Dienstag, 27. Januar 2015

Unwillige Erinnerung (Churchill)

Blenheim Palace, Familiensitz der Dukes of Marlborough

Als ich in der FAZ einen etwas merkwürdig verkniffen wirkenden Artikel zum 50. Todestag von Sir Winston Leonard Spencer-Churchill (* 30. November 1874 in Woodstock - † 24. Januar 1965 in London) las, war mir schon beim Erkennen des Namens schlagartig klar, daß ich an diese Person schwerlich eine Zeile verschwenden würde.

Aber dann machte mich ein guter Freund auf diesen Artikel von Michael Klonovsky aufmerksam („Der Empire-Abwickler“), und ich kam aus dem innerlichen Kopfnicken gar nicht heraus. Ich will meine eigenen Worte hier ersparen; bei manchen Sujets vermag ich einfach nicht so diszipliniert zu sprechen, wie der Autor es vermag. Aber wenigstens darauf hinweisen, das wollte ich doch.

Die Bilder unten erinnern an sein „moral bombing“ von Potsdam, dem wenige Tage vor absehbarem Kriegsende ganz gezielt das Herz der Stadt zum Opfer fiel. Daß er mit seiner ihm ganz eigenen Moral und Charakterverfassung erheblich zum Untergang des britischen „Empire“ beigetragen hat, muß uns nicht unbedingt bekümmern. Daß es nur seinen Weg geben konnte, unseren „Führer“ aus Braunau zu stoppen, ist durchaus zweifelhaft.

Wie zeichnet Herr Klonovsky es so klar: „England war in den Krieg um der Freiheit Polens willen eingetreten, und Polen war an dessen Ende unfrei wie zuvor. Dasselbe galt für die Tschechei. Man hatte verhindern wollen, dass eine einzelne Macht mit einem blutrünstigen Diktator an der Spitze den Kontinent dominiert, und genau dies war eingetreten.“

Am Ende jedenfalls ist Europa derart in Randständigkeit und ungekannte Abhängigkeiten abgedriftet, daß wir die Heldenverehrung getrost den Briten überlassen wollen.


Potsdam.- Stadtschloß, vor 1945

Potsdam.- Stadtschloß nach 1945

Potsdam, Palast Barberini aus nordwestlicher Richtung, 1907

Mittelbau des Palastes Barberini nach 1945

nachgetragen am 27. Januar

Montag, 26. Januar 2015

Sonntag & (nachgetragen)


Mitunter sind es die Begleitumstände, die einem die Sujets etwas verhageln, und es ist gar nicht einmal die Sache selbst. Und die Begleitumstände wiederum sind ja zumeist ebenfalls in einer größeren Geschichte gefangen, die naturgemäß einen sehr unterschiedlichen Charakter haben kann. Etwa einen, zu dem ein freundlicher Plauderton paßt, wie wir es hier in der Regel versuchen, aber auch einen ganz anderen, der z. B damit zu tun hat, daß die Dinge nicht mehr so funktionieren, wie man das möchte, und man selbst schon lange nicht mehr... Und daß nicht jedem die Willensstärke gegeben ist, die Dinge so zu sehen, wie sie sind.

Ich deute das alles nur an und sehe mich von dem eben Gesagten völlig genauso beschrieben (wenn auch die zu betrachtenden Details dann sicher eher andere sind).

Wenn man so eine regelmäßige Rubrik aufmacht, verfängt man sich halt dabei unvermeidlich in gewissen Zwängen, und wenn man höchst ungern schwindeln möchte, muß man halt so im Ungefähren bleiben wie (siehe oben). Sagen wir einfach, dieser Sonntag war nicht ganz unanstrengend.

Doch beginnen wir mit einem Blick auf die übrig gebliebene Weihnachtsidylle, die natürlich bis Mariä Lichtmeß anhalten wird (also noch eine knappe Woche). Den Rest wollen wir kurz halten.



