Dienstag, 30. September 2008
Montag, 29. September 2008
Michaelis
Es gibt nichts, das einen in einen angenehmeren Zustand somnambulen Wohlbehagens zu bringen vermag, als die lateinisch gesungene Allerheiligenlitanei: Die Zeit versinkt, die Ewigkeit erscheint, das Häßliche schwindet, die Schöpfung erkennt das Gesicht ihrer Schönheit. Ein schönes, wenn auch unvollständiges Beispiel, findet sich hier von dem Begräbnis Papst Johannes Pauls II.
Warum dies, nun unter den aufgerufenen Heiligen folgt unmittelbar nach der Heiligen Jungfrau der Erzengel Michael. Und heute ist der Tag des Erzengel Michael, Michaelis.
Ich muß im Zusammenhang meines Christentums gestehen, daß tief in mir immer noch ein hartnäckiger Heide schlummert, dem die Kirche in ihrer Weisheit von daher entgegengekommen ist, daß sie ihm einiges an einer neuen Mythologie angeboten hat. Und ich will nicht undankbar sein.
Michaels Hauptheiligtum ist der Monte Sant'Angelo in Apuliens Gargano, bekannt ist der Mont-Saint-Michel in der Normandie, weniger bekannt ist der St. Michael's Mount, von dem wir nachfolgend eine alte Postkarte anbringen möchten.
Der Erzengel Michael ist der, der Satan bezwungen hat und der die Seelen am Tag des Jüngsten Gerichts wägen wird. Und seit der Schlacht auf dem Lechfeld von 955 verehren dessen Bürger ihn als Schutzpatron des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation.
Warum dies, nun unter den aufgerufenen Heiligen folgt unmittelbar nach der Heiligen Jungfrau der Erzengel Michael. Und heute ist der Tag des Erzengel Michael, Michaelis.
Ich muß im Zusammenhang meines Christentums gestehen, daß tief in mir immer noch ein hartnäckiger Heide schlummert, dem die Kirche in ihrer Weisheit von daher entgegengekommen ist, daß sie ihm einiges an einer neuen Mythologie angeboten hat. Und ich will nicht undankbar sein.
Michaels Hauptheiligtum ist der Monte Sant'Angelo in Apuliens Gargano, bekannt ist der Mont-Saint-Michel in der Normandie, weniger bekannt ist der St. Michael's Mount, von dem wir nachfolgend eine alte Postkarte anbringen möchten.
Der Erzengel Michael ist der, der Satan bezwungen hat und der die Seelen am Tag des Jüngsten Gerichts wägen wird. Und seit der Schlacht auf dem Lechfeld von 955 verehren dessen Bürger ihn als Schutzpatron des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation.
Labels:
Johannes Paul II,
Religion,
St. Michael
Sonntag, 28. September 2008
Samstag, 27. September 2008
Freitag, 26. September 2008
Thomas Stearns Eliot
Da ein Ort wie dieser doch eine ausgesprochen subjektive Veranstaltung ist, an dem man würdigen und vernachlässigen kann, wie immer es zur eigenen Person korrespondieren mag, freue ich mich, heute an Thomas Stearns Eliot erinnern zu dürfen, der am 26. September 1888, also vor 120 Jahren geboren wurde.
Neben Ezra Pound und Evelyn Waugh ist er mir die liebste Gestalt der neueren englischen Literatur, ohne J. R. R. Tolkien etwas von seiner Ehre rauben zu wollen, denn das ist eine ganz andere Geschichte. Hier kann man ihn im Original hören.
Neben Ezra Pound und Evelyn Waugh ist er mir die liebste Gestalt der neueren englischen Literatur, ohne J. R. R. Tolkien etwas von seiner Ehre rauben zu wollen, denn das ist eine ganz andere Geschichte. Hier kann man ihn im Original hören.
Donnerstag, 25. September 2008
Jean-Philippe Rameau
Am 25. September 1683, also vor 325 Jahren wurde Jean-Philippe Rameau getauft. Ich werde mich gewiß nicht mit einer laienhaften Würdigung dieses großen Franzosen hier hervortun wollen, sondern nur 2 Beispiele für ihn sprechen lassen.
Zunächst haben wir „Pièces de clavecin en concerts“ und darauf "Tristes Apprets" aus der Filmmusik zu „Marie Antoinette“.
Ich erinnere wie üblich daran, daß es sich vermutlich empfiehlt, die automatische Wiedergabeliste weiter unten rechts kurz auszuschalten.
Zunächst haben wir „Pièces de clavecin en concerts“ und darauf "Tristes Apprets" aus der Filmmusik zu „Marie Antoinette“.
Ich erinnere wie üblich daran, daß es sich vermutlich empfiehlt, die automatische Wiedergabeliste weiter unten rechts kurz auszuschalten.
Dienstag, 23. September 2008
Montag, 22. September 2008
miscellanea
Rainer Maria Rilke:
Eingang
Wer du auch seist:
am Abend tritt hinaus
aus deiner Stube, drin du alles weißt;
als letztes vor der Ferne liegt dein Haus
wer du auch seist.
Mit deinen Augen, welche müde kaum
von der verbrauchten Schwelle sich befrein,
hebst du ganz langsam einen schwarzen Baum
und stellst ihn vor den Himmel: schlank, allein.
Und hast die Welt gemacht. Und sie ist groß
und wie ein Wort, das noch im Schweigen reift.
