Sonntag, 29. Juli 2012

Sonntag &

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Wir sind etwas müde und geben dem Dauerregen die Schuld daran, der auch unser heutiges Mittagessen mit seinem Rauschen accompagnierte. Daher auch nur ein kurzer Bericht, nun war das Gericht auch nicht so innovativ und außerdem ließ der Mangel an Sonnenlicht alles etwas merkwürdig aussehen, zumindest auf den Photos.


Ein Schweinebraten mit Kräuterkruste (bestehend aus Butter und Senf mit Thymian, Rosmarin und Petersilie, kleingehackt natürlich), geschmort auf Butterschmalz und Zwiebeln. Viel Butter also, einiges mußte bei der Soße dann abgeschöpft werden. Dazu geschmorte Pilze (Steinpilze und Champignons). Wie ich hörte, war alles gut. Mir hingegen fehlte wohl heute etwas die Genußfähigkeit.


We are a little tired and blame the continuous rain for it, who accompanied with his noise our Sunday dinner as well. Therefore, only a brief report apart from that the dish wasn’t so innovative and the lack of sunlight made look all a bit odd also, at least in the photos.
A pork roast with herb crust (made from butter and mustard with thyme, rosemary and parsley, chopped of course) simmered on butter and onions. As you might see much butter, so some off it had to be skimmed before making the sauce. Then braised mushrooms (porcini and mushrooms). As I heard, all was well. However, somehow I lacked the ability to enjoy something good today obviously.


Freitag, 27. Juli 2012

Herr "Naturgesetz" hat es überlebt...

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...mich getroffen zu haben, zumindest hoffe ich dies aufrichtig. Im Moment schläft er dann jetzt sicher und gut im Nachtzug nach Paris. Ich kann mich kaum erinnern, wann ich zuletzt einen Tag als so furchtbar empfand (irgendetwas deutlich über 30 °C, normalerweise verkrieche ich mich dann unter der Erde, so war es irgendwie eine Prüfung für uns alle; ich fürchte, Herr Naturgesetz ist dabei am besten herausgekommen; ich bin fast in die Exponate der Ausstellung gefallen, während er mir immer noch ernsthafte Fragen stellte und dabei sogar meine Tasche trug, zeitweise). Wenn man den vergebenen Möglichkeiten so klar ins Auge schauen muß, nicht so tatsächlich nett. Er ist mit vollem Recht eine Institution in bestimmten Teilen der Blogosphäre und jemand, der seit einigen Jahren Anteil nimmt an meinem Geschreibsel, verwandt in vielerlei Sichten auf die Welt sowie deren Geschichte und den lieben Gott etc.


Aber folgen wir etwas den Bildern, das erste von einem Tor von hier, das andere vom Eingang zum Berliner Dom, eine ansehnliche (protestantische) Hauptkirche von Berlin, die ein wenig immer an ihrer Bestimmung eines Opernhauses entlangschrammt. Die Bilder vom Inneren sind nicht gut, aber sie geben einen Eindruck, die davor von demselben von vorn und von hinten.



Von der Hohenzollerngruft mochte ich irgendwie keine Bilder machen, Pietät vielleicht (oder schlechte Lichtverhältnisse), wir standen also am Sarg des Großen Kurfürsten, von König Friedrich I. etc. etc.



Dann wechselten wir in mein geliebtes Potsdam, nicht, daß es dort kühler war, aber es gab im Neuen Palais eine Ausstellung über Friedrich den Großen, man könnte einiges darüber sagen, aber ich bin vielleicht voreingenommen, weil ich z. B. etwas ungnädig gestimmt blieb, wegen der unerfreulichen Bedingungen für menschliches Leben in diesem Moment. Ich muß darüber noch einmal genauer nachdenken (eine gemeine Variante wäre, inwieweit es den Dunst von Scharlatanerie ausströmte, ausgelöst von jemandem, der die Dinge nicht wirklich mag, als deren Hüter er eingesetzt wurde; nun es gab die eine andere oder andere Idee, aber sowohl die Beleuchtung als auch die Klimatisierung waren grauenhaft, die Exponate wirkten meist irgendwie „hingestellt“ und vor allem war das Bemühen erkennbar, ja keinen „falschen Glanz“ aufkommen zu lassen), wie gesagt, es war deutlich zu warm.