Mein Enthusiasmus für Braten o.ä. ging gegen Null. Also kam mir die Idee mit der Gemüsesuppe (wo Suppen doch gerade in der kälteren Jahreszeit so wohltuend für das Gemüt sein sollen). Eine Mischung aus allem Möglichen (u.a. Mohrrüben, Blumenkohl, Petersilienwurzel, Porree und Sellerie) wurde mit aufgehobenem Entenschmalz und noch anderem Fond und frisch aufgetauten Kräutern in einen großen Topf mit angeschmorten Zwiebeln gegeben. Dahinein kamen später zunächst separat gekochte Fleischklöße aus Gehacktem vom Rind und Schwein (mit etwas Zwiebeln, wenig Semmelmehl, reichlich Eiern, einer Prise Muskat und ebenfalls diversen Kräutern (Pfeffer und Salz muß man im Geiste jeweils immer dazuaddieren)).

Jemand wollte unbedingt auch noch gebratene Bouletten davon haben und natürlich Kartoffeln. Das war alles wenig dramatisch. Das Ergebnis (der Gemüsesuppe) erwies sich im Grunde als durchaus überzeugend. Die zweifelsohne gut gemeinte Hilfeaufnötigung führte zu einem sehr gleichmäßigen, gestreckten, gewissermaßen meditativen Zeitfluß. Und am Ende stand etwas durchaus Eßbares auf dem Tisch des Wohnzimmers.

Nur in der Küche hatten wir einen halb abgebrochenen Wasserhahn mehr. Das gab dann doch noch die (vielleicht) notwendige Prise Dramatik für einen sonst üblicherweise meist schläfrigen Sonntag.


nachgetragen am 27. Januar

Sonntag, 25. Januar 2015

Predigt zum Fest der Bekehrung Pauli

Rembrandt van Rijn: Der Apostel Paulus, c. 1657

Der Lohn der Nachfolge

Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; was wird uns dafür? 
Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich ich sage euch: Ihr, die ihr mir seid nachgefolgt, werdet in der Wiedergeburt, da des Menschen Sohn wird sitzen auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit, auch sitzen auf zwölf Stühlen und richten die zwölf Geschlechter Israels. 
Und wer verlasst Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Weib oder Kinder oder Äcker um meines Namens willen, der wird's hundertfältig nehmen und das ewige Leben ererben. 
Aber viele, die da sind die Ersten, werden die Letzten, und die Letzten werden die Ersten sein.

Mt 19, 27-30

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen

Liebe Gemeinde,

die Äußerung des Apostelfürsten ist eine Replik auf die unmittelbar vorhergehende Begegnung des Herrn mit dem reichen Jüngling, der ihn fragte: Guter Meister, was soll ich Gutes tun, dass ich das ewige Leben möge haben?

Es entspinnt sich daran zunächst der Disput darüber, ob der Jüngling berechtigt war, Jesus gut zu nennen, und dann verweist der Herr auf das Halten der Gebote. Der Jüngling antwortete: Das habe ich alles getan. Hier dann verlangt der Herr: Verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen. Da war der Jüngling traurig abgezogen, denn, so heißt es von ihm: „Er hatte viele Güter“. Jesus sinnt nun darüber nach, wie schwer es für einen Reichen ist, in den Himmel zu kommen, eher ginge ein Kamel durch ein Nadelöhr, als das ein Reicher in den Himmel käme.

Dieses Geschehen und dieser Satz, der wohl noch immer zu den bekanntesten der Bibel zählen dürfte, stehen im Hintergrund als Petrus spricht: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; was wird uns dafür?

Ist das eine angemessene Frage im Hinblick auf den eigenen Lebenslauf und darauf, dass Petrus und die anderen Jünger die unmittelbare Gegenwart des Herrn erleben durften, ihn reden hörten, mit ihm aßen und tranken? Aber warum sollte man nicht danach fragen dürfen, welchen Sinn Entbehrungen, Leiden, Trennung und Verzicht haben sollen? Wir dürfen das fragen. Wir dürfen aber, wenn wir den Mut zu dieser Frage haben, nicht im Kleinen stehen bleiben, so als würde wer hier auf Erden auf wenig Geld verzichtet dann im Himmel viel Reichtum haben und so als würde Leid hier zum bestimmten Kurs Freude dort bedeuten. Ich bin überzeugt, das wäre Unsinn.