Und wie dein Wille ihren Sinn begreift,
lassen sie deine Augen zärtlich los...
Rainer Maria Rilke:
Entry
Whoever you may be:
Leave well before the night
your room where but familars you see;
last leave your home, which bars the far from sight
whoever you may be.
Then use your eyes that, weak, can barely free
themselves from looking down your worn-off sill -
and raise, extremely slowly, an endarkened tree
all up the sky: alone and slim and still.
And you have made a world. And it is grand
and like a word that may in silence grow.
And as your will its mind shall understand,
your eyes, with slow caress, shall let it go...
Noch einmal wollte ich die freundliche Genehmigung des Prof. Aue, seine Übersetzungen deutscher Gedichte benutzen zu dürfen, mißbrauchen, das Original findet sich hier.
Sonntag, 21. September 2008
Über die Verheißungen neuer Medien
Ich müßte durchaus ein wenig Erinnerungsarchäologie leisten, um herauszufinden, was mich in dieses Blog-Abenteuer (nun ja) gestürzt hat, ich erinnere noch in etwa, daß es eher etwas zufällig Zweckgerichtetes hatte (vielleicht wollte ich irgendwo persönlich kommentieren, ich weiß es nicht mehr genau).
Wofür ich aufrichtig dankbar bin, sind Begegnungen und Entdeckungen, die sonst sicherlich nie zustande gekommen wären. Was mich stört, ist das Trügerische, schnell Verwehende, das Dauer Verheißende, das sich urplötzlich auflöst, beeindruckende Seiten, die von vielen zu recht geschätzt waren, lösen sich in Kürze in Luft oder Erinnerung auf, anderes Beeindruckendes erweist sich als unerfreuliche Erfindung, Vertrautheit enthüllt sich als Illusion.
Dabei ist nie zu vergessen, daß dahinter reale Menschen stehen, die möglicherweise dieses als Möglichkeit nutzten, um etwas von sich versuchshalber der Menschheit auszusetzen oder von einer Aufmerksamkeit zu profitieren, die für sie ungefährlich bleibt. Oder was es da noch an Varianten geben mag.
Ich werde nie vergessen, wie ich über einige Zeit jeden Morgen nach „Cooper’s Corridor“ schaute, um mir meine tägliche Lebensaufrichtung aufzusammeln.
Da sich diese Richtung der Gedanken mir in den letzten Stunden ein bißchen sehr aufdrängte, dachte ich, wann hast du eigentlich mit diesem Spaß angefangen: Offenbar am 15. September 2007, das war vor etwas mehr als einem Jahr und mir so gar nicht aufgefallen.
Wofür ich aufrichtig dankbar bin, sind Begegnungen und Entdeckungen, die sonst sicherlich nie zustande gekommen wären. Was mich stört, ist das Trügerische, schnell Verwehende, das Dauer Verheißende, das sich urplötzlich auflöst, beeindruckende Seiten, die von vielen zu recht geschätzt waren, lösen sich in Kürze in Luft oder Erinnerung auf, anderes Beeindruckendes erweist sich als unerfreuliche Erfindung, Vertrautheit enthüllt sich als Illusion.
Dabei ist nie zu vergessen, daß dahinter reale Menschen stehen, die möglicherweise dieses als Möglichkeit nutzten, um etwas von sich versuchshalber der Menschheit auszusetzen oder von einer Aufmerksamkeit zu profitieren, die für sie ungefährlich bleibt. Oder was es da noch an Varianten geben mag.
Ich werde nie vergessen, wie ich über einige Zeit jeden Morgen nach „Cooper’s Corridor“ schaute, um mir meine tägliche Lebensaufrichtung aufzusammeln.
Da sich diese Richtung der Gedanken mir in den letzten Stunden ein bißchen sehr aufdrängte, dachte ich, wann hast du eigentlich mit diesem Spaß angefangen: Offenbar am 15. September 2007, das war vor etwas mehr als einem Jahr und mir so gar nicht aufgefallen.
Samstag, 20. September 2008
Der Mond &
Matthias Claudius:
Abendlied
Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.
Wie ist die Welt so stille,
Und in der Dämmrung Hülle
So traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
Wo ihr des Tages Jammer
Verschlafen und vergessen sollt.
Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen
Und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.
Wir stolze Menschenkinder
sind eitel arme Sünder
und wissen gar nicht viel;
wir spinnen Luftgespinste
und suchen viele Künste
und kommen weiter von dem Ziel.
Gott, laß dein Heil uns schauen
Auf nichts Vergänglichs trauen
Nicht Eitelkeit uns freun!
Laß uns einfältig werden,
Und vor dir hier auf Erden
Wie Kinder fromm und fröhlich sein!
Wollst endlich sonder Grämen
aus dieser Welt uns nehmen
durch einen sanften Tod,
und wenn du uns genommen,
laß uns in Himmel kommen,
du, unser Herr und unser Gott!
So legt euch denn, ihr Brüder,
In Gottes Namen nieder;
Kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott! mit Strafen,
Und laß uns ruhig schlafen!
Und unsern kranken Nachbar auch!
There is a wonderful translation of this poem by Bertram Kottmann here.
Eine sehr empfohlene Übersetzung ins Englische von Bertram Kottmann findet sich hier und folglich empfehle ich auch einen Besuch dieser Website.
