Dienstag, 17. Dezember 2013

So nebenbei



Irgendwo hat dieses Städtchen, wohin es uns verschlagen hat, etwas deutlich Verwunschenes. Was erst einmal sehr romantisch klingt, aber de facto auch bloß heißt, die Bewohner mögen es zu schlafen. Das ging mir heute durch den Kopf, als ich vor der verwaisten nahegelegenen „Schloßgärtnerei“ stand (ich brauchte neues Grünzeug für die Weihnachtsdekoration), nur um festzustellen, daß diese lieber auf das Weihnachtsgeschäft verzichtete, um bereits im Dezember in die Winterpause eingehen zu können. Aha.



Ich wurde bereits nach meinem hiesigen Eintreffen stutzig, als ich feststellte, daß Geschäfte hier gern schon mal an einem Sonnabend um 11 Uhr schließen (wo man sich natürlich zwangsläufig fragt, wofür die Inhaber eigentlich überhaupt aufgestanden sind). Und tatsächlich glaube ich inzwischen, daß weite Teile der hiesigen Bevölkerung jetzt bald die Fenster mit Decken verhängen werden und die Türen mit Brettern vernageln, um sich in eine mehrmonatige Winterruhe zu begeben (unterbrochen voraussichtlich von gewissen biologischen Umständlichkeiten), das klingt vielleicht immer noch romantisch, oder auch eher nicht.



Aber es gibt ja immer noch genug Natur ringsum...


4 Kommentare:

naturgesetz hat gesagt…

Closing at 11:00 on a Saturday morning sounds a little extreme. Even though I regret that most stores in my country stay open on Sunday, I'm not sure I'd want to have to finish all errands by 11:00 — and even less so if I weren't retired.

Could it go back to a time when the women went to the markets in the morning anyway?

Walter A. Aue hat gesagt…

Rilke:

Es gibt so wunderweiße Nächte

Es gibt so wunderweiße Nächte,
drin alle Dinge Silber sind.
Da schimmert mancher Stern so lind,
als ob er fromme Hirten brächte
zu einem neuen Jesuskind.

Weit wie mit dichtem Demantstaube
bestreut, erscheinen Flur und Flut,
und in die Herzen, traumgemut,
steigt ein kapellenloser Glaube,
der leise seine Wunder tut.

Rilke:

Advent

Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie fromm und lichterheilig wird,
und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin – bereit,
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.

MartininBroda hat gesagt…

@Joe So you wanted to be a part of the 19th century again I see (thought so anyway), cute idea probably (at 1st sight :)).

MartininBroda hat gesagt…

@Prof Aue Sie wissen ganz genau, daß es nicht herablassend gemeint ist, wenn ich vortrage, ich sei sehr gerührt, aber, siehe oben.

Irgendwo ist Literatur, vor allem, wenn sie Poesie sein will, doch sehr nahe am Schamanismus. Man hofft folglich, daß die Worte, aber heftig, etwas bewirken, vielleicht tun sie's ja auch, wir merken es vielleicht nur zu spät, wir fragilen biologischen Konstrukte.