Christus sagt ja auch etwas ganz anderes: Wahrlich ich sage euch: Ihr, die ihr mir seid nachgefolgt, werdet in der Wiedergeburt, da des Menschen Sohn wird sitzen auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit, auch sitzen auf zwölf Stühlen und richten die zwölf Geschlechter Israels.

Christus verheißt den Seinen, dass sie mit ihm herrschen werden. Gemeinschaft mit dem Herrn bedeutet auch Teilnahme an seiner Herrschaft. Wahre Herrschaft erwächst immer aus dem Religiösen, und darum kann wirkliche Herrschaft auch nur in der Gemeinschaft mit Christus werden, denn er ist der alleinige, der einzige, der allmächtige Gott.

Christus verheißt Gemeinschaft mit seiner Macht.

Wie auch immer sich das zutragen wird dort in der Wiedergeburt, von der Christus spricht, und ganz gleich wie sie aussehen werden, die Stühle der Apostel, von der Größe der Macht und von der allumfassenden Gewalt ist bereits in unserer Welt etwas zu spüren. Nichts fürchtet man mehr als den Moment, wo Menschen sich der herrschenden Welt – und sie ist ja die herrschende Welt, weil durch sie sich die Menschen beherrschen lassen – nicht mehr unterwerfen.

Caravaggio: Die Bekehrung auf dem Weg nach Damaskus, c. 1600

Menschen können manipuliert und gesteuert werden durch das Begehren, irgendetwas besitzen und haben zu wollen. Unsere schöne neue Welt der umfassenden medialen Vernetzung macht uns das in jedem Augenblick bewusst. So jagen alle in dieselbe Richtung. Es geht zu wie bei einem Hunderennen, wo immer kurz vor dem führenden Hund ein falscher Hase in der Bahn entlanggezogen wird – zum Greifen nahe aber in keinem Augenblick tatsächlich erreichbar.

Manchmal habe ich den Eindruck, so dreht sich die Welt, und alle nennen es Freiheit.

Tretet einen Moment einfach einmal zur Seite. Sucht einen Augenblick der Stille. Hört darauf, was der Herr der Welt sagt: Wahrlich ich sage euch: Ihr, die ihr mir seid nachgefolgt, werdet in der Wiedergeburt, da des Menschen Sohn wird sitzen auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit, auch sitzen auf zwölf Stühlen und richten die zwölf Geschlechter Israels.

Wem das zur Gewissheit wird, der braucht von der Welt nichts mehr. Das ist der Augenblick, in dem die großen Bettelorden geboren wurden, deren Mitglieder zur Armut verpflichtet sind, und die gerade darum die schönsten Zeugnisse des Glaubens in Form ihrer Klöster hervorgebracht haben.

Das ist aber auch der Moment, in dem Saulus vom Pferd stürzte und die Stimme hörte: Saul, Saul, warum verfolgst du mich? Er hatte diesen Moment nicht freiwillig gesucht, manchmal werden Menschen eben auch heimgesucht. Entscheidend in dieser Situation ist es darum auch nicht, wie wir in sie hineingekommen sind, sondern welche Antwort wir geben.

Saulus reißt sich von seinem bisherigen Leben los. Er wird gewahr, dass er in die Irre gegangen ist. Das Verfolgen der Christen, das er mit großem Eifer betrieben hatte, war ein Verbrechen, das er mit seinem Glauben begründete. Nichts verführt Menschen zielsicherer als die Gewissheit, ungeprüft dem Guten zu dienen. Saulus wird aus dieser Vermessenheit gestürzt, so wie er auch vom Pferd stürzt, und er fängt neu an.

Seine Briefe werden zum wesentlichen Fundament aller christlichen Theologie, seine Missionsreisen sind die Geburtsstunde der weltweiten Verbreitung der Kirche und sein Martyrium an Tre Fontane ist das Siegel auf sein Leben und seinen Glauben.

