Dienstag, 31. Dezember 2013

Silvester &

für alle Photos heute: (c) Oliver Tobolewski





Ein gutes, gesegnetes Neues Jahr!

voll mit freundlichen, ermutigenden, verbessernden, hilfreichen und auch anderen Dingen,
die uns wohl manchmal verstören mögen, an denen wir aber auch wachsen dürfen.


A good & blessed New Year!

Filled with friendly, encouraging, enhancing, helpful and also other things, that may have a tendency to unsettle us a bit sometimes, but where we can also grow on.
God bless you all!

nachgetragen am Morgen des 2. Januar 2014

Sonntag, 29. Dezember 2013

Sonntag &



Das Kuriose ist, so richtig hat dieser Sonntag gar keinen Namen, er ist so zwischen Weihnachten und dem neuen Jahr irgendwie dazwischen-gerutscht. Und so verhält es sich auch mit dem Essen, es war kein richtiges, sondern eine Art Reste-Verwertung (ausgelöst vom mißmutigen Blick in den Gefrierschrank), also eine sozusagen Gemüsesuppe, in die sich Überbleibsel eines gewesenen Krustenbratens und marinierten Filets vom Schwein verirrten (wir berichteten).

Es ist ein wenig wie mit den Erinnerungen, man wirft nicht Zusammengehöriges ineinander und hofft, daraus werde irgendetwas Erhellendes werden, nun ja. Dazu (mäßige) Bilder vom (letztjährigen) Tannenbaum, diesmal mit Lametta. Das aktuelle Neujahrsessen ruft (es sind also weitere Nachträge zu erwarten).


nachgetragen am 1. Januar 1014

Mittwoch, 25. Dezember 2013

Weihnachten




Ich muß gestehen, der Geist der Weihnacht hat mich dieses Jahr eher gestreift als getroffen. Trotz allen Tannenbaumzaubers und Goldengeln und Strohsternen und Hl. Familie und was es sonst noch an üblichem gab. Und ich hatte sogar noch Dinge dazugekauft (als ob wir nicht schon genug davon hätten); ich schiebe es einfach auf das frühlingshafte Wetter, dessen wir uns gerade erfreuen.

Den diesjährigen Tannenbaum habe ich bereits mit den ersten Bildern vorgestellt. Er mußte aus Platzgründen in den Flur. Dort macht er sich zwar recht nett, aber die Lichtverhältnisse sind halt schwierig. Nun hat er ja sein eigenes Licht, aber für's Photographieren eignet sich das nicht so wirklich. Das Lametta fehlt, also wird es vielleicht später noch ein weiteres Bild geben. Ich bin gespannt, wann sich die hiesigen sensiblen Rauchmelder das erste Mal bemerkbar machen werden, weil sie die Kerzenidylle für einen Wohnungsbrand halten... 

Die erwähnte Hl. Familie tummelt sich auf dem Fensterbrett, und dann folgt auch schon das Essen.



Keine Ente, sondern Fisch, wie man unschwer erkennen kann, gab es, genauer gesagt Lachs. Wie üblich auf Butterschmalz geschmort, mit wenig Rosmarin, deutlich mehr Thymian und vor allem viel Dill (und natürlich Salz und Pfeffer). Von dem Sud habe ich sogar eine Sauce gemacht (unter Zusatz von frischem Zitronensaft und etwas Zucker). Ich selbst war zunächst nur durchschnittlich begeistert, aber was höre ich zu meiner Verblüffung: „Die Sauce schmeckt, so hat die meine Mutter auch immer gemacht, mit viel Dill!“ Sie hat sie vermutlich nicht ganz genauso gemacht, aber immerhin.

Dazu gedünstete Mohrrüben. Es war tatsächlich nicht übel, vor allem der Fisch war ordentlich und vor allem frisch, ich muß den Fischhändler das nächste Mal dafür loben.

