Sonntag, 30. März 2014

Sonntag &


Das, angesichts eines wunderbaren Frühlingstags, erste denkbare Sonntagsessen auf der Terrasse in diesem Jahr ist gewissermaßen dem Fußball zum Opfer gefallen. Nicht daß ich inzwischen zum Fußballfan mutiert wäre, aber hier um die Ecke liegt das hiesige Stadion und die Mannschaft der TSG Neustrelitz kämpft offensichtlich erfolgversprechend um den Aufstieg in die 3. Liga. Heute ging es gegen den 1. FC Magdeburg (wie ich gelernt habe, war das mal eine bedeutende Sache). Was die Polizei offensichtlich heftig dazu animierte, Wasserwerfer aufzufahren etc. etc. Sagen wir, die Umgebung war für das Draußen-Essen einfach etwas zu überfüllt (und man kann es selbst mit dem Exhibitionismus ein wenig übertreiben).



Zum Essen: Das merkwürdige grüne Gemüse ist wohl keinem Gen-Labor entsprungen, sondern einfach eine Kreuzung aus Brokkoli und Blumenkohl (und da unsere Kohlsorten alle vom Wildkohl herstammen, ist das anscheinend auch keine so besondere Angelegenheit) und schmeckt ziemlich nach letzterem, sieht aber immerhin irgendwie „spacig“ aus (irgendwie müssen wir unserem genügsamen Leben doch einen Anschein von „flavour“ beifügen). Dafür war der Rest brav und gediegen.

Auf sehr viel Thymian, Zwiebeln und Rosmarin wurde ein Schweinekrustenbraten zubereitet. Ich habe diesmal die meiste Zeit den Deckel auf dem Bräter im Ofen gelassen und erst spät abgenommen, dann natürlich das Ganze öfters mit dem Sud übergossen. Empfehlenswert. Zu der Sauce kam eigentlich nur noch eine Mischung aus Crème fraîche und Saurer Sahne hinzu (auch wenn sich der Purist hier schüttelt). Also das Gegenüber in Gestalt von Frau Mutter hat „tüchtig reingehauen“, wie sie zu sagen pflegt, wenn das Essen rasant weniger wird, es scheint demnach den Erwartungen entsprochen zu haben.

Ach übrigens bezwang der „Tabellenführer TSG Neustrelitz“ den 1. FC Magdeburg mit 2:1, und langsam sollte ich wohl darüber nachdenken, eine kleine Imbißbar am Gartenzaun aufzubauen, ach nein, besser doch nicht.





10 Kommentare:

DirkNB hat gesagt…

Romanesco sieht man wirklich nicht so oft auf den Bildern, aber etwas außergewöhnlich sieht er doch immer wieder aus. Ich muss bei seinem Anblick immer an "Apfelmännchen" denken, was nichts mit einer Weihnachtszeit zu tun hat, obwohl Mandelbrotmengen durchaus eine Rolle spielen. Aber in der Mathematik gibt es den Begriff Selbstähnlichkeit, da kommt das her.
Krustenbraten müsste ich auch mal wieder machen, wobei sich da immer die Frage stellt, wo man nach der Zubereitung mit dem Braten hin soll, die Kruste reicht ja eigentlich. ;-)

DirkNB hat gesagt…

Achso: Der Imbissstand. Die Idee ist gut, bleibt zu erwarten, nicht das übliche Pommes-Bratwurst-Schnitzel-Frittier-Einerlei angeboten zu bekommen, sondern mal was gutes. ;-)

MartininBroda hat gesagt…

@DirkNB Das mit dem "Apfelmännchen" ist gar nicht so abwegig und vor allem roh sehen die Dinger wirklich irgendwie laborgezüchtet aus, wenn nicht außerirdisch, so als würden sie einen jeden Moment anspringen und dabei sollen sie schon seit dem 16. Jahrhundert gezüchtet werden, ob man das glauben soll, merkwürdig das alles.

Der Krustenbraten war wirklich in Ordnung (ich komme eben wieder nach Hause und glaube, zwischenzeitlich wurde er final zernichtet).

