Sonntag, 25. November 2012

Ewigkeits - Sonntag



Die Bilder, in denen wir von Tod und Ewigkeit erfahren, sind eine Brücke zwischen uns und dem Unsagbaren, das all unser Verstehen übersteigt. Wenn wir sie beschreiten, scheint sich das andere Ende immer wieder nebelverhangen zu entziehen, und doch wissen wir, daß es da ist.

Ich wollte ursprünglich meine Gedanken zu Totensonntag / Ewigkeitssonntag hier persönlicher und länger ausfallen lassen, doch nun bringe ich stattdessen die Worte, die Herr Roloff heute in seiner Heimatgemeinde anbrachte.



Auslegungen zur Andacht auf dem Friedhof zu Schönhausen 
am Totensonntag 2012

Als Martha nun hörte, daß Jesus kommt, geht sie ihm entgegen; Maria aber blieb daheim sitzen. Da sprach Martha zu Jesus: HERR, wärest du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben! Aber ich weiß auch noch, daß, was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben. Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder soll auferstehen. Martha spricht zu ihm: Ich weiß wohl, daß er auferstehen wird in der Auferstehung am Jüngsten Tage. Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe; und wer da lebet und glaubet an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das?
Joh 11, 20-26

Die Frage des Herrn verlangt unser Ja. Ja, wir glauben, was du uns verheißen hast, und wir glauben es umso mehr, je weniger wir es verstehen. Herr, wir verstehen nicht, wie die Toten, unsere Toten, die wir hier betrauern, wieder ins Leben kommen sollen. Dennoch bleiben wir an dir und wollen dir vertrauen, denn du sprichst: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Gerade indem wir an dir, dem Lebendigen, bleiben, hoffen wir selbst, das Leben zu bewahren – nicht für die Welt, denn wir wissen, dass wir in ihr sterben und begraben werden. Aber wir bleiben stets an dir.

Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und dasselbe plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune schallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn dies Verwesliche muß anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muß anziehen die Unsterblichkeit.
1 Kor 15, 51-53

Ein Geheimnis vertraut uns Paulus an, und wir bewahren es durch unsere Zeit, wie unsere Väter und Mütter es für uns bewahrt haben. Wir werden verwandelt werden, wir sollen auferstehen. Darum ist es ein Geheimnis, weil uns etwas verheißen wird, was wir nicht und niemals verstehen können. Hier haben wir nur Bilder: Das Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit. Das sagt uns auch, nur weil das Verwesliche ist, kann es die Unverweslichkeit erlangen, nur weil wir sterblich sind, gewinnen wir die Hoffnung auf die Unsterblichkeit, die wir in Gott erlangen und anziehen dürfen wie ein König sein Gewand am Tage der Krönung. Die Auferstehung, auf die wir als Christen hoffen, stellt nicht das wieder her, was war, sondern sie verwandelt den Menschen zu dem, was er ist in der ewigen Gegenwart Gottes.

Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR; sondern soviel der Himmel höher ist denn die Erde, so sind auch meine Wege höher denn eure Wege und meine Gedanken denn eure Gedanken. Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahinkommt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und wachsend, daß sie gibt Samen, zu säen, und Brot, zu essen: also soll das Wort, so aus meinem Munde geht, auch sein. Es soll nicht wieder zu mir leer kommen, sondern tun, was mir gefällt, und soll ihm gelingen, dazu ich's sende.
Jes 55, 8-11

Gottes Gedanken, wie könnten wir wähnen, sie zu erraten oder gar zu erfassen. Gottes Gedanken sind uns fremd, wie seine Wege uns unergründlich und fremd sind. Dennoch sind sie in der Welt gegenwärtig. Im Glauben bejahen wir die Anwesenheit Gottes und vertrauen seinem Handeln. Weil wir das tun, dürfen wir in allen Dingen einen Ausdruck und ein Gleichnis für dieses Handeln erblicken. Jesaja nimmt den Weg des Wassers, um uns zu belehren. Es fällt vom Himmel, feuchtet die Erde, macht sie fruchtbar und wachsend, dass sie Samen gibt und Brot. Den Samen gibt sie, um zu säen und das Brot, um zu essen. Wer denkt hier nicht an das sterbende Samenkorn, das der Bauer auch ohne Trauern in die Erde legt und an den Leib des Herrn, den er uns durch seinen Tod als Brot zur Speise gibt. So verwandeln sich alle Dinge und gelangen nur dadurch an ihr Ziel. So sucht uns auch sein Wort. Gott ist dieses Wort. Dort wo wir sein Wort aufnehmen und es bewahren, da machen wir uns bereit, zu ihm zurückzukehren, denn das ist es ja, wozu er es gesandt hat. So suchen wir in unserem Tod den seinen und hoffen durch seine Auferstehung mit ihm ewiges Leben zu erlangen.

Amen

Thomas Roloff

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