Insbesondere Augustinus und Martin Luther haben seine Theologie in der Kirche zu neuer Blüte gebracht, und bis heute hören wir in fast allen Gottesdiensten aus seinen Briefen. Ihm war kein irdischer Reichtum geworden und seine Macht hatte andere Grundlagen, als sie sonst gekannt werden, und grade darum ist sein Werk unter den Christen wirksam geblieben.

Mit dem Fest der Bekehrung Pauli feiern wir den Moment, in dem aus jedem Fanatismus herausgefunden werden kann. Es ist eine faszinierende Geschichte. Der völlig verblendete Saulus konnte sehen und folgte seinem Weg nach Damaskus mit großer innerer Logik. Er musste erst mit wahrer Blindheit geschlagen werden, damit er aus seiner Verblendung herausfinden konnte. Er fand sich wieder in der Gemeinschaft, die wir Kirche nennen. Sie sollten einander nie wieder verlassen.

Wagt es einmal, alles zu verlassen. Es hört sich bedrückend an, wenn Jesus spricht: Und wer verlässt Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Weib oder Kinder oder Äcker um meines Namens willen, der wird's hundertfältig nehmen und das ewige Leben ererben.

Wie sollte man Eltern oder gar die Kinder verlassen? Hat der Herr das ernst gemeint? Ist das nicht einer der Sätze, die wir übergehen, vernachlässigen oder über die wir uns hinwegmogeln sollten? Auch hierin würden wir dann nur bestätigen, wie schnell man sich verführen lässt dadurch, dass man das scheinbar Gute will.

Wie heißt es so schön: Die meisten Menschen wollen Gott dienen, aber nur als seine Berater.

Prüft es ganz genau und unterwerft euch wirklich in allem dem Herrn. Wo wir um seines Namens willen Menschen verlassen, da dürfen wir darauf vertrauen, dass sie uns dennoch folgen. Aus der neuen Gemeinschaft in seinem Namen erwächst ja erst jede wahre Gemeinschaft auch unter uns Menschen und ohne den Herrn, der der Grund und die Ursache unseres Lebens ist, gibt es keine Gemeinschaft.

Amen

Und der Friede Gottes, welcher höher ist denn alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn.

Amen
Thomas Roloff

Samstag, 24. Januar 2015

Wieder-Gefundenes & ein französisches Gedicht











Es ist albern, mit Erinnerungen großzutun. Doch zweierlei veranlaßte mich, in Bildern von unserem lange verschwundenen alten Garten zu wandern. Es war jeweils der Oktober und November der Jahre 2011 und '12. Der eine Fall ist einfacher (auf den ersten Blick), Herr Roloff wird gerade eine Predigt halten (sub conditione Jacobaea), die ich im Anschluß bringen will. Sie handelt vom Verlieren und Verlassen, u.a.

Worte werden immer von konkreten Menschen gesprochen (es sei denn die Stimme kommt aus einem brennenden Dornbusch, aber das ist selten), und darum erkennt man darin mitunter eine besondere Erfahrungstiefe, wenn man ein weniges über den Sprechenden weiß. Das dazu.

Der andere Anlaß ist verwickelter. Vor einiger Zeit stieß ich auf dem Blog einer von mir hochgeschätzten Verfasserin auf ein Gedicht von Paul Collin, auf Französisch! (Ich habe Mühe, französische Worte überhaupt nur auseinanderzupflücken, wenn ich sie denn höre.) Und erschrak nicht wenig über die dort ausgebreitete Stimmung, nachdem ich eine deutsche und eine englische Übersetzung gefunden hatte, womit ich mir immerhin einen Eindruck vom Original zusammenreimen konnte. Dieses unheimliche, offenkundig aber psychologisch sehr präzise Gedicht ist sehr schön vertont worden (von Jules Massenet). Das wollte ich denn auch nicht länger vorenthalten.


Wie das Vertraute sich als haltlos erweist und man über den Fortgang der Zeit erschrickt, ist im Bild der Rose beeindruckend beschrieben, zumal so auch noch Schönheit ins Spiel kommt. Schönheit ist entgegen heutig vorherrschender Wahrnehmung ein gänzlich unbanaler Begriff. Sie ist eine der wenigen Grundsäulen menschlicher Existenz. Aber jetzt immerhin die englische Übersetzung (die (sehr schöne) deutsche findet man hier).