Freitag, 19. September 2008
Nachtrag
Gestern habe ich gezögert, dem Bild eine Erläuterung hinterherzuschicken: Es handelt sich um Kurt Wisser, den Großvater, den ich nie kennengelernt habe, da er 1942 gefallen ist.
Glücklicherweise hat meine Großmutter väterlicherseits diese (von mir miserabel retuschierte Photographie (Mottenfraß (?) u.dgl. haben das Original ziemlich ruiniert) ich muß das noch üben) Photographie aufbewahrt.
Und seitdem ich mich entschlossen habe, dieses Bild hervorzuziehen, überlege ich, wieviel steckt von dem Vorigen/Vergangenen in uns …
Wie kann man soviel Sympathie aufwenden, die als Anhaltspunkt nur eine solche Photographie hat, wieviel trägt sich fort in unseren vermeintlich souveränen Entscheidungen, läßt sich Schmerz ererben wie eine dunkle fast unerfüllbare Aufgabe, Dinge dieser Art eben.
Glücklicherweise hat meine Großmutter väterlicherseits diese (von mir miserabel retuschierte Photographie (Mottenfraß (?) u.dgl. haben das Original ziemlich ruiniert) ich muß das noch üben) Photographie aufbewahrt.
Und seitdem ich mich entschlossen habe, dieses Bild hervorzuziehen, überlege ich, wieviel steckt von dem Vorigen/Vergangenen in uns …
Wie kann man soviel Sympathie aufwenden, die als Anhaltspunkt nur eine solche Photographie hat, wieviel trägt sich fort in unseren vermeintlich souveränen Entscheidungen, läßt sich Schmerz ererben wie eine dunkle fast unerfüllbare Aufgabe, Dinge dieser Art eben.
Donnerstag, 18. September 2008
Mittwoch, 17. September 2008
Über Wahrnehmungen
Ein guter Freund sagte mir heute, ich sollte vielleicht noch einmal über das Bild hier nachdenken, daß sich weiter unten, von mir findet, für einen Blog sei es ja passend, aber in Wirklichkeit sei ich gar nicht so.
Das klang tröstlich, aber welches Bild von uns fänden wir angemessen. Wenn wir erkennen müssen, daß wir das Bild, das wir von uns selbst lange sehen wollten, wohl nicht erreichen werden, abgesehen davon, ob wir es jemals hätten erreichen können, werden wir vermutlich nachlässig, vielleicht habe ich deshalb dieses Gruselbild von mir weiter unten angebracht.
Das klang tröstlich, aber welches Bild von uns fänden wir angemessen. Wenn wir erkennen müssen, daß wir das Bild, das wir von uns selbst lange sehen wollten, wohl nicht erreichen werden, abgesehen davon, ob wir es jemals hätten erreichen können, werden wir vermutlich nachlässig, vielleicht habe ich deshalb dieses Gruselbild von mir weiter unten angebracht.
Dienstag, 16. September 2008
Jahrestage & anderes
Als Potsdamer von Gesinnung kann ich nicht umhin zu erwähnen, daß heute vor 255 Jahren Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, folglich am 16. September 1753, in Berlin verstorben ist.
Und dann wurde mir heute durch merkürdige Umstände bewußt, wie weit ein anderer namhafter Potsdamer, nämlich Karl Foerster, mit seinem Werk in die Welt gewirkt hat, seine Spuren reichen bis hin nach New Mexico zum Beispiel, das freut uns ungemein, aber leider führt diese Freude diesmal nur allenfalls zu ein paar weiteren Links.
Und dann wurde mir heute durch merkürdige Umstände bewußt, wie weit ein anderer namhafter Potsdamer, nämlich Karl Foerster, mit seinem Werk in die Welt gewirkt hat, seine Spuren reichen bis hin nach New Mexico zum Beispiel, das freut uns ungemein, aber leider führt diese Freude diesmal nur allenfalls zu ein paar weiteren Links.
Montag, 15. September 2008
Quer zum Vorherrschenden
Ich erinnere mich noch deutlich, wie ich zu Zeiten, als ich noch nach außen etwas "wichtig" war, von einer jungen Volks- wirtschaftslehreabsolventin über die Bedeutung von „shareholder value“ u.ä. aufgeklärt wurde.
Diese Reaktion mag einen Mangel an Vornehmheit bezeugen, aber die lustigen Nachrichten von Fannie Mae und Freddie Mac und den Lehman Brothers, und wie sie alle heißen, geben mir doch nachträglich ein tiefes Gefühl der Befriedigung über eine Lektion in Folgen menschlicher Hybris.
Diese Reaktion mag einen Mangel an Vornehmheit bezeugen, aber die lustigen Nachrichten von Fannie Mae und Freddie Mac und den Lehman Brothers, und wie sie alle heißen, geben mir doch nachträglich ein tiefes Gefühl der Befriedigung über eine Lektion in Folgen menschlicher Hybris.
Sonntag, 14. September 2008
Theodor Storm
Am 14. September 1817 wurde Hans Theodor Woldsen Storm geboren, wie nicht zu übersehen, sind wir gerade in Gedicht-Stimmung, also aus der bereits eingeführten Sammlung des Herrn Aue ein solches von dem selbigen Autor.
„Theodor Storm
Meeresstrand
Ans Haff nun fliegt die Möwe,
Und Dämmrung bricht herein;
Über die feuchten Watten
Spiegelt der Abendschein.
Graues Geflügel huschet
Neben dem Wasser her;
Wie Träume liegen die Inseln
Im Nebel auf dem Meer.