Vom gestrigen, sehr geselligen Abend-Essen kann ich aus einem schlichten Grund nicht berichten, es stammte nicht von mir – wir waren hier im Hause eingeladen. Es war wie aus dem Bilderbuch, 6 Erwachsene und 7 Kinder, die alle ausgiebig beschert wurden und das mit der entsprechenden Geräuschkulisse quittierten, auch das Absingen von Weihnachtsliedern wurde nicht ausgelassen. Wie gesagt, es war eine Veranstaltung wie aus einem Bilderbuch von 1900, ganz rührend (nur bin ich zu meinem großen Bedauern diesen Sachen leicht entwöhnt).





Und da Weihnachten ja mindestens noch bis zum 6. Januar und den Heiligen Drei Königen geht, mache zählen es sogar bis Mariä Lichtmeß am 2. Februar, kann auch ich, der dies dann doch erst am Morgen des 2. Weihnachtfeiertages zu Ende schreibt, noch meine Wünsche loswerden.

Und also wünsche ich jedem, der hier am Ende angekommen ist (und manch anderem, der dies womöglich gar nicht lesen wird):

 Frohe, friedvolle und gesegnete Weihnachten
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Dienstag, 24. Dezember 2013

Hl. Abend

jetziger Zustand der Himmelsscheibe von Nebra (ca. 1600 v. Chr.)

Rekonstruktion der Himmelsscheibe von Nebra

Ich muß noch die Weihnachtspredigt nachtragen, die Herr Roloff am Heiligen Abend hielt. Er hat dafür eine Sensation aus seinem Bundesland herangezogen, die sog. „Himmelsscheibe von Nebra“, die als die älteste bekannte konkrete Himmelsdarstellung der Menschheit bezeichnet wird und mindestens 3600 Jahre alt ist, möglicherweise auch deutlich älter. Ich habe deshalb die beiden Abbildungen beigefügt. Es ist schon seltsam, da liegt so ein Artefakt Jahrtauende mehr oder weniger unversehrt im Boden, und dann kommen Raubgräber und hacken darauf herum beim „Schätzesuchen“. Aber so ist diese Menschheit nun einmal, eine Generation erschafft den Pergamonaltar, nachfolgende brennen sich aus den Überresten Kalk für ihre Hütten.

Es wird gleich noch ein weiterer Nachtrag folgen, darum nur soviel, die übrigen Bilder stammen aus den letzten beiden Tagen, genauer gesagt sind die rosalich eingefärbten vom frühen Morgen des 24.


Weihnachtsansprache 2013

Die Gnade und der Frieden des Kindes in der Krippe sei alle Zeit mit Euch!

Liebe Gemeinde,

vor wenigen Wochen war ich mit Freunden und unseren Kindern gemeinsam in der Arche Nebra, in der Nähe des Fundortes der Himmelsscheibe. Das Spektakuläre dieser Sternenkarte ist, dass sie uns ahnen lässt, wie die Menschen der Vorzeit begannen, sich die Welt zu erklären. Im Rahmen einer großartigen Animation, die vor allem für die Kinder sehr eindrucksvoll war, wie man ihren Reaktionen entnehmen konnte, wurde anschaulich, wie Menschen Schritt für Schritt, in allem was sie umgab, eine Ordnung entdeckten, von der Saat und Ernte, Jahreszeiten und der gesamte Gang der Dinge bestimmt sind.

Die über 4000 Jahre alte Himmelsscheibe gibt als ältestes Zeugnis der Menschheit davon Kunde, wie diese Entdeckung auch das Leben der Menschen durchdrungen und verändert hat. Sie ist tatsächlich die erste Himmelsdarstellung, die wir von uns Menschen kennen. Vermutlich war ihr Gebrauch den Schamanen, oder heidnischen Priestern vorbehalten, die in einem eigens hergerichteten Observatorium den Lauf der Sterne, vor allem den Stand der Plejaden, bestimmten und auf diesem Wege wohl sogar in der Lage waren, Mond und Sonnenjahr zu synchronisieren.


