Samstag, 16. Juli 2011

Christus ist die Schönheit



Nun liegt er also in der Kapuzinergruft. Wie zu befürchten, geriet schon die Anklopfzeremonie in manchen Augenblicken fast zur Farce, die Nachgeborenen versprechen nicht viel. Mitunter überrascht uns die Trauer, die uns überfällt, wenn wir sehen, wie etwas zu Ende geht, offenbar hatten wir dann das Maß der Distanz überschätzt. Ich hatte mir in den letzten Tagen einiges über Otto von Habsburg angesehen, auch weil er mir so seltsam ungreifbar erschien, so zugleich in und außer der Zeit. Dabei war ich ihm in einem anderen Leben vor langer Zeit sogar einmal vorgestellt worden, aber das war dann doch auch nur eine Anekdote.

Einiges gab dann eine Ahnung seiner Persönlichkeit, das obige Video "Christus ist die Schönheit" etwa. Wurde hier eine Existenz im Warten verschwendet? Denn von Charakter, Haltung, Bildung her wäre er bestens auf das Amt vorbereitet gewesen, auf das ihn seine Geburt vorbestimmt zu haben schien, ihn, den letzten Kronprinzen Österreich-Ungarns. Wenn er es so empfand, hat er es sich nicht anmerken lassen, er blieb souverän in seiner äußeren Erscheinung.

Sein Nachkriegs Österreich war dies hingegen weniger gegen ihn, selbst im Kleinsten eher kleinlich. Aber vermutlich überfordert eine derart große Idee auch ein nicht gar so großes Land. Wofür es in gewisser Weise nichts kann, schließlich ist es nur ein Restteil vom Heiligen Römischen Reich, soweit es deutschsprachig war, der nicht in diesem größeren deutschen Staat aufging, das hatten die Alliierten nach dem 1. Weltkrieg denn doch zu verhindern gewußt.

„Man muß den Mut haben, ein Anachronismus zu sein, nämlich dann, wenn höhere Interessen wichtiger sind als das eigene Überleben.“

„Der Clipper geht herunter auf Lissabon, und ich sehe wieder eine Stadt, wo in der Mitte eine Kathedrale steht, nicht eine Großbank. Das ist für mich Europa.“

„Wenn ich eine Schlacht zu Pferd nicht gewinnen kann, muß ich hinuntersteigen und zu Fuß weiterkämpfen. Ich muß versuchen, meine Ideen, die sich ja nicht geändert haben, dort zu vertreten, wo sie heute vertretbar sind.“

Es gibt einen Punkt, an dem das Leben so sehr aus den Fahnen und Uniformen gewichen ist, daß sie wie Staffage oder Kostüme zu erscheinen beginnen. Ich fürchte, dieser Punkt ist überschritten, nicht in seiner Person, aber mit dem was zurückblieb. Ich habe auch mit diesen Bemerkungen so gezögert, weil ich nach einem tröstlichen Ausgang suchte. Aber der liegt bei Gott, und darum will ich auch mit den Worten enden die Papst Benedikt an seinen „Nachfolger“, wie immer man ihn jetzt benennen will sandte:

Seiner Kaiserlichen Hoheit
Erzherzog Karl von Österreich

Mit tiefer Anteilnahme habe ich vom Heimgang Ihres Vaters S.k.k.H. Erzherzog Otto von Österreich Kenntnis erhalten. In der Stunde der Trauer über diesen schmerzlichen Verlust verbinde ich mich mit Ihnen und der gesamten kaiserlichen Familie im Gebet für den Verstorbenen. In einem langen und erfüllten Leben ist Erzherzog Otto zum Zeugen der wechselvollen Geschichte Europas geworden. In Verantwortung vor Gott und im Bewusstsein eines bedeutenden Erbes hat er sich als großer Europäer unermüdlich für den Frieden, das Miteinander der Völker und eine gerechte Ordnung auf diesem Kontinent eingesetzt. Gott, der Herr, möge ihm sein vielfältiges Wirken zum Wohle der Menschen reichlich lohnen und schenke ihm das Leben in Fülle in seinem himmlischen Reich. Auf die Fürsprache der Gottesmutter Maria erteile ich den Angehörigen und allen, die um Erzherzog Otto trauern und für sein ewiges Heil beten, von Herzen den Apostolischen Segen.

Benedictus PP. XVI
zu Ende geschrieben am 20. Juli

2 Kommentare:

naturgesetz hat gesagt…

It occurred to me as I watched the video that freedom from the restrictions of being head of state meant for Crown Prince Otto von Habsburg the freedom to speak his mind on all matters secular and sacred.

MartininBroda hat gesagt…

*sigh but it would have been nice if he had communicated his views more clearly...