Was kann aus Nazareth Gutes kommen?
Gedanken zum Bartholomäustag
Nathanael Bar Tholmai, Nathanael, Sohn des Tholmai, zu Deutsch des Furchenziehers, war wohl der vollständige Name des Apostels, dessen Gedenken die Kirche am 24. August feiert. Philippus hatte Nathanael berichtet: „Wir haben den gefunden, von welchem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben“. Dann will er ihn zu Jesus führen. Nathanael aber weigert sich mit dem sprichwörtlich gewordenen Satz: „Was kann aus Nazareth Gutes kommen?“ Für die Juden war es völlig undenkbar, dass das Heil nicht ganz und gar aus ihrer Mitte kommen sollte. Nazareth allerdings lag in Galiläa, und das gehörte bereits seit Jahrhunderten nicht mehr zu ihnen.
Nun sieht der Herr aber Nathanael kommen und spricht zu ihm: „Siehe, ein rechter Israelit, in welchem kein Falsch ist“. Und als Nathanael sich wundert, woher Jesus ihn kennt, offenbart dieser ihm: „Ehe denn dich Philippus rief, da du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich.“ Dieses kleine Wunder genügt ihm dann für sein Bekenntnis: „Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel!“ So berichtet uns der Evangelist Johannes die Berufung des Jüngers, den die anderen drei Evangelien nur noch als Bartholomäus kennen.
An dieser Begebenheit wird erneut sichtbar, wie tiefgreifend allein die Begegnung mit Christus das Leben eines Menschen verändern kann. Die Begegnung mit Jesus verlangt nach einer Antwort, die nur in dem Bekenntnis zum Lehrer, Gottessohn und zum König der Welt bestehen kann. Bartholomäus folgte von nun an dem Herren und soll nach seiner Himmelfahrt die Auferstehungsbotschaft zunächst nach Persien und dann nach Armenien getragen haben.
Dort wurde er eines Tages zum König Polymios gerufen und heilte dessen Tochter. Der König ließ sich daraufhin mit seiner Familie taufen und riss die Götzenbilder im Land nieder. Die verstoßenen heidnischen Priester flüchteten nun zu Astyages, einem Bruder des Königs, der ihm feindlich gesonnen war. Astyages kam mit eintausend Soldaten, sie schlugen den Apostel, zogen ihm bei lebendigem Leibe die Haut ab und kreuzigten ihn dann. Alles das geschah vermutlich im Jahre 51 nach Christus. Der Heilige wirft mit seinem Martyrium bereits ein strahlendes Licht auf den ersten christlichen Staat; zu dem Armenien im Jahre 301 noch vor Rom geworden ist.
Der Legende nach wurde der Sarg des Bartholomäus ins Meer geworfen und bei der Insel Lipari in der Nähe Siziliens angespült. So gelangten die Reliquien nach Benevent und später ein Teil seines Schädels sogar bis nach Deutschland. 1238 brachte Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen die Reliquie in den Frankfurter Dom am Main, der von da an nach Bartholomäus benannt war und zum Krönungsort der Kaiser werden sollte. Bartholomäus wurde somit zum Patron der Stätte, an der bis 1792 die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt wurden.
Weltgeschichtliche Bedeutung erlangte im Jahre 1572 die Bartholomäusnacht. Nach einem gescheiterten Attentat auf Admiral Gaspard de Coligny, dem Führer der protestantischen Hugenotten in Frankreich, eskalierte der Streit zwischen den Konfessionen, und Königin Katharina de Medici nutzte das, um in der Nacht auf den 24. August desselben Jahres Tausende Hugenotten in Paris, wo sie aus Anlass der Hochzeit Heinrichs von Navarra versammelt waren, umbringen zu lassen, unter ihnen befand sich auch Coligny. Es strebte damit die Zeit grausamer blutiger Religionskriege neuen Höhepunkten zu, und sie sollte auch noch das halbe 17. Jahrhundert andauern.
Die Bauernregel zum 24. August mutmaßt: „Wie der Bartholomäustag sich hält, ist der ganze Herbst bestellt.“
Thomas Roloff
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen