Wir wollen unverfänglich beginnen und bringen daher den angemoosten Fuß einer der beiden Karyatiden, die die Terrassentür und damit den Eingang zur Küche bewachen. Danach eine leichte Gartenidylle mit Kater.
In meinem zurückliegenden „frommen“ Beitrag konnte ich unmöglich noch etwas zu Senfeiern unterbringen. Schließlich war ein Feiertag, nämlich Himmelfahrt, und da mußte es doch ein ordentliches Mittag (und später auch noch Kuchen) geben. Das wurde tatsächlich auch geliefert und unterschied sich kaum von der Variante vom 1. Mai. Kurios.
Ich will niemanden nötigen, dort nachzuschauen, daher in Kurzfassung: Eine Mehlschwitze aus Butter und (logischerweise) Mehl, dort hinein Gemüsebrühe und etwas Milch, Senf, Lorbeerblätter, Salz, Pfeffer und frischer Muskat (ich versuche mich zu erinnern, ob noch ein Löffel Honig im Spiel war, aber sie will sich nicht einstellen, die Erinnerung). Das köchelte und bekam am Ende die halbhart gekochten Eier.
Und Blumenkohl mit Muskat und (wässriger deutscher) Butter; ach der frisch-zwieblige Schnittlauch, der war neu und absolut empfehlenswert. Das mag als Nachtrag genügen.
Ich gestehe, im Verlauf dieses Sonntags war mir die innere Harmonie etwas abhanden gekommen, das kommt vor, soll hier aber weiter nicht langweilen. Wir sind also im Nachtrag zum Nachtrag. Nein, es gab nicht nur in Butterschmalz geschmorte Mohrrüben.
Und mehr als einen gemischten Bohnen- und Tomatensalat.
Es gab auch einen Schweinebraten mit Kräuterkruste, von dem ich nur ein Bild im zerstückelten Zustand anbieten kann.
Das Schöne an der Routine ist, sie erweist sich oft als angenehm und entlastend, das weniger Schöne - man erinnert sich buchstäblich an (fast) nüscht. Aber anhand der Bilder fiel mir wieder ein, ja, ich hatte zunächst Zwiebeln in Butterschmalz angeschmort, dahinein kamen Thymian und Rosmarin und etwas Gemüsefond und schließlich das reichlich mit Butter beschmierte Stück Schweinefleisch.
In der Butter verbargen sich diverse Mittelmeerkräuter und Senf. Das kam in den Ofen. Das Lustige bei dieser Kruste ist, man muß sie ab und an benetzen, sonst wird sie schwarz, bevor das Fleisch gar ist, wenn man das aber zu heftig betreibt, rutscht sie vom Braten.
Das Ganze erinnert also fast an eine Zen-Übung, gut, wir wollen nicht übertreiben; es ist jedenfalls nicht völlig falsch und ebenfalls hilfreich. Diese Übung jedenfalls wurde bestanden.
Wir sind jetzt eigentlich fertig, wäre da der heutige Dienstag, an dem dies alles nachgetragen wird, nicht gewesen. Eine Dame, die dieses Haus ebenfalls bewohnt, überraschte mich nämlich morgens an der Wohnungstür mit der Mitteilung, ihr sei ein ganzes Reh angeboten worden, frisch geschossen von einem befreundeten Jäger (bereits zerlegt natürlich), ob ich ihr behilflich sein könne mit Kühlmöglichkeiten etc. Als der Tag sich schon recht geneigt hatte, konnte ich. Alles ist nun in Dunkel und Kälte verstaut.
Allerdings begann ich nach diesem leicht verblüffenden Erlebnis in die Materie einzusteigen, und mein Gott, da toben ja ganze Glaubenskriege, ich spreche noch gar nicht von Wildbretfreunden und deren geschworenen Gegnern, nein, allein schon bei den Fragen von Marinieren und "keinesfalls marinieren", wie lange „Abhängen“ u.dgl. tun sich Abgründe auf, so daß man kaum weiß, auf welche Seite man sich schlagen soll. Das Kochen als Seelendrama, eine ganz neue Nuance.
nachgetragen am 19. Mai
2 Kommentare:
Zu allem Seelenstreit kommen dann auch noch die Vegetarier und ihre Verwandten im Geiste hinzu, die es überhaupt nicht mögen, wenn man vegetarisch lebende Tiere isst. ;-)
@DirkNb Schlimmer noch die Veganer, die auch noch ihre Haustiere dementsprechend ernähren wollen. Wir sind nun mal in all dieses Physische hineinverwoben, das ist nicht immer nett, aber mit falscher Sentimentalität ändert man da auch nichts.
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