Sie lagen mit dieser Leistung vielleicht sogar noch vor den babylonischen Sterndeutern, denen sie lange zugeschrieben wurde. Dadurch wurde es möglich, die Aussaattermine zu verbessern und die Ertragswahrscheinlichkeiten, in einer von Ackerbau und Viehzucht abhängigen Gesellschaft, zu erhöhen. Letztlich hing davon das Überleben der Gemeinschaft ab. Es wundert also nicht, dass diese Fähigkeit zur Himmelsbeobachtung als ganz große Gabe angesehen und mit großem Aufwand bewahrt wurde.

Warum erzähle ich das alles in dieser Weihnachtszeit?

Ich erzähle es, weil ich der festen Überzeugung – oder muss ich sagen des Glaubens bin – dass uns mit dem Geburtsfest Jesu Christi etwas ganz Ähnliches geschenkt ist, wie den Menschen der Vorzeit durch die Himmelsscheibe.

Wir müssen dieses Fest dazu allerdings für einen Augenblick von all dem entkleiden, was uns zuweilen den Blick auf sein Wesen verstellt. Ich meine damit wirklich alles, was wir oft bereits ganz unbewusst unternehmen, um den Alltag, das normale Leben, die vielen Probleme und Lasten, das Leid und unsere Schmerzen, auch unsere Trauer zu verdrängen, sie wenigstens durch vielen süßen Schmuck ein paar Tage zu verhängen. Wir tun das, obwohl wir Erwachsenen zumindest doch ganz genau wissen, dass es nicht gelingt.

Die Menschen der Bronzezeit machten die ihnen noch sehr magisch vorkommende Erfahrung, dass die Kenntnis und die Beobachtung der inneren Prinzipien des Weltenlaufs ihrem Leben förderlich sein konnte. Es verbesserte die Ernten gewöhnlich, wenn man sich an diese Regeln hielt und dem Lauf von Zeiten und Sternen aufmerksam folgte.

Wir wiederum erfahren durch das Wunder der Weihnacht Gottes Weise, mit der Welt zu handeln. Die mit der Menschwerdung Gottes in Gang gesetzte Erlösung ereignet sich ganz und gar als neue Schöpfung. Die Menschwerdung Gottes ist Gottes eigene Antwort auf die Schöpfung des Menschen durch Gott. Hier erst verbindet er sich ganz und endgültig seinem Werk. Lag es zuvor noch immer im Bereich des Vorstellbaren und des zu Fürchtenden, dass Gott seine gefallene Schöpfung wieder zu Nichts hinwegrafft, dann kann dies nach der Geburt seines Sohnes nicht und niemals mehr geschehen, denn er hat sich ja nun selbst dieser Schöpfung und seinem Geschöpf ganz und gar verbunden.

Gottes Sohn ist Mensch geboren! Dieses alles verkündet und feiert die Kirche in vollkommenem Einklang mit dem Lauf von Sonne, Mond und allen Sternen. Nicht zufällig waren es Sterndeuter aus dem Morgenland, die zu den Ersten gehörten, die nach dem Kinde suchten. Nicht zufällig feiern wir das Geburtsfest Jesu im Zusammenhang mit der Wintersonnenwende, denn es wird wieder Licht. Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht und über denen, die da wandern im finsteren Tal, scheint es hell.

In diesen heiligen Tagen gibt Gott seinen Plan von der Welt, von seiner Schöpfung kund. Und in unserer Weise es zu feiern, kann für alle Menschen das Wesen der Schöpfung sichtbar werden, wie auf einer großen Himmelsscheibe, die nun aber nicht mehr von einigen wenigen Auserwählten als geheimes Wissen bewahrt, sondern der ganzen Welt öffentlich vor Augen gestellt wird. Nicht auf eine bronzene Scheibe durch Goldeinlegearbeiten, sondern in die Welt selbst schreibt Gott mit diesem Fest seinen Willen ein.


