Donnerstag, 11. Dezember 2008

Über die Ansehung der Welt

„Sushun war der einzige japanische Kaiser, von dem sicher bekannt ist, daß er einem Mordanschlag zum Opfer fiel. Er ist auch der einzige Kaiser ohne überliefertes Grab.“

Dies las ich heute bei meinen Kalenderbeobachtungen und dachte bei mir, irgendetwas an dieser Welt läuft gründlich falsch. Die Pharaonen Ägyptens, wo sind ihre Gräber - so daß man sie als solche wiederkennen kann; dieses eher junge Reich, in dem wir bis vor kurzem gelebt haben, um es einmal so auszudrücken, sind die Gräber dieser Könige und Kaiser lückenlos auffindbar?

Da wird man natürlich etwas neidisch angesichts eines Satzes wie des obengenannten, und zum anderen eher unzufrieden mit der Dignität des Ortes, in den man geworfen wurde, aber die Zuneigung zur Barockliteratur hilft immens in solch einer Situation, da diese (im wesentlichen) Herren sehr genau wußten, wie spröde und vergänglich der Glanz der Gegenwart zu sein pflegt.


Christian Hofmann von Hofmannswaldau

Die Welt.


WAs ist die Welt / und ihr berühmtes gläntzen?
Was ist die Welt und ihre gantze Pracht?
Ein schnöder Schein in kurtzgefasten Gräntzen /
Ein schneller Blitz bey schwartzgewölckter Nacht.
Ein bundtes Feld / da Kummerdisteln grünen;
Ein schön Spital / so voller Kranckheit steckt.
Ein Sclavenhauß / da alle Menschen dienen /
Ein faules Grab / so Alabaster deckt.
Das ist der Grund / darauff wir Menschen bauen /
Und was das Fleisch für einen Abgott hält.
Komm Seele / komm / und lerne weiter schauen /
Als sich erstreckt der Zirckel dieser Welt.
Streich ab von dir derselben kurtzes Prangen /
Halt ihre Lust vor eine schwere Last.
So wirstu leicht in diesen Port gelangen /
Da Ewigkeit und Schönheit sich umbfast.


Die Welt.

WAs ist die Lust der Welt? nichts als ein Fastnachtsspiel /
So lange Zeit gehofft / in kurtzer Zeit verschwindet /
Da unsre Masquen uns nicht hafften / wie man wil /
Und da der Anschlag nicht den Ausschlag recht empfindet.
Es gehet uns wie dem / der Feuerwercke macht /
Ein Augenblick verzehrt offt eines Jahres Sorgen;
Man schaut wie unser Fleiß von Kindern wird verlacht /
Der Abend tadelt offt den Mittag und den Morgen.
Wir Fluchen offt auf dis was gestern war gethan /
Und was man heute küst / mus morgen eckel heissen /
Die Reimen die ich itzt geduldig lesen kan /
Die werd ich wohl vielleicht zur Morgenzeit zerreissen.
Wir kennen uns / und dis / was unser ist / offt nicht /
Wir tretten unsern Kuß offt selbst mit steiffen Füssen /
Man merckt / wie unser Wuntsch ihm selber wiederspricht /
Und wie wir Lust und Zeit als Sclaven dienen müssen.
Was ist denn diese Lust und ihre Macht und Pracht?
Ein grosser Wunderball mit leichtem Wind erfüllet.
Wohl diesem der sich nur dem Himmel dienstbar macht /
Weil aus dem Erdenkloß nichts als Verwirrung quillet.“

Nur so als Merkzeichen, Adolf Stoecker (geboren am 11. Dezember 1835) wäre jemand, der einige Bemerkungen lohnen würde, aber dafür wird es wohl auch noch eine andere Gelegenheit geben.

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