Ich rate im folgenden empfindlichen Gemütern, sich an die Bilder zu halten, da dies einer meiner wenigen „eigenen“ frommen Beiträge hier wohl werden wird. Ich hab's gesagt.
Es ist deutlich mehr als ein Jahr her, daß ich mich an einem Interview mit dem Lieblingsenkel Thomas Manns stieß. Ich habe es dann beiseite getan.
Dabei beschreibt er so prägnant das Weltbild derer, die die Bibel auf ihre Maßstäbe zusammenschrumpfen lassen möchten, um anschließend natürlich Ersatz für die „Leerstellen“ herbeischaffen zu müssen. Zunächst: Der Kern des Christlichen seien Grundaussagen Jesu in den Evangelien. Na immerhin.
Dies aber ist gesagt, nachdem eine große „Reduktionsarbeit“ geleistet wurde, denn: „Es sind einige wenige Stücke, darunter die Bergpredigt, das Vaterunser.“ Doch in diesen Kernstücken stecke „ungeheuer viel Glut“. Sie seien die Quelle einer religiösen Erfahrung. Er hat also offenbar all die Asche weggebürstet und ist danach auf „viel“ Glut gestoßen, eine Erfahrung, deren Charakter aber doch mehr im Ungefähren bleibt.
Weil es aber andererseits doch wenig sei (was für eine Überraschung), solle das Christentum auch andere Wege der Offenbarung anerkennen. Und dem einzelnen gefälligst überlassen, was davon für ihn wichtig wäre.
Frido Mann hat sich also von der katholischen Kirche abgewandt, aber auch die evangelische konveniert nicht so recht. Da schreibe sie doch in ihrer Liturgie (noch, sage ich) das Apostolische Glaubensbekenntnis vor. Das Bekenntnis sei 300 Jahre nach dem Neuen Testament entstanden und habe mit den Aposteln nichts zu tun: „Ich soll an die Auferstehung glauben, die Jungfrauengeburt und daran, dass Jesus Gottes Sohn ist. Das hat er selbst nirgends gesagt.“
Jetzt könnte man zwar zahlreiche Zitate anbringen, aber die wurden ja bereits eliminiert, danach kommt er natürlich bestens mit seinem Ansinnen zurecht. Auf den Einwand, er wolle doch den Kern der Religion bewahren. Werde der nicht in Glaubensbekenntnissen formuliert? Nein, Bekenntnisse seien „eine Konserve, ein Denkverbot, eine Vorschrift, die einem freien Glauben widerspricht.“
Wir wollen dieses nicht länger beachten und dagegen den Glauben des Nicäno-Konstantinopolitanum herbeirufen:
Und an den einen Herrn Jesus Christus,
Gottes eingeborenen Sohn,
aus dem Vater geboren vor aller Zeit:
Gott von Gott, Licht vom Licht,
wahrer Gott vom wahren Gott,
gezeugt, nicht geschaffen,
eines Wesens mit dem Vater;
durch ihn ist alles geschaffen.
Für uns Menschen und zu unserm Heil
ist er vom Himmel gekommen,
hat Fleisch angenommen
durch den Heiligen Geist
von der Jungfrau Maria
und ist Mensch geworden.
Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus,
hat gelitten und ist begraben worden,
ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift
und aufgefahren in den Himmel.
Er sitzt zur Rechten des Vaters
und wird wiederkommen in Herrlichkeit,
zu richten die Lebenden und die Toten;
seiner Herrschaft wird kein Ende sein...
Entweder gibt es hinter der sichtbaren Welt eine unsichtbare, die ihr Wert, Bedeutung und Substanz verschafft, und im Glauben kann man versuchen, zu ihr durchzudringen. Oder man macht sich zum chimärischen Halbgott und kreiert seine Wahrheiten selbst. Oder bestreitet, daß es so etwas wie Wahrheit jenseits der bloßen Empirie und des Benutzbaren (Recht nur noch als „geronnenes Interesse“ z.B.) überhaupt gäbe. Da ist mir der aufrichtige Agnostiker der letzten Variante immer noch lieber als der verschwurbelte Selbsterleuchter.
Christus ist nicht nur die Menschwerdung Gottes, er ist auch die Menschwerdung der Menschheit. Seine Himmelfahrt nimmt die Menschheit in das Geheimnis Gottes auf. Jesus ist als Erster der Menschheit bei Gott und öffnet alle Räume zu ihm hin. In Christus ist die Trennung von Himmel und Erde aufgehoben und die Schöpfung ist wiederhergestellt. Denn:
Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich sie alle zu mir ziehen.
Denn:
Daran ist erschienen die Liebe Gottes gegen uns, daß Gott seinen eingeborenen Sohn gesandt hat in die Welt, daß wir durch ihn leben sollen.
Wem aber all dies zu schwer ist, dem sagt der Lieblingsjünger des Herrn auch:
Wenn uns unser Herz verdammt, ist Gott größer als unser Herz und erkennt alle Dinge.
nachgetragen am 17. Mai
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