Sonntag, 30. August 2015

Sonntag &


Herr Pohlmann aus Neubrandenburg, der getreu seit Jahren die hier vorfindbaren Sonntagsbanalitäten verfolgt (mit Ausnahme der geistlichen Beiträge mutmaße ich mal, die selbstredend, da selten von mir, nicht banal sind) hätte mich mit seinen letzten Kommentaren fast dazu gebracht, eine Sülze zu versuchen. Nicht, daß ich die besonders mag, aber das kann ja kein Ausschlußkriterium sein.

Es fand sich aber eine Alternative, eine Quasi-Sülze, von Frau Reimer-Meißner aus Rödlin zubereitet, die mag ich auch nicht, die Sülze, die sich tatsächlich Aal in Gelee nennt. Darauf hatte Frau W. nämlich schlagartig großen Appetit, ich habe keine wirkliche Ahnung, wie es geschmeckt hat. Der Aal war ihr jedenfalls ein wenig zu verkocht. Der Einwand verwunderte, wo sie es sonst immer gern sehr weich hat, andererseits mochte sie der Nachbarin nichts abgeben, also war's wohl nicht so schlecht. Sie erschrak ein wenig über den (moderaten) Preis der Delikatesse, aber auf mein Nachfragen stellte sich schnell heraus, daß sie als Vergleich noch die Preise von 1890 im Kopf hat, oder so. Als Kind mußte sie in Weichselmünde jedes Wochenende Aal essen. Es hat also wohl auch eine nostalgische Note. Mein eigener Beitrag dazu war lediglich der darüber gestreute Schnittlauch.


Wo wir schon mal beim Fisch waren, habe ich dann noch ein Stück Lachs mitgebracht und auf Thymian mit Rosmarin in Butterschmalz im Ofen gegart, obenauf Dill. Das war nicht ganz schlecht. Aus dem Sud ließ sich sogar noch unter Beigabe von Kräuter-Schmelzkäse eine kleine Sauce zaubern. Gut "zaubern" ist leicht hochgestapelt.



Dazu Reis mit etwas Butter zuoberst. Beim Lachs fehlen diesmal die Zitronen. Der Grund ist banal, die sind in den Mohrrüben versteckt, genauer, deren Saft, zusammen mit Weißweinessig und einem Eßlöffel Honig (ich vergaß ganz, ich hatte sozusagen noch einen Industrie-Apfel mit hineingerieben, es ist unglaublich, wie Äpfel in diesen Zeiten nach – nichts schmecken können).



Das war's. Keine geistreichen Verrenkungen zum Schluß. Eine Allerweltsgeschichte gewissermaßen. Und nur die Strelitzie auf der Serviette deutet an, daß sie in Neustrelitz stattfand.


A “translation” added the following Monday evening

Mr Pohlmann from Neubrandenburg, who faithfully already follows for years my boring Sundays concerning news (except for the spiritual contributions I presume (he just has denied it), well they are of course usually not banal at all, since I'm rarely the author), has almost prompted me with his last comments to try something like a brawn in aspic jelly. Not that I particularly like it, but this may not be an exclusion criterion.

But there was an alternative, a quasi-brawn Mrs Reimer-Meissner, a fisher-woman from Rödlin, prepared for us, which I also don't like that much, the brawn, it's actually called eel in jelly. I have to blame dear Mrs W. for it, she was suddenly invaded by the desire for eel in jelly. I have no real idea how it tasted. The eel was overcooked a little in her opinion. The objection was surprising a bit because meanwhile she likes all eating stuff rather very soft, on the other hand she refused to share something with the neighbour when I proposed it, so it was probably not so bad.

She startled a little bit about the (reasonable) price of the delicacy, but my inquiries made it quickly apparent she still compares prices with those of 1890, or so. As a child she had to eat eel in Weichselmünde, her birthplace in Prussia, every weekend. It has therefore probably a nostalgic note. My own contribution was only to sprinkle chives over the eel.

Since we were already at the fish place I brought a piece of salmon as well and cooked it in butter with thyme, rosemary and dill on top in the oven. That was not all bad. From the gravy I could even with the addition of some herbal soft cheese “conjure” a little sauce. Well "magic" is certainly stacked high.

