Mittwoch, 11. März 2009

Über Sprache



Ich habe versprochen, hier erst einmal keine weiteren Selbstfindungstexte anzubringen, und ich werde das im Folgenden auch nicht tun. Es geht um etwas anderes, die trügerische Sicherheit der Sprache. Ich las gestern ein Buch, dessen Autor ich ein wenig über seinen sehr sympathischen Blog kennengelernt hatte, das Buch (André Schneider „Aus der Umarmung des Wassers“) ist gerade erschienen und ging mir gestern sinnigerweise an dem Tag zu, an dem der gute Mann wohl 30 wurde.

Seine, sagen wir hilfsweise Autobiographie, war vielfach sehr fremd, gelegentlich in einer Sprache verfaßt, deren Poesie mir nicht unbedingt entgegenkommt, aber sehr ehrlich, gedankenreich, verwirrend, bestürzend, vor allem aber unendlich traurig. Nachdem ich meiner Fassung wieder einigermaßen sicher war, schrieb ich ihm, im Grunde nur, daß ich noch nicht zu einer vernünftigen Meinung fähig wäre.

Die Antwort zeigte ihn zutiefst verletzt, er hatte aus meinen Worten, die mehr dem Selbstschutz dienten, einen kompletten Verriß herausgelesen, an seinem Geburtstag, es war die allererste Wortmeldung überhaupt, über seine Autobiographie! Auf meine entgeisterte Erwiderung hat er nicht mehr reagiert, meine Wortmeldungen dürften jetzt wohl quasi automatisch entsorgt werden. Und ich kann das verstehen.

Denn, was mich verstört, ist, als ich mir meine erste Äußerung ansah, mußte ich erkennen, man kann das alles so verstehen, jede Änderung der Erwartung, jede unterschiedlich angenommene Intention ergab einen Sinn, einen jeweils gänzlich verschiedenen selbstredend. Wenn man wollte, konnte man den erschütterten Leser erkennen, der um Fassung ringt, genausogut konnte man jemanden vor sich sehen, der sich höflich angewidert zeigt, ohne ein Wort verändern zu müssen. Es tut mir wirklich leid.


Nachtrag

Heute ist es mir zum ersten Mal passiert, daß ich mich für einen Post geschämt habe, genauer, einige Sätze daraus, noch genauer, für das, was ich damit auch mir gezeigt habe, unbedachtes, unstetes, voreiliges Urteilen, gespreizt-kleinliches Wichtigtun und Selbstverliebtheit z. B. Ich denke, es ist sinnvoller, dies in einem Nachtrag zu bemerken, ehe es im Kommentar untergeht, es gibt nämlich einen, der diese Bemerkung erklärt. Vermutlich sollte ich mehr Marc Aurel lesen als über ihn schreiben.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Lieber Martin,

Sie sind ein wenig vorschnell mit Einschätzungen und Mutmassungen -- es war mir gestern schlichtweg zeitlich nicht möglich, auf Ihre Mails zu reagieren. In einer Woche ist Premiere, und die Arbeit ist hart.

Ich habe Ihnen auch geschrieben, dass ich mitnichten verletzt war oder bin. Ganz einfach, weil jede/r zu dem, was er/sie liest, ein ganz persönliches Verhältnis hat und daher Meinungen und Gefühle sehr weit auseinanderdriften können.

Beste Grüsse und weiterhin viel Spass wünscht
André Schneider

Ryan hat gesagt…

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