Mittwoch, 1. Mai 2013

Mai & Feuerwehr




Da habe ich doch meinen Beitrag zur Walpurgisnacht buchstäblich verschlafen, und jetzt auch noch den zum ersten Mai, mit dem mich zugegebenermaßen kaum etwas verbindet. Aber Herr Roloff hatte in seinem Heimatort Schönhausen der örtlichen Feuerwehr eine Predigt gehalten, die er mir zugeschickt hatte und die ich eigentlich schon gestern anbringen wollte (dies wird am 2. Mai nachgetragen).

Vorher aber noch ein paar Bilder aus diesen Tagen von hier, samt einigen vom Mai-Essen, aber darüber muß ich ja nichts schreiben, nur soviel, es handelte sich vor allem um Kalbskoteletts und Rumpsteaks, die erst angebraten wurden und dann mit Rotwein, Rosmarin und Thymian bei niedriger Temperatur im Backofen vor sich hin garten. Nett.









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Ansprache zum Feuerwehrgottesdienst 2013

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen.

Liebe Kameradinnen und Kameraden,
liebe Gemeinde,

es wird den meisten hier nicht neu sein, dass die Feuerwehr zu den Institutionen gehört, denen die Deutschen zu 90 % sehr hohes Vertrauen entgegenbringen. Sie rangiert damit gleichauf mit der Ärzteschaft. Selbst Pfarrer und Pastoren genießen ein sehr viel geringeres Vertrauen. Da kann es also nicht schaden, einmal von der Kanzel zu fragen, worin dieses große Vertrauen begründet ist.

St. Georg, Feuerwehr, 1931

Im Wesentlichen sehe ich drei Ursachen.

Die Feuerwehr macht keine falschen Versprechungen. Niemandem würde es einfallen zu sagen: Wir garantieren, dass in unserem Zuständigkeitsbereich kein Haus mehr brennt oder kein Unfall mehr geschieht. Niemand käme auf die Idee, in Aussicht zu stellen, dass die Feuerwehr immer so schnell ist, dass jedes Unglück vermieden werden könnte. Es gibt die Feuerwehr ja nur darum, weil es leider immer wieder brennen wird, weil Notstände eintreten und weil schwere Unfälle, so traurig es klingt, zu unserem täglichen Leben dazugehören. Man schätzt die Feuerwehr wegen dieser nicht zu bestreitenden Ehrlichkeit.

Es nötigt dann auch immer wieder Respekt ab, dass sich Menschen jederzeit bereit halten, um bei Notlagen der unterschiedlichsten Art schnell und wirksam zu helfen. Auch im Jahresbericht unserer Feuerwehr kann man nachvollziehen, wie viele Stunden Aus- und Fortbildung von den Kameradinnen und Kameraden geleistet werden, um stets auf der Höhe der Zeit zu sein, technische Neuerungen und geänderte Vorschriften blind zu beherrschen. Bereitschaftsdienste und natürlich die zahlreichen Einsätze kommen hinzu.

Entscheidend dürfte aber sein, dass auch unsere Feuerwehr, sie wird in diesem Jahr 120 Jahre alt, in einer langen Tradition steht, mit der jeder Einwohner unseres Dorfes irgendwann auf die eine oder andere Weise gute Erfahrungen gemacht hat. Auf die Feuerwehr kann man sich eben immer verlassen.

Uetersener Feuerwehr um 1900

Dieser Zustand stellt sich aber nicht von allein her, sondern wird getragen durch die Einsatzbereitschaft, das Verantwortungsgefühl, das Pflichtbewusstsein, den persönlichen Mut und den uneingeschränkten Willen, gemeinsam zu handeln. Ein Feuerwehrmann, eine Feuerwehrfrau allein kann nur wenig ausrichten, und doch kommt es manchmal auf einen allein an. Darum ist der Begriff der Kameradschaft so bedeutsam. Kameradschaft kann man am besten dann erklären, wenn man sich verdeutlicht, was es bedeutet, darauf angewiesen zu sein, einem anderen Menschen blind vertrauen zu können.

Wer Vertrauen so vorlebt und pflegt, dem wird auch vertraut. Das ist vielleicht die plausibelste Begründung für das anfangs genannte Umfrageergebnis.

