Freitag, 24. Juni 2011

Johanni


Dann also doch wieder einmal etwas geistlich Erbauliches. Herr Roloff hat sich ein paar Gedanken zum heutigen Johannistag gemacht, die ich nachfolgend gern weitergeben möchte, zusammen mit ein paar Gartenbildern, die diesen Morgen entstanden sind.


„Viele werden sich seiner Geburt freuen.“
Gedanken zum Johannistag

Am Johannistag erinnert die Kirche an die Geburt des Täufers. Alle Evangelisten kennen diesen großen Heiligen, den letzten Propheten. Aber Lukas allein erzählt uns in großer Ausführlichkeit über die Familie und die Geburt des Johannes.

Sein Bericht im 1. Kapitel des Evangeliums beginnt mit den schlichten Worten: „Zu der Zeit des Herodes, des Königs von Judäa, war ein Priester von der Ordnung Abia, mit dem Namen Zacharias.“ Damit wird dem aufmerksamen Leser sofort klar, das Geschehen steht im Mittelpunkt der weltgeschichtlichen Spannung zwischen König- und Priestertum, in der sich die Fragen von Gewalt und Herrschaft, von Legitimität und Recht entscheiden.

Der Hinweis auf die Ordnung Abia wiederum lenkt unseren Blick ins 1. Chronikbuch 24, 10, in dem die Ordnungen der Priester festgehalten sind. Wir werden gewahr, wie wichtig Lukas die Bestimmungen der jüdischen Tradition sind. Er ist ein wirklicher Geschichtsschreiber, der den Nachkommen sorgfältig bewahrt, was vor Zeiten gewesen ist. Durch das Chronikbuch wissen wir aber auch, dass Abia durch das Los die achte Ordnung der Priester am Tempel bildet. Mit der Zahl Acht allein wird bereits ein unmissverständlicher Hinweis darauf gegeben, dass zwar die alten Bestimmungen streng beachtet und von Lukas der Nachwelt bewahrt werden, dass aber gerade in ihnen etwas ganz und gar Neues beginnt. Die Acht markiert nämlich immer den Punkt, an dem die alte Ordnung, die sich in der Sieben vollendet – sieben Tage, sieben Planeten, sieben Todsünden – durchbrochen wird, und das Neue beginnt. Die Acht markiert den Augenblick der Erlösung.


Lukas kennt auch den Namen der Mutter des Johannes, Elisabeth, und benennt sie ausdrücklich als „von den Töchtern Aarons“. Mit Aaron tritt die Erinnerung an den Exodus des Volkes Israel ins Blickfeld. Der Erlösungsgedanke wird noch mal ausdrücklich unterstrichen. Daraus wiederum lässt sich schließen, dass das, was sich mit dem Auszug Israels aus Ägypten für ein Volk in der Geschichte vollzogen hat, nun für alle Völker, für die ganze Schöpfung beginnt, das Werk der Erlösung.

Das alles soll bei diesen beiden Menschen seinen Ausgang nehmen, obwohl sie kein Kind hatten und zweifellos darunter litten. Dennoch führen sie ein Leben voller Frömmigkeit, Pflichtgefühl und Hingabe. Zacharias versieht seinen Dienst am Tempel untadelig. Als er wieder an der Reihe ist, am Altar dem Brauch gemäß zu räuchern, erscheint ihm der Engel Gabriel zur rechten Seite des Altars, während das Volk draußen betete. Dieser Zusammenhang ist Lukas ungemein wichtig. Im Tempel kann sich nur erfüllen, worum zuvor auch gebeten worden ist. Nun erst verkündet Gabriel die Geburt des Kindes, dem Zacharias den Namen Johannes – Gott ist gnädig - geben soll. Er soll groß sein vor Gott, viele werden sich seiner Geburt freuen. Er wird mit dem heiligen Geist erfüllt werden, und er wird viele der Kinder Israels zu Gott bekehren. Alles das verkündet Gabriel dem Zacharias.


Uns aber wird es von Lukas berichtet, der sein Evangelium aus der Perspektive des Jahres 90 schreibt, das Königtum war am Ende, der Tempel war seit dem Jahre 70 zerstört. Aber genau darum geht es Lukas. Er zeigt uns den Vorläufer des Herrn, der erst wahrhaftig seinem Volk und der Welt die Erlösung bringen soll. Gerade darum ist aber nicht alles, was bisher geschah belanglos. Das Königtum und der Tempel sind von größter Bedeutung, weil sich in Christus alles, was sie jemals ausgesagt haben, erfüllen wird. Christus ist der wahre und einzige König, und er ist auch der wahre und einzige, weil Fleisch gewordene Tempel. Alles, was zuvor war, das Gebäude, der Kult, die Gebote und Ordnungen, das Königtum, erhält seine Bedeutung einzig aus der Tatsache, dass es auf den kommenden Messias hingewiesen hat. Johannes ist dieser Hinweis. In einer gewissen Weise ist er der Anker, mit dem Christus ganz in der jüdischen Tradition gründet. Da aber mit ihm das Neue tatsächlich beginnt, fängt die alte Welt an zu versinken, und Johannes wird grausam ermordet. Die sich jetzt an den Menschen richtende Frage lautet immer, ob er sich dem Herren anschließt oder sich zurücksehnt nach dem alten, steinernen Tempel, den Gott verlassen hat.
Thomas Roloff

4 Kommentare:

naturgesetz hat gesagt…

It is so difficult, when speaking of the relationship between Judaism and Christianity, to avoid supersessionism.

Could it be that the things of the old Law will only be superseded when the Jews have recognized Jesus as their Messiah?

naturgesetz hat gesagt…

Posting again because now the word verification is diane. That's too good to let go.

naturgesetz hat gesagt…

substo — another good one, from Latin

MartininBroda hat gesagt…

Replying a year plus a day too late. I don’t know. I was impressed by the last sentence - “now a man has always to face the question whether he wants to follow the Lord or longing back for the old stone temple, which God has left”. And indeed I think he did.
But I know this as well “a partial hardening has come upon Israel, until the fullness of the Gentiles has come in. And in this way all Israel will be saved, as it is written…” So in other words it’s rather up to God to deal with this hard stuff!