Die erste Botschaft der Weihnacht ist nun wieder und wieder das „Fürchtet euch nicht!“. Fürchte dich nicht, sagt der Engel bereits zu Zacharias, dem Vater des Täufers und Vorläufers des Herrn. Fürchte Dich nicht, das sagt der Engel auch zu Maria, deren Glaube die entscheidende Antwort auf den Heilswillen Gottes ist. Nur durch diesen Glauben konnte sie den Herren empfangen. Fürchtet euch nicht, wird zuletzt auch den Hirten verkündet.

Mit der Geburt Jesu Christi ist uns aller Grund zu wirklicher Furcht genommen, denn Gott lässt und verlässt seine Geschöpfe nun nimmermehr, denn er hat unser Menschsein gleichsam in sein Gottsein hineingezogen.

Die zweite Botschaft des Festes liegt nun darin, dass uns Gott mit diesem ganzen Geschehen nicht überwältigt, sondern die Dinge sich wirklich unter uns abspielen. Hier handelt Gott nicht einfach an Menschen, unser Gott handelt mit uns Menschen. Darum nimmt die Heilige Familie so einen zentralen Platz in dieser Geschichte und in unserem menschlichen Leben ein. Die Treue, die wir uns in unserer Familie bewahren ist dieselbe, die wir Gott entgegenbringen. Darum geben wir uns unsere Versprechungen an den wesentlichen Punkten des Lebens vor dem Altar, weil wir hier wie Maria bekunden, dass wir nur leben können, was wir auch glauben. Treue ist gerade darum auch immer der Wille zur Wahrheit. In der heiligen Familie, in dem was Menschen tun, wird die Botschaft der Weihnacht bewahrt und weitergegeben.


Zuletzt aber öffnet und verkündet sich Gott durch seine Fleischwerdung der ganzen Menschheit. Er wendet sich nicht mehr an das eine oder das andere Volk, sondern an alle Menschen. Darauf dürfen wir vertrauen und in dieses Vertrauen auch unsere Nöte, Lasten und alles Schwere des Lebens mit hinein nehmen. Wir müssen uns keine heile Welt vorspielen, sondern können aus der Freude über die Geburt des Herrn in der gefallenen Welt fröhlich sein. So wird aus dieser Gewissheit unser ganzes Leben neu. Die Himmelsscheibe zeigte den Menschen den Weg von Sonne, Mond und Sternen. Im Geburtsfest unseres Herrn und Erlösers ist der ganzen Menschheit der Weg Gottes mit seiner Schöpfung aufgezeichnet.

„Fürchtet euch nicht! Denn siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geboren, welches ist Christus der Herr.“ Amen

Die Gnade und Liebe des Kindes in der Krippe bleibe nun für alle Zeit bei Euch!

Amen
Thomas Roloff



nachgetragen am 25. Dezember

Sonntag, 22. Dezember 2013

4. Advent &

sort of "translated"


Jessye Norman, "Give Me Jesus"


Kathleen Battle & Jessye Norman, "I Believe I'll Go Back Home..."

Jessye Norman: "Deep River"


Mitunter erheitert sogar das Geräusch von der Straße (so wie heute; es war kurz, ich dürfte den Lautstand daher einigermaßen zutreffend wiedergeben): „Ey Alta, kuck ma, so viele Bücher, Sch*** is ja krass!“ Was für nette junge Menschen es heutzutage wieder gibt. Das Lustige daran ist die unterschiedliche Perspektive, man selbst fühlt sich vor allem wie ein Hochstapler, wegen all dessen, was von rechts wegen dort auch zu stehn hätte, es aber nicht tut.