Paul Collin

Roses of October

Beautiful shivering ones who were born
When the sun set the sky ablaze ;
At the first wind of winter
The roses are stunned...

Instead of warm mornings
When the fresh and clear skies were laughing,
Why this sky of iron colour?
Why those brief days?

Bending languidly their foreheads
They have a premonition
Of their short burned-out life...

A shiver crosses their hearts
And I believe that, with the dew,
They mix sometimes their tears.

Translation from French to English © 2010 by Jean-Pierre Granger

 
Jules Massenet/ Paul Collin - Roses d'octobre - Bruno Laplante

beendet am 25. Januar

Sonntag, 18. Januar 2015

Sonntag & (verspätet)


Er war denn doch vorzeitig gealtert, der diesjährige Weihnachtsbaum. Ein paar wenige Zeugnisse seiner vertrockneten Pracht wollen wir noch anbringen; um dann pflichtschuldig vom letzten Sonntag berichten zu können, wo es ihn, wie man unvermeidlich wird erkennen müssen, schon nicht mehr geben wird. Aber wenn die Sanduhr abgelaufen ist, ist das Schau-Spiel nun einmal vorbei, da hilft es auch nicht, ein Tuch darüberzuhängen und dabei betont unschuldig daherzuträllern.




Das Gericht war ganz ungefährlich – eine Art Lachsgratin: Stücke vom Lachs wurden in Koch- und anderer Sahne mit sehr viel Dill (und noch ein paar Kräutern mehr und Pfeffer natürlich, und ein wenig Käse) im Ofen gebacken. Dazu gab es einen Gurkensalat, wie Frau W. ihn seit jeher kennt und mag (mit Zucker, Salz und Essig), und einen, wie ich ihn bevorzuge (sozusagen mit einem Dill-Joghurt-Dressing, wie man neudeutsch sagt).





Da der Lachs natürlich gewissermaßen verborgen war, sieht man ihn schlußendlich auch erst auf dem Teller. Ein gänzlich unmißlungenes Gericht diesmal.

Nur die Jahreszeit ist irgendwie merkwürdig, so wie zwischen den Zeiten. Sie kann sich nicht entscheiden, ob sie Spätherbst sein will mit einem Hauch von Winter, oder noch etwas ganz anderes. Darum auch die Tulpen auf dem Tisch, um die Verwirrung komplett zu machen (dabei leben wir eigentlich noch in der spätweihnachtlichen Epiphanias-Zeit).Wir werden das alles und den Fortgang der Dinge abwarten und beobachten und, falls notwendig, auch weiterhin kommentieren.

nachgetragen am 21. Januar

Montag, 12. Januar 2015

Sonntag &


Die Versuchung ist erheblich, ein großes Mißlingen zum Anlaß für ein beträchtliches Vergnügen zu nehmen, im Nachhinein. Was war geschehen. Ich war wieder einmal verpflichtet, den Herrn zu preisen (diesmal in Neubrandenburg, ich habe mir Videos davon angeschaut, so schlecht war das nicht, nur sich selbst würde man natürlich am liebsten immer herausschneiden).

Insofern war absehbar, ich würde spät zurück sein, also besser kein Braten, der Stunden braucht - „Ich esse einfach eine Bratwurst“, hörte ich, da dachte ich noch, selbst wenn, bei einer wird es kaum bleiben (doch! nahezu). Mein Ehrgeiz war eingeschläfert genug, um zuzustimmen, unter der Prämisse – 'das geht schnell, das ist einfach, und von den Bratwürsten ißt du selbst ja sowieso nicht'. Aber schon fängt irgendetwas im Kopf an zu nagen und sagt z.B. Dinge wie, 'na ja, Sauce hast du dann ja nicht, also mach 'Stampfkartoffeln' (vulgo Kartoffelpüree) und Sauerkraut würde dazu passen, aber nicht so einfach in den Kochtopf geschüttet'.

