Dienstag, 22. April 2014

"Die schnellen Jahre gehn und wir mit ihnen hin" - von Abschatz &


Ich wollte leicht beginnen und habe daher den Hebe–Tempel aus dem hiesigen Schloßgarten ausgewählt. Eigentlich soll es heute um einen recht vergessenen Dichter des Barockzeitalters gehen; voriges Jahr hatte ich unter der launigen Überschrift "Sagen ist der Weiber Ruhm/ Thun der Männer Eigenthum" einigermaßen manierlich an ihn erinnert, denke ich. Aber da ich die Verse des Freiherrn von Abschatz auch im folgenden nicht unbebildert lassen wollte, will ich kurz etwas dazu anmerken.


Die Photos sind alle von diesem Ort und ein wenig der „getragenen“ Auswahl angemessen. Wir beginnen mit einem Blick in den Gedenktempel an die Königin Luise (der Innenraum ist gegenwärtig einsehbar), das Original ihres Sarkophags von Christian Daniel Rauch wurde 1891 von Albert Wolff nachgeschaffen.



Und dann sind wir schon am anderen Ende der Stadt, am Parkfriedhof mit der von Friedrich Wilhelm Buttel erbauten Friedhofskapelle, er ist an dem Platz in einem (sehr bescheidenen) Mausoleum selbst beigesetzt. Auch davon finden sich Bilder.







Und schließlich erhalten wir etwas zum Bedenken: Während das Andenken Buttels, dessen Überreste in diesem kleinen Kasten ruhen, noch recht lebendig ist, findet sich an diesem ein wenig eindrucksvolleren ehemaligen Begräbnisort einer Familie, der nicht viel mehr als 100 Jahre alt sein wird, eine Tafel mit dem Hinweis, daß über dieselbe, die hier ihr Begräbnis hatte, nichts mehr bekannt sei. So schnell vergeht die Erinnerung.

Über das folgende nur summarisch. Die Tafel hängt am älteren Carolinum, sprich dem Vorgänger des jetzigen Gymnasiums. Und darauf noch zwei pittoreske Stadthäuser, vor allem der Jugendstilversuch hat etwas, irgendwie. Doch damit sollen die Anmerkungen auch enden und der Freiherr von Abschatz, er starb am 22. April 1699 zu Liegnitz (das war der äußere Anlaß), endlich zu Wort kommen.


Die schnellen Jahre gehn und wir mit ihnen hin

Die schnellen Jahre gehn und wir mit ihnen hin/
Eh man sich richtet ein/ das Jahr wohl anzuwenden/
Geht uns das meiste Theil desselben aus den Händen/
Bleibt Reue/ Qual und Angst sein leidiger Gewinn/
Ein ieder hat genung sein Beyspiel anzuziehn.
Es hat mich Gottes Gunst ein Jahr nun lassen enden/
Das neue Schuld und Last gelegt auff meine Lenden/
Mein Leben will/ noch eh es Knospen trägt/ verblühn.
Fürst aller Zeit/ durch den ich diese Zeit erlebt/
Gieb/ daß die alte Zeit mir nie vor Augen schwebt
Samt ihrer alten Schuld/ regiere meine Sinnen/
Daß sie der schnöden Zeit sich recht gebrauchen künnen/
Und wenn ich schliessen soll nach deiner meine Zeit/
Versetze mich zu dir ins Reich der Ewigkeit.


Vier Winde sind die unsre Ruhe stören!

Vier Winde sind die unsre Ruhe stören!
Bald scherzt um uns der Hoffnung leichter West/
Bald spürt man daß ein furchtsam Ostwind bläst;
Bald pfleget uns der besten Sinnen Pest/
Ein fauler Süd der Freude zu bethören;
Bald läst sich drauff des Traurens Nordwind hören.
So mancher Sturm kan unsre Ruhe stören.


Petrarcha, Est aliquid bene qui meminit

Zwar das Gedächtnis ist ein Schatz von grossem Werth/
Doch wär es offtermahls viel besser nichts gedencken/
Als mit Erinnerung deß/ was uns widerfährt/
Sich täglich sonder Noth und Frucht auffs neue kräncken.


Nicht zu weit auff hohe See/ nicht zu nah auch am Gestade!
Dort kömmt offt von freyem Sturm/ hier von blinder Klipp ein Schade.


Wie ich heute bin gesinnt/ warum war ichs nicht vorhin?
Oder/ warum bin ich nicht/ was ich vor gewesen bin!


Der Sonnen Glantz verfällt/ doch steigt sie wieder auff

Der Sonnen Glantz verfällt/ doch steigt sie wieder auff;
Was von dem Winter stirbt/ sieht man im Sommer blühn.
Beschlüssen wir einmahl den kurtzen Lebens-Lauff/
So schlaffen wir hernach die lange Nacht dahin.
Doch wenn wir uns nur wohl zur süssen Ruhe strecken/
So folget endlich auch ein freudig Aufferwecken.


Daß nichts Ewigs hier zu hoffen/ lehret uns das schnelle Jahr

Daß nichts Ewigs hier zu hoffen/ lehret uns das schnelle Jahr/
Macht die rauberische Stunde/ die den Tag entführet/ wahr.
Linder Sudwind bricht den Frost/ Sommers Glutt vertreibt den Mäyen/
Weicht dem Herbst/ der Früchte streut/ und bald will es wieder schneyen.
Doch der Mond erholt sich wieder/ wenn er abgenommen hat;
Wir/ wenn wir einmahl erreichen unsrer Vätter Lagerstatt
Werden nach dem Leibe Staub/ sehen diese Welt nicht wieder.
Wer weiß ob uns morgen noch geht die göldne Sonne nieder!
Warum suchst du denn dein Geld so begierig auffzuheben?
Was des Erben Geitz entgeht/ bringt dir Danck bey deinem Leben.

beendet am 23. April

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