Sonntag, 3. Mai 2015

Sonntag &


Dieser Sonntag (Kantate) wie auch der zurückliegende staatliche Feiertag fielen eher frugal aus, was das Gegenteil vom vielleicht Erwarteten bedeutet (nämlich: „sparsam eingerichtet, einfach genüglich, mäßig und schlicht... das Wort ist entlehnt aus franz. frugal, lat. frugalis, und in der Umgangssprache geläufig geworden, aber noch nicht ins Volk gedrungen wie z. b. egal“, soweit Grimms Wörterbuch; nachgeschlagen bei Herrn Georges erschließt sich der lateinische Ursprung – frugalis „zu den Früchten gehörend“, folglich im übertragenen Sinn Nutzen bringend, bei Menschen dann ordentlich, wirtschaftlich, brav, ja bieder). Soviel Naseweisheit mußte jetzt sein.

Der oft falsche Gebrauch des Wortes dürfte daran liegen, daß der Zusammenhang mit „Früchten“ schon geahnt wird und man dann an etwas „Opulentes“ denkt (was wiederum - von „ops“ herstammend - ursprünglich „reich an Vermögen, Mitteln, Macht, Ansehen“ meint. Es ist schon lustig, wie Wörter durch die Zeit ihre Bedeutung wechseln und uns dabei mitunter in die Irre führen.

Daher der Einstieg mit den Pellkartoffeln, passend zum Tag der Arbeit. Diesen besonders zu beachten, wäre für mich etwa so sinnhaft, wie wenn ein Atheist den Reformationstag begehen würde; es ist also nicht so ganz meine Traditionslinie. Aber ein Mittag sollte es denn geben und zu den Pellkartoffeln gesellten sich dann Senfeier. Sehr „rustikal“. Das müssen wir jetzt nicht erklären, da hat sich die Bedeutung tatsächlich ziemlich erhalten.


Kurz zum Rezept. Wie bekannt, begann es damit, daß ich zunächst aus Butter und Mehl eine Mehlschwitze machte und diese anbräunen (nicht „anbrennen“) ließ. Dort hinein goß ich reichlich Gemüsebrühe und etwas Milch und tat einige Löffel Senf und Lorbeerblätter sowie Salz, Pfeffer und frisch geriebenen Muskat hinzu. Das durfte dann nach dem Aufkochen vor sich köcheln.

Parallel dazu hatte ich logischerweise einige Eier gekocht, gepellt und in die Sauce getan. Das war es auch schon. Und weil man weiter wirklich nicht viel dazu sagen kann, benötigte ich die lange Einleitung. Die Senfeier fanden übrigens Anklang.


Jetzt brauchen wir eine kleine optische Unterbrechung und benutzen dazu ein paar unscharfe Bilder von einem Feuerwerk, daß am Abend des 1. Mai gegenüber bei der Orangerie stattfand (aus welchen Gründen immer) und landen anschließend im Sonntag.




Spargel also, der erste dieses Jahr, und ja es blieb eine schlichte Veranstaltung, obwohl ich, wenn ich Journalist wäre, jetzt das Wort „Edelgemüse“ einschieben müßte, die sind dazu verpflichtet; aber zum Glück bin ich keiner.


Und Schinken, das war's. Für Frau Wisser Schinkenspeck, denn sie ist sehr gegen alles Harte, und besagter Speck, den sie gern zu sich nimmt, ist dann gut wenn er „wie Marzipan“ ist. Ich konnte zwischen spanischem luftgetrockneten und Schwarzwälder Schinken wählen (gottlob schmeckten beide nicht nach Marzipan).


Es bleibt nur noch die Sauce, die eventuell erläutert werden sollte. In den Sud kam nochmals etwas Salz, dazu Pfeffer, frischer Muskat, ein wenig Mehl, Sahne, eine Löffelspitze Honig und Eigelb. Letzteres natürlich erst zum Schluß, zunächst gelang es mir auch, das Gerinnen desselben durch heftiges Rühren zu verhindern und dann fiel mir beim Aufschlagen der Eier eine Schalenhälfte hinein... Ich weiß, diese Vorgehensreihenfolge war taktisch eher unklug, das Eigelb hätte schon aufgeschlagen da stehen müssen, aber wann ist man schon mal klug, und dann noch beim Kochen.


Eine kurze Veranstaltung sollte man meinen, nun fast. Das Ganze dauerte dann doch länger als gedacht. Ich hatte geplant, über den Spargel braune Butter zu schütten, aber aus falschem Geiz dafür eine deutsche Markenbutter erworben, die ich sonst nie nehme, das dauerte dann schon mal die eine oder andere Stunde eh das Wasser herausgekocht war und sich ein Farbwechsel einstellte. Gut, das war jetzt leicht übertrieben, aber nur leicht.


Ebenfalls aus unverständiger Sparsamkeit, daher war es doch ein „frugales“ Mahl, hatte ich beim Spargel ein sehr günstiges Sonderangebot wahrgenommen, diesen aber mit dem (deutlich) überteuerten Spargel gemixt, den es ansonsten angeboten gab. Ich hätte auch schreiben können, ich wollte einmal ausprobieren, ob man den Unterschied schmeckt; man tut es.

Aber wer weiß, ob man es auch gemerkt hätte, wenn es nicht zweierlei Herkünfte gegeben hätte. So lag vielleicht in den früheren Zeiten doch eine gewisse und ungedankte Fürsorglichkeit darin, wenn es von (nahezu) allen Dingen, wenn überhaupt, nur eine Sorte gab - das Gemüt geriet immerhin über all dem Vergleichen nicht in Unfrieden.

beendet am 4. Mai

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