Ich habe die langanhaltende schlechte Laune der letzten Wochen endlich abtöten können, vollständig, denke ich. I blame our Christ & Saviour. Keine Sorge, dies ist immer noch ein Essens-Post, aber das Vorgehende nur ein Hinweis, wohin die Eingangsmusik hinzusortieren ist. „Schuld“ ist übrigens Frau Psaute (die von Texas her sich hierher verirrte, die Leiterin des hiesigen Gospel-Chors, dem ich rätselhafterweise angehöre, die mich darauf hinwies, ich solle einmal nach Jessye Norman & Kathleen Battle suchen... , nun das habe ich nunmehr getan, ich kannte beide; nur ein wenig natürlich, wobei, wenn ich ehrlich bin, mochte ich ihren Liebestod, den von Frau Norman, fast eher noch mehr). Ein Bruch:


Die Marinade war - Balsamico-Essig, Oliven- und Sonnenblumenöl, Rotwein, Chilisauce, brauner Zucker, weißer Pfeffer, feingehackter frischer Rosmarin und Thymian, gehackter Knoblauch und Zwiebeln.

Dahinein kam also das Filet vom Schwein. Das wurde später angebraten und weitergeschmort. Der Zucker hat es etwas dunkel aussehen lassen (vulgo „verbrannt“). Dazu Blumenkohl mit Muskat. Eines meiner besseren Gerichte, vermute ich, und vor allem, etwas Neues (nur ein wenig zuviel an Balsamico-Essig, aber Mensch lernt ja, wenn er denn will).




Sometimes even the noise from the street amuses (like today, it was short, so I’m therefore reasonably accurately about it I guess, but it is untranslatable I fear): "Hey dude look at that, so many books, s *** that’s crazy" (you got an idea). What nice young people we have these days! The funny thing is the different view, one feels primarily as an impostor, because of everything that had to stand right there as well, but doesn’t.

I’ve overcome the bad mood of the last few weeks finally, completely, I think. I blame our Christ & Saviour. Don’t worry, this is still a food post, the previous only an indication where the introducing music is to be sorted at. Oh and I have to “blame” Ms. Psaute (from Texas originally, who got lost here some years ago, head of the local gospel choir to which I belong obviously mysteriously, who pointed me to it, to look for Jessye Norman & Kathleen Battle, and well, I did so, knew them both, only a little of course). A break:

The marinade was from - balsamic vinegar, olive oil and sunflower oil, red wine, chili sauce, brown sugar, white pepper, chopped fresh rosemary and thyme, chopped garlic and onions. Into it the fillet of pork. This was seared and braised later. The sugar has make it look a bit dark (vulgo "burned"). And cauliflower with nutmeg. One of my better dishes and above all, something new and as we all know “varietas delectat” (just a little too much balsamic vinegar, but a man learns, if he wants).


Kathleen Battle, "Oh, Glory"

Donnerstag, 19. Dezember 2013

Nur ein paar Gedanken, nachdem er sich vom Sofa erhob







Da läuft man mit seinem übellaunigen Tagesbewußtsein durch den faden Dezember, fühlt sich als Schatten seiner selbst. Und dann überrascht einen das Unbewußte! Denn die zur Aufbesserung vorgesehene Nachmittagsruhe geriet zu einem farbigen und Staunen machenden Trip in Regionen, von denen ich beim besten Willen nicht erinnern kann, dort schon einmal anwesend gewesen sein zu sollen.

Ich will aufrichtig nicht weiter lästig fallen mit sowas, nur anmerken, wie gewissermaßen 2mal an „Tagesreste“ anknüpfend oder, besser gesagt, an reale Erfahrungen der letzten Monate sich eine Odyssee aus optischen Explosionen, Zeitreisen, moralisch-philosophischen Erwägungen anschloß, die sich auch bei „Tageslicht“ nicht wirklich als bloßer Unfug erwiesen. Hm.

Nummer 3 war von härterem Kaliber, auf den 1. Blick eine Art Jagdgeschichte (ein mir völlig fremdes Terrain, und das gilt für die nachfolgende Thematik nicht minder), auf den nächsten eine über das Leben als solches, sogenanntes „weniger wertvolles“ Leben, Empathie und Feigheit, Furcht und Mitleid, Mut.

