Donnerstag, 15. Oktober 2009

Darüber, einer Idee zu folgen - der Kölner Dom


Der unfertige Dom um 1824
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Es mag merkwürdig wirken, daß ich als Norddeutscher einige Worte über den Kölner Dom verlieren will, nun der äußere Anlaß ist folgender, dieses Werk der Gotik wurde zwar am 15. August 1248 begonnen, aber offiziell erst am 15. Oktober 1880 von Kaiser Wilhelm I. für vollendet erklärt. Dazwischen (etwa seit 1530) ruhten die Bauarbeiten weitgehend. Etwa 300 Jahre lang war ein unfertiger Dom zu sehen, wie er auf dem obigen Bild dargestellt ist, einschließlich des durch Treträder angetriebenen Baukrans aus dem 14. Jahrhundert, der erst 1868 vom Südturm verschwand.

1814 und 1816 entdeckte man wesentliche Teile der mittelalterlichen Baupläne, es entstand eine nationale Bewegung zur Vollendung des Dombaus, der Dom wurde zum Einheitssymbol. Am 4. September 1842 legten der protestantische König Friedrich Wilhelm IV. und der spätere Erzbischof Johannes von Geissel den Grundstein für den Weiterbau des Doms. 1880 war der vollendet, weitgehend nach den 600 Jahre alten Plänen, nur für die Fassaden des Querhauses waren keine mehr auffindbar gewesen.

Als Kaiser Wilhelm I. am 15. Oktober 1880 dessen Vollendung mit einem Fest beging, ironischerweise mitten im Kulturkampf, war der Dom längst auch zu einem Symbol des neuen deutschen Kaiserreichs geworden, wie etwa die Kaiserpfalz in Goslar oder später das Kyffhäuser-Denkmal.


Kölner Dom, zwischen 1890 und 1900
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Man mag und wird sich heutzutage über die Leidenschaft des 19. Jahrhunderts mokieren, die Dome des Mittelalters fertigzubauen. Heute würden Zeitgeist, diverse Deklarationen und weiß der Fuchs was solche Bestrebungen zu verhindern wissen. Man sehe sich nur den Kampf gegen die Wiederherstellung verlorengegangener Bauten an.

Man mag solchen Bemühungen einen bloßen Vorwand unterstellen. Was aber lese ich daraus: Demut, Begeisterungsfähigkeit für anderes, die Sehnsucht, eine Spur aufzunehmen, um einer Idee zu folgen, Neugier für das Vergangene, Treue, den Wunsch, Dinge heilen zu dürfen, Zivilisationswillen.

Wäre das etwas, was im gegenwärtigen Zeitalter so auch aufzufinden wäre? Kaum. Der Zivilisationsfortschritt ruht sich gerade eher ein wenig aus.


Thomas Wolf, Kölner Dom am Abend
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Und wo Friedrich Wilhelm Nietzsche auch noch am 15. Oktober 1844 geboren worden ist, wollen wir wenigstens mit zwei Zitaten an ihn erinnern, aus „Menschliches, Allzumenschliches“, „Der Mensch mit sich allein - Neuntes Hauptstück“:

497.

Unwillkürlich vornehm. - Der Mensch beträgt sich unwillkürlich vornehm, wenn er sich gewöhnt hat, von den Menschen nichts zu wollen und ihnen immer zu geben.

523.

Geliebt sein wollen. - Die Forderung, geliebt zu werden, ist die größte der Anmaßungen.

4 Kommentare:

MartininBroda hat gesagt…

Following an idea - the Cologne Cathedral

It may seem strange that I as a North German will make more than a few words about this cathedral (http://en.wikipedia.org/wiki/Cologne_Cathedral), well the superficial reason is the following, this work of Gothic architecture was indeed started on August 15th 1248, but officially only on October 15th 1880 declared completed by Emperor Wilhelm I. In between the building work (approximately since 1530) mostly rested. About 300 years an unfinished cathedral was to seen, how it is displayed on the image above, including the construction crane driven by pedal wheels from the 14th Century, which only disappeared in 1868 from the South Tower.

In 1814 and 1816 they discovered major parts of the medieval building plans, there was a national movement to complete the cathedral, and it became a symbol of national unity. On September 4th 1842 the Protestant King Friedrich Wilhelm IV and later Archbishop Johannes von Geissel laid the foundation for the further construction of the cathedral. 1880 was the completion, mostly in accordance with the 600 years old plans; only for the facades of the transept none had been found.

When Emperor William I on October 15th 1880 celebrated its completion, ironically in the “cultural struggle” (http://en.wikipedia.org/wiki/Kulturkampf), the cathedral has also became a symbol of the new German Empire, such as the Imperial Palace in Goslar (http://de.wikipedia.org/wiki/Kaiserpfalz_Goslar) or later Kyffhäuser Monument (http://en.wikipedia.org/wiki/Kyffh%C3%A4user_Monument).

Some people may and will have mock today about the passion of the 19th Century to complete the cathedrals of the Middle Ages. Today would zeitgeist, various declarations and God knows what know how to prevent any such efforts. You just have to look at the fight against the restoration of lost buildings.

One might assume such efforts were a mere pretext. But what I read from it is this: humility, enthusiasm for other things, the desire to grasp a track to follow an idea, curiosity for the past, loyalty, the desire to be allowed to heal things, will for civilization.

Would that be something that could be located in the present age as well? Hardly. The progress of civilization rests rather just a little in our times.

And since Friedrich Wilhelm Nietzsche was born on October 15th 1844, at least we want to remember him with two quotes:

Section 9 from Human, All Too Human by Friedrich Nietzsche (http://www.scribd.com/doc/17142591/Friedrich-Nietzsche-Human-All-Too-Human#)

497
Unwittingly noble. A man's behaviour is unwittingly noble if he has grown accustomed never to want anything from men, and always to give to them.

523
Wanting to be loved. The demand to be loved is the greatest kind of arrogance.

Anonym hat gesagt…

Interessanter Beitrag

Anonym hat gesagt…

Schließlich bekam, was ich suchte! Ich genieße jeden Fall etwas davon. Froh, dass ich stolperte in diesem Artikel! Lächeln Ich habe dich gerettet, um zu überprüfen, neue Sachen die sie veröffentlichen.

Anonym hat gesagt…

Das war wirklich interessant. Ich liebte es zu lesen