Benedikt XVI.
Wenn eine Dame, die sich dafür entschieden hat, ihren Körper regelmäßig leihweise zur Verfügung zu stellen, sehr lange und sehr laut über etwas lacht, was uns fremd erscheint, sie aber offenbar gut versteht, haben wir womöglich spontan so etwas wie einen Anflug von Verständnis, vermutlich völlig zu Unrecht, weil wir nichts davon wissen im Grunde. Aber sollten wir ihr darüber böse sein? Sie folgt dem, was sie kennt. Wenn jemand ausgiebig Witze über Menschen mit unförmig langen Nasen macht, sollte man tatsächlich empört tun, wir sehen, was wir wissen...
Es gibt dieses grundsätzliche Mißverständnis, daß alles, was als Humor auftritt, per se irgendwie nett und anheimelnd sei, mindestens interessant; nein, ist es nicht, es ist einfach nur menschlich. Das Menschliche hat viele Facetten.
Einige davon kann man von Gesichtern ablesen, ja Gesichter sprechen, leider (wären sie doch öfters stumm!). Aus manchen Gesichtern springt einen an, hier ist nichts, gar nichts, nur eine Leere, die verstört; und dann will man eigentlich sofort nur noch aufhören, etwas zu sagen. Dann gibt es Gesichter, wo einem das mißtrauisch Böse stechend in die Seele dringen will, und man hat den selben Reflex etc. etc.
Ich sah gestern ein Interview mit einem vermutlich jungen Mann von eher teigiger Physiognomie; wenn ich den Ton weggenommen hätte, würde ich vermutet haben, ein Opfer zu sehen von irgendetwas Schlimmen; nicht, daß Opfer zu sein, Menschen unbedingt sympathischer erscheinen läßt; der Ton war aber an, und so sah ich, da hatte jemand sein Inneres nach außen gestülpt und wieder zurück, und man wußte vom bloßen Anblick her mehr, als man jemals hätte wissen wollen.
Der Chefredakteur des „Satire“-Magazins „Titanic“, Leo Fischer, sieht es als seine Pflicht, vor niemandem Respekt zu zeigen, durfte ich hier lesen. Satiriker seien ein bißchen wie Parasiten, sie ernährten sich von menschlichem Leid und würden überall da wachsen, wo sich, kurz zusammengefaßt, das Böse austobe, und hätten ihren Spaß davon. Satire also als eine Unterart der „Schadenfreude“. Wenn man die Presse zu dem las, worauf ich gleich kommen werde, war er damit kaum allein.
Was heißt dies aber, wenn man es wörtlich nähme. Es gäbe demnach nichts, vor dem man Achtung zeigen müßte, wenn es denn dem „Spaß“ oder, besser gesagt, dem fröhlichen Austoben des Ressentiments im Wege stünde.
Wenn das Menschliche grundsätzlich verfehlt wird, entsteht etwas, wie einst am „Stürmer“ abzulesen war. Diesmal aber ging es nur um den Heiligen Vater und einen aberwitzigen Versuch, sein Bild in den Straßenkot zu ziehen. Hätte er wirklich dagegen klagen sollen? Gibt diese Klage nicht dem Akteur eine Würde, die ihm wesensmäßig abgeht?
Für diejenigen, die die Geschichte nicht kennen. Das „Satire“-Blatt „Titanic“ hatte unter dem Titel „Halleluja im Vatikan - Die undichte Stelle ist gefunden!“ ein Bild des Hl. Vaters gezeigt - einmal mit einem gelben Fleck vorn auf dem Titelblatt, und einem braunem Fleck auf der letzten Seite. Man erfreute sich offenbar an einem schlichten Wortspiel mit „leak“ und tat anschließend überrascht, man könne das Titelbild gar nicht anders deuten als: „Wir feiern mit dem Papst das Ende der Vatileaks-Affäre.“ Dabei habe der Papst im Überschwang des Gefühls Limonade auf seiner Soutane verschüttet, es sei allgemein bekannt, daß der Papst ein großer Freund des Erfrischungsgetränks Fanta sei, so dieser Herr Fischer. Was werden sie sich anschließend auf die Schenkel geklopft haben.
Und wir erinnern uns an den großen Friedrich und an den Geist, dem zwei seiner bemerkenswerteren Sätze entstammen:
„Niedriger hängen!“ (damit alle es sehen könnten, Friedrich, als er eine Karikatur von sich angeschlagen sah, die aber recht hoch hing). Und:
Als dem König der Fall eines Kavalleristen vorgelegt wurde, der Sodomie mit seinem Pferd getrieben habe, schrieb er an die Akte:
„Versetzt das Schwein zur Infanterie.“
3 Kommentare:
„Versetzt das Schwein zur Infanterie.“
;-)
Aber wohin versetzen wir den Herrn Leo Fischer?
Ja, aber wir haben hier seit kurzem das Desiderat eines Regenten, unerfreulicherweise!!
"Wie der Herr, so`s Gescherr", sagte meine Großmutter immer.
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