 
Ach im vorletzten Bild versucht Herr Roloff, von dem man hier die eine oder andere Predigt finden kann, Herrn „Naturgesetz“ das Neue Palais und seinen Urheber zu erklären. Ich erinnere mich nur an meine Bemerkung, es habe eine Zeit gegeben, als man Dinge schuf, um, natürlich zuerst das eigene Dasein zu steigern, aber indirekt und vielleicht auch nicht eigentlich unbeabsichtigt, das von anderen ebenso...


Mr. "Natural Law" has survived to meet me, at least I hope so sincerely. Right now he is sleeping safe and well on his night train to Paris then. I can hardly remember when I felt so terrible the last time (something clearly above 30 °C, usually I hide under the ground at that temperature since I really can’t bear this, so it was kind of a test for us all, I fear Mr. “Naturgesetz” came out best, I almost fell into the exhibits of the exhibition, while he asked me still serious issues and even carried my bag, at times). If you can see missed opportunities so sharp, not that nice actually. He is an institution for good reasons in certain parts of the blogosphere and someone who takes a lot of interest the last few years in my poor writings; we share many views about the world, its history and our Lord in heaven etc.

But we should follow some of the pictures, the first is from a gate of this town, the other from the entrance to the “Berliner Dom”, the (Protestant) main church of Berlin, in my eyes it looks a bit as a failed attempt to be a an opera house at first, well. The photos of the inside are not good really, but they give an impression, the 2 pictures before show the front and the rear side.

No photos of the Hohenzollern crypt, perhaps piety (or bad lighting conditions), we stood at the coffins of the “Great Elector”, King Frederick I, etc.

Then we moved to my beloved Potsdam, not that it was any cooler there, but we wanted to see an exhibition at the “New Palace” dedicated to Frederick the Great, one could say a lot about it, but I'm probably biased because I felt certainly ungracious due to the unfavorable conditions for human life at that moment. I have to think again about it (a not so nice variant would be that I smelt the odor of quackery, because obviously someone really does not like things, who he was set as their guardian for, well you could recognise an idea here and there, but besides the bad lighting and air conditioning the exhibits appeared mostly somehow "parked" and especially the effort was evident not to show them in a light of "false glory"), but as I said, it was way too warm.

Oh Mr. Roloff attempts to explain in the next to last image (well known for his sermons here) Mr. “Naturgesetz” the meaning of “New Palace” and its creator. I only remember my remark that there was a time when things were created in order, first, of course, to heighten one's own existence, but indirectly and perhaps not actually unintentionally the same for others...

Donnerstag, 26. Juli 2012

Sonntag, 22. Juli 2012

Sonntag &

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Gelegentlich ist es hilfreich, seine Erwartungen niedriger zu hängen, weil man dann positiv überrascht werden kann, kann! So war es jedenfalls diesmal. Ein paar Stücke Lachs, geschlossen geschmort im Ofen auf Butterschmalz mit etwas Weißwein, zusammen mit Thymian und Estragon. Dazu geschmorte Mohrrüben und Blumenkohl mit frisch geriebenem Muskat und zerlassener Butter. Bei jemandem gegenüber, der offenbar zunächst eher übel veranlagt war, hellte sich die Stimmung merklich auf, mein Gott, was Essen alles so ausrichtet.


Es soll sehr warm werden in den nächsten Tagen, hm, wo ich ein großer Anhänger von heißen Sommern bin, in denen das Gehirn so angenehm hinweg schmort, wir werden sehen.