Ich höre des gärenden Schlammes
Geheimnisvollen Ton,
Einsames Vogelrufen -
So war es immer schon.
Noch einmal schauert leise
Und schweiget dann der Wind;
Vernehmlich werden die Stimmen,
Die über der Tiefe sind.
Theodor Storm
Seashore
Toward ponds now fly the seagulls
and twilight sets the sight;
above the muddy shallows
abides the evening light.
The hoary water-fowl scurry
along the water's seam;
the islands on the ocean
lie misty in a dream.
I hear mysterious sonance
of slowly fermenting morass,
a lonely bird is calling -
forever it was thus.
A final, quiet quiver,
then goes the wind to sleep,
and clear become the voices
that hover o'er the deep."
„Theodor Storm
Meeresstrand
Ans Haff nun fliegt die Möwe,
Und Dämmrung bricht herein;
Über die feuchten Watten
Spiegelt der Abendschein.
Graues Geflügel huschet
Neben dem Wasser her;
Wie Träume liegen die Inseln
Im Nebel auf dem Meer.
Ich höre des gärenden Schlammes
Geheimnisvollen Ton,
Einsames Vogelrufen -
So war es immer schon.
Noch einmal schauert leise
Und schweiget dann der Wind;
Vernehmlich werden die Stimmen,
Die über der Tiefe sind.
Theodor Storm
Seashore
Toward ponds now fly the seagulls
and twilight sets the sight;
above the muddy shallows
abides the evening light.
The hoary water-fowl scurry
along the water's seam;
the islands on the ocean
lie misty in a dream.
I hear mysterious sonance
of slowly fermenting morass,
a lonely bird is calling -
forever it was thus.
A final, quiet quiver,
then goes the wind to sleep,
and clear become the voices
that hover o'er the deep."
Übersetzung / Translation
von / by Walter A. Aue
von / by Walter A. Aue
Samstag, 13. September 2008
Herbst
„Rainer Maria Rilke
Herbst
Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.
Rainer Maria Rilke
Fall
The leaves are falling, falling as from far,
from wilting in the heavens' farthest gardens:
They're falling to negate the summer's mirth.
And in the nights the heavy Earth
falls into solitude from star to star.
We all are falling. This my hand here bends.
And look at others: Fall's in all their calling.
And yet there's One, who's holding all this falling
forever tender in His upturned hands..."
In unseren zweifelhaften Zeiten kann es durchaus immer noch geschehen, daß in einer nachrichtenreichen und inhaltsarmen Fernsehsendung immerhin mit Herbstbeginn eines der beiden berühmtesten Herbstgedichte Rilkes erscheint.
Ich wollte heute eigentlich über etwas anderes schreiben, aber je mehr ich mich in die Gedichtsammlung des Herrn Aue vertiefe, bemerke ich, Großer Gott, was für eine Schatztruhe an Auswahl, Erfindungen, Erwägungen, Querverweisen…
Ich habe mich gerade köstlich über die Fromme Helene von Wilhelm Busch amüsiert, interessiert einen Link über die Unübersetzbarkeit Rilkes gefunden. Und eben auch seinen oben präsentierten Übersetzungsvorschlag gefunden.
Freitag, 12. September 2008
Geschichten, die nicht vergessen werden sollten
Geschichten oder Geschichte, das klingt nicht von ungefähr sehr verwandt.
Am 12. September 1683 endete eine Geschichte, die Belagerung Wiens durch die Türken, und zwar für das Osmanische Reich eher unerfreulich. Das Kuriose ist, während die Kreuzzüge oder sogar die Reconquista durchaus durch das allgemeine Bewußtsein wabern, wird dieser Teil der Geschichte auffallend gern verdrängt.
Da trifft es sich, an diesem gleichen Tag an eine Vorlesung zu erinnern, die Papst Benedikt XVI. am 12. September 2006 an der Universität Regensburg hielt und in der er „berüchtigterweise“ Kaiser Manuel II. Palaiologos zitierte:
„ ‚Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, daß er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten‘. Der Kaiser begründet, nachdem er so zugeschlagen hat, dann eingehend, warum Glaubensverbreitung durch Gewalt widersinnig ist. Sie steht im Widerspruch zum Wesen Gottes und zum Wesen der Seele. ‚Gott hat kein Gefallen am Blut‘, sagt er, ‚und nicht vernunftgemäß, nicht σὺν λόγω zu handeln, ist dem Wesen Gottes zuwider‘. Der Glaube ist Frucht der Seele, nicht des Körpers. Wer also jemanden zum Glauben führen will, braucht die Fähigkeit zur guten Rede und ein rechtes Denken, nicht aber Gewalt und Drohung... Um eine vernünftige Seele zu überzeugen, braucht man nicht seinen Arm, nicht Schlagwerkzeuge noch sonst eines der Mittel, durch die man jemanden mit dem Tod bedrohen kann.“
Nachtrag
Wie mich der andere Leser dieses Blogs gerade aufklärte, (außer mir meine ich, nun gut, vielleicht sind es doch noch ein paar mehr, ich will niemanden unnütz verärgern), also wie mir Herr Roloff gerade mitteilte, gibt es 2 Dinge, die im Zusammenhang dieses Ereignisses noch unbedingt erwähnt werden sollten.
Zum ersten hielt 300 Jahre später, am 13. September 1983, Papst Johannes Paul II. in Wien eine Ansprache zum Gedenken an die Schlacht auf dem Kahlenberg, die hier aufzufinden ist.