Served with rice and a little butter on top. The salmon was missing the lemons this time. The plain reason, they are hidden in the carrots, more accurately, the juice, along with white wine vinegar and a tablespoon of honey.

That's it. No witty fakery finally. Just the ordinary story it is. And only the Bird of Paradise on the napkin indicates it took place in Neustrelitz.

9 Kommentare:

DirkNB/Herdnerd hat gesagt…

Bei den geistlichen Beiträge bin ich wirklich ein wenig außen vor. Aber wider Erwarten nehme ich sie durchaus war und fange bei vielen sogar an zu lesen, es ist unterschiedlich, wie lange ich durchhalte. Dass ich dort noch nicht kommentierend auffällig geworden bin, mag an dem zu Herzen genommenen Spruch vom mittlerweile von mit nicht mehr ganz so geschätzten Dieter Nuhr liegen, der mal so schön postulierte: "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Klappe halten." Amen (im Wortsinne).
Auch die geistigen Beiträge verfolge ich durchaus, bewundere immer wieder die baulichen Schönheiten der Residenzstadt und die erbaulichen Betrachtungen im Text. Da dort aber bei beide nicht viel zuzusetzen ist (zumindest von mir) außer ein preisendes Gewimmer, mir derartiges in den Kommentarspalten manch anderen Blogs aber schon genügend auf den Geist geht, lass ich das auch hier. Nur die kulinarischen Beiträge regen doch das eine oder andere mal die Kommentierlust an.
Beim Aal in Gelee gibt es wirklich solche und sone. Wie anderswo schon vermerkt, durfte ich neulich eine schöne Variante in einem Restaurant auf dem Feldberger Amtsweiher, dass sich sehr dem Fisch verschrieben hat, kosten und fand ihn dort sehr angenehm (und auch angenehm fest). Vielleicht lag es ja an der Zubereitung im Bügelglas und nicht, wie bei Dir, im Plastebecher. Die Form der auf den Teller gestürzeten Aal-Sülzen ist doch recht eindeutig. Übrigens: Das Restaurant verkauft Fischspezialitäten auch außer Haus ...
Bei solchen Fertiggerichten ist das beste manchmal wirklich, was man selber dazu getan hat. Und wenn es nur ein paar Kräuter sind, die mit großer Geste darüber gestreut werden, nachdem sie vorher mit scharfem Messer geschnitten und nicht hackend zerdrückt worden sind. Zerhacken darf man nur die "streufähig" eingefrorenen Kräuter, die mittlerweile doch zu einem Block geworden sind. ;-)
Der Lachs sieht wie immer sehr gut aus, wenn sich das Grünzeug doch zentral ein wenig häuft. Ich habe mal gehört, mal soll aus größerer Höhe Salz, Pfeffer und wohl auch Kräuter auf ein Gericht applizieren. Das verteilt besser. Bei vertikalen Abständen >2m landet aber meist doch mehr neben dem Teller als auf dem Essen. ;-)

MartininBroda hat gesagt…

@DirkNB Oh Gott, ich wolle da wirklich keine Lesebekenntnisse abfordern, das war nur mutmaßend ironisch, zumal es stimmte (die Anregung, meinte ich). Das mit dem Kommentieren verstehe ich ziemlich gut. Es ist nicht ganz das Gleiche, aber ich versuche gerade doch noch eine englische "Übersetzung" zusammenzuklopfen, ich winde mich und weiß, ich bin aktiv in Fremdsprachen ein Neandertaler, und mache es doch hin und wieder, weil es englischsprachigen Lesern hilft, die es irritierenderweise noch gibt. Ich will später noch mal antworten.

MartininBroda hat gesagt…

Teil 2 also: Da fällt mir ein, ich bin von Dir mal in einer Sendung als „Edel-Blogger“ decouvriert worden, aber da war ich noch deutlich jünger und ambitionierter, das ist, glaube ich, verjährt. Aber manchmal ist es komisch, man googelt nach etwas und findet sich selbst, und ist danach recht irritiert. Freundliche ausführliche Antwort übrigens, wie gesagt, es war eigentlich nicht mal als Provokation gemeint, das schrieb sich einfach nur so hin.

