Dienstag, 15. Mai 2012

Widerstrebende Parteilichkeit


"Veni Creator Spiritus"

Da komme ich von einem angenehmen Orgelkonzert und erinnere mich an meine Zusage, endlich meine polemische Seite zu offenbaren. Wo ich doch am liebsten über Amseln, Rosen und mißlungenen Schweinebraten berichte. *seufz

Und inzwischen haben wir tatsächlich schon wieder Himmelfahrts-Abend, die fröhlich grölenden Nachbarn sind entweder heiser oder einfach müde geworden und ich habe mich entschlossen, dann doch 3 meiner „böseren“ Texte zu präsentieren.

Nur kurz zum Orgelkonzert, wir haben hier gerade die 20. Internationalen Orgeltage an St. Johannis und an besagtem Dienstag präsentierte ein Herr Edward de Geest (Gent Kathedrale, Belgien) ausgesprochen beeindruckend das Nachfolgende:

Dietrich Buxtehude – Toccata und Fuge in F-Dur – Choralphantasie über „Wie schön leuchtet der Morgenstern“,
Johann Pachelbel – Aria Sebaldina,
Johann Sebastian Bach – Choralvorspiel „Nun komm der Heiden Heiland“, BWV 659 – Präludium und Fuge in G-Dur, BWV 540.

Nach der Pause:

Johann Christian Kittel – Choralvariationen über „Straf mich nicht in deinem Zorn“,
Félix-Alexandre Guilmant – Sonatine „Gottes Zeit, ist die beste Zeit“ nach J. S. Bach – Sinfonia „Wir danken dir Gott, wir danken dir“ nach J. S. Bach – Preludio aus der Violinsonate nach A. Corelli – Salmo XIX nach B. Marcello,
Gabriël Verschraegen – Postludium über „Gaudeamus“ – Choralvorspiel über „Placare“ – Partita per octavo tono über „Veni Creator Spiritus“.

„Nun komm der Heiden Heiland“ hat er für mich atemberaubend lyrisch-rhetorisch präsentiert (ich habe übrigens komplett keine Ahnung von diesen Dingen, schwadroniere einfach so drauflos, hier findet man seine Website, über die deutsche Variante sollte vielleicht einmal ein Muttersprachler schauen).

Ich muß jetzt 2 Geständnisse machen: Üblicherweise schlafe ich bei Orgelkonzerten nach kurzer Zeit fast ein (wahrscheinlich ist meine Aufmerksamkeitsfähigkeit partiell ruiniert, keine Ahnung warum). Dies war diesmal nicht ansatzweise der Fall. Nr. 2: Ich verabscheue moderne „nicht-populäre“ Musik, also Schönberg und Konsorten. Deshalb dachte ich in der Pause 'willst du dir wirklich diesen schönen Eindruck jetzt kaputt machen lassen?', andere dachten offensichtlich ebenso, es leerte sich merklich, ich aber blieb.Und die letztgenannten Variationen über gregorianische Hymnen lohnten das Bleiben (u.a.). Ach der Eingangshymnus oben, den habe ich bei meinen unbefriedigend ausgegangenen Versuchen gefunden, das Programm etwas zu illustrieren, leicht merkwürdig, aber überwiegend sehr schön.

Meine Texte, ja: Zuerst amüsiere ich mich über die Gleichsetzung von „konservativ“ und „dumm“ und dann über die Variante, in der das „Religiöse“ den dummen Part einnimmt. Und dann hatte ich einmal einen Gastbeitrag bei dem hochgeschätzten Herrn Morgenländer hinterlassen, der mir inzwischen fast zu sehr tagespolitisch erscheint (der Beitrag). Wie auch immer.

1 Kommentar:

Morgenländer hat gesagt…

Es scheint, wir haben nicht nur einige Neigungen, sondern auh einige Abneigungen gemeinsam (apropos 'zeitgenössische nicht-populäre Musik').

Aber da habe ich doch heute Abend bei einer Freundin Bergs 'Wozzeck' gehört und muss mich gleich korrigieren; eine außerordentliche Erfahrung.

Herzliche Grüße
Morgenländer