Ich mußte in ein paar älteren Bildern stöbern, wo ich dies schrieb; Bilder, wenn sie Eindruck machen, versprechen oft diese Gewißheiten (oh ja, jetzt wissen wir es genau; was auch immer; ich jedenfalls weiß, daß ich kein richtiger Photograph bin; aber wer nicht völlig auf die Augen gefallen ist, gewinnt eine Ahnung von dem Moment, möglicherweise), Bilder sind trügerich, die ideale Täuschungsmaschinerie gewissermaßen. Aber das wäre ein völlig neues Thema. Dies war nur als Fußnote gedacht.

Man muß keine Sorge um den Autor der vorhergehenden Zeilen haben (wobei, und das ist sehr ehrlich, sie mir verstörend unangenehm erschienen, als ich noch einmal darüberschaute, aber nun sind sie einmal in der "Welt"). Ich dachte nur, ich sollte die kleine "Moral von der Geschicht'" zur Ermutigung mitteilen - da legt man sich mißmutig nieder und wacht wacker erschrocken auf, den Kopf voller Gedanken, die alle verscheucht werden wollen.  Oder mit anderen Worten: Das Leben ist voller Überraschungen, gerade aus den Ecken, von denen man sie nicht kommen sieht.

Dienstag, 17. Dezember 2013

So nebenbei



Irgendwo hat dieses Städtchen, wohin es uns verschlagen hat, etwas deutlich Verwunschenes. Was erst einmal sehr romantisch klingt, aber de facto auch bloß heißt, die Bewohner mögen es zu schlafen. Das ging mir heute durch den Kopf, als ich vor der verwaisten nahegelegenen „Schloßgärtnerei“ stand (ich brauchte neues Grünzeug für die Weihnachtsdekoration), nur um festzustellen, daß diese lieber auf das Weihnachtsgeschäft verzichtete, um bereits im Dezember in die Winterpause eingehen zu können. Aha.



Ich wurde bereits nach meinem hiesigen Eintreffen stutzig, als ich feststellte, daß Geschäfte hier gern schon mal an einem Sonnabend um 11 Uhr schließen (wo man sich natürlich zwangsläufig fragt, wofür die Inhaber eigentlich überhaupt aufgestanden sind). Und tatsächlich glaube ich inzwischen, daß weite Teile der hiesigen Bevölkerung jetzt bald die Fenster mit Decken verhängen werden und die Türen mit Brettern vernageln, um sich in eine mehrmonatige Winterruhe zu begeben (unterbrochen voraussichtlich von gewissen biologischen Umständlichkeiten), das klingt vielleicht immer noch romantisch, oder auch eher nicht.



Aber es gibt ja immer noch genug Natur ringsum...


Sonntag, 15. Dezember 2013

3. Advent &


Irgendwie will sich in diesem Jahr trotz aller Weihnachtsbäckerei und Fensterverkitschung bisher der rechte Adventsfrieden nicht einstellen, aber das kommt sicher noch. Wobei, aber das ist schon lange verschüttet gegangen, die Adventszeit eigentlich sowieso eine Doppelbedeutung hat, es war früher nicht so sehr die freudige Erwartung der Menschwerdung Gottes (und dann noch als „holder Knabe im lockigen Haar“), von der sie bestimmt war, sondern als Fasten- und Bußzeit gedachte man eher an die Wiederkunft Christi zum Weltgericht.

Aber nach dem Weltgericht ist uns im Moment auch noch nicht, außerdem wäre eine Ente als Fastenspeise denkbar ungeeignet. Der schwärzliche Gegenstand auf dem 1. Bild ist in der Tat eine Ente, der düstere Eindruck ist vor allem dem Blitzlicht zu „danken“, es war fast unmöglich, gescheite Bilder hinzubekommen. Man stelle sich darum als „Wirklichkeit“ eine Mischung aus den nachfolgenden beiden vor.

