Ich wurde heute (gestern) gerügt, einmal mehr, von Angesicht zu Angesicht, bezüglich meiner späten Essensberichte. Aber es ist auch schwierig. Einmal habe ich vom Kochen nur höchst oberflächlich Ahnung, und dann hasse ich es zu langweilen. Das sind schon einmal ganz schlechte Voraussetzungen für einen pünktlichen Report. Von anderem schweigen wir.
Wenn aus unseren verlorenen preußischen Provinzen nur noch Königsberger Klopse, das Marzipan von dort, Danziger Goldwasser oder Herr Kant in Erinnerung bleiben müßten, würde ich mich wohl höchst widerwillig am ehesten wieder mit dem Königsberger Professor anfreunden, wahlweise mit den Klopsen, also eher dann doch mit denen.
Schliebener Landwein (südöstliches Brandenburg) und Danziger Goldwasser haben etwas gemeinsam, eine starke physische Präsenz; wenn der besagte Landwein (ich krame gerade in ganz alten Erinnerungen) auf die Schuhe tropfte, waren die hin, das brannte sich einfach durch. Das Goldwasser hingegen darf man einfach nicht verschütten, weil es bei einem selbst beiläufigen Kontakt an einem kleben bleibt, hartnäckig, also eindeutig zuviel Zucker. Aber Nostalgie macht vieles liebenswürdig (vor allem, wenn es denn auch noch mit echtem (!) Blattgold daherkommt).
Wie man leicht erkennen kann, arbeite ich mich an eine Erklärung des Eingangsbildes heran. Es ist mein Geburtstagsgeschenk, das ich an besagtem Tag schlicht im Schrank vergessen hatte. Danziger Goldwasser, an dem ein Engel aufgehängt ist. Man wird ja derzeit in den Kaufgeschäften schon wieder sehr früh mit so manchem Grenzwertigen behelligt, und bei diesem Engel dachte ich nach dem ersten emotionalen Zurückschrecken: 'Den mußt du unbedingt verschenken!'. Ein kompletter Erfolg.
Zum Essen, ich beginne mit einem vorzeigbaren Bild (der Akku der Kamera gab nämlich bald seinen Geist auf und ich hatte keine aufgeladenen in Reserve). Die Abstimmung über die Essensauswahl gestaltete sich, kaum überraschend, mehr mühselig (O.Ton der netten Fleischverkäuferin und unfreiwilligen Mithörerin: „Bei ihnen möchte ich ja nicht kochen müssen.“). Doch besagten Sonnabend war ich einfach nicht ambitioniert genug.
Also habe ich schlicht zwei Sorten Fleisch geschmort, nämlich vom Rind und vom Schwein, mit Zwiebeln, Rosmarin, Thymian und Oregano. Die Sauce wurde sehr schnell weniger, nur der Braten war etwas zäh, und lustigerweise, entgegen dem eingebrannten Vorurteil, betraf es den Schweinebraten, mein Rindfleisch war recht genießbar.
Ach, und der Rotkohl ist nicht angebrannt, diesmal (mir immer noch ein Rätsel, das hatte er nämlich vorher noch nie getan), ich hatte es wohl mit Nelken und Ingwer leicht übertrieben, so war er, sagen wir, anders angenehm.
Und die geschenkten Kartoffeln (dank der ländlichen Geburtstags-Besucher haben wir jetzt reichlich Eier von glücklichen Hühnern etc. etc.) erwiesen sich wohl auch als durchaus eßbar, hörte ich (ich selbst hatte nur einen sehr mäßigen Appetit).
Und das ist es auch schon. Kein sich als originell verstellendes Schluß-Bonmot. Nur, wo ich gerade auf den herbstlich besonnten Großherzog blicke: Irgendwie ist diese Zeit des Jahres doch reichlich absurd, mitunter tut sie so, als wäre sie fast noch ein wenig sommerlich und, kaum hat man seine Schuhe angezogen, ist es kalt, dunkel und neblig. Fast wie im richtigen Leben.
nachgetragen am 28. Oktober
3 Kommentare:
Manchmal bin ich doch recht froh, geistigen Getränken doch mit respaktablem Abstand zu begegnen. Ich verschmähe sie nicht völlig, immer wieder gern zur Überraschung neuerer Bekannter, die mich monate-/jahrelang keinen Alkohol trinken sehen und dann plötzlich doch mal.
Oftmals ist es die Neugier auf Neues, Unbekanntes, was mich dann doch das handgeschliffene Mostrichglas ergeben lässt, genauso oft bleibt dann der Rest der Flasche angefange für längere Zeit im Schrank stehen.
Das Danziger Goldwasser gehört übrigens noch zu den Getränken auf der To-Do-Liste, fürchte ich doch spätestens nach Deiner Beschreibung, dass man es nicht unbedingt wirklich probieren muss.
Was die Szenerie im Fleischstand reflektiert: Dem Klischee nach gibt es doch noch immer bei Streiteren zwischen unterschiedlichen Generationen einer Familie den vielzitierten Spruch: "Solange Du Deine Beine unter meinen Tisch steckst, wird gegessen, was auf diesen kommt." Oder so ähnlich. Ok, ich sehe, das entsprechend adaptierte Verhalten würde in der konkreten Situation nichts bringen, so freut man sich nur, dass durchaus unterschiedliches, ähnlich zubereitet, auch zwei Gerichte ergibt. Mecklenburgisch exakt: Hauptsache, es ist genug Soße dabei.
Yikes! Did I miss your birthday? I had it on my calendar as November 5.
Well, Happy Birthday, whenever it is/was/will be, and many happy returns of the day!
Ah, Goldwasser! I seem to remember having bought a bottle and enjoyed it. But I've checked in my sideboard, and what's there now is Goldschläger, aus der Schwyz. But it's what I'll use to toast you on Nov. 5.
@naturgesetz Well, I'm typing this with sleepy fingers (in the middle of the night, forgot to shut down the comp. and just found out), you're right of course and thanks (a lot), send me your adress (again, sry), so I might deliver this terrible stuff to you.
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