Dampfspritze von 1910

Es ist und bleibt schön, dass wir so eine beispielgebende Gemeinschaft in unserem Dorf haben, und wie in jedem Jahr will ich uns allen ans Herz legen, dass jeder nach seinen Möglichkeiten sucht, unsere Feuerwehr zu unterstützen. Das ist gar nicht ganz uneigennützig, weil wir alle uns auch immer auf unsere Feuerwehr verlassen können, die ganz unabhängig von Notfällen auch immer bereit steht, wenn Hilfe gebraucht wird, wie beispielsweise bei unserem Kirchenjubiläum im vergangenen Jahr oder am Ende dieses Monats, wenn wir gemeinsam mit unserem Schützenverein an den 200. Jahrestag der Einsegnung des Lützowschen Freikorps erinnern wollen. Immer steht uns unsere Feuerwehr hilfreich zur Seite, und auch dafür will ich hier heute herzlich danken.

Eine kleine Geste ist es, dass wir in unseren Gottesdiensten am 1. Mai die Kollekte der Feuerwehr stiften.

Kaiserliche Feuerwehr

Aber zurück zur Berufung unserer Feuerwehrleute. Im weitesten Sinne gehören sie zu den Rettungsdiensten. Ich hatte es bereits angedeutet, dass es zur Wirklichkeit dieser Aufgabe gehört, niemals Unglück völlig verhindern zu können. So gut ausgebildet und permanent geschult unsere Feuerwehr auch ist, so gut ausgerüstet und wie schnell sie auch ist, dennoch werden Brände, Unfälle und Katastrophen weiter zu unserem Leben gehören. Alle Anstrengungen können immer nur erreichen, das Ausmaß der Schäden einzudämmen und die Zahl der Opfer möglichst gering zu halten. Manch ein Angehöriger der Rettungsdienste trägt schwer daran, einmal zu spät gekommen zu sein.

Dennoch ist es wichtig, dass es diese Menschen gibt. Es ist wichtig auch dort, wo sie nicht mehr helfen können, weil sie eine Ordnung aufrecht erhalten, in der der Schutz von Menschen und Gütern einen Vorrang besitzt. Es ist ein entscheidendes Kennzeichen einer menschlichen Ordnung, dass es Einrichtungen für die in Not Geratenen gibt.

Es ist falsch und auch unmenschlich, diese Ordnung in Frage zu stellen, selbst wenn man selbst nie in Not geraten, das Opfer eines Unfalls oder von Bränden und anderen Katastrophen geworden ist.

Magirus Autospritze Modell "Bayern", Bj. 1923

Nun frage ich, muss es diese Ordnungen nicht auch für unser geistiges und geistliches Leben geben?

Auch hier kann man sagen, der rechte Glaube verhindert nicht, ins Unglück zu fallen. Wir wissen nicht, welche Prüfungen uns im Leben bestimmt sind. Dennoch gehört es zu unserem menschlichen Dasein, uns in Beziehung zu setzen zu dem, der uns erschaffen hat. Nur im Miteinander von Gott und Mensch wächst eine verlässliche Ordnung, aus der wir Maß und Richtung für unser Leben ableiten können, durch die wir die Gebote haben und uns Grenzen gesetzt sind. Nie wird ein Mensch das alles beachten können, nie wird er ohne Fehler bleiben in seinem Umgang mit Gott und dem Mitmenschen, und dennoch ist diese Ordnung von größter Bedeutung. Wir werden Menschen immer erst aus unserer Beziehung zu Gott heraus.

Krupp Elch Feuerwehr

Lange Zeit hätte ich behauptet, das würde uns von allen anderen Kreaturen unterscheiden. Je älter ich werde, desto mehr glaube ich, die anderen Wesen, die Tiere und die Pflanzen, selbst alles was ist, ist gerade in seiner Kreatürlichkeit dem Schöpfer fest verbunden. Uns Menschen aber ist es gegeben, uns von Gott lossagen zu können. Wir können den Versuch machen, ohne oder sogar gegen ihn zu leben.

Und ich behaupte, das ist genauso klug, wie wenn man sich gegen die Feuerwehr entscheidet, weil man noch nie Opfer eines Brandes oder Unfalls gewesen ist und auch sicher annimmt, es niemals zu werden. So kann man dann ohne Rettungsdienste leben. Man kann aber auch sagen, weil ich die Feuerwehr nie gebraucht habe, muss es sie auch nicht geben, und man geht daran, bewusst ihre Abschaffung zu betreiben. In diesem Fall kann sich die Folgen jeder Mensch sehr schnell vorstellen.