Da ich Sangesgenossinnen in Feldberg habe, müßte ich doch bei Gelegenheit mal eine bitten, ob sie mir vom Amtsweiher nicht was mitbringen könnte. Der Lachs war übrigens wirklich nicht schlecht, ich weiß, daß ich überdosiere, aber so lange gart er halt nicht, deswegen geben die Kräuter mehr eine Anmutung von Geschmack mit, deswegen ist dann doch alles gut am Ende, jedenfalls hier.

Und bei der Sauce, ich hatte das Grünzeug etwas nachschmoren lassen und dann ordinären Schmelzkäse dazugetan, war ich echt verblüfft. Unsere Lebensmittelindustrie weiß halt, wie man jemandem leicht Geschmack einredet, bisweilen.

DirkNB/Herdnerd hat gesagt…

Tja, das Thema Fremdsprachen läuft bei mir in der gleichen Kategorie wie Geistliches. "Wenn man keine Ahnung hat, ..."

So verjährt ist der "Edelblogger" noch nicht. Im Auge habe ich da allerdings die selbst so etikettierten profanen Sonntagmittagsbeiträge, die aber auch mit ihrer feinen Ironie positiv auffallen. Ich dachte da eher an die geistigen und geistlichen Beiträge, die doch etwas Niveau widerspiegeln, der nicht soooo häufig zu finden ist. Wobei die Quantität wohl wirklich ein wenig zurück ging.

Am Verkaufstresen sah ich zuhauf geräucherte Fischware liegen, ob der Aal auch dabei war, kann ich nicht sagen. Aber fragen kostet ja nix.

naturgesetz hat gesagt…

Thanks for the translation. It really helps me understand the specifics.

The salmon looks and sounds very good. If I had some herbed cheese I'd be tempted to try your recipe for the salmon I have for tonight's dinner.

The grated carrots look beautiful — not sure I'd enjoy the lemon, vinegar, and honey — lemon is not one of my favorites, even though most people enjoy it with fish. But I don't have the patience to grate carrots (or anything else).

When I was in Regensburg, before we met in Berlin, if I remember correctly, I had something called "Sulzteller." I think it was sliced beef in a clear aspic, with other items alongside. And thank you for reminding me the of word "aspic" to specify the kind of jelly.

MartininBroda hat gesagt…

@DirkNB Ja das ist das Elend eines Moderators, der seine selbst gewählte Musik auch noch als Ansage herunterrattern muß. Ist regelmäßig amüsant, aber auch nicht weiter schlimm, ich wäre vermutlich schlimmer, darf mich aber vornehm tuend zurückhalten. Die Idee mit den 2 untergeschnallten Wakeboards war übrigens letztens besonders hübsch.

MartininBroda hat gesagt…

@naturgesetz Well, so it wasn't completely useless. The herbed cheese I used only for the sauce of course. I like lemon a lot, so finally we found a differing opinion, great. And indeed you need some patience for grating carrots etc., and usually everything is a big mess at the end, clothing included, but it's worth the effort. Thanks for commenting.

DirkNB/Herdnerd hat gesagt…

Immerhin kann ich mir die Musik auch wirklich noch selber aussuchen. Bei anderen Radiostationen, die (noch) aus dem Schweriner Umland für das Land senden, kommt die Musikauswahl aus Kiel, immerhin dürfen die Moderatoren noch selber reden. ;-)

MartininBroda hat gesagt…

@DirkNB Na da wird sich sicher auch noch eine Lösung für finden. Abgesehen von der persönlichen Wertschätzung natürlich, und daß Du so tapfer bei mir liest & kommentierst, so nun ist aber genug, höre ich nach Möglichkeit Deine Sendung am Sonntagabend genau deshalb regelmäßig. Und ich schaue fast kein Fernsehen mehr, höre wenig Radio... Eine individuelle Handschrift ist inzwischen das einzige, was ich mir noch zumute, selbst wenn sie bisweilen (aber es gibt dann immer auch wieder Kompensationen) ein wenig sehr ins Seicht-Schlagerhafte abrutscht. Gut, bei H.F. würde ich dann aussteigen.