Nun überwiegend. Und wo sich der heutige Tag schon etwas später herumtreibt (immer diese Nachträge) und eher anders verlief, vielleicht ist es nicht gänzlich sinnlos, kurz in das Notizbuch zu schauen und nachzuerzählen, was dort steht. Warum sich zum Sklaven des Unerfreulichen machen. Also beginnen wir mittendrin.
An besagtem Sonnabend hören wir also irgendwann eine Stimme, die merkwürdig an einen vergangenen Potentaten dieses Teils unseres Vaterlands (nun ja, aus Gewohnheit gebraucht man halt manchmal altmodische Begriffe) erinnert, wir folgen irritiert und dann ist es nur ein Politiker der Linken, der einmal saarländischer Ministerpräsident war. ‚Enteignet die Reichen und alles wird gut‘, nun ja, wenn’s denn helfen würde (ist schon mehrfach übel ausgegangen; nicht daß wir die gegenwärtige Variante viel höher schätzen würden, aber dennoch, es gibt Abstufungen) und das revolutionäre Feuer sah doch mehr nach einem gemalten Kamin aus. Demnächst sind Landtagswahlen und es gab gerade eine allgemeine Volksbelustigung. Also wurde die Chance von den üblichen Verdächtigen genutzt, den lautesten Beifall gab es übrigens als er brandmarkte, daß die Renten nicht ordentlich steigen würden.
Ich eile zu meiner Verabredung und werde vom netten Nachbarssohn aufgehalten, der auf dem Marktplatz irgendeinem merkwürdigen Junggesellen-Ritual (vor der anstehenden Hochzeit) folgt, das anscheinend verlangt, Krimskrams zu verkaufen. Eigentlich war ich auf dem Weg zu einer privaten Einladung, die unter anderem sehr guten Käse und noch besseren Champagner versprach. Letzterem konnte ich leider nur maßvoll zusprechen, da ich noch aufrecht in ein Konzert gelangen wollte, daß in St. Johannis „The Church Choir of Boys and Gentlemen from the church of St Mary-le-Tower“ aus Ipswich, Suffolk gab, sehr angenehm übrigens, wenn auch ein bißchen viel 20. Jahrhundert für meinen Geschmack. Gesungene Moderne hat immerhin den Vorteil, daß Disharmonien nicht so schmerzhaft zu spüren sind. Ich konnte kein passendes Video finden, daher das Glockenläuten dort oben. Bisher wußte ich nur, daß es Hexen in Ipswich gibt (wenn man Filmen Vertrauen schenken sollte).
Und wenn wir uns noch ein Reich nennen dürften, wäre unser Kaiser nunmehr verheiratet. So war es nur Georg Friedrich Prinz von Preußen, Chef des vormals regierenden Hauses Hohenzollern, der Sophie Prinzessin von Isenburg ehelichtete. Jemand, der mir davon berichtete, sagte, als er auf die Straße trat, hatte er noch für einen Moment das Gefühl, die Welt wäre wieder immer im Lot. Dann kam die Wirklichkeit zurück.
nachgetragen am 30. August
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