Ich bin ein wenig in Verlegenheit, nämlich in der, die sich regelmäßig einstellt, wenn man Begünstigter von Zuwendungen wird, und dazu dann auch noch etwas sagen soll.
Doch beginnen wir mit einem Detail: Ein Bild des wunderbaren Rotkohls fehlt, den ich meinte, wenigstens beitragen zu müssen. Der von der Lebensmittelbranche freundlicherweise schon weitgehend vorbereitete, tiefgefrorene Rotkohl wurde von mir in einen Topf getan, zum Kochen gebracht und dabei mit frischen Boskoop-Äpfeln, viel Nelken und etwas Ingwer (und frischem Pfeffer) verbessert, roch bald auch ganz wunderbar, und brannte dann ganz schnöde an. Mir ein Rätsel, da halfen auch alle Honig-Beifügungs-Rettungsmaßnahmen etc. nichts (und ich stand die ganze Zeit sogar daneben, völlig merkwürdig)!
So waren wir also vollständig auf das zurückgeworfen, was uns freundliche Menschen angedeihen lassen wollten. Nämlich einen Rehbraten (von der Schulter, wenn ich recht orientiert bin), einige Tage eingelegt und gespickt... und ja, er sah dann so aus.
Ich bin ein Fan von Wild, insbesondere Reh, vor allem gebraten (an dieser Stelle bin ich restlos unsentimental) und der zuvor geschilderte Zubereitungsprozeß klang auch recht überzeugend, allerdings... Ach, brechen wir hier einfach ab.
Frau Mutter mag, neben vielem anderem, auch keine Kartoffel-Klöße, also hatte ich die mitgelieferten ganz für mich. Der ebenso mitgelieferte Rotkohl war übrigens sehr anerkennenswert, ging mehr in die von mir ansonsten nicht so goutierte süß-saure Richtung, aber er war angenehm, gleiches gilt für die Sauce. Nur der Rehbraten selbst erwies sich leider als eine sehr hartnäckige Angelegenheit. *Seufz.
Der Anlaß für diesen Akt des Wohlwollens war, glaube ich, meine Mitteilung, daß ich am Sonntag in unserem vorigen Wohnort den Herrn preisen müsse (ein Gospelgottesdienst), so daß der Zeitpunkt unseres Essens eher ungewiß etc. etc. Wir wurden also gewissermaßen zu einem Betätigungsfeld christlicher Barmherzigkeit. Ist es nicht schön?
Aber wo wie wir gerade bei Musik sind, sozusagen (und wo bleibt schließlich das Positive?). Der Abend zuvor war sehr erfreulich. Ich halte die Stadtkirche zwar für einen eher öden Kasten (anders lautend siehe hier oder hier), zumindest innen, auch wenn sie ein wenig älter ist (selbst früher ist nicht alles gelungen), aber nichtsdestotrotz wird ihr Turm gerade mit großem Enthusiasmus renoviert, und dazu gab es ein weiteres Benefizkonzert:
„Benefizkonzert für die Außensanierung der Stadtkirche / „Elektro-Barock“ / Cellosuiten von Johann Sebastian Bach (1685-1750) / improvisatorisch erweitert von Torsten Harder (*1965) mit Torsten Harder (E-Cello, Synthesizer) und Michael Voigt (Orgel)“.
Eine Ahnung von dem Ganzen bekommt man vielleicht durch diese beiden Videos am Ende, bei denen besagter Herr Harder zu hören ist. Ich gestehe, daß ich eingangs etwas ambivalent gestimmt hinging, aus Sorge, mein geliebter Bach würde dabei vor allem „zerschrammelt“ (ein wenig wurde er das auch). Aber abgesehen von der unbestreitbaren interpretatorischen Qualität des Ganzen, die ich im übrigen sowieso nicht beurteilen kann, ist es wohl mitunter so: Gerade, wenn man Bach im eigenen, schon länger andauernden Leben hier und da (also ziemlich oft) gehört hat, hat er sich doch dabei in einer Weise im Gedächtnis abgelagert, die, wie soll ich es sagen, wenig Raum für Überraschungen läßt.
