Dienstag, 11. März 2014

Über Architektur, leicht zu schwülen Jugendstil u.dgl. Teil II

"Otto Wagner Kirche - Am Steinhof", Photo: Wolfgang T Heider

Am 8. Oktober 1907 schrieb die "Neue Freie Presse" in Wien über die Eröffnung einer Anstaltskirche für Geisteskranke ("Kirche am Steinhof" oder "Kirche zum Heiligen Leopold"): "Und ist es nicht eine hübsche Ironie des Schicksals, daß so ziemlich das erste vernünftige sezessionistische Gebäude großen Stils in Wien für die Irrsinnigen gebaut worden ist?".

Otto-Wagner-Kirche hl. Leopold Am Steinhof (Altar)
Photo: Thomas Ledl, hier gefunden

"Kirche am Steinhof", (c) Walter A. Aue

Herr Prof. Aue ist schuld, daß ich mir letztens ein paar Gedanken (nun ja) über Architektur abgerungen habe, begonnen hatte ich mit meinen garstigen Bemerkungen zum hiesigen „Parkhaus“ im Konkreten und den „Historismus“ im Allgemeinen. Tatsächlich ging es in seiner Mitteilung aber um die eben erwähnte Wiener Jugendstil-Kirche, von der er Aufnahmen gemacht hatte.

Wie man an oben genanntem Ort nachlesen kann, wurde sie von 1904 bis 1907 nach Entwürfen von Otto Wagner erbaut und gilt  „als das sakrale Hauptwerk des österreichischen Jugendstils“, sie ist wohl nur selten zugänglich. Besonders erheiterte mich der Satz in dem besagten Wikipedia-Artikel: „Aus Geldmangel wurden allerdings sowohl der Kreuzweg wie auch die Unterkirchen für Protestanten und Juden nicht mehr realisiert. Auch eine Heizung wurde nicht mehr installiert.“

"Kirche am Steinhof", (c) Walter A. Aue

Die (124 Photos umfassende) bemerkenswerte Bilderserie des Herrn Prof. wollte ich doch unbedingt mitteilen, bei meinen eigenen Gedanken zum Jugendstil bin ich mir da gerade nicht ganz sicher. Wer des „Österreichischen“ mächtig ist, wird erkennen können, wie er sich mit seinen Bildunterschriften in einer Art Rollenprosa dem genius loci (so ist wohl die gängige Floskel an solchen Stellen) anzunähern sucht. 

Da man bei geschriebenen Dingen leider nicht den Tonfall mithören kann, sage ich u.a. zur eigenen Sicherheit, dies ist völlig respektvoll intendiert, wenn auch mein eigenes Sprach(un)verständnis mich leider eher in die Rolle desjenigen bringt, der einen durchlöcherten antiken Text enträtseln will.

"Die geistigen Tugenden" (Osten)
Photo: Thomas Ledl, hier gefunden

"Die leiblichen Tugenden" (Westen)
Photo: Thomas Ledl, hier gefunden

wird fortgesetzt

2 Kommentare:

Walter A. Aue hat gesagt…

Here again, you know more about this church - without ever having been there - than I, who has recently visited it and, perhaps more to the point, spent half my life in Vienna. Congratulations and my unreserved admiration!

I guess it's the mood of the place, the visual impact on the unconscious, the lingering memory of all those that brought their souls to the oratory and were comforted there, and the world of "Old Vienna" that saw fit to provide what art and little comforts they could to a cause others around the world saw as lost (and treated accordingly).

I had no trouble slipping into the Asperger role - plus various types of neuroses - but I apologize for the (for me however necessary) use of very much down-to-earth Viennese dialect. The unsconscious does not speak Hochdeutsch nor, for that matter, the English of High Psychiatry. Scurrillous? Well yes, of course! That's what so-called insanity often is.

Thank you so much for doing this! As in most of your blogs, it is the voice of compassion that speaks through the informing lines, a ray of illumination that shines into the valley of tears.

MartininBroda hat gesagt…

Ach das ist doch alles nur schnell angelesen, was mich mich betrifft (aber ich danke natürlich für die gute, unverdiente Meinung). In der Tat ein merkwürdiger Bau, was ich aus der Ferne sehen kann, und ich beginne langsam zu ahnen, was es mit Ihrem alten Wien auf sich hatte (unzureichend natürlich).

Das Unbewußte (auch so einer Wienerische Erfindung) jedenfalls bedient sich nach meiner unbedeutenden Erfahrung alles Möglichen (versichert Ihnen ein „Leidgeprüfter“, doch wir wollen nicht ins Melodramatische abrutschen, doch mitunter steht man schon ein wenig daneben und schüttelt heftig den vernünftigen Kopf).

Um (An)-Teilnahme bemühe ich mich schon (das ist alles andere als hochfahrend gemeint, wenn ich sage, daß mich diese Beobachtung durchaus verblüfft hat), aus ganz verschiedenen Gründen, etwa wie, daß man sonst nichts erfährt (Plato grüßt aus der Ferne), und dann ist es auch ein wenig wie, einen Pfad des Sinn-Bergenden in all dem Irrsinnigen und Absurden aufzuspüren.