Zum anderen erinnerte Johannes Paul II. bei dieser Gelegenheit natürlich daran, daß die Feier des Festes Mariä Namen mit diesem Datum verbunden ist.
Am 12. September 1683 endete eine Geschichte, die Belagerung Wiens durch die Türken, und zwar für das Osmanische Reich eher unerfreulich. Das Kuriose ist, während die Kreuzzüge oder sogar die Reconquista durchaus durch das allgemeine Bewußtsein wabern, wird dieser Teil der Geschichte auffallend gern verdrängt.
Da trifft es sich, an diesem gleichen Tag an eine Vorlesung zu erinnern, die Papst Benedikt XVI. am 12. September 2006 an der Universität Regensburg hielt und in der er „berüchtigterweise“ Kaiser Manuel II. Palaiologos zitierte:
„ ‚Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, daß er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten‘. Der Kaiser begründet, nachdem er so zugeschlagen hat, dann eingehend, warum Glaubensverbreitung durch Gewalt widersinnig ist. Sie steht im Widerspruch zum Wesen Gottes und zum Wesen der Seele. ‚Gott hat kein Gefallen am Blut‘, sagt er, ‚und nicht vernunftgemäß, nicht σὺν λόγω zu handeln, ist dem Wesen Gottes zuwider‘. Der Glaube ist Frucht der Seele, nicht des Körpers. Wer also jemanden zum Glauben führen will, braucht die Fähigkeit zur guten Rede und ein rechtes Denken, nicht aber Gewalt und Drohung... Um eine vernünftige Seele zu überzeugen, braucht man nicht seinen Arm, nicht Schlagwerkzeuge noch sonst eines der Mittel, durch die man jemanden mit dem Tod bedrohen kann.“
Nachtrag
Wie mich der andere Leser dieses Blogs gerade aufklärte, (außer mir meine ich, nun gut, vielleicht sind es doch noch ein paar mehr, ich will niemanden unnütz verärgern), also wie mir Herr Roloff gerade mitteilte, gibt es 2 Dinge, die im Zusammenhang dieses Ereignisses noch unbedingt erwähnt werden sollten.
Zum ersten hielt 300 Jahre später, am 13. September 1983, Papst Johannes Paul II. in Wien eine Ansprache zum Gedenken an die Schlacht auf dem Kahlenberg, die hier aufzufinden ist.
Zum anderen erinnerte Johannes Paul II. bei dieser Gelegenheit natürlich daran, daß die Feier des Festes Mariä Namen mit diesem Datum verbunden ist.
Gedichte
Herr Walter A. Aue war so gütig, mir eben zu erlauben, seine Übersetzungen vornehmlich deutscher Gedichte ins Englische hier zugänglich zu machen, ich empfehle besonders seine Übersetzung von Herrmann Hesses „Lebensstufen“ , aber spontan wähle ich ein anderes Gedicht:
„Theodor Fontane
O trübe diese Tage nicht
O trübe diese Tage nicht,
Sie sind der letzte Sonnenschein,
Wie lange, und es lischt das Licht
Und unser Winter bricht herein.
Dies ist die Zeit, wo jeder Tag
Viel Tage gilt in seinem Werth,
Weil man's nicht mehr erhoffen mag,
Daß so die Stunde wiederkehrt.
Die Fluth des Lebens ist dahin,
Es ebbt in seinem Stolz und Reiz,
Und sieh, es schleicht in unsern Sinn
Ein banger, nie gekannter Geiz;
Ein süßer Geiz, der Stunden zählt
Und jede prüft auf ihren Glanz,
O sorge, daß uns keine fehlt
Und gönn' uns jede Stunde ganz.
Theodor Fontane
Oh, do not darken days like these
Oh, do not darken days like these,
the final rays from our sun,
for soon enough the light will cease
when our winter has begun.
This is the time, where ev'ry day
is worth so many days in turn,
because no longer hope can pray
that thus the hour will return.
The tide of life has come and passed
and low now lie allure and pride,
and look at our mind: at last
creeps anxious avarice inside:
a honeyed greed, that counts the hours,
and tests each one for shine and fit;
oh, make that ev'ry hour flowers,
and kindly grant us all of it.”
„Theodor Fontane
O trübe diese Tage nicht
O trübe diese Tage nicht,
Sie sind der letzte Sonnenschein,
Wie lange, und es lischt das Licht
Und unser Winter bricht herein.
Dies ist die Zeit, wo jeder Tag
Viel Tage gilt in seinem Werth,
Weil man's nicht mehr erhoffen mag,
Daß so die Stunde wiederkehrt.
Die Fluth des Lebens ist dahin,
Es ebbt in seinem Stolz und Reiz,
Und sieh, es schleicht in unsern Sinn
Ein banger, nie gekannter Geiz;
Ein süßer Geiz, der Stunden zählt
Und jede prüft auf ihren Glanz,
O sorge, daß uns keine fehlt
Und gönn' uns jede Stunde ganz.
Theodor Fontane
Oh, do not darken days like these
Oh, do not darken days like these,
the final rays from our sun,
for soon enough the light will cease
when our winter has begun.
This is the time, where ev'ry day
is worth so many days in turn,
because no longer hope can pray
that thus the hour will return.
