Predigt
2 Tim 2,8-13
8 Halt im Gedächtnis Jesum Christum, der auferstanden ist von den Toten, aus dem Samen Davids, nach meinem Evangelium, 9 für welches ich leide bis zu den Banden wie ein Übeltäter; aber Gottes Wort ist nicht gebunden. 10 Darum erdulde ich alles um der Auserwählten willen, auf daß auch sie die Seligkeit erlangen in Christo Jesu mit ewiger Herrlichkeit. 11 Das ist gewißlich wahr: Sterben wir mit, so werden wir mitleben; 12 dulden wir, so werden wir mitherrschen; verleugnen wir, so wird er uns auch verleugnen; 13 glauben wir nicht, so bleibt er treu; er kann sich selbst nicht verleugnen.
Der Friede des Auferstandenen sei alle Zeit mit euch!
Liebe Gemeinde,
auch in dieser Nacht ist wieder vom Leiden die Rede, obgleich wir doch gerade das als überwunden ansehen wollen, denn Christus hat in dieser Nacht über Leiden und Tod triumphiert. Christus ist aus dem Grab erstanden und hat sein Leben wiedergenommen. „Christus siegt - Christus herrscht - Christus gebietet“, „Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat“, so heißt es in einem alten lateinischen Osterhymnus. Diese Inschrift trägt das inzwischen in der Schatzkammer der Wiener Hofburg verwahrte Schwert des Reiches, das zu den Krönungsinsignien der römischen Kaiser gehört.
Durch die Auferstehung Christi ist der ganzen Welt ihre eigentliche Ordnung gegeben worden. In dieser Nacht wurde die Welt zu einer wahrhaft christlichen Welt. Gab es bis in jene Nacht viele Könige, so gibt es nun nur noch einen König, und dieser Raum, in dem wir uns hier heute befinden ist fürwahr eine Basilika, eine Königshalle. Ganz selbstverständlich nahmen die Christen die königliche Bauform für ihren Herrn in Anspruch, und ganz selbstverständlich sprechen auch wir ihn im Bekenntnis und im Gebet als unseren Herrn an.
Dieses Bekenntnis ist das Gedächtnis, von dem Paulus spricht. „Halt im Gedächtnis Jesum Christum, der auferstanden ist von den Toten, aus dem Samen Davids, nach meinem Evangelium, für welches ich leide bis zu den Banden wie ein Übeltäter; aber Gottes Wort ist nicht gebunden.“
Durch dieses unser Bekenntnis steht die Auferstehung Christi in der Welt! Paulus prägt hier eine Vorstellung vom Christen, als wäre dieser gleichsam das Gefäß, in dem die kostbare Wahrheit vom siegreichen Christus bewahrt, durch die Welt und durch die Zeit getragen wird. So wie wir die Osterkerze durch das Dunkel der Kirche getragen haben, so tragen wir Christen die Wahrheit von der Auferstehung unseres Herrn durch die Welt und durch die Zeit.
In unserem Lande werden wir nicht wie Paulus damals in Fesseln gelegt. Die Kirche ist frei. Uns werden nicht Strafen auferlegt, weil wir an Christus glauben. In vielen Ländern ist das leider anders. In unserer Gemeinde ist es eine gute Tradition, daran wieder und wieder zu erinnern und den verfolgten Christen so eine Stätte zu geben. Ich weiß, dass das kein Anliegen nur für einen Tag ist, sondern wir sind dem dauerhaft verpflichtet.
Aber auch in unserem Lande mehren sich die Stimmen, die nun endlich aus der scheinbar eingetretenen Minderheitensituation von uns Christen Konsequenzen ziehen wollen. Die Sonntags- und Feiertagsruhe werden untergraben, die christliche Vorstellung vom konsequenten Schutz des Lebens und von der Pflicht zum Frieden wird bestritten, und die guten Ordnungen menschlichen Zusammenlebens werden nicht mehr ernst genommen und zerfallen. Nur ein ganz kleines Indiz für diesen Prozess ist der Umstand, dass die Erinnerungsstätte an im Auslandseinsatz gefallene Soldaten der Bundeswehr in Potsdam ganz bewusst ohne jede christliche Symbolik geschaffen wird.
Manchmal gewinnt man den Eindruck, als würde die Kirche nur noch dort und so geduldet, wo sie sich selbst als religiöse Folklore versteht, die dem Zeitgeist das Gewand des Richtigen und der Beständigkeit umhängt, und inzwischen greift man selbst dann nicht mehr immer auf sie zurück. Wir dürfen dem nicht nachgeben.
Mit Paulus sprechen wir: „Darum erdulde ich alles um der Auserwählten willen, auf daß auch sie die Seligkeit erlangen in Christo Jesu mit ewiger Herrlichkeit. Das ist gewißlich wahr: Sterben wir mit, so werden wir mitleben; dulden wir, so werden wir mitherrschen; verleugnen wir, so wird er uns auch verleugnen; glauben wir nicht, so bleibt er treu; er kann sich selbst nicht verleugnen.“
Auch die Herausforderungen, die sich uns stellen, seien sie groß oder klein, sollen uns zu dieser Kraft im Glauben ertüchtigen. Es ist tatsächlich ein Wendepunkt erreicht, denn Gott ist in die Geschichte eingetreten und hat durch die Auferstehung seines Sohnes unser Menschsein ganz und gar in sein Wesen hinein aufgenommen und die Welt erlöst. Gott ist in die Geschichte hineingetreten, er hat sie aber nicht beendet. Darum gibt es auch noch das Leiden. Nun aber nehmen wir im Leiden an ihm Anteil und können ganz auf seine Treue hoffen. Durch diese Nacht ist alles Leiden der Menschen gleichsam zum Geburtsschmerz der erlösten Welt geworden! Jedem Geburtsschmerz aber folgt die vollkommene Freude, denn der, den sie ins Grab gelegt haben, hat sein Leben wieder genommen. Christus hat den Tod besiegt und eine unvergängliche Wahrheit ans Licht gebracht.
Wir sind sein Volk. Wir verkünden das Evangelium aller Welt. Wir leben aus dieser völligen Freude und haben die Pflicht, der Welt diese Freude einzuprägen.
Amen
Der auferstandene Gott sei alle Zeit mit euch.
Thomas Roloff
Replikas der Reichsinsignien des Heiligen Römischen Reiches,
Krönungssaal des Aachener Rathauses
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