Mittwoch, 12. August 2009

Aussichten, Höhenangst, die Schlacht von Kunersdorf und ein Entenrezept



Als ich heute den Aussichtsturm „Behmshöhe“ am Hochufer des Tollensesees hinaufstieg, hatte ich völlig vergessen, daß ich nicht selten extreme Anwandlungen von Höhenangst habe, als ich oben „stand“ (mehr ein Euphemismus), wußte ich es wieder.



Was tut man nicht alles, um seine Leser nicht allzusehr zu langweilen. Wenn das obige Bild also nicht so toll geworden ist, hat das auch damit zu tun, daß ich ein wenig davon abgelenkt war, den Drang zu kontrollieren, nicht hinunterzuspringen, der überkommt einen nämlich gern in solchen Momenten.



Wo wir gerade bei so gemütlichen Themen sind, hinter diesen beiden verschwommen erkennbaren Inseln stecken die Überreste einer Torpedoversuchsanstalt, die es während des letzten Krieges hier gab, man hat dann nach Kriegsende versucht, sie zu sprengen, was aber nicht recht gelungen ist. Also am mangelhaften Beton ist dieser Krieg nicht verlorengegangen. Jetzt nisten unschuldige Vögel auf den Überresten.

Wir nähern uns einem anderen (kriegerischen) Thema. Heute jährt sich zum 250. Mal die Schlacht von Kunersdorf, wurde ich von jemandem erinnert. Die Schlacht von Kunersdorf (ein Ort, der jetzt in Polen liegt) fand somit am 12. August 1759 statt, es war während des Siebenjährigen Krieges, in dem Friedrich der Große, zu dieser Zeit noch König „in“ Preußen seine Eroberung Schlesien behaupten wollte. Andere sagen, es war einer der ersten kleinen Weltkriege, die Zählung ist da etwas unklar, in dem Frankreich und England um die Vorherrschaft knobelten, eine Angewohnheit, die Staaten wohl nie seinlassen werden. Friedrich der Große erlebte eine seiner furchtbarsten Niederlagen, er war am Boden zerstört.



"Es ist ein grausamer Fehlschlag, den ich nicht überleben werde; die Folgen der Schlacht werden schlimmer sein als die Schlacht selbst. Ich habe keine Ressourcen mehr und glaube, offen gestanden, daß alles verloren ist. Ich will nach dem Untergang meines Vaterlandes auf keinen Fall weiterleben. Adieu auf ewig!" Aber Friedrich der Große was nicht nur groß an Ruhm er hatte auch verdammtes Glück, der Gegner marschierte nicht auf Berlin und Friedrich vermochte sich seelisch zu fangen und seine Truppen zu reorganisieren.

„Ich verkündige Ihnen das Mirakel des Hauses Brandenburg. In der Zeit, da der Feind die Oder überschritten hatte und eine zweite Schlacht hätte wagen und den Krieg beendigen können, ist er nach Müllrose und Lieberose marschiert.“

Am Ende seiner blutigen „Pokerrunde“ war er zwar körperlich ein Wrack, aber Preußen war 5. europäische Großmacht und er König von Preußen.





Wir wollen milde enden. Offen gesagt, war ich etwas abgelenkt von der Beendigung dieser harmlosen Bemerkungen, aber da mir gerade ein freundlicher Kommentator fröhlich potentiellen Genickbruch wünschte, gefolgt von der Bemerkung, daß er Ente chinesisch bevorzuge, wollen wir doch noch wenigstens mit dem Rezept enden. Wer die Kommentare vom letzten Post verfolgt hat, weiß, daß ich da etwas versprochen hatte:

Nur nebenbei, ich bevorzuge ebenso Ente chinesisch, aber das sollte nun wirklich nicht als Fraternisierungsversuch mißverstanden werden. Also das Rezept, sehr fettig, mehr ein Wintervergnügen oder eine Kindheitserinnerung.

Eine Ente waschen und dann innen und außen pfeffern und salzen.
Die Füllung: Mindestens 4 geschälte Boskoop-Äpfel (manche bevorzugen Backpflaumen), dazu 2 Stiele Majoran und etwas Thymian (Thymian ist meine Idee, ich mache an fast alles Thymian, kleine Schwäche).

Das Ganze in die Bratenpfanne und in den Backofen mit 3 Eßlöffeln Butterschmalz und etwas Wasser. Mit 175° beginnen. Es gibt zwei Varianten. Entweder zuerst mit der Brustseite in die Pfanne und nach 60 Minuten drehen und auf 200° hochstellen. Oder gleich mit der Brustseite nach oben, dann aber öfter mal mit Bratensud übergießen.

Eigentlich ist dies ein ziemlich primitives Rezept. Also die Bratzeit liegt zwischen 1 ½ und 2 Stunden, hängt von der Größe der Ente ab, wenn die Haut schwarz wird, war es zu lange. Wer es mag, kann die Haut kurz vor Ende mit kalter Salzwasserlösung einpinseln (bin ich zu faul zu).

Für die Soße sollte man erst einmal kräftig Fett abschöpfen und dies beiseite tun, den Bratenfond mit Wasser und Mehl ansämen. Ich nehme für Soßen meist saure Sahne, aber hier reicht Mehl.



5 Kommentare:

Pilgrim hat gesagt…

Why not jump, maybe you can fly! :-)...that german concrete wasn´t bad you can see in Berlin(tiergatenbunker) as well in Hangover(at least four bunkers I know)

Pilgrim hat gesagt…

Oh, and for recipes of canard, I like the chinese varietys best, tough I have a yummy recipe of my late Grandma.

Mr. Urs hat gesagt…

Danke Martin. Ich freue mich schon fast auf den Winter.

Und dann riskierst du auch noch Kopf und Kragen für deine Leser. Chapeau!

Das mit dem "in" & "von" habe ich noch nicht ganz begriffen, aber das monarchische ist mir auch etwas fremd. Wenn wir beim Thema sind. Die NZZ hat heute morgen über die Herkunft des Wortes Kaiser geschrieben (Sauergurkenzeit?). Die armen Kaiser sind wirklich nicht zu beneiden. Wer möchte schon nach einem Partizip Perfekt Passiv bezeichnet werden?

MartininBroda hat gesagt…

Das ist einfach, eine Art Minderungstitel. Hier bedeutet er folgendes, seit 1701 durften sich die brandenburgischen Kurfürsten „König in Preußen“ nennen. „In“, da sie nur über einen Teil Preußens herrschten, ein anderer stand seit 1466 unter polnischer Oberhoheit. Bei der ersten polnischen Teilung 1772 kamen Polnisch-Preußen, der Netzedistrikt und das Fürstbistum Ermland an Friedrich. Da das ganze ehemalige Herzogtum Preußen jetzt wieder vereint war, nannte Friedrich sich „König von Preußen“.

MartininBroda hat gesagt…

@Pilgrim Some wishful thinking, huh? Nice. Maybe you should post some recipes too.