Mittwoch, 2. Mai 2012

Red Hot Chilli Pipers



Manchmal ist man schräg gestimmt und findet auch noch die passende Musik dazu – in diesem Fall waren es die RED HOT CHILLI PIPERS aus Schottlland, die in der vormaligen Kirche St. Marien und jetzigen Konzertkirche auftraten. Zu der Örtlichkeit wäre prinzipiell auch etwas zu sagen, aber nicht heute (und ja, das Bild ist völlig mißglückt, es soll auch nur einen gewissen Eindruck vermitteln).

Nun habe ich (selbst wenn das ein wenig nachgelassen hat, aber im Moment läßt sowieso vieles nach) einen gewissen Hang zu keltischer „Folk-Music“ und ihren Derivaten, insofern war mein Konzertbesuch nicht ganz ungewöhnlich, dafür war es die Band um so mehr. Ich ringe offen gestanden immer noch um Worte, um das Wechselspiel von Verblüffung, Schauder, Respekt und Amüsiertheit bis hin zur Begeisterung zu beschreiben. Am besten beginne ich mit einem Beispiel:



Chasing Cars von Snow Patrol ist nicht unbedingt ein Muster an musikalischer Komplexität (blickt man etwa auf die Zahl der Akkorde), aber vor allem der Gesangspart verleiht dem die Lied einen Charme, dem man sich kaum entziehen kann. Diese musikalische Einfachheit mag eine Einladung zur Adaption gewesen sein, und heraus kam nachfolgendes (man muß sich dazu nur noch die Dudelsackbläser während des Refrains im Gleichtakt auf und nieder hüpfend vorstellen, das trat im hiesigen Auftritt hinzu).



So jetzt hat man eine Vorstellung. Ignorant wie ich bin, behaupte ich erst einmal, daß ein Dudelsack eher durchdringend als subtil klingt, wenn der dann noch mit dem Rock-Intrumentarium elektronisch verstärkt als Teil einer gleichmäßig stampfenden Welle über einen hinwegrollt, liegt man entweder betäubt am Boden oder, ja oder... das eben ist die Frage (üblicherweise sagt man wohl an solch einer Stelle, daß eine unglaubliche Energie auf einen überspringen würde, aber ich werde ungern angesprungen). Das Prinzip scheint also klar: Alles, was nicht bei 5 auf den Bäumen ist, wird verschrammel-rockt, daß die Bässe das Bauchfell zum Beben bringen und sich die Dudelsäcke ins Ohr einschneiden. Eine weniger nuancierende, aber laut geradeaus rockende Coverband mit einer überraschenden Grundidee, einem etwas eklektischen Stil (selbst Cher wurde untergeflügt), allerdings nicht ohne Charme. Doch das wäre eine Karikatur, ein erstes Gegenbeispiel:



Oder dies.



Es sind gute Musiker (selbst ich Laie vermag das zu fühlen), und wenn sie hilfsweise gesagt "einfach" spielen, dann nicht, weil sie es nicht anders könnten. Gut, ein Dudelsack klingt mitunter mehr eindrucksvoll als harmonisch (übrigens, auch eine elektronisch verstärkte Flöte vermag recht schauerlich zu klingen) – und man wundert sich nicht mehr, warum er als Instrument der Kriegsmusik beliebt war, nicht daß das den Schotten gegen ihre südlichen Nachbarn viel geholfen hätte, zumeist.

Aber es gab z.B. ein selbst komponiertes Stück (irgendetwas wie „Jazz Magician“, tut mir leid, aber ich bin verloren bei Akzenten), da klang der Dudelsack fast wie ein Saxophon (?). Und sie können rhythmisch atemberaubend anspruchsvoll sein. Überhaupt eine starke Seite bei diesen Musikern, überraschend zuerst. Ein Gastpercussionist (wie ich inzwischen herausfand wohl ein Paul Jennings aus Minnesota), bei dem mir förmlich der Unterkiefer herunterfiel... Ich hatte generell den Eindruck, daß sie um so besser klangen, je mehr Jazz sie zuließen, wie auch immer.



Ich habe beschlossen sie zu mögen, auch wenn es manchmal wehtut. Ach so, hier geht es zur Homepage der Band.
beendet am 4. Mai

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