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Manchmal geschehen auch Wunder in der Geschichte, und das Größte daran ist, daß sie gar nicht selten von einer einzelnen Person ausgehen. Im 6. und 7. Jahrhundert stolperte das Abendland geradezu dem Abgrund der Barbarei entgegen, und das von welcher verlorengehenden Höhe antiken Geistes aus.
Natürlich ging das Leben in irgendeiner Form weiter, Völkerstämme bekriegten sich, einzelne suchten nach Macht, der fränkische Volksstamm war letztlich unter den Hausmeiern der bedeutungslos gewordenen Könige dabei ganz erfolgreich. Und dann geschieht dieses Wunder, aus den Hausmeiern werden Könige, und einer dieser Könige, Karl, hat den Willen, nicht nur ein erfolgreicher Kriegsmann und halbbarbarischer Herrscher zu sein, sondern er versucht, die fast schon untergegangene Spätantike wieder zu beleben. Und es gelingt ihm.
Er läßt an Literatur aufsammeln, was noch zu retten ist, er lädt an seinen Aachener Hof, was von geistigem Rang zeugt, er läßt eine Schrift entwickeln, die die Überlieferung erleichtert, er inspiriert eine Kunstschule, die das alte antike Erbe buchstäblich ins Leben zurückruft. Er erneuert und gestaltet einen geistigen Raum, denn von nichts anderem reden doch diese materiellen Zeugnisse.
Und dabei wissen wir im Grunde nichts darüber, was ihn dazu bewogen hat. In den Quellen sehen wir einen robusten germanischen Kriegsmann, beim besten Willen keinen Intellektuellen. Gut, auch solche Naturen schmücken sich immer wieder gern mit einer ihnen ungewohnten Beute. Geist als Dekoration, letztlich ungeachtet, das gibt es bis heute.
Aber all dies war es bei ihm eben nicht. Ohne irgendwelche Voraussetzungen erkennen zu lassen, tat er das Richtige, als ob in einer unverstellten Seele schlagartig das Bild dessen aufgeht, was gerade stirbt, und diese Seele erkennt dessen Schönheit und stemmt sich diesem Untergang entgegen und sie hat die Macht dazu.
Vermutlich irgendwie in dieser Weise wurde Europa vor etwas mehr als 1000 Jahren gerettet. Nun, es gab Rückschläge, dem grandiosen Anfang folgte viel Unerfreuliches, aber all dies konnte den Anfang nicht wieder zunichte machen.
Diese beiläufigen Bemerkungen sind keiner Jahreszahl geschuldet, nur meiner momentanen Lektüre und ein wenig auch meiner Unzufriedenheit darüber, daß diese Historiker nicht dieses Wunder sehen, über das sie doch vorgeben zu schreiben.
Die obigen Bilder gehören in die sog. karolingische Renaissance und beschreiben glaube ich besser, was ich meine, als ich es vermag. Am meisten rührt mich dieser wiederaufgenommene Topos des Autorenporträts, eines Komödienautors wird 1000 Jahre nach seinem Tode gedacht, als hätte man das die ganze Zeit über so gehalten und etwas anderes lohnte keines Gedankens.
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