Sometimes it’s helpful to lower your expectations, because then there is a chance you can be pleasantly surprised; sometimes! So certainly it was this time. A few pieces of salmon, closed braised in the oven on butter with a little white wine, along with thyme and tarragon. Braised carrots and cauliflower with freshly grated nutmeg and melted butter were added. At the person in front of me, who was apparently initially rather not in that a well temper, the mood considerably brightened; Christ in heaven, what food can be good for!
They say it will get warmer a lot over the next few days, huh, and that to me who am a big fan of hot summers in which the brain is so beneficial scorching away, we will see.


7. Sonntag nach Trinitatis



Herr Roloff hat heute eine recht erbauliche Worte gefunden, die ich nicht vorenthalten will. Anderes mag später noch folgen. Es scheint soweit ein angenehmer Sonntag zu werden, ich hoffe, anderen ergeht es ebenso.



Predigt

Phil 2, 1-4

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus.
Amen.

Liebe Gemeinde,

unser tägliches Brot gib uns heute! So heißt es im grundlegenden Gebet unserer Kirche, und so sprechen wir es auch, wenn wir alleine beten. Mein tägliches Brot gib mir heute, das geht einem irgendwie kaum über die Lippen. Das hat sicher bereits allein schon damit zu tun, dass Brot immer ein Werk vieler Hände ist. Der Bauer sät das Korn aus und erntet das Getreide, der Müller mahlt es am rauschenden Bach zu Mehl, und der Bäcker wiederum fertigt daraus duftendes Brot.

Unser tägliches Brot gib uns heute! Die Zeiten, in denen wir leben, sind so glücklich, dass sich manch einer fragt, warum man beten muss um etwas, von dem immer genug da ist. Wohin aber geraten Menschen, die kein Bewusstsein mehr von den Gefährdungen unseres Lebens haben? Nun kann man den Menschen schlecht die wenn auch nur einmalige Erfahrung des Hungers wünschen, aber es sollte eine Vorstellung davon unter uns sein, dass nichts in dieser Welt selbstverständlich ist!

Darum beten wir immer auch für alle anderen: Unser tägliches Brot gib uns heute! Auch dadurch treten wir in Gemeinschaft mit diesen Menschen.

In ganz eigentümlicher Weise hat das Brot mit dem inneren Wesen menschlicher Gemeinschaft zu tun. Der Tempel des Volkes Israel wurde auf einer Tenne errichtet, der Tenne Ornans. Der Platz, auf dem das Getreide gedroschen wurde, der war auch immer der Festplatz der Familie. Er war ein Ort gemeinsamer Arbeit und gemeinsamer Feste. Das war der Ort des Tempels.

Dann wiederum ist mit dem Namen des Geburtsortes Jesu – Bethlehem – Haus des Brotes – auch wieder ein Hinweis gegeben worden auf die einzigartige Bedeutung dieses Stoffes, von dem wir leben, und den wir nur, wie das Leben selbst auch, in Gemeinschaft haben können.

Wie aber soll die Gemeinschaft beschaffen sein, in der wir leben? Dazu gibt unser Predigttext im Philipperbrief Auskunft.

Es ist ein bemerkenswert einfacher Text. Mit schlichten Worten gibt Paulus seine Vorstellung davon bekannt, wie Menschen miteinander leben sollen.

„Ist nun bei euch Ermahnung in Christo, Trost der Liebe, ist Gemeinschaft des Geistes, ist herzliche Liebe und Barmherzigkeit,“

Der Anfang von Gemeinschaft, wie Paulus sie versteht, liegt in der Ermahnung in Christo – in der Erinnerung an Christus, der seit seiner Himmelfahrt zwar fern und dennoch gegenwärtig und der Herr seiner Gemeinde ist. Weil Menschen einen gemeinsamen Herrn haben, sind sie überhaupt eine Gemeinschaft.

