Donnerstag, 16. Juni 2011
Über alte Kaffeemühlen &
Ich dachte heute, wir hätten Kaffee im Haus, daher hatte ich keinen gekauft. Besucher hatten kürzlich welchen als Gastgeschenk mitgebracht. Als die Kaffeezeit heran war, der Schreck – Bohnen! Dann fiel mein Blick auf die Küchendekoration. Ein Moment von Mittelalter. :)
Und wo wir gerade im Mittelalter sind, Johannes Tauler starb am 16. 6. 1361. Das obige Lied wird ihm häufig zugeschrieben – „Es kommt ein Schiff, geladen…“ (man mag den Text hier nachlesen). Ich hab es immer sehr gemocht, schon als Kind, wo ich sicher keine Ahnung davon hatte, was mit „Mystik“ gemeint sein könnte, vermutlich. Mitunter ist die evangelische Kirche wie ein etwas unaufgeräumtes Depot, und da gibt es eben auch eine vergessene Ecke mit Mystik.
Er stand zeitweise im Ruch der Ketzerei, und war daher in der katholischen Kirche etwas vergessen. Luther hat ihn sehr geschätzt, deshalb ist er wohl auch im Gesangbuch geblieben. Tauler meinte, daß, wenn man sich ganz in sich hineinbegeben und dabei sich ganz verlieren würde, man Gott finden würde, eine anstrengende, eher holprige, aber lohnende Angelegenheit. Der Wikipedia-Artikel zu ihm ist diesmal erfreulich angenehm. Also schaue man doch einfach dort nach, nein, im Ernst, wir sind zurückhaltend geworden, aber ein paar Zitate vielleicht:
"Das Pferd macht den Mist in dem Stall, und obgleich der Mist Unsauberkeit und üblen Geruch an sich hat, so zieht doch dasselbe Pferd denselben Mist mit großer Mühe auf das Feld; und daraus wächst der edle schöne Weizen und der edle süße Wein, der niemals wüchse, wäre der Mist nicht da. Nun, der Mist, das sind deine eigenen Mängel, die Du nicht beseitigen, nicht überwinden noch ablegen kannst, die trage mit Mühe und Fleiß auf den Acker des liebreichen Willens Gottes in rechter Gelassenheit deiner selbst. Streue deinen Mist auf dieses edle Feld, daraus sprießt ohne allen Zweifel in demütiger Gelassenheit edle, wonnigliche Frucht auf."
"Wir sind aus demselben Ursprung ausgeflossen, und mit allem, was wir sind, haben wir dasselbe Ziel und kehren zu demselben Ursprung zurück."
"Der Abgrund, der geschaffen ist, leitet in sich den ungeschaffenen Abgrund, und die zwei Abgründe werden ein einig Eins, ein lauteres göttliches Wesen, dann hat sich der Geist in Gottes Geist verloren, in dem grundlosen Meere ist er ertrunken."
"Wie es den Stein zur Erde zieht und das Feuer zur Luft aufflammt, so zieht es die Seele zu Gott."
„Da geht die Sonne in lichtem Glanz auf und enthebt (ihn) aller Not; der Mensch fühlt sich wie einer, der vom Tod zum Leben zurückkehrt. Da führt der Herr den Menschen aus seinem Selbst heraus in sich – den Herrn - hinein. Und nun entschädigt ihn Gott für all sein Elend, all seine Wunden heilen, und so zieht Gott den Menschen aus seiner menschlichen in eine göttliche Art, aus allem Jammer in göttliche Sicherheit. Und jetzt wird der Mensch so vergottet, daß alles was er ist und wirkt, Gott in ihm wirkt und ist; solch ein Mensch wird weit über seine natürliche Weise hinaufgetragen, daß er so recht von Gottes Gnade das wird, was Gottes Sein von Natur ist. In diesem Stand fühlt sich der Mensch wie verloren: Er weiß (nicht), noch empfindet, noch fühlt er etwas von sich selbst; er ist sich nur eines einfachen Seins bewußt. …das überschreitet … was man in Wahrheit mit den Sinnen erfassen kann… und hier ist das allertiefste Versinken in den Grund der Demut; denn je tiefer man sinkt, desto mehr steigt man an…“.
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