Unterm Strich, hat es sehr lange gedauert und mangels Erfahrung ging einiges daneben. Erster Mangel: Ich weiß nicht, wann ich zuletzt Bratwürste gebraten hätte; ich mag die gar nicht, jedenfalls habe ich es nach der Art eines Steaks versucht, das Ergebnis war: Zitat: „Ich versuch gerade die herauszufinden, die am wenigsten bitter schmeckt.“

Zweites Mißgeschick, ich hatte keine ganzen Muskatnüsse mehr, es gab sie gerade nicht zu kaufen (merkwürdig), also nahm ich gemahlenen Muskat für den Kartoffelbrei, der vorher aufwendig mit Milch, Sahne und Butter verfeinert worden war, mindestens dreimal zu viel davon (an Muskat). Es war ein sehr überwältigendes Geschmackserlebnis.

Nur auf das Sauerkraut (das auch lange brauchte), also darauf lasse ich nichts kommen. Ich habe erst Zwiebeln angeschmort, dann Äpfel, die Zwiebeln mit dem Sauerkraut und Wacholderbeeren, Lorbeerblatt, Piment und Pfeffer vor sich hin köcheln lassen, fast ganz zum Ende die Äpfel dazugetan. Also das war gar nicht übel. Meine Rumpsteaks waren ebenso genießbar. Nur mein Gegenüber, das am liebsten Salzkartoffeln mit einer (sehr) reichhaltigen Sauce ißt, hatte eine Miene zum Eierabschrecken eingegraben und war nachhaltig verstimmt.

Ich habe am nächsten Tag die übrig gebliebenen Bratwürste ins restliche Sauerkraut geschnippelt und quasi das Ganze zur Suppe metamorphosimisiert - das Bittere hatte sich gänzlich verflüchtigt, war also wohl noch nicht so ganz in die Substanz der Dinge eingedrungen, und ich war's zufrieden. Zumal ich Sauerkraut eigentlich schon lange nicht mehr vertrage. Diesmal, so zubereitet, war es anders, immerhin ein weiteres Erfolgserlebnis.

Warum nun das Vergnügen? Einmal ein rationales, wie Pläne so herrlich schiefgehen können. Dann ein gewissermaßen lebenspraktisches: Die Horde Katzen draußen freute sich fordernd, mich bald sehen zu dürfen (natürlich aus höchst eigennützigen Gründen). Anderes erinnerte ebenso daran, daß so ein Sonntagsessen doch nur ein Detail eines Tages darstellt, natürlich ein höchst wichtiges, aber dennoch nur ein Detail. Und so wird schließlich auch ein dergeartetes Mißlingen am Ende zu einem auflockernd belebenden Element in dem großen Mosaik, das sich Leben nennt.






nachgetragen am 15. Januar

Sonntag, 11. Januar 2015

1. Sonntag nach Epiphanias

Ravenna, Baptisterium der Orthodoxen

Herr Roloff hat zum gestrigen 1. Sonntag nach Epiphanias den nachfolgenden Text an einem anderen Ort veröffentlicht, umständehalber bringe ich ihn also mit einem Tag Verspätung (anderes soll folgen, wir werden sehen). An der Zählung kann man übrigens gut ablesen, daß wir tatsächlich noch in der Weihnachtszeit sind (obwohl das kaum im allgemeinen Bewußtsein ist).

Ravenna, Baptisterium der Orthodoxen: Taufe Jesu 

Worte aus der Kirche

1. Sonntag nach Epiphanias 2015

getauft!

getauft!  - So lautet das Leitwort für das Jahr 2015 im Pfarrbereich Schönhausen. Das hat zunächst zur Ursache, dass der Geburtstag Ottos von Bismarck sich zum 200. Male jährt und damit auch sein Tauftag am 15. Mai genau zwei Jahrhunderte zurückliegt. Das Glaubensleben jedes Christen beginnt mit seiner Taufe. Daran wollen wir uns erinnern lassen. Der 1. Sonntag nach dem Epiphanias-Fest ist dazu gut geeignet, weil die Kirche an diesem Tag die Taufe Jesu durch Johannes feiert.