Diese Gewissheit seiner, also Gottes, Gegenwart und Liebe verschafft uns den notwendigen Trost. Es lohnt sich, den einzelnen Worten nachzuspüren. Trost hat dieselbe Wurzel wie das Wort Treue. Nur treue Liebe, wie sie der Herr für uns hat, vermag uns die Kraft zu schenken, aus der heraus auch wir lieben können. Jeder Mensch mit einiger Lebenserfahrung weiß nämlich, dass die Menschen oftmals jedenfalls nicht wegen ihrer einnehmenden Liebenswürdigkeit zu lieben sind. Das ist in jedem Leben eher die große Ausnahme. Gottes Liebe ist es allein, aus der unsere Liebe wachsen kann zu einer Treue, die von ihm Zeugnis ablegt und für andere zum Trost werden kann.

Dass dann in unmittelbarem Zusammenhang mit diesen Überlegungen von der Gemeinschaft des Geistes die Rede ist, hat natürlich damit zu tun, dass die Kirche im Geist immer den verheißenen Tröster gesehen hat. Der Geist vermag es, Liebe und Barmherzigkeit wieder und wieder zu entfachen.

Dabei ist Barmherzigkeit ursprünglich überhaupt gar keine Eigenschaft des Menschen. Im 103. Psalm lesen wir, dass sie ein Charakteristikum Gottes ist. „Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte.“ Barmherzigkeit – also vollkommene Offenherzigkeit und Anteilnahme - kennen wir nur von Gott her. Ohne seine Barmherzigkeit gäbe es gar keine Barmherzigkeit, schon allein darum, weil sie außer in dem Streben danach, Gott ähnlicher zu werden, keinen wirklichen Sinn hätte.

Und dann folgt ein wirklich anrührender Appell des Apostels zur Eintracht:

Seid eines Sinnes,
habt gleiche Liebe,
seid einmütig und einhellig.

Wir haben einen Gott und suchen in seiner Absicht unseren Gemeinsinn.

Weil Gott uns liebt, nur  darum können wir uns herzlich lieben.

Einmütig sollen wir sein und dadurch unsere Gefühls- und Willensregungen miteinander und mit Gott in Übereinstimmung bringen. Es ist das Besondere an dem Begriff der Einmütigkeit, dass wir an ihm lernen können, dass es im Leben nicht darum geht, Gefühl, Willen und Verstand gegeneinander in Stellung zu bringen, sondern ihre Übereinstimmung zu finden. Doch dafür braucht es einen gemeinsamen Grund.

Noch schöner deutlich wird das, was Paulus hier meint in der Forderung „seid einhellig“. Johann Heinrich Voss schrieb das Wort noch mit einem ä – einhällig – und dann wird sofort klar, dass es hier um das Hallen, um den Einklang geht. Wir sollen als Menschen wohl tönend zusammenwirken. Darum sind unsere Gottesdienste mit Musik und Gesang auch immer Formen, diesen Zusammenklang, diesen Wohlklang einzuüben. Nie kann jeder der Dirigent sein, und schon gar nicht können alle an der Orgel sitzen, sondern um den Einklang sollen wir ringen – einhellig sollen wir sein untereinander und nach außen.

Dann muss sich auch nicht einer gegen den anderen in rauer Zankerei durchsetzen, oder sich aus eitler Ehre voranzusetzen suchen. Auch das ist übrigens wieder so ein einprägsamer Begriff: eitle Ehre.
Eitelkeit pflegt ja aus gutem Grund diejenigen Äußerlichkeiten, von denen sie weiß, dass sie so schnell vergehen. Eitel ist das Flüchtige, das Vergängliche, das Hinfällige. Eitel nämlich ist die Ehre, die in sich selbst zu gründen meint. Doch auch hier gilt wieder, der Mensch aus sich heraus hat keine Ehre. Ehre ist ein alleiniges Wesensmerkmal Gottes. Ehre erwirbt der Mensch allein, wo er sich dieser Ehre Gottes unterwirft – und das nennt man dann Demut.

