, ich will das hier eigentlich nicht haben. Um nicht zu biographisch zu werden, aber wo Du schon mal diesen persönlichen Tonfall anschlägst:
Ich stand ja einigen der damaligen Akteure persönlich, nicht von der Haltung her, hinreichend nahe (Parole, vom anderen Schützengraben aus zugewunken), schon allein, um zu erkennen, daß sich West- und Ost-Linke vom Habitus her eigentlich verachteten. Das beschäftigt einen unausgelasteten schwachen Verstand. Ein paar Jahrzehnte später habe ich meine Schlüsse gezogen, aber keine Sorge (s.o), ich will hier damit nicht belästigen.
Es gibt diese fröhliche Denkschablone, daß konservativ das Gegenteil von Links-Fortschrittlich sei. Das dahinter stehende Klischee, die einen wollen sich, wohin immer, fortbewegen, die anderen einfach nur stehenbleiben oder, frei nach Loriot, einfach nur sitzen. Das ist natürlich Quark. Denn, wer sich von seinem Gegner her definiert, ist ihm im Grunde schon ausgeliefert. Was mir selbst schon zu martialisch klingt, nebenbei.
Übrigens, der konservative Fürst Bismarck hat im vorvorigen Jahrhundert wohl den fortschrittlichsten Staat Europas geschaffen (man schaue sich einfach mal Sachen wie Wahlrecht, wirtschaftliche Dynamik, Pressefreiheit und tatsächliche Repression an). Daß die Gegenwart sehr in Unordnung sei, glauben die meisten Ambitionierten inzwischen sofort. Aber aus ganz verschiedenen Gründen.
Obwohl er mir immer wieder empfohlen wird, habe ich Schwierigkeiten mit einem der beliebten deutschen Blogger. In seiner mir oft etwas zu rumpeligen und verbissenen Art verschafft er nicht immer Lesevergnügen, so ich mich aufraffe, aber kürzlich dachte ich, 'wenn selbst der, dann ist es wohl wirklich genau so ernst'.
http://www.danisch.de/blog/2016/05/20/staatstreue-deutsche-schlaeger/
"Einer der beliebten deutschen Blogger" Danke für die Eingruppierung, immerhin höre ich von ihm heute das erste Mal, da muss man ja wissen, mit wem man es zu tun hat. Bloggen ist wohl nicht so mein Ding. ;-) Naja, man guckt auf vieles eben aus dem eigenen Gesichtskreis, und da gehören bei mir die "Gesellschafts-Blogger" eher nicht dazu. Bewusst habe ich von ihnen noch keinen in meine Filterbubble gelassen. Mein Interesse konzentriert sich eben doch eher auf Essen und Medien, und selbst hier arbeitet die Filterfunktion maßgeblich mit, da kommt mir auch nicht alles in den Feedreader. Mein Eindruck verstärkt sich sogar, dass die Filterwirkung mit der Zeit immer stärker wird.
Wenn ich mich richtig erinnere, schuf Fürst Bismarck den fortschrittlichsten Staat Europas nicht unbedingt aus eigenen Stücken, er reagierte damit auf den Druck von außen (wobei außen in seiner Bedeutung mal diffus bleibt). Die Einschätzung der damaligen Lage überlasse ich aber lieber den Fachleuten.
Wenn gesellschaftliche Gruppen für ihre Ziele kämpfen und sich dabei dieses "kämpfen" eher körperlich als geistig ausdrückt, ist es mir meist zuwider. Schade um den Teil der Ziele, der sinnvoll wäre, da er dadurch diskreditiert wird. Da stellen sich die extremen Gruppen jedweder Couleur in ihren Aktivitäten allesamt auf eine gleiche Ebene. Immerhin sollten wir (das gilt in jedwede Richtung) mittlerweile soweit zivilisiert sein, um Probleme ohne Gewalt zu lösen.
Und was die Denkschablonen betrifft, so scheint der menschliche Geist immer wieder versuchen, diese aufzubauen und dann nach ihnen zu arbeiten. Aber es gibt da eine ganze Generation (oder mehr), die eben nicht nach den alten Schablonen denken. Parteien (als Ausdruck für Schablonen) scheitern ja gerade mit wenigen Ausnahmen an dieser Fragmentierung der Denkschemen. Und der zunehmende Individualismus lässt eben immer weniger Unterordnung oder Kompromisslösungsfinden zu.
Es gab eine Zeit, in der ich etwas intensiver nach einer Möglichkeit gesucht habe, mich etwas mehr gesellschaftlich zu engagieren. Im zeitlichen Rahmen meiner Studiumszeiten sowie nachfolgender Berufszeiten hatte ich eigentlich mit vielen gängigen Institutionen zu tun. Aber eine Widerspiegelung meiner Ideen in möglichst großem Umfang fand ich nicht. Sicher waren die Schnittmengen mal größer und mal kleiner, aber spätestens der Umgang mit den Aktiven (bzw. die Verfolgung der medialen Widerspiegelung ihrer Aktivitäten) ließen mich mehr oder weniger schnell Abstand gewinnen. Nun blogge ich eben vor mich hin. ;-) Und versuche mich vielleicht nicht unbedingt über eventuelle Gegner zu definieren, sondern übe mich in einem Vergleich im Medienbereich. Das ich dazu gleich zwei Figuren benötige, zeigt das Schizophrene der Zeit. ;-) Aber die Position von Waldorf und Stadler, den beiden alten aus der Muppet-Show, empfinde ich schon als sehr interessant für mich. So ein bisschen von außen auf die Szenerie schauen, um sie zu kommentieren und sich zu amüsieren, dabei allerdings meist enttäuscht werdend. Aber das "außen" ist nicht vollkommen, denn auch sie sind zwei Muppets und gehören letztendlich doch dazu.
"Gesellschafts-Blogger" meide ich ebenso eher; wenn ich was lese, ist meist jemand anderes schuld, häuft sich das, mutmaße ich eine gewisse Popularität, vor allem, so die Empfehlung aus recht unterschiedlichen Richtungen stammt.
So einem langen Kommentar gebührt natürlich eine angemessene Antwort. Dazu bin ich gerade etwas zu müde. Aber ich verspreche, mir bald Mühe geben zu wollen.
Mach mal nicht so viel, dann bin ich ja nur wieder herausgefordert, auch wieder ausführlich zu antworten. ;-)
Versprochen! :)
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