Und zum Imbißstand, die Idee ist in der Tat ganz lustig, aber bei jedem flüchtigen Blick auf die Niederungen der Realisierung schreckt man doch schnell genug zurück.

DirkNB hat gesagt…

Niederungen gibt es da sicher nicht nur in der Realisierung, sondern auch im kulinarischen und finanziellen Niveau potenzieller Kundschaft.
Neulich sah ich mal einen Beitrag im Fernsehen, wie sich jemand mit edleren Gerichten im Imbiss-Wagen-Verkauf versucht, selbstständig zu machen. Das klappte auch, aber eben in einer etwas finanzstärkeren Gegend (Bayreuth oder so). Da gabs dann Biokost (im positiven Sinn), handwerklich zubereitet und ohne Fritteuse, dafür mit frischem Gemüse und allerlei leckereien in transportabel essbar.

MartininBroda hat gesagt…

@DirkNB Da hatte ich über dem inneren Kopfnicken wohl die Antwort vergessen. Ich fürchte auch, das ist nicht ganz die Gegend dafür. Wenn ich das richtig mitbekomme, überlebt hier so manches Lokal, dessen Küche nun auch nicht so emporgehoben ist nur dank gelegentlicher Busladungen von Touristen.

DirkNB hat gesagt…

Wie ich in zahlreichen Wortwechseln zwischen Gästen und Wirten erfuhr, scheint es nur zwei wesentliche Kriterien für ein "gutes" Restaurant zu geben: kleine Preise, große Portionen. Und das schlimme: Viele Wirte gehen darauf ein. Andererseits gibt es deswegen hierzulande auch keine ausgeprägte Dessertkartenkultur, weil natürlich die Teller - egal, wie laut man bei ihrem Anblick über ihre Fülle gestöhnt hatte - leer gegessen werden. Dem Wirt wird nichts geschenkt. Schrecklich das.

MartininBroda hat gesagt…

So ist es, und dafür gibt es regelrecht gestanzte Floskeln, wie etwa die Frage, ob das Essen "günstig" gewesen sei und die Portionen "reichlich", dazu gesellt sich am Ende die muntere Aufforderung, "wir werden doch nichts umkommen lassen" etc. etc.

Das ist zwar uncharmant, aber mein übliches Sonntags-Gegenüber ist da als Demonstrationsobjekt wirklich idealtypisch geeignet. Ich sehe sie noch in einem nobleren Restaurant entsetzt/empört die Bedienung anschauen, als sie einen (!) kleineren Löffel mit Sauce auf den Teller appliziert bekam, anschließend hielt sie den Rest des Tisches für kollektiv geistig verwirrt, als der nichts dabei fand und das "Nichts" auch noch in den höchsten Tönen lobte.

DirkNB hat gesagt…

(herzhaft lachend): Ach ja ...
Ich habe mal versucht, in einem "gutbürgerlichen" Restaurant sowas wie eine Menüfolge zusammenzustellen: Salat, Vorspeise, Hauptgericht, Dessert, Käffchen. Die Küche war überfordert. Nach der Vorspeise war ich satt. Jedes Gericht hätte ob seiner Quantität eine komplette Mahlzeit ergeben. Die Dialektischen Grundgesetze vom Umschlagen von Quantität in Qualität (Fr. Engels lässt grüßen, http://de.wikipedia.org/wiki/Dialektische_Grundgesetze#Umschlag_von_Quantit.C3.A4t_und_Qualit.C3.A4t) haben offenbar in der Gastronomie keine Wirksamkeit. ;-)

DirkNB hat gesagt…

Bezogen auf den Löffel fällt mir noch die Floskel des sehr übersichtlich angeordneten Essens ein.

MartininBroda hat gesagt…

Ich erinnere mich dunkel an diesen dialektischen Budenzauber (es ist doch hübsch, was Menschen so Unterschiedliches zu verschiedenen Zeiten für völlig selbstverständlich zu halten gewillt sind, und das wird sich sicherlich in irgendeiner Form auch wieder wiederholen, bin schon auf die nächste Sensation gespannt).