Donnerstag, 8. Juli 2010

nächtlicher Tribut


(c) Walter A. Aue

Emily Dickinson

I FELT A FUNERAL IN
.....................MY BRAIN ...


I felt a funeral in my brain,
And mourners, to and fro,
Kept treading, treading, till it seemed
That sense was breaking through.

And when they all were seated,
A service like a drum
Kept beating, beating, till I thought
My mind was going numb.

And then I heard them lift a box,
And creak across my soul
With those same boots of lead, again.
Then space began to toll

As all the heavens were a bell,
And Being but an ear,
And I and silence some strange race,
Wrecked, solitary, here.

And then a plank in reason broke,
And I dropped down and down
And hit a world at every plunge,
And finished knowing, then.


ICH FÜHLT' BEGRÄBNIS
........................IM GEHIRN ...

Ich fühlt' Begräbnis im Gehirn
Und Trauergäste - her
Und hin - die trampelten und trampelten
In meinem Kopfe schwer.

Und als sie endlich sassen,
Die Andacht, trommelgleich,
Sie hört nicht auf zu schlagen, schlagen,
Und schlug das Hirn mir weich.

Ich hört' sie heben meinen Sarg
Und durch die Seele dann
Mit Eisenstiefeln knirschend gehn ...
Bis Raumgeläut begann.

Da war'n die Himmel Glocken nur,
Und Ohr nur war mein Sein,
Und Ich und Ruh war'n Fremde hier,
Gescheitert und allein.

Zuletzt des Denkens Boden brach
Und, Sturz um Sturz entlang,
Fiel ich von Welt zu Welt, bis ich
Des Wissens Ende fand.



(c) Walter A. Aue

Dieses Gedicht von Emily Dickinson taucht hier heute auf, weil Prof. Aue an seinen Übersetzungen gearbeitet hat, nein, soweit ich sehe hat er keine neuen hinzugefügt, aber er hat sie mit weiteren Erläuterungen in Form von YouTube-Videos versehen, auch wenn wir alle wissen, daß das eine oft schnell vergängliche Materie, was macht das schon, ist es etwa mit unserem Leben anders. Folglich kann ich nur ermuntern, jetzt eilig den Ertrag dieser Mühen zu genießen, man wandere einfach durch die Liste der Autoren. Die Erkenntnisgewinne sind immer evident.

Das obige Gedicht ist gewissermaßen ein Zeuge des gegenläufigen Bemühens. Seine Übersetzungen von Gedichten Emily Dickinsons (die hier leider nicht ganz die Beachtung erhält, die sie verdient hätte) sind in diesem E-Buch zusammengefaßt, ohne seine „endlosen und gräßlichen“ Kommentare dazu. Das waren gerade die Worte von Prof. Aue, ich widerspreche natürlich heftig (zumindest, was den zweiten Teil angeht), gebe aber zu, daß die Zusammenstellung ganz nützlich ist, wenn man einen Überblick erhalten will, die Kommentare kann man dann ja immer noch nachsehen, was ich deutlich empfehle.

Und damit in diesem Beitrag auch gar nichts von mir zu finden ist, habe ich mir nicht eins, nein gleich 3 Bilder von ihm „ausgeliehen“, eins hatte ich angedeutet, ich hoffe, er nimmt diese Unmäßigkeit nicht übel.


(c) Walter A. Aue

2 Kommentare:

Walter A. Aue hat gesagt…

Ach, wie gerne "leihe ich aus"! Danke!

Uebrigens: Die Auswahl des Gedichtes ist interessant. Es ist eines von Emily's Gedichten das besonders langsam gelesen werden - eigentlich: in der Seele wiederhallen - musz, um diesen oenomatopoetischen Hirnschlaegen gerecht zu werden: Dann "hoert" man foermlich was die Tote hoert - und zuckt unter den Schlaegen zusammen. Dazu, freilich, braucht's das Original: Meine Uebersetzung konnte dem nicht gerecht werden, sie konnte bestenfalls den Weg zum inneren Aufnehmen erleichtern.

MartininBroda hat gesagt…

Ich sehe gerade entgeistert, da mache ich einen Beitrag über Sie und antworte nicht einmal auf den Kommentar. Es tut mir aufrichtig leid, mir war das nicht bewußt.

Sie werden es kaum glauben, aber ich wurde bei diesem Gedicht tatsächlich stutzig, spätestens bei "Wrecked, solitary, here". Das läßt sich sicher kaum annähernd übersetzen, trotzdem ist die Übersetzung hilfreich, und sei es als Kommentar. Ansonsten danke, daß Sie das Ausleihen gnädig hingenommen haben.