Freitag, 28. August 2009

Über Augustinus und das Ende Roms


San Apollinare Nuovo in Ravenna,
Der Zug der Hl. Märtyrer,
vor 526, Auftraggeber: Theoderich
hier gefunden

Man hat gern behauptet, daß heute das (West-)Römische Reich oder die Antike untergegangen sei, das ist eigentlich Unsinn, Reiche gehen über Nacht allenfalls am Ende eines Krieges unter, so wie Troja etwa. Am 28. August 476 wurde nur der Heermeister Orestes getötet, der seinen halbwüchsigen Sohn unter dem Namen Romulus Augustus als Kaiser-Marionette eingesetzt hatte.

Der Anführer der Rebellion Odoaker setzte ihn daraufhin ab, ließ ihn sogar am Leben und sich von den Truppen zum König von Italien ausrufen. Es gab also keinen weströmischen Kaiser mehr und die oströmischen Kaiser taten so, als würden die germanischen Heerführer und Könige im Westen unter ihrer Oberhoheit regieren, man hatte also nur eine armselige Kulisse beiseite geschoben, denn die Germanen hatten sich des Reiches längst weitgehend bemächtigt.

Wahrscheinlich war die Pointe einfach zu bestechend: Romulus gründet 753 v. Chr. Rom und unter Romulus „Augustulus“ (so war der Spottname - „das Kaiserlein“) geht es unter. Nein richtig zu Ende geht es mit Rom und Italien erst später (ich habe das vor ein paar Tagen schon erwähnt), nämlich ausgerechnet durch die Auswirkungen der oströmisch-byzantinischen Rückeroberung (535 bis ca. 552).

Ich gestehe, ich neige dazu, emotionale Bindungen zur Geschichte aufzubauen, und an dem Untergang Roms habe ich immer ziemlich zu kauen gehabt. Und als Laie darf ich das sagen, wo der Begriff "Niedergang" neuerdings durch den Begriff "Transformation" ausgetauscht wird, ist das einfach neumodische Scharlatanerie, wenn in einer Gegend, wo die Menschen vorher Bibliotheken kannten, die Kenntnis der Schrift nahezu verlorengeht, dann ist das keine neutrale Transformation, es sei denn, man hält Altersdemenz auch für eine solche, aber das ist für mich nicht mehr satisfaktionsfähig.

Es gibt den etwas bösen Gedanken, letztlich sei das weströmische Reich nie untergegangen, sondern habe sich in die römisch-katholische Kirche transformiert, aber das wäre eine weitreichende Erörterung. Womit wir nahe an einem anderen bemerkenswürdigen Datum sind.

Augustinus von Hippo ist am 28. August 430 gestorben.


Ravenna, Baptisterium der Arianer
hier gefunden

Da eine Annäherung an Augustinus offenkundig zu den anstrengenderen Dingen zählt, findet sich eine Fortsetzung erst am folgenden Sonntag.

7 Kommentare:

Pilgrim hat gesagt…

You should add ...and translated! :-) Propz Pilgrim...good morning Martin

MartininBroda hat gesagt…

Good morning Pilgrim, but you have to wait a few hours, sorry.

Pilgrim hat gesagt…

Oh, you rather read John´s "Naturgeset" comments on his blog regarding St.Augustin. You´ll be surprised! :-D

naturgesetz hat gesagt…

It is interesting to think about these dates that people give for things such as the fall of the Roman Empire. Gibbon saw the Byzantine Empire as the continuation of Rome. So he put the date at 1453.

As you say, although there is good reason to date the end of the Western Empire with the time from when there was no Emperor, the matter is more complex, and it may not have felt like a major change to those who lived through it.

I'm looking forward to the Fortsetzung.

MartininBroda hat gesagt…

Thanks, I definitely promise it will be this Sunday, but not now. I don’t want to give weak explanations.

Mr. Urs hat gesagt…

Ich habe heute einen Artikel in der NZZ gelesen in dem es unter anderem um die Plünderung von Rom durch die Truppen von Karl V. rund 1000 Jahre später und den Einfluss dieser Barbarei auf die Bilder von Sebastiano del Piombo ging. Aber jetzt warte zwar geduldig jedoch gespannt auf die Fortsetzung deines Artikels.

MartininBroda hat gesagt…

Vielen Dank für den Hinweis auf diesen wirklich bemerkenswerten Artikel, der außerordentlich gedankenanregend ist, dieser so merkwürdige wie gausame "Sacco di Roma" ist wohl tatsächlich sehr einschneidend gewesen, eine Geschichte für sich.

Und Augustinus? Wie du sehen konntest, habe ich es am Sonntag halb geschafft, was zusammenzuschreiben, heute am Montag wird irgendwann der Rest folgen, wirklich zufrieden bin ich nicht. Ich hatte mir dummerweise auch einen ungünstigen Zeitpunkt für ein Thema gewählt, das beim Wiederlesen wie Hefeteig immer größer wurde. Und dann ist es eben auch nur ein Post, wie auch immer, heute mache ich es fertig, so oder so. Vielen Dank für die Geduld.