Demut lässt den Mitmenschen in seiner Bedeutung für mich wachsen, und sie hilft mir, von dem Meinem abzusehen und auf das zu blicken, was des andern ist.

Im Ergebnis entsteht die Gemeinschaft, in der wir vor den Altar hintreten und das Sakrament empfangen, damit wir satt werden und an ihm Anteil nehmen, der uns gerufen hat.

Liebe Gemeinde,

was mir an diesem Text besonders gefällt ist, dass er wirklich nach dem sucht, was unser Leben ändert, es erfüllter, schöner und auch geselliger macht. So, wie Paulus es hier verlangt zusammenzuleben, ist es keine schwer und nur mühsam zu erfüllende Pflicht, sondern ein Leben in Stille, in Gehorsam und in Erfüllung. Das scheint ganz wenig zu sein, und doch ist es ein viel besseres Ziel, als all die aufgeblasenen Ideologien von Weltrettung und Umerziehung, von Enteignung und Umverteilung, von Größenwahn und Selbstsucht es in Aussicht stellen. Diese Ideologien sind noch längst nicht ausgestorben – aber zum Glück wird auch noch immer die menschliche Forderung des Paulus erhoben und verkündet: Seid eines Sinnes, habt gleiche Liebe, seid einmütig und einhellig.

Lasst uns allein dem vertrauen, der uns heute speisen will!

Amen

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserm Herrn. Amen
Thomas Roloff

Freitag, 20. Juli 2012

Über Kleist nebenbei




Wappen derer von Kleist

„Gestrauchelt bin ich hier; denn jeder trägt
Den leid'gen Stein zum Anstoß in sich selbst.“
Heinrich von Kleist, „Der zerbrochene Krug“

Ich dachte eigentlich, dies wäre schon ein alter Hut, aber dann fiel mir ein, daß nach einem berühmten Satz in Mecklenburg alles 50 Jahre später passiert. Wie ich heute der lokalen Zeitung entnehmen durfte, mußte eine Regisseurin, eine Frau Christina Emig, noch vor der Aufführung ihren Hut nehmen, weil die Schauspieler während des „Zerbrochenen Krugs“ von Kleist partout nicht probehalber onanieren und urinieren wollten, wie provinziell. Nun, es gibt Moden, die sollte man vielleicht auch einmal auslassen, so man darauf vertraut, es gäbe etwas wie mentale Integrität, und „Ideen“ - Gebern solcherart verrutschter Konvenienz möchte man einfach nur zurufen, doch einmal sehr lange heiß zu duschen. Nur so nebenbei.

Mittwoch, 18. Juli 2012

Über Untergänge


Nikolaus II.

Quomodo sedet sola civitas plena populo facta est quasi vidua domina gentium facta est sub tributo.
Plorans ploravit in nocte et lacrime eius in maxillis eius non est qui consoletur eam ex omnibus caris eius: omnes amici eius spreverunt eam et facti sunt ei inimici.
Migravit Judas propter afflictionem, et multitudinem servitutis habitavit inter gentes nec invenit requiem. Omnes persecutores eius apprehenderunt eam inter angustias.

Wie liegt die Stadt so wüst, die voll Volks war! Sie ist wie eine Witwe, die Fürstin unter den Völkern war, und muß nun dienen.  
Sie weint des Nachts, daß ihr die Tränen über die Wangen laufen; es ist niemand unter allen ihren Freunden, der sie tröstet; alle ihre Nächsten sind ihr untreu und ihre Feinde geworden.
Juda ist gefangen in Elend und schwerem Dienst, wohnt unter den Heiden und findet keine Ruhe. Alleseine Verfolger kommen heran und bedrängen es. 
Lamentationes Jeremiae / Die Klagelieder Jeremias

Ich war kürzlich etwas verblüfft, als Wikipedia scheinbar den Fall Jerusalems genau auf den 18. Juli 586 v. Chr. datieren zu können meinte, dabei ist man sich meines Wissens einzig einig, daß es wohl im Sommer geschah, einige meinen, schon im Sommer 587. Einfach ein gegriffenes Datum also. Ein wichtiges, ein traumatisches Ereignis aber für das sich als erwählt sehende jüdische Volk - Tempel, Königspalast und Mauern zerstört, die Oberschicht, soweit nicht getötet, in die „Babylonische Gefangenschaft“ hinweg geführt, zurück blieben die „Geringen des Landes“, Weingärtner, Ackerbauern etc.