The tide of life has come and passed
and low now lie allure and pride,
and look at our mind: at last
creeps anxious avarice inside:
a honeyed greed, that counts the hours,
and tests each one for shine and fit;
oh, make that ev'ry hour flowers,
and kindly grant us all of it.”
Donnerstag, 11. September 2008
Die 2 Türme
Ich wollte dieses Datum eigentlich umgehen, aber ich sah gerade noch einmal ein Bild von jemandem, der aus einem der Türme stürzte. Er hieß Norberto Hernandez, und da erinnerte ich mich unter all diesem Schutt von nachfolgenden Ereignissen und politischem Mißbrauch an meine damalige Erschütterung, die aufrichtig war, so schwer es ist, durch die zur Gewohnheit gewordene innere Erstarrung zu Derartigem vorzustoßen.
Und bei dem eher beträchtlichen Bewußtsein des jederzeit alltäglich Schrecklichen, das uns umgibt, ich gehöre nicht zu denen, die dem Alltäglichen allzuviel Vertrauen entgegenbringen, hat sich seit damals so etwas wie ein Gefühl in mir bemerkbar gemacht, das mir zuraunt - diese Gefühle haben die Angewohnheit, nie besonders deutlich zu sprechen - etwas hat sich gerade geändert, sei wachsam, als ob einem das irgendwie helfen würde.
Und bei dem eher beträchtlichen Bewußtsein des jederzeit alltäglich Schrecklichen, das uns umgibt, ich gehöre nicht zu denen, die dem Alltäglichen allzuviel Vertrauen entgegenbringen, hat sich seit damals so etwas wie ein Gefühl in mir bemerkbar gemacht, das mir zuraunt - diese Gefühle haben die Angewohnheit, nie besonders deutlich zu sprechen - etwas hat sich gerade geändert, sei wachsam, als ob einem das irgendwie helfen würde.
Mittwoch, 10. September 2008
Kaiserin Elisabeth
Auch wenn ich gerade deutliche Geschmacksunsicherheiten offenbare, heute vor 110 Jahren, am 10. September 1898 wurde Elisabeth Amalie Eugenie, Prinzessin in Bayern, spätere Kaiserin von Österreich und Apostolische Königin von Ungarn ermordet.
Montag, 8. September 2008
eher schräg und anderes
Üblicherweise bemühe ich mich hier ja um getragene Seriosität und traktiere preußische Geschichte, Theologisches, Gartenbilder und ähnliches, aber Seriosität kann auf Dauer auch erheblich ermüden, darum erst einmal etwas Kurioses:
Und dann doch noch etwas Historisches, für das man mich gern zu steinigen versuchen darf. Heute vor 5 Jahren starb im Alter von 101 Jahren Helene Bertha Amalia Riefenstahl, die ich für eine grandiose Regisseurin und Photographin halte. Wer will, mag sich hier und hier weiter mit ihr befassen.
Und dann doch noch etwas Historisches, für das man mich gern zu steinigen versuchen darf. Heute vor 5 Jahren starb im Alter von 101 Jahren Helene Bertha Amalia Riefenstahl, die ich für eine grandiose Regisseurin und Photographin halte. Wer will, mag sich hier und hier weiter mit ihr befassen.
Sonntag, 7. September 2008
Samstag, 6. September 2008
Lebensstufen
Ich bin in den letzten Tagen über einiges an Übergängen, Trennungen und anderes nicht gänzlich Schmerzfreies gestolpert, nicht unbedingt bei mir, ich fürchte, dafür sind hier wesentliche Teile inzwischen zu sehr versteinert, aber mein Mitgefühl mit anderen funktioniert noch so halbwegs, darum, wozu greift der durchschnittlich gebildete Deutsche in dieser Situation, zu Hesse und seinen „Lebensstufen“.
Daher die beiden Filme und eine weitere englische Übersetzung findet sich hier (Here you will find a translation of H. Hesse - “steps of life”).
Das ist tatsächlich keine Attitüde, ich bin aufrichtig dankbar für das, was mir in der letzten Zeit aus der „Neuen Welt“ persönlich begegnet ist.
Freitag, 5. September 2008
Caspar David Friedrich & "Zu viel Geschichte"
Caspar David Friedrich
„Einsamer Baum“ (Dorflandschaft bei Morgenbeleuchtung, Harzlandschaft), 1822
gefunden hier
„Einsamer Baum“ (Dorflandschaft bei Morgenbeleuchtung, Harzlandschaft), 1822
gefunden hier
"Hünengrab im Schnee", 1807
gefunden hier
gefunden hier
Warum wird an diesem Platz so viel Geschichtliches traktiert, nun es gibt immer die Möglichkeit der Ausflucht zu verschiedenen Antworten: Einfallslosigkeit, Bildungsspreizerei, Erbauungsbedürfnis, … wir brechen ab. Tatsächlich ist es so, daß ich bisher das offensichtlich Unangenehme, also Biographisches, Tagesaktuelles u.dgl. von diesem Ort fernhalten wollte, da hilft Historisches durchaus, nicht weil ich glauben würde, dort einen Ort der Idylle gefunden zu haben, aber es ist meines Erachtens so: Wir stehen auf einem Geflecht von Bedeutungen, historischen zumal, die uns davor bewahren, ins Nichts abzustürzen, das denke ich, ist die lebenserhaltende Wirkung von Kultur.
