Man müßte sich als ein anderer Mensch erfinden können, manchmal. Etwa als jemand von rustikaler Gemütsart mit lebhaftem Vergnügen an den althergebrachten Sitten. Ich meine das gerade nicht entfernt im anspruchsvolleren Sinne, sondern nur in Bezug auf das Essen vom letzten Sonntag, und darum auch nur sehr vorübergehend.
Aber was soll man schon sagen, wenn ein sog. „herzhaft-deftiges“ Gericht innerhalb der vorgesehenen Maßstäbe ausgesprochen gelingt und dabei sogar noch eine eigene Note abbekommt. Mit anderen Worten, zu Pfeffer und Salz kam auch noch Piment hinzu. Oder so.
Doch (fast) der Reihe nach. Letzteres bezog sich auf das Sauerkraut. Und da kamen dann tatsächlich auch noch Pfefferkörner dazu (und etwas Muskat, glaube ich mich dunkel zu erinnern). Der Hauptakt - ein umfänglicher Schweinekrustenbraten, auf in Butter geschmorten Zwiebeln, mit Thymian und Rosmarin, Pfeffer und Salz natürlich, und etwas Rinderbrühe im Ofen zubereitet – rief tatsächlich danach, die Fenster aufzureißen, um herauszukrähen: „Ihr Leute, die ihr sowas mögt, eilt herbei, eilt herbei!“.
Aber zu dem Zeitpunkt hatte ich sowieso schon keine Stimme mehr und wollte eigentlich nur noch zurück auf die Couch (siehe Einleitung zum vorigen Beitrag). Außerdem scheue ich mich vor Fremden und mag das Theatralische nur aufgeschrieben, weniger im wirklichen Leben nachgeahmt (ich gebe zu, ich bin da aus Erfahrung voreingenommen).
Es muß die Jahreszeit sein, dieses ewig nebelhaft Düstere und feucht Kalte, das einen zu so „verzweifelten“ Mitteln treibt. Wahrscheinlich hat man vor langer Zeit einmal in einem alten Kinderbuch eine Abbildung vergnügter Menschen gefunden, die in einem Akt kulinarischen Widerstands solches oder ähnliches in sich hineinstopften.
Nun, das Bedürfnis hat sich erhalten, nur die Vorlieben stimmen irgendwie nicht mehr recht dazu. Das klingt natürlich nicht nur übertrieben, es ist es, bei weitem. Ich hatte nur so vor mich hinsinniert, was man doch alles an Wunsch- und Sehnsuchtsbildern mit sich herumschleppt, die sich für gewöhnlich fröhlich durchkreuzen oder zumindest im Wege stehen. Und das soll es für heute sein. Ach so, die Sauce wurde ebenfalls ordentlich gelobt, das nur der Vollständigkeit halber.
nachgetragen am 27. November
11 Kommentare:
Man soll ja nicht immer nur vom ersten Eindruck, der sich doch im wesentlichen an optischen Äußerlichkeiten fest macht, auf die inneren Werte schließen, aber der Anblick des Krustenbratens und der angedeutete theatralische Ausruf hätte zur Eile gemahnt. ;-) Sowas gutes darf nicht kalt und labschig werden!
Ach, schade , daß ich nicht in der Nähe war, das alles, Sauerkraut und Braten sieht so lecker aus, ich hätte mich glatt selbst eingeladen... und immer solch schöne Tischdekoration, Servietten, passend zur Umgebung oder zur Jahreszeit. Die Scherenschnitte sind allerliebst!
Tapfer lese ich (fast) immer Herrn Roloffs Predigt, die mir auch meist ziemlich zusagt, aber dabei denke ich ständig: Gibt's denn bald mal wieder was zu essen? Solch einen Braten werde ich demnächst "nachmachen", passt absolut zur Jahreszeit und für mein schlechtes Gewissen kommt dann das gesunde Kraut dazu: Wofür sie besonders schwärmt, wenn es wieder aufgewärmt. Bei zwei Personen kann man montags auch noch was davon haben. Ach ja, auf den Weihnachts"kitsch" bin ich wieder sehr gespannt...ich schwelge hier am kommenden Wochenende auch darin!
That roast looks delicious. Like Anonym, I'd have been happy to have been able to answer the call to join you.
I hope you're feeling better by now.
Maybe I'll blog something about my Thanksgiving (last Thursday). If not, I'll at least mention here that it was pleasant. I was invited to a gathering of 8 people with good food and conversation, and a little Spaziergang between the main course and dessert.
@DirkNB Ach das Leben enteilt einem immer so behende, ich mußte doch noch einmal nachschauen, was ich überhaupt geschrieben hatte. Aber es stimmt alles. Ich hatte da tatsächlich etwas hinbekommen, was mir im Grunde völlig egal war, undankbar, doch wahr. Aber ich kann jetzt wenigstens sagen: "Ja, ich kann Krustenbraten!". Beeindruckend, irgendwie, oder so.
@Anonym Nicht zuletzt dieser freundliche Kommentar hat mich denn doch dazu gebracht, auch noch den letzten Sonntag nachzutragen. Schon allein wegen des erst startenden Adventskitsches, denn es wird natürlich Weiterungen geben.
Ich hoffe, die Braten-"Nachahmung" war gelungen, wird gelingen (gut, Hoffnungen in Bezug auf die Vergangenheit... Da erinnere ich mich immer an einen Freund, der nach einem historischen Film meinte: "Man weiß ja, wie es ausgeht, aber hofft trotzdem bis zum Schluß...". Das hatte jetzt natürlich nichts mehr mit dem Braten zu tun, aber die Gedanken mäandern einem immer so weg. Vielen Dank!
@naturgesetz Great to hear from your pleasant Thanksgiving. Yes I do (feeling better), but I'm still in a grumpy mood I have to admit, but maybe this is coming with age (so not only the season has to feel guilty for it, although I doubt seasons have feelings).
It's a nice thought to have you seen joining us. Thanks for commenting.
Es ist nicht jedem gegeben, völlig aus de Handgelenk und ohne größere innere Beteiligung sowas hin zu bekommen. Ähnlich, wie guten Gärtnern der "grüne Daumen" gegeben ist, muss es doch auch irgendein Symbol für Krustenbraten geben. Wenn nicht, würde schon was fehlen. ;-)
@DirkNB Ach, ich würde inzwischen lieber leidlich Klavier spielen können aber dazu war ich zu faul (was heißt übrigens "war"). Außerdem bekommt man sowieso immer das, was man gar nicht (mehr) will (à la Avancen lange verblichener Schulfreundinnen oder so), ist so eine Art Naturgesetz.
Da hoffe ich mal, dass sich das "verblichen" auf die Schulfreuden, aber weniger auf die Schulfreundinnen selber bezieht. ;-)
Nun ja, um jemanden zu zitieren, dessen Name mir gerade nicht einfällt: "Natur kann sehr grausam sein, vor allem bei [oder war es zu (?)] Frauen".
Nur die Natur oder auch die Schwerkraft? ;-)
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