Perfection nozzle holder, 1895

Ich behaupte, die Verwüstung unseres Zusammenlebens könnte nicht größer sein, wenn sich dieses Denken dennoch immer weiter auch auf unsere geistigen und geistlichen Ordnungen überträgt.

Es gibt einen zunächst nur sprachlichen, sehr interessanten Zusammenhang mit unserem Lesungstext aus dem Johannesevangelium. Dort ist auch vom Retten die Rede. Überall aber, wo neuere Übersetzungen das Wort „retten“ gebrauchen, spricht Luther vom „selig machen“.

Überall, wo wir als Menschen gerettet werden müssen, da geht es im Kern darum, dass wir nach Gottes Willen selig werden sollen.

Darum wollen wir danach trachten, uns dem anzuschließen, was bereits vor uns gewesen ist, damit wir für die Zukunft Hoffnung haben können. Das nun gilt in gleicher Weise für unsere 120 Jahre alte Feuerwehr, wie für unsere, noch ein wenig ältere Kirche.

Christus spricht: „Ich bin nicht gekommen, dass ich die Welt richte, sondern dass ich die Welt rette, selig mache.“

Amen

Und der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle unsere Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen

Thomas Roloff

6 Kommentare:

Walter A. Aue hat gesagt…

Aus meinem Gedaechtnis:

"Ich hatt einen Kameraden,
einen bessern findst du nit"

"Heiliger Florian,
verschon mein Haus,
zuends andre an"

MartininBroda hat gesagt…

Ich muß gestehen, als ich die Ansprache des Herrn Roloff zuerst las, kamen mir auch so komische Gedanken, genauer gesagt gleich nach den "Kameraden" - ich zuckte zusammen und erwartete wohl unbewußt, daß es mit "verehrte Frontkämpfer, Volksgenossen!" weiterginge. Ich schiebe es auf all diese "Dokumentationen" in Endlosschleife, obwohl ich kaum noch hinsehe, irgendwann tritt man dann doch versehentlich hinein und wird am Ende ganz meschugge von dieser perpetuierten Vergangenheit, wie man sieht.

Your host hat gesagt…

Lovley photos... Spring is here at last!

I have a great fondness for firemen, my uncle was a fireman before he went to train them up, one of my cousins was a fireman before and my grandfather was a fireman and fire chief driver. They do an amazing job keeping us safe, putting out fires, but also attending horrid and horrific scenes of accidents to rescue people and cut them out of cars and similar.

Walter A. Aue hat gesagt…

@ MartininBroda:

Tut mir fettnaepfchentretend leid!

Was mir in den Sinn kam und worauf ich mich bezog war der Gegensatz zwischen gutem und schlechtem menschlichen Verhalten: die Kameradschaft innerhalb wie auch ausserhalb der Feuerwehr vis-a-vis der Neid- und Furchtgesellschaft.

Uebrigens, Oesterreich ist voll von giessenden Hl. Florianen an Haeuserwaenden und den zweiten Spruch kennt dort jeder - vielleicht allerdings nicht in Nordostdeutschland.

Einen Zusammenhang mit dem Dritten Reich sah ich da nicht. Wenn ich so etwas saehe, muesste ich wohl eine Menge alter Sprache wegwerfen, und das haette sie sich wirklich nicht verdient.

MartininBroda hat gesagt…

@Prof. Aue Oh nein, keine Schüssel mit Fett war in den Blick gekommen; ich hatte nur von meiner ersten spontanen Reaktion erzählt und von meiner Selbstverärgerung berichten wollen, daß man schon zusammenzuckt, wenn man das Wort "Kameraden" hört.

Und den Spruch kenne ich natürlich (selbst hier), und denke auch, daß Herr Roloff sich da wirklich ein paar seriöse Gedanken gemacht hat (ich wollte es erst gar nicht bringen wegen des Lokalbezugs, aber es verstecken sich doch ein paar Sachen darin, die nachdenkenswert sind, über Schönhausen hinaus).

Aber so ist das nun mal mit dem abgekürzten Sprechen, man stolpert sich von Mißverständnis zu Mißverständnis.

MartininBroda hat gesagt…

@Jason Shaw: Thanks Jason. Indeed we have finally a lovely spring here as well, maybe some pics will follow later.

Interesting to hear fireman are / were a part of your personal world.

Apparently at my friend's homeplace is a tradition to honour the firefighters once a year with a service, so he was preaching the sermon, and I think he did it in a profound way.

I neglected not only my blog duties recently a bit too much for certain reasons, but will try to become a better person. Thanks for visiting Jason!