Um kurz von dieser Richtung abzuweichen, zu Zeiten, als meinen Bruder und mich mehr verband als unsere herzliche gegenseitige Abneigung (ich komme an diesem Tag vermutlich deshalb darauf zurück, weil dies das allererste Mal war, wo er einen Ort aufgesucht hat, an dem ich lebe, und wir buchstäblich kein einziges Wort gewechselt haben), sind wir durchaus auch gemeinsam in den Urlaub gefahren und da wir beide eine heftige Zuneigung zu Irland hatten, geschah es einmal, daß wir einen Anhalter bei Derry oder Londonderry in unserem Mietwagen mitnahmen, der uns nach meiner enthusiastischen Eröffnung mitteilte, er wäre gerade aus Amerika zurück und nein, er sei kein Fan seiner Heimat, „too much history“.
Vielleicht gibt es das, „zu viel Geschichte“, wenn das Gegenwärtige unter der Last von Tradition und abgestorbenem Leben zu ersticken droht, aber ich glaube nicht, daß wir hier heute dieser Gefahr allzu sehr ausgesetzt sind.
An diesem 5. September haben wir die Möglichkeit, an zwei gründlich verschiedene Menschen zu erinnern, die tiefe Spuren im europäischen Geist hinterlassen haben, an Ludwig XIV., geboren am 5. September 1638, oder an Caspar David Friedrich, geboren am 5. September 1774. Beide können für sich in Anspruch nehmen, etwas völlig Neues kreiert zu haben, eine komplexe Bedeutung, eine Stimmung, einen Charakter, eine neue Facette des Seins (so wie bspw. Kafka oder Cervantes). Und bei all meiner Sympathie für das Barock entscheide ich mich doch lieber für Caspar David Friedrich. Vielleicht weil mein Gemüt gerade eher nach etwas Seelenerbauendem verlangt.
Um kurz von dieser Richtung abzuweichen, zu Zeiten, als meinen Bruder und mich mehr verband als unsere herzliche gegenseitige Abneigung (ich komme an diesem Tag vermutlich deshalb darauf zurück, weil dies das allererste Mal war, wo er einen Ort aufgesucht hat, an dem ich lebe, und wir buchstäblich kein einziges Wort gewechselt haben), sind wir durchaus auch gemeinsam in den Urlaub gefahren und da wir beide eine heftige Zuneigung zu Irland hatten, geschah es einmal, daß wir einen Anhalter bei Derry oder Londonderry in unserem Mietwagen mitnahmen, der uns nach meiner enthusiastischen Eröffnung mitteilte, er wäre gerade aus Amerika zurück und nein, er sei kein Fan seiner Heimat, „too much history“.
Vielleicht gibt es das, „zu viel Geschichte“, wenn das Gegenwärtige unter der Last von Tradition und abgestorbenem Leben zu ersticken droht, aber ich glaube nicht, daß wir hier heute dieser Gefahr allzu sehr ausgesetzt sind.
An diesem 5. September haben wir die Möglichkeit, an zwei gründlich verschiedene Menschen zu erinnern, die tiefe Spuren im europäischen Geist hinterlassen haben, an Ludwig XIV., geboren am 5. September 1638, oder an Caspar David Friedrich, geboren am 5. September 1774. Beide können für sich in Anspruch nehmen, etwas völlig Neues kreiert zu haben, eine komplexe Bedeutung, eine Stimmung, einen Charakter, eine neue Facette des Seins (so wie bspw. Kafka oder Cervantes). Und bei all meiner Sympathie für das Barock entscheide ich mich doch lieber für Caspar David Friedrich. Vielleicht weil mein Gemüt gerade eher nach etwas Seelenerbauendem verlangt.
Donnerstag, 4. September 2008
Mittwoch, 3. September 2008
Dienstag, 2. September 2008
Sedantag
Siegessäule in Berlin-Tiergarten, fotografiert am 17. Juli 2004 von Nikolai Schwerg,
gefunden hier
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Könnte man kurz 100 Jahren zurückdrehen, so wäre heute in Deutschland ein hoher Feiertag. Eine der schönsten Beschreibungen davon fand ich beim Grafen Krockow, der, selbst Haffner zitierend, folgendes vortrug:
„Symbole sagen oft mehr als Begriffe, und das Symbol des Bismarck-Reiches war der Sedantag, der an die Kapitulation der französischen Armee bei Sedan samt Kaiser Napoleon vor der preußisch-deutschen im Jahe 1870 erinnerte. Sebastian Haffner hat in einer schönen Betrachtung noch aus eigenem Erleben diesen Tag, diesen Symboltag des Bismarck-Reiches, folgendermaßen beschrieben:
‚Der Sedantag war ein rundes halbes Jahrhundert lang der deutsche Nationalfeiertag, mit Paraden, Beflaggung, Schulfeiern, patriotischen Reden und allgemeinen Hochgefühlen. Und zwar war es, muß man wahrheitsgemäß und mit einiger Beschämung sagen, der einzige wirklich effektive Nationalfeiertag, den die Deutschen gehabt haben. Was nachher an seine Stelle trat, der 11. August, Verfassungstag der Weimarer Republik, der 1. Mai der Nazis, der 17. Juni der Bundesrepublik, das war alles nichts Rechtes mehr: halt ein freier Tag und ein paar Weihestunden und Reden, die keinen sonderlich interessierten. Aber der 2. September, der Sedantag, mein Gott, da war wirklich noch was los! Das war eine Stimmung – ich finde für die heutige Zeit keinen anderen Vergleich - als ob die deutsche Nationalmannschaft die Fußballweltmeisterschaft gewonnen hätte, und zwar jedes Jahr aufs neue.‘
Der letzte Satz sagt über die Gegenwart mindestens ebensoviel aus wie über das Bismarckreich,…“
Aus „Bismarcks Rolle in der deutschen Geschichte“ Festrede von Christian Graf von Krockow anläßlich des Festaktes in Schönhausen am 1. April 1998 zum 100. Todestag Bismarcks, zitiert aus der Dokumentation “Otto von Bismarck (1815 – 1898) Festakt Schönhausen 1. April 1998“, hrsg. vom Presse- und Informationsamt der Landesregierung Sachsen-Anhalt, Magdeburg, 1998
Wer eine lexikalische Weiterführung sucht, mag hier fündig werden, selbst wenn man das alles durchaus auch sehr anders darstellen könnte.