Zerstört wurde das Königreich Davids, seine Nachkommen versinken im Dunkel der Zeit. Aber schon 515 v. Chr. gab es, gefördert von den nachfolgenden persischen Herrschern, einen neuen, wenn auch wohl bescheidenen Tempel in Jerusalem. Die Hohepriester des Tempels übernahmen gewissermaßen königliche Funktionen, und nicht wenige meinen, daß das Judentum mit seinem exklusiven Glauben erst hier wirklich entstand, nicht zuletzt durch zurückkehrende Exilanten vorangetrieben. Es wurde also ein Glaube wiederaufgerichtet, der so streng vorher wohl nie bestanden hatte.

Die Geschehnisse sind zu wenig rekonstruierbar, als daß man erklären könnte, wenn man es denn je können wird, warum sich dieses kleine Volk spätestens hier entschied, sich nicht zu assimilieren, sondern ein Sonderbewußtsein auszubilden, das uns noch heute beschäftigt, ein Mysterium, in der Tat. Es gibt also diese Art von Untergängen.

Und dann bestehen andere. Ich habe gelegentlich daran erinnert, wie Zar Nikolaus II. an einem 17. Juli mit seiner Familie und denen, die bei ihm waren, von den Bolschewiki, diesen aus der Hölle aufgestiegenen Gestalten, ermordet wurde. Am Tag danach wurden weitere Romanows in einen Minenschacht gestoßen, derer man habhaft werden konnte, in Alapajewsk - die Großfürstin Jelisaweta Fjodorowna, die Großfürsten Wladimir Pawlowitsch Paley und Sergei Michailowitsch Romanow sowie die Brüder Iwan, Konstantin und Igor Konstantinowitsch Romanow.

Auch wenn Zar Nikolaus und die erwähnte Großfürstin inzwischen von der Orthodoxen Kirche als Heilige verehrt werden, die Kraft zu einer wirklichen Auferstehung im Geist scheint dem russischen Volk bisher nicht gegeben worden zu sein.

Großfürstin Jelisaweta Fjodorowna

nachgetragen  am 19. Juli

Dienstag, 17. Juli 2012

Lovis Corinth &


Vor einiger Zeit versprach ich, aus dieser Anthologie vom Frühjahr 1921, herausgegeben von Hans Bethge, ein paar weitere Stücke zu bringen, aber diese Versprechungen werden oft so leichtfertig ausgesprochen, deswegen heißen sie vermutlich auch so. Heute also sehr spät der versprochene Nachtrag, ausschließlich illustriert mit Bildern von Lovis Corinth.

Ein Wort zur Auswahl - Nietzsche widerwillig aufgenommen, Rilke nicht und Trakl natürlich ebensowenig. Wo man die darauf folgenden 91 Jahre viertelweis (statt halbwegs) im Kopf hat, ist es schon eine merkwürdige Anthologie, und Rilke etwa wäre uns da zu persönlich gewesen. Man folge also besser dem oben genannten Link.


Detlev von Liliencron

Der Hohenfriedeberger

    Die Instrumente her! daß ihr euch sputet,
    Wenn einst der Tod macht in mein Buch den Klecks,
    Den großen Klecks, der alles überflutet.
    Den Schlachtentrumpfer blast, und nicht perplex!
    Den Hohenfriedeberger trommelt, tutet,
    Mit seinen Pauken sei mein Leben ex!
    Und komm' ich oben an so unvermutet,
    Aufbrüll' ich: Vivat Fridericus Rex!

