Montag, 8. Dezember 2008

So gehts hir bey dießem hoffe zu



Elisabeth Charlotte, Duchesse d'Orleans
gefunden hier

Mit diesen Erinnerungstagen ist es ja oft etwas seltsam, aber heute, am Tage „ immaculata conceptio“, also am Tag der „Unbefleckten Empfängnis“, sollten wir da an die Allerheiligste Jungfrau, die Gottesmutter Maria erinnern oder an Ihren demütigen Diener, Pius IX. und seinen höchst bemerkenswerten „Syllabus Errorum“ oder an Elisabeth Charlotte von der Pfalz, genannt Liselotte von der Pfalz, gestorben am 8. Dezember 1722 in Saint-Cloud bei Paris, Herzogin von Orléans, Schwägerin von Ludwig XIV. und Mutter des „Regenten“.

Nun es gibt Menschen, die müßten einem galaxienweise fernstehen, und wenn man die überkommenen Briefe liest, dann geht einem, so sehr sie einem fremd sein sollten, das Herz auf, Liselotte von der Pfalz zählt felsenfest dazu. Ich bin wahrlich nicht der erste, der das entdeckt hat, aber das ist um so bemerkenswerter:

„So gehts hir bey dießem hoffe zu, wen die courtissans sich einbilden, daß einer in faveur ist, so mag einer auch thun was man will, so kan man doch versichert sein, daß man apropirt werden wirdt, hergegen aber, wan sie sich daß contrari einbilden, so werden sie einen vor ridicule halten, wen er gleich von Himmel kämme ...“.

„Wen ich aber E.L. jetzt verzehlen solte, mitt was vor magnificense [Pracht] alle dieße kammern gemeublirt sein undt welche eine mengte von silbergeschir drinnen ist, würde ich nimmer auffhören. Es ist gewiß, daß es meritirt [verdient] gesehen zu werden. Dießes alles were woll köstlich schön undt divertissant [unterhaltend], wen man auch in dießem apartement ein vergnügtes gemühte mitt sich brächte...“.

„Der König bildt sich ein, er seye devot [fromm], weill er bey kein jung weibsmensch mehr schläfft,…“

„Kaum hatte ich mich über des armen Carllutz todt ein wenig erholt, so ist das erschreckliche undt erbärmliche ellendt in der armen pfaltz ahngegangen, undt was mich ahm meisten daran schmertzt, ist, daß man sich meines nahmens gebraucht, umb die arme leütte ins eüßerste unglück zu stürtzen, undt wenn ich darüber schreye, weiß man mirs gar großen undanck undt man protzt mit mir drüber. Solte man mir aber daß leben darüber nehmen wollen, so kan ich doch nicht lassen zu bedauern undt zu beweinen, daß ich so zu sagen meines vatterlandts untergang bin undt über das alle des Churfürstens meines herrn vatter seeligen sorge undt mühe auff einmahl so über einen hauffen geworffen zu sehen ahn dem armen Manheim. Ja ich habe einen solche abschew vor alles so man abgesprengt hatt, daß alle nacht, sobaldt ich ein wenig einschlaffe, deücht mir, ich sey zu Heydelberg oder zu Manheim undt sehe alle die verwüstung, undt dann fahr ich im schlaff auff undt kan in 2 gantzer stunden nicht wider einschlaffen; dan kompt mir in sinn, wie alles zu meiner zeit war, in welchem standt es nun ist, ja in welchem standt ich selber bin, undt dan kan ich mich des flenens nicht enthalten, Was mich noch schmertzlich ist, ist, daß der König just gewahrt hatt, umb alles ins letzte ellendt zu bringen, biß ich vor Heydelberg undt Manheim gebetten; undt noch dazu nimbt man übel, daß ich betrübt drüber bin, aber ich kans warlich nicht lassen undt es ist mir unmöglich, daß ich mich dieß alles erzellen kan ...“.

„... Das weib [die Maintenon], wovon sie sprechen, wie E.L. sagen, die mit einem pfurtz met verlöff met verlöff sol schwanger gegangen sein, divertirt mich nicht sehr, contrari, ich glaube nicht, daß ein bößerer teüffel in der welt kan gefunden werden, alß sie ist mitt aller ihrer devotion [Frömmelei] undt heücheley, befinde, daß sie das alte teütsche sprichwort woll wahr macht, nehmblich: »wo der teüffel nicht hinkommen kan, da schickt er ein alt weib hin.«“.

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