El Greco, Hl. Martin mit Bettler,
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„Es geschah an einem Wintertag, daß er ritt durch das Tor von Amiens, da begegnete ihm ein Bettler, der war nackt und hatte noch von niemandem ein Almosen empfangen. Da verstund Martinus, daß von ihm dem Armen sollte Hilfe kommen; und zog sein Schwert und schnitt den Mantel, der ihm allein noch übrig war, in zwei Teile, und gab die eine Hälfte dem Armen, und tat selber das andere Teil wieder um. Des Nachts danach sah er Christum für ihn kommen, der war gekleidet mit dem Stücke seines Mantels, das er dem Armen hatte gegeben. Und der Herr sprach zu den Engeln, die um ihn stunden, "Martinus, der noch nicht getauft ist, hat mich mit diesem Kleide gekleidet". Davon ward aber der Heilige nicht hoffärtig, sondern er erkannte Gottes Güte; und ließ sich taufen, da er seines Alters war achtzehn Jahre.“
aus der "Legenda aurea" des Jacobus de Voragine
Da ich heute das habe, was vielerorts, ob nun zeitlich oder räumlich, Namenstag heißt, komme ich nicht umhin, Martin von Tours, der am 11. November 397 begraben worden ist, zu gedenken.
Er war ein ausgesprochen volkstümlicher Heiliger bzw. sein Gedenktag, der über viele Jahrhunderte eine große Rolle im Leben der abendländischen Menschheit spielte, bis er dann im 18./19. Jahrhundert sehr in Vergessenheit geriet, aber das ist in diesem beeindruckenden Zeitraum mit vielen Dingen geschehen.
Übrigens ein skurriler nicht immer ganz bewußter Zug des 20. Jahrhunderts, es steckt voller Versuche an länger Vergangenes wieder anzuknüpfen, es wieder zum Leben zu erwecken, nicht immer erfolglos, wie etwa beim Pilgerweg nach Santiago de Compostela, den, wie vielleicht erinnerlich, ein guter Freund kürzlich gegangen ist.
Was mir allerdings, wie ich zugeben muß, ein wenig säuerlich aufstieß, als ich eben etwas in der „Legenda aurea“ herumlas, war, daß ihm besonders nachgerühmt wurde, wie viele alte heidnische Tempel er hätte zerstören können. Denn ich empfinde doch gut fundierte Feindschaft gegen jeglichen talibanesisch-asketischen Irrsinn. Aber das ist halt die verlorene Unschuld gegenüber dem Mittelalter, diese einfachen und reinen und eindeutigen Bilder sind uns nicht mehr gegeben. Nach der Vertreibung aus dem Paradies des Einfachen wurden wir mit Vernunft getröstet, nun ja.
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