Der Genius

    Gewitter drückt auf Sanssouci,
    Ich stand im Park und schaute
    Zum Schloß hinan, das ein Genie
    Für seine Seele baute.

    Und Nacht: Aus schwarzer Pracht ein Blitz,
    Vom Himmel jäh gesendet,
    Und oben steht der Alte Fritz,
    Wo die Terrasse endet.

    Ein Augenblick! Grell, beinernblaß,
    Den Krückstock schräg zur Erde,
    Verachtung steint und Menschenhaß
    Ihm Antlitz und Gebärde.

    Einsamer König, mir ein Gott,
    Ich sah an deinem Munde
    Den herben Zug von Stolz und Spott
    Aus deiner Sterbestunde.

    Denselben Zug, der streng und hart
    Verrät die Adelsgeister,
    Der aus der Totenmaske starrt
    Bei jedem großen Meister.

Märztag

    Wolkenschatten fliehen über Felder,
    Blau umdunstet stehen ferne Wälder.

    Kraniche, die hoch die Luft durchpflügen,
    Kommen schreiend an in Wanderzügen.

    Lerchen steigen schon in lauten Schwärmen
    Überall ein erstes Frühlingslärmen.

    Lustig flattern, Mädchen, deine Bänder,
    Kurzes Glück träumt durch die weiten Länder.

    Kurzes Glück schwamm mit den Wolkenmassen,
    Wollt' es halten, mußt' es schwimmen lassen.


Oskar Loerke

Inbrunst

    Die Sterne sind zu groß und mußten wohl deshalb
    So weit hinaus, und sie erhellen nichts bei uns.
    Der Wind stieg tastend aus der Nacht des Weltenbrunns.
    Er sitzt den Heimathügeln auf der Brust als Alp.

    Die Wolken fahren auf wie Schiffe vor der Schlacht.
    Ist mir die Sehnsucht ferner Welten zugeirrt?
    Du, Erde, bist mein Saal, doch meine Seele wird
    Auf einem andern Sterne schlafen diese Nacht.


Christian Morgenstern

Erster Schnee

    Aus silbergrauen Gründen tritt
    Ein schlankes Reh
    Im winterlichen Wald
    Und prüft vorsichtig, Schritt für Schritt,
    Den reinen, kühlen, frischgefallenen Schnee.

    Und deiner denk' ich, zierlichste Gestalt.


Friedrich Nietzsche

Vereinsamt

    Die Krähen schrein
    Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
    Bald wird es schnein, --
    Wohl dem, der jetzt noch -- Heimat hat!

    Nun stehst du starr,
    Schaust rückwärts, ach! wie lange schon!
    Was bist du Narr
    Vor Winters in die Welt entflohn?

    Die Welt -- ein Tor
    Zu tausend Wüsten stumm und kalt!
    Wer _das_ verlor,
    Was du verlorst, macht nirgends Halt.

    Nun stehst du bleich,
    Zur Winter-Wanderschaft verflucht,
    Dem Rauche gleich,
    Der stets nach kältern Himmeln sucht.

    Flieg, Vogel, schnarr
    Dein Lied im Wüstenvogel-Ton! --
    Versteck, du Narr,
    Dein blutend Herz in Eis und Hohn!

    Die Krähen schrein
    Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
    Bald wird es schnein, --
    Weh dem, der keine Heimat hat!

Zarathustras Lied

    O Mensch! Gib acht!
    Was spricht die tiefe Mitternacht?
    »Ich schlief, ich schlief --,
    Aus tiefem Traum bin ich erwacht: --
    Die Welt ist tief,
    Und tiefer als der Tag gedacht.
    Tief ist ihr Weh --,
    Lust -- tiefer noch als Herzeleid!
    Weh spricht: Vergeh!
    Doch alle Lust will Ewigkeit! --
    Will tiefe, tiefe Ewigkeit!«


Paul Scheerbart

Tiefernst!