Christus hat seinen Jüngern nämlich nicht nur geboten, alle Menschen zu taufen, er hat sich der Taufe auch selbst unterworfen, um ein unzerstörbares Band der Zusammengehörigkeit zwischen Gott und den Menschen zu knüpfen. Mit der Taufe hat der Herr aber auch die besondere Gemeinschaft unter uns Menschen gestiftet, die wir Kirche nennen. Die Kirche ist die Versammlung aller Getauften aller Zeiten. Gemeinschaft mit Gott und untereinander zu wahren ist der Sinn der christlichen Kirche. Darum sollten die Gelegenheiten genutzt werde, die sich bieten, um an die Taufe zu erinnern, sich ihrer unverbrüchlichen Kraft zu vergewissern und um zu lernen, auf das Band der Taufe zu vertrauen. Die Restaurierung unseres romanischen Taufsteins in diesem Jahr ist dafür vielleicht ein besonders sinnfälliges Zeichen.

Martin Luther hat im vierten Hauptstück seines Kleinen Katechismus auf seine Weise dargestellt, wie es sich mit der Taufe verhält und beantwortet die Frage: Wie kann Wasser solch große Dinge tun? „Wasser tut´s freilich nicht, sondern das Wort Gottes, das mit und bei dem Wasser ist, und der Glaube, der solchem Worte Gottes im Wasser traut.“ Wasser, Wort Gottes und der Glaube werden bei Luther zu einem schönen Dreiklang, in dem wir alles finden, was die Grundlagen unserer Kirche ausmacht. Das Wort Gottes kann dabei nicht irgendwie ausgetauscht werden gegen die vorherrschenden Meinungen auch wohlwollender Menschen. Wasser ohne Gottes Wort ist keine Taufe. Wir haben in der Kirche darum auch in jeder Generation neu zu prüfen, ob wir tatsächlich in allem dem treu geblieben sind, was uns das Evangelium verheißen und geboten hat.

Nur dann können wir getrost mit denen, die vor uns waren, sprechen: Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden.
Thomas Roloff

nachgetragen am 12. Januar

Sonntag, 4. Januar 2015

Sonntag &




Ein wenig drückt es mir denn doch auf das Gewissen, daß ich den letzten Sonntag noch nicht bedacht habe, aber der Grund ist wirklich ein gänzlich banaler: Die Ente brauchte ob ihrer Größe mehr als 2 1/2 Stunden, ich kam spät vom Kirchgang zurück, so daß es wieder mehr ein Nachmittagsessen wurde, in das prompt die betagte Nachbarin mit ihrem inzwischen ritualisierten Besuch platzte.

Frau W. hatte (eine ihrer vielen Eigenheiten) daraufhin große Mühe, das Essen hinunter zu bekommen (sie kann nicht essen, wenn andere nicht mitessen; nun natürlich hat sie, aber es fehlte der Genuß), und ich habe die Bilder ziemlich ruiniert.

Dabei war es eine recht teure und auch gelungene Ente. In der üblichen Manier zubereitet, so daß ich nicht viele Worte verlieren muß. Und auch der Apfelrotkohl war sehr ansprechend. Nur die Sauce habe ich diesmal mehr oder weniger versalzen. Aber da stand halt die Alternative, fade Ente oder eher nicht fade Sauce.

Zu der Sache läßt sich wirklich nicht viel sagen, außer daß sie die folgenden Tage immer wieder mit Fleiß aufgewärmt wurde, da kam dann wohl der Genuß noch nachträglich ins Spiel.

Da ich nicht mit schlechten Bildern abspeisen wollte, fiel mir zweierlei ein. Einmal, das nicht ganz schlechte Mondbild von der nun auch schon ein wenig zurückliegenden Silvesternacht, und die nachfolgende kleine Bildergeschichte dazu. Aus dem alten Kinderbuch („Für Frohe Kinderherzen“ - Kinderreime von Elise Maul (illustriert von A. Holm), Leipzig, o. J.) habe ich schon gelegentlich etwas gebracht. Es verfügt irgendwie über einen ganz eigenen Charme (und ist unter Oberfläche mitunter gar nicht so oberflächlich). Damit wäre ein Besuch hier dann vielleicht nicht gänzlich belanglos und vergeblich.




nachgetragen am 11. Januar