Bekanntlich hat Deutschland seine modische Neigung merkwürdigerweise etwas ungewöhnlich ausgelebt, während sich anderenorts Kleidung, Musikgeschmack etc. im Jahreswechsel ändern, hat man in Deutschland über die letzten 100 Jahre ständig Staatsform, Fahnen, Grenzen, Nationalfeiertag, Hymnen usw. gewechselt. Daher sollte man an die gelungeneren Versuche durchaus gelegentlich einmal erinnern.
Übrigens findet sich eingangs das Bild der Siegessäule deshalb, weil sie zur Erinnerung an eben diesen deutsch-französischen Krieg errichtet und am dritten Jahrestag der Schlacht von Sedan eingeweiht wurde.
Und eine meiner alten patriotischen Kinderzeichnungen befand sich zu Aufnahmezwecken heute kurz im Rosentopf, weil, nun ja, das habe ich andernorts schon einmal näher beschrieben.
Montag, 1. September 2008
1. September 1939
Bekanntlich gilt der Beschuß der Westerplatte bei Danzig am 1. September 1939 als Beginn des Zweiten Weltkrieges. Da es nicht mehr ganz so viele Menschen geben dürfte, die das persönlich unmittelbar erlebt haben, will ich hier nachfolgend einmal die Erinnerungen meiner Mutter zu Wort kommen lassen.
Aus den “Kindheitserinnerungen von Margot Wisser, geb. Wienhold, geboren am 24. Oktober 1935“
„Am 1. September 1939, am frühen Morgen, wurden wir plötzlich aus dem Schlaf geweckt. Meine beiden großen Schwestern, Gerda 16 Jahre und Trautchen 14 Jahre alt, liefen auf die Straße, um zu sehen, was da los ist. Ich stand am Fenster und sah, wie das Kriegsschiff, die „Schleswig-Holstein“ auf die Westerplatte feuerte. Dort wohnten Polen. Das war der Beginn des 2. Weltkrieges.
Wir mußten sofort Weichselmünde verlassen und gingen nach Heubude. Dort wohnten Tante Hedwig (Vaters Schwester) mit Onkel John (Mutters Bruder) und Onkel Bruno (Vaters Bruder) mit Tante Lene. Weil Onkel Bruno bei der Sparkasse angestellt war, hatte er in dem Gebäude eine große Wohnung. Dort konnten wir 2 Wochen bleiben. Meine Eltern waren bei Opa Wienhold untergebracht und Oma Siedler war bei Tante Hedwig.
Wir konnten das Kanonenschießen in der Ferne hören. Als wir danach wieder nach Weichselmünde durften, ging das alltägliche Leben weiter. Der Krieg war weitergezogen. Ich hörte, wie meine Mutter oft sagte: ,der Krieg hat hier angefangen, der wird hier auch in Danzig enden‘.
Und damit hat sie recht behalten. Der Krieg kam zurück. Und Karfreitag 1945 war der Krieg für uns zu Ende.“
Aus den “Kindheitserinnerungen von Margot Wisser, geb. Wienhold, geboren am 24. Oktober 1935“
„Am 1. September 1939, am frühen Morgen, wurden wir plötzlich aus dem Schlaf geweckt. Meine beiden großen Schwestern, Gerda 16 Jahre und Trautchen 14 Jahre alt, liefen auf die Straße, um zu sehen, was da los ist. Ich stand am Fenster und sah, wie das Kriegsschiff, die „Schleswig-Holstein“ auf die Westerplatte feuerte. Dort wohnten Polen. Das war der Beginn des 2. Weltkrieges.
Wir mußten sofort Weichselmünde verlassen und gingen nach Heubude. Dort wohnten Tante Hedwig (Vaters Schwester) mit Onkel John (Mutters Bruder) und Onkel Bruno (Vaters Bruder) mit Tante Lene. Weil Onkel Bruno bei der Sparkasse angestellt war, hatte er in dem Gebäude eine große Wohnung. Dort konnten wir 2 Wochen bleiben. Meine Eltern waren bei Opa Wienhold untergebracht und Oma Siedler war bei Tante Hedwig.
Wir konnten das Kanonenschießen in der Ferne hören. Als wir danach wieder nach Weichselmünde durften, ging das alltägliche Leben weiter. Der Krieg war weitergezogen. Ich hörte, wie meine Mutter oft sagte: ,der Krieg hat hier angefangen, der wird hier auch in Danzig enden‘.
Und damit hat sie recht behalten. Der Krieg kam zurück. Und Karfreitag 1945 war der Krieg für uns zu Ende.“
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