Daß von dem durchaus Verlorenen bald etwas aufgefunden wird, darauf ist leider kaum zu hoffen, also, wenn da auf einmal mitten in dem Vertrauten „Weiterungen“ auftauchen, die mal sehr weit weg führen, aber dann auch wieder zurück, und auf einmal sieht so eine Sonate aus wie ein frisch aufgebürsteter Rock (despektierlich gesprochen), das kann durchaus erfrischend sein, und war es.
Torsten Harder: The Dolphin's Cry
Improvisation über Bachs Choral "Vater unser im Himmelreich"
nachgetragen am 15. Oktober
10 Kommentare:
Die Rotkohlgeschichte erinnert mich an eine alte Geschichte: Ein Topf mit Milch steht auf dem Herd und wird erhitzt. Da es an der Tür klingelt, wird von der Mutter der Sohn an den Herd beordert, er möge aufmerksam auf die Milch achten! Als sie nach einiger Zeit in die Küche zurück kommt, ist die Milch natürlich übergekocht, der Herd überschwemmt und alles stinkt nach verbranntem. Der Sohn wird natürlich ins Gebet genommen, er sollte doch aufpassen, wann die Milch hochschäumt. Antwort des Kindes: "Hab ich doch! Es war genau 10:17 Uhr." ;-)
Somehow the past few weeks have seemed especially busy, and I haven't seemed to have enough time consider your recent posts and compose a worthwhile comment.
But now, for what it's worth, I'll comment that if I understood correctly, that was a very unfortunate Sunday, with misadventures with the red cabbage and the venison — especially with the venison since that isn't something that one has frequently. I only manage to get it once in a great while in restaurants. It's not on many menus. When it appears, it's usually as a special, not a regular item, in the restaurants I go to.
@DirkNB Bevor ich es vergesse, Deine letzte Sendung war ja sehr jazzig (oder so) sentimental, was ich jedenfalls davon gehört habe. Nett!
Die Milchgeschichte ist es auch, ich meine nett; habe sie auch schon unter (mittelbarer) Herkunftsangabe zitiert.
@naturgesetz It's me who has to apologize obviously, again, and I hope you were busy for good reasons. To answer your question - partly it was. Since I have a certain sense of self irony - the cabbage part was rather funny at the end, the venison, hm. In the past, I had the privilege to enjoy some quite good meals of that kind, so there was a little disappointment indeed. But then, I learnt the reason for what was going wrong. And after all it's just food.
Thanks for attention & your comment.
Das "nett" im Zusammenhang mit meiner Sendung nehme ich mal als Kompliment. ;-) Normalerweise ist die Mischung aus Softpop und Smoothjazz im allgemeinen 1:1, was sicherlich aber interpretationswürdig ist. Wer wollte schon in jedem Fall genau sagen, was wozu gehört.
@DirkNB "Nett" ist bei mir immer ein Kompliment, irgendwie. Smoothjazz nennt sich das also, soso. Es ist immer schön, wenn das Kind einen Namen hat, da glaubt man doch gleich, etwas verstanden zu haben. Also mit der Ecke bin ich übrigens in der Regel sehr einverstanden und so "smooth" kommt das mitunter gar nicht daher.
Zu der anderen Ecke muß ich mich ein wenig zurücknehmen, wo mir der eine oder andere Fall in den Sinn kommt. Aber 2 Stunden sind ja sehr lang, da muß man naturgemäß auch mal Pausen einlegen :)
Zum Pause machen ist die Sendung ja da. Gelegentlich verrutsche ich mich zwar in einigen Tiefgründigkeiten, geplant ist aber doch eher die leichte Unterhaltung mit viel Musik. Oder das, was man so nennt.
@DirkNB Ja ja, "das Leichte, das so schwer zu machen ist", das kommt gleich nach dem "Stück aus dem Tollhaus". Nein, nein, die Tiefgründeleien sind wirklich kein Problem dabei.
Wem sagst Du das?! Ich bin da auch ein großer Künstler am Scheitern an den eigenen Erwartungen. Aber manchmal gelingt es doch. Irgendwo anders philosophierten wir über Faulheit, eine menschliche Facette, die mir durchaus auch anhängt. So widerspricht mein Anspruch an die eigene Sendung dem Aufwand, den man selbst dafür betreibt.
:)
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