HM the Queen and HRH the Duke of Edinburgh arrive at Westminster Hall
Parliamentary copyright/Chris Moyse
Eine sumerische Tontafel, die heute in Oxford aufbewahrt wird, erzählt, wie lange vor der "Großen Flut" bereits das Königtum vom Himmel zu den Städten der Menschen herabgestiegen war.
Die britische Königin Elisabeth II. hat am 20. März in Westminster Hall eine Rede anläßlich ihres Diamantenen Thronjubiläums gehalten. Die Worte mögen unauffällig oder unpolitisch erscheinen, zumindest sind sie so beurteilt worden, aber gleichzeitig wurde auch von der Wirkung berichtet, die sie dennoch hinterlassen hätten. Merkwürdig.
„Wir werden hier an unsere Vergangenheit erinnert, an die Kontinuität unserer nationalen Geschichte und die Tugenden der Belastbarkeit, Erfindungsgabe und Toleranz, die sie erschaffen haben. Ich hatte das Privileg, einen Teil dieser Geschichte zu erleben, und mit der Unterstützung meiner Familie werde ich mich weiter dem Dienst an unserem großen Land widmen und seiner Menschen, jetzt und in den Jahren, die kommen sollen.“
Die Präsenz war kaum zu leugnen, die so selbstverständliche Würde, die verinnerlichte Pflichterfüllung, ja selbst der feine, schwer greifbare, aber doch unüberhörbare Humor.
Wo doch, ich erinnere mich, es ging um Friedrich II. von Preußen, jemand einmal eigentlich zurecht einwand, Könige dürften nicht ironisch sein, aber das ist wohl noch eine andere Geschichte.
Wenn das Königtum, wie hier, in seinen letzten Ausläufern spürbar wird, ragt etwas lange Zurückliegendes in diese verworrene Zeit, ein Bote, ein Zeuge einer älteren Wirklichkeit (solange es noch nicht endgültig zur Staffage verkam).
Es ist sehr schwer, den Kern des Monarchischen zu beschreiben, weil eben dieser ins Dunkel des Geheimnisses gehüllt bleibt, aus dem es seine Magie bezieht.
Wie man dem sumerischen Mythos entnehmen kann, gab es ursprünglich den Glauben, daß es zwischen der ewigen und der geschaffenen Welt einen Mittler, eine Brücke geben müsse, jemanden, der an eine verborgene Ordnung hinter den Dingen mahnt, die sichtbar sind, wo etwas über das hinaus geschieht, was Priester leisten können.
Nun ist zwar Königin Elisabeth auch Oberhaupt der Kirche von England und, wie man erzählt bekommt, persönlich eine sehr fromme Frau. Aber wir leben doch in einer Art Zwischenzeit, im Nebel gewissermaßen, und es ist noch nicht recht sicher, ob in dieser Zwischenzeit, wo die Konturen verwischen, die Formen zerfließen, alles Feste und Bekannte zu verschwinden scheint, etwas im Unbestimmbaren endgültig verändert und entstellt wurde, oder wir, nachdem sich das Wetter gebessert hat, an einem klaren sonnigen Vormittag die vertraute Welt, vielleicht leicht lädiert, wiedererkennen dürfen.
Bis dahin aber, solange es auch andauern mag, können wir nur auf das schauen, was quer zu einer Zeit steht, die nichts für unverfügbar hält und jegliches für voraussetzungslos, wo jeder meint, alles seinen Wünschen und Launen unterwerfen zu dürfen, wenn er sich denn im allgemeinen Gedrängel und Gewimmel um Macht, Vorteil und Aufmerksamkeit nach vorn kämpfen kann, wo Respekt für Schwäche und Glaube für infantil gehalten wird.
Daher sind solche Ereignisse tröstlich, wo die jahrtausendealte Erzählung von Glauben, Geist, Würde und Anmut noch einmal Gestalt gewinnen konnte und der König das Land ist. Dabei waren es sicher auch früher rare Momente, an denen diese Erzählung auflebte; die menschliche Natur ist auf Erden nun einmal ein Kampfplatz, auf dem das Licht und das mörderische Dunkel ihre Kräfte gegeneinander richten...
Warum heute diese metaphorische Rede. Nun, man kann annehmen, daß die banale Ansammlung der Sachen um einen herum die Wirklichkeit beschreibt, oder daß dies eine Abirrung wäre und die Wirklichkeit ein weites Land.
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