Tatsächlich war sie nämlich recht ordentlich geraten, die Ente, gefüllt mit sauren Boskoop-Äpfeln und ansonsten nur gepfeffert und gesalzen, gelangte sie auf den vielfachen Wunsch einer einzelnen Dame auf den Tisch. Zur Sauce kam dann noch frischer Zitronensaft und etwas Zucker hinzu. Dazu Rosenkohl mit Muskat. Es ist weiter nicht viel davon zu erzählen, denn solange man einen solchen Vogel regelmäßig mit dem Bratensud übergießt, kann man im Grunde nichts wirklich falsch machen, was folglich auch nicht der Fall war.


nachgetragen am 16. Dezember

Samstag, 14. Dezember 2013

Johann Wilhelm Hertel - "Wie brünstig sie kommen von Ephratas Auen..."


Johann Wilhelm Hertel

In der hiesigen Stadtkirche wurde heute Johann Wilhelm Hertels "Die Geburt Jesu Christi" aufgeführt, ein Weihnachtsoratorium. Nun wohne ich in der Hertelstraße, die, wenn ich mich nicht völlig täusche, exakt 2 Adressen umfaßt, also war ich gewissermaßen moralisch verpflichtet, dort hinzugehen, und habe jetzt natürlich das alberne Bedürfnis, darüber auch noch zu schreiben. Zum Glück besitze ich über Musik keinerlei tiefere Kenntnis, was mir folglich förmlich erlaubt, fröhlich darauflos zu schwadronieren.

Um kurz die Programmzettel aufzurufen: „Anna-Elisabet Muro – Sopran, Meinderd Zwart – Alt, Roger Quintana – Tenor, Miroslav Stricevic – Bass; Singakademie Neustrelitz (gegr. 1840); Telemannisches Collegium Michaelstein; Leitung: Michael Voigt“.

Hm. Die Sopranistin erschien mir ordentlich und recht nett, etwas matt vielleicht (möglicherweise war sie auch bloß ein wenig erkältet). Der Alt irritierte seltsamerweise, und das wohl nicht, weil er eigentlich ein Countertenor war. Doch im Duett („Da prangt der Sieger ohne Heere!“) mit der eben erwähnten Sopranistin entwickelten beide zusammen etwas sehr Charmantes. Das mag auch auch an der Musik gelegen haben, denn Herr Hertel reißt nicht eben ständig die Tiefen des Menschlichen auf, aber gewinnt sehr, wenn Stimmen zusammenkommen, wenn es sozusagen „dialogisch“ wird, ob im Duett, oder bei Einzelstimme vor Chor oder wenn eine Stimme gewissermaßen mit dem Orchester „spricht". Wie auch immer.

Für einen bekennenden Atheisten (ich sollte mir das Googeln abgewöhnen) war der Baß stellenweise fast innig empathisch; gut, Empathie vermag vieles, und man erwartet von einem Darsteller des Macbeth ja auch nicht, daß er in Wirklichkeit ständig Menschen umbringt.

„Wie brünstig sie kommen von Ephratas Auen,
die Hirten, die Frommen, den König zu schauen,
ihm Herzen zu opfern am Krippenaltar.
Nun kehrt sie zurücke mit Himmel im Blicke,
die Schar der Getreuen, sich lange zu freuen,
wie selig sie dorten zu Bethlehem war.“

Dies ist der Text einer Tenor - Arie, und er gibt einen leichten Eindruck vom Libretto, das zwischen bisweilen nicht uninteressant und oft sehr schauerlich schwankt. Die Arie selbst war nicht übel (ich fand hier eine Gesamtaufnahme mit „Einstiegsschnipseln“), wie überhaupt Herr Hertel offenbar irgendwie nicht weiß, ob er noch Telemann und schon Mozart sein will.

