Nikolaus von Myra, Ikone von Aleksa Petrov, 1294
Es ist kurios, wie der Wechsel der Zeiten und das verrinnende Leben die Erwartungen und das Wiedererkennen verändern. Eben ging mir auf, daß Nikolaus von Myra am 6. Dezember 326 starb, ja eben der (!) Nikolaus. Herr Roloff hatte im vorigen Jahr einiges Lesenswerte dazu zusammengetragen, wer mag, kann es hier finden.
Wir sind es gewohnt, den antikisch - römischen Götterhimmel gewissermaßen als wohlvertrauten Spielgrund unserer Phantasie anzusehen, und ziehen mindestens (verstimmt) die Augenbrauen hoch, wenn wir lesen, wie dieser überraschend volkstümlich gewordene Bischof und Heilige die Göttin Artemis / Diana bekämpfte. Die zur Dämonin abgesunkene Göttin, so liest man, habe als Vergeltung einen Anschlag auf die Kirche von Myra in die Wege geleitet (offenbar eine Art Napalm, merkwürdig). Doch der Heilige warnt die unwissenden Pilger, die getäuscht das Unheil mit sich führen. Sie gießen das „Öl“ ins Meer, das alsbald in Flammen steht, aber den Pilgern keinen Schaden tut.
Man vergißt schnell, daß dies damals noch ein wirklicher Glaubenskampf war, und der Hl. Nikolaus war offenbar dabei ein sehr herausragender Held. Warum nun aber gerade er all diese Idylle auf sich herabzog, nun die verwickelten Wege menschlichen Erinnerns. Ich höre gerade Bachs h-moll-Messe (von Karajan mit den Berliner Philharmonikern), die hat zwar mit dem Hl. Nikolaus nur auf Umwegen zu tun (gewissermaßen vom zerstörten Tempel der Diana zum unzerstörbaren der Herrn Bach), aber ich bringe dennoch etwas daraus. Und außerdem hat Benjamin Britten offensichtlich eine „Saint Nicolas Cantata“ geschrieben, wußte ich bisher nicht, aber ich bin auch zu ignorant.
J. S. Bach, h-moll-Messe (Sanctus), Karl Richter
Saint Nicolas (B.Britten) - Movement No.8. "His Piety and Marvellous Works"
2 Kommentare:
"We keep his memory alive in legends that our children and their children's children treasure still." But it's good to know the facts behind the legends as well.
Yhanks for the videos. I think this is the first video I've seen of Karl Richter, although I think his were the performances through which I began to be acquainted with the vocal music of J.S. Bach perhaps 40 years ago. Given current performance practices for baroque music, it was actually a shock to see the large chorus and orchestra.
From that video, I followed a link to "Duo Seraphim" from Monteverdi's "Vespro della Beata Vergine" under Nikolaus Harnoncourt. Then back to Britten for a lovely selection.
Thanks again,
I see you're more familiar with Britten than me, unsurprisingly :)
My pleasure! And it's so slooow (the Sanctus). But impressive, as if legions of angels stride inexorably over the evil, crushing it down under their feet.
Kommentar veröffentlichen