Donnerstag, 26. September 2013

Über T. S. Eliot &


Unser kleiner Möchtegern-Garten entwickelt seine Reize, und man lernt, steckt jemand ein wenig Energie in etwas, wird er mitunter unerwartet früh belohnt. So zeigen die meisten von den rüde und unzeitig umgepflanzten Rosen Zeichen des Fortlebens, die erste fängt sogar zaghaft an zu blühen (daher das verschwommene Bild, später folgend).


„Ich werde dir zeigen Angst in einer Hand voll von Sand.“ 

„I will show you fear in a handful of dust.” 

Ich bin in den letzten Tagen um Texte von T. S. Eliot herumgetigert, nur um endlich wieder etwas Demut zu lernen. Man kann aus seinen Worten, geschweige seinen lyrischen Worten, kein leicht erbauliches Stück zaubern. T. S. Eliot sagt uns all das, wonach unsere Seelennot ruft. Er weiß davon.

Es ist überhaupt erstaunlich, der vermutlich herausragendste englischsprachige Lyriker des 20. Jahrhunderts, wenn wir Pound beiseite lassen und diese Vergleiche überhaupt eine Art von Sinn enthalten, war ein streng traditioneller Anhänger Christi, Royalist und all das andere, was jetzt logisch folgen muß. Und dazu ursprünglich Amerikaner. Nein, wir sind kein Sklave unseres Herkommens, wenn wir es denn wirklich wollen.


„In meinem Beginnen liegt mein Ende. Nacheinander
Erheben Häuser sich und bröckeln, fallen, werden erweitert,
Fortgetan, zerstört, erneuert oder an ihrer Statt
Sieht man ein leeres Feld, oder eine Fabrik, oder eine Umgehungsstraße,
Alte Steine zu Neubauten, altes Bauholz zu neuen Bränden,
Alte Brände zu Asche, und Asche zu Erde...“

„In my beginning is my end. In succession
Houses rise and fall, crumble, are extended,
Are removed, destroyed, restored, or in their place
Is an open field, or a factory, or a by-pass.
Old stone to new building, old timber to new fires,
Old fires to ashes, and ashes to the earth...“

„In meinem Beginnen liegt mein Ende. Nun fällt das Licht
Über das offene Feld, überläßt den tiefen Hohlweg
Verschlossen von Ästen dem Dunkel des Nachmittags...“

„In my beginning is my end. Now the light falls
Across the open field, leaving the deep lane
Shuttered with branches, dark in the afternoon...“

„Heimat ist das, wovon man weggeht. Wenn wir älter werden
Wird die Welt fremder, die Muster verwirrender
Von Totem und Lebendigem. Nicht der brennende Augenblick 
Los von Vorher und Später,
Sondern ein ganzes Leben, lodernd in jedem Augenblick...
Alte Männer sollten stets Kundschafter sein,
Ob dort oder hier,
Wir müssen ruhig vorausgehen
In einen anderen Aufstieg,
Zu stärkerer Vereinigung, tieferer Gemeinschaft,
Abwehrend die dunkle Kälte, die leere Trostlosigkeit,
Den Schrei der Wellen, des Windes, die unermeßlichen Wasser
Von Sturmvogel und Tümmler. In meinem Ende liegt mein Beginnen.“

„Home is where one starts from. As we grow older
the world becomes stranger, the pattern more complicated
Of dead and living. Not the intense moment
Isolated, with no before and after,
But a lifetime burning in every moment...
Old men ought to be explorers
Here or there does not matter
We must be still and still moving
Into another intensity
For a further union, a deeper communion
Through the dark cold and the empty desolation,
The wave cry, the wind cry, the vast waters
Of the petrel and the porpoise. In my end is my beginning.“


Das erste, oft gebrauchte Zitat stammt aus “The Waste Land”, die anderen aus „East Coker“ von den „Four Quartets“. Von Eliot selbst vorgetragen findet man gegenwärtig das erste hier, und das andere, falls man diesem Link folgt. Als Kommentar las ich irgendwo:

„Eliot's voice is magical. Perfectly languid and lugubrious with a lingering element of wistfulness. I could listen to it all day.“

"Eliot Stimme ist magisch. Vollkommen ermattet und schwermütig, mit einem andauernden Element der Wehmut. Ich könnte ihr den ganzen Tag zuhören.“

Zumindest habe ich dies zwar nicht den ganzen Tag, aber in der Tat wiederholt getan. Übrigens ist es nicht das erste Mal, daß mir zu ihm nichts Rechtes einfallen wollte, wie man an dieser Stelle sehen mag, auch an einem 26. September, er wurde nämlich heute vor 125 Jahren geboren.




nachgetragen am 29. September

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