Samstag, 17. Juli 2010

Über Revolutionen und ihre Opfer


Paul-Jacques-Aimé Baudry, "Charlotte Corday"
hier gefunden

Ich bin etwas in Verlegenheit, wenn ich an Marie Anne Charlotte Corday d'Armont erinnern möchte, die am 17. Juli 1793 für ihr Töten von Jean-Paul Marat hingerichtet wurde. Das uralte Problem des Tyrannenmordes. „Gibt es einen Unterschied zwischen ihr, der Mörderin mit dem guten Gewissen, und dem mordenden Ungeheuer Marat?“ Dieses Zitat habe ich dem interessanten Artikel „Das gerechte Verbrechen“ von Helga Abret entnommen. Darf man mit seinem eigenen Leben ein anderes auslöschen, um Unzählige zu retten? Nun, mit ihrem Opfer hat sie das Morden der französischen Revolutionäre nicht beendet, aber natürlich geht eine gewisse Faszination von der Tat aus.

Den Zwiespalt hat offenkundig auch Jean Paul Richter empfunden als er seinen Text „Über Charlotte Corday“ schrieb, um dann doch in einer Art Apotheose zu enden, nun so weit wollen wir nicht gehen, aber man lese hier nach, wenn ich auch zugestehen muß, wir sind dieser Sprache, die da so um 1801 herum gepflogen wurde, doch sehr entwöhnt.

Aber es gibt ein leuchtenderes Bild, und zwar vom 17. Juli des Folgejahres. Denn am 17. Juli 1794 starben die sechzehn seligen Karmelitinnen von Compiègne den Märtyrertod auf der Guillotine:


„Bevor sie zur Guillotine hinaufstiegen, knieten sie nieder, sangen das Veni creator spiritus wie am Tag ihrer Profeß und erneuerten danach ihre Gelübde. Als erste erlitt die Jüngste, Sr. Constance, das Martyrium, als letzte die Priorin, Mutter Therese vom hl. Augustinus. Sr. Constance, die Novizin, kniete nieder, erbat den Segen ihrer Priorin und die Erlaubnis, sterben zu dürfen. Als sie hinaufstieg, sang sie den Psalmvers Laudate Dominum omnes gentes.“

Dieses Zitat entstammt einer Beschreibung in diesem deutschsprachigen Blog, zwei andere (englischsprachige) fand ich in den Blogs „Confessions of a Ci-Devant“ und „Laudem Gloriae“.

Und im erstgenannten der beiden, auf den ich dankenswerterweise durch den Blog „The Cross of Laeken“ aufmerksam gemacht wurde, findet sich ebenfalls etwas, das ich gern empfehlen würde, ein ganz bemerkenswerter und anrührender Beitrag zum Massaker an den Romanows.



Dieses hatte ich eigentlich in Erinnerung als ich oben den ersten Satz über meinen inneren Zwiespalt schrieb. Es ist nicht ganz redlich, das eine zu verdammen und das andere zu glorifizieren. Nun gut, natürlich gibt es Unterschiede, die Mörder der Romanows gingen kein persönliches Risiko ein, und den Kindern des Zarenpaares kann man kaum die Verantwortung für irgendetwas zusprechen, Charlotte Corday wollte das Morden gerade mit ihrer Tat beenden, wohingegen die Bolschewiki gerade erst so recht in Übung kamen, aber das ist wahrlich ein weites Feld, an dem ich mich schon einige Male versucht habe, etwa hier und hier. Für heute soll es bei diesen Leseempfehlungen bleiben, und dem einen oder anderen Gedenken.

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