Sein Stil hat oft etwas Lautmalerisches, Tänzelndes, ist effektvoll begabt und rhetorisch überzeugend, nicht frei von Erfindungen und, wie bereits erwähnt, im Dialogischen stark, aber er schafft auch überraschende Stimmungen, kurz gesagt, er ist in einer sehr  unterhaltenden Weise angenehm, sogar originell mitunter (so daß man beim Zuhören auf einmal deutlich hustet, weil man ganz vergißt, daß man in einem Konzert ist). Hertel klingt irgendwie recht, nun ja, sensibel, oder von mir aus auch „empfindsam“, es überrascht jedenfalls nicht, daß er so etikettiert wird.

Ach so, zum Interpreten, abgesehen davon, daß sein Akzent mitunter leicht „putzig“ klang, uns hat er durchaus „conveniert“ (so wie auch Chor und Orchester).

Der „Produktinfo“ der oben erwähnten Aufnahme durfte ich übrigens entnehmen, daß das Werk einst beliebt war, wohl wegen des „harmonisch ausdrucksstarken“ Eingangschores, „den schlicht gesetzten Chorälen über bekannte Weihnachtsliedmelodien“, der „in Trompetenglanz erstrahlende(n) Engelsverkündigung“ sowie wegen des groß angelegten achtstimmigen Schlußchores. Verschiedene Einflußbereiche würden in Hertels Weihnachtskantate zusammenwirken, so „die Tradition der beliebten lyrischen Hirtenidylle“ neben dem dramatischen Oratorium, „barockes Affektdenken“ würde mit „sinfonischem Gestaltungswillen“ zusammentreten. Das mag so sein.


Konzert für Trompete, Streicher und Basso continuo Nr. 1 Es-Dur





Das hiesige Bemühen um Hertel hat einen erkennbar regionalen Hintergrund: Johann Wilhelm Hertel (geboren am 9. Oktober 1727) stammt zwar aus einer Eisenacher Musikerfamilie (sein Vater wirkte am Eisenacher Hof und leitete seit 1741 die Strelitzer Hofkapelle), wurde aber überwiegend im Mecklenburgischen als Hofmusiker und Komponist tätig. Er entwickelte sein Talent unter nicht uninteressanten Einflüssen (was manches verständlich macht): Der Bach-Schüler Johann Heinrich Heil unterwies ihn im Cembalo, Violinunterricht erhielt er bei dem Zerbster Karl Höckh und dem Berliner Franz Benda, Carl Heinrich Graun, ebenfalls Berlin, beriet ihn in der Komposition.

Er folgte seinem Vater an den Strelitzer Hof als Geiger und Cembalist (ein Graf Chasôt, Freund des Kronprinzen Friedrich aus dem nahen Rheinsberg hatte sich im Auftrag Herzog Adolph Friedrich III. um die Hofkapelle verdient gemacht, nur leider wurde diese nach dem Tod des Herzogs 1752 von dessen Nachfolger wieder aufgelöst (dem berühmt-berüchtigten „Dörchläuchting“, Herzog Adolph Friedrich IV.)).


Konzert für Harfe und Cembalo in F-Dur

Nach 1754 wurde er als „Hof- und Capell-Compositeur“ in Schwerin angestellt, nur starb sein kunstsinniger Dienstherr Herzog Christian Ludwig II. bereits 1756. Dessen frommer Nachfolger Friedrich verlegte die Residenz von Schwerin nach Ludwigslust, wohin Hertel nicht folgen mochte, allerdings war auch dieser Herzog bei aller Schrulligkeit durchaus ein Musikliebhaber und beauftragte Hertel vor allem mit der Verfassung geistlicher Werke. Er wurde Privatsekretär der Prinzessin Ulrike Sophie (seit 1770 Hofrat), gab Musikunterricht und suchte, unterstützt vom Adel, ein Konzertleben aufrechtzuerhalten.

Als Komponist war er durchaus produktiv, er gilt als Vertreter des „empfindsamen Stils“ der deutschen Frühklassik, lese ich gerade, nicht ganz überrascht. 1789 starb er in Schwerin. Erfreulicherweise findet man einiges von ihm im „Netz“, wovon ich ein paar Beispiele anbringe.
nachgetragen am 15. Dezember