    Mir ist, als ob der Friede
    Sich in meine Seele legt --
    So wundersam bewegt!
    Der Pappeln Wipfel flüstern.
    Wir sitzen still und schweigen.
    -- -- --
    Wir wollen noch einmal trinken --
    Und dann -- betrunken sein!


Wilhelm von Scholz

Abendgang

    Das ist unser schweigender Abendgang.
    Herbst. Blätter fallen wegentlang.
    Nasse Äste tragen den Himmel, der bleich
    Und dunstig niederhängt über den Teich.

    Die Brücke. Trüber Laternenschein
    Fällt schwankend in schmutzigen Schlamm hinein.
    Vorüber. Dunkel wie Menschen stehn
    Die Bäume und sehn uns weitergehn.


Rudolf Alexander Schröder

Sonett an eine Verstorbene

    An jedem Tage gibt's ein Abschiednehmen;
    Und irgend etwas, das uns angehört,
    Wird jeden Augenblick für uns zerstört
    Und wandelt hin zu den vergessenen Schemen.

    Wohl, über dieses soll sich keiner grämen,
    Weil immer auch ein Neues uns betört;
    Und kein Verlassen ist so unerhört,
    Dem wir uns nicht zu guter Letzt bequemen.

    So gehn auch wir, und lassen alle Welt
    Und sind nicht mehr; und jenes Wort: Gewesen
    Erklingt von uns, wie wir's von vielem sagen.

    Doch daß auch du dich denen zugesellt,
    Von denen wir nur noch den Namen lesen,
    Mein Herze will das nicht, und will's nicht tragen!


Ernst Stadler

Glück

    Nun sind vor meines Glückes Stimme alle Sehnsuchtsvögel
              weggeflogen.
    Ich schaue still den Wolken zu, die über meinem Fenster
              in die Bläue jagen --
    Sie locken nicht mehr, mich zu fernen Küsten fortzutragen,
    Wie einst, da Sterne, Wind und Sonne wehrlos mich
              ins Weite zogen.
    In deine Liebe bin ich wie in einen Mantel eingeschlagen.
    Ich fühle deines Herzens Schlag, der über meinem
              Herzen zuckt.
    Ich steige selig in die Kammer meines Glückes nieder,
    Ganz tief in mir, so wie ein Vogel, der ins flaumige
              Gefieder
    Zu sommerdunklem Traum das Köpfchen niederduckt.


Robert Walser

Müdigkeit

    Entführ' mich, wie ich bin;
    Sieh, mein verirrter Sinn
    Weist von sich diese Welt,
    Die ihn nicht mehr erhellt.
    Komm, o ich werde brav
    Und selig stille sein
    In deinem dichten Schein,
    Heiliger, süßer Schlaf.

Zu philosophisch

    Wie geisterhaft im Sinken
    Und Steigen ist mein Leben.
    Stets seh' ich mich mir winken,
    Dem Winkenden entschweben.

    Ich seh' mich als Gelächter,
    Als tiefe Trauer wieder,
    Als wüsten Redeflechter;
    Doch alles dies sinkt nieder.

    Und ist zu allen Zeiten
    Wohl niemals recht gewesen.
    Ich bin vergeßne Weiten
    Zu wandern auserlesen.


Paul Wertheimer

Seelen

    Du weißt, wir bleiben einsam: Du und ich,
    Wie Stämme, tief in Gold und Blau getaucht,
    Mit freien Kronen, die der Seewind küßt ...
    So nah, doch ganz gesondert, ewig zwei.
    Doch zwischen beiden webt ein feines Licht
    Und Silberduft, der in den Zweigen spielt,
    Und dunkel rauscht die Sehnsucht her und hin ...

Ostsee

    Da lieg' ich an dem weißen Ostseestrande.
    Das Meer ... Das Meer! Mein wahrgewordner Traum!
    Ich bin vergraben in dem feinen Sande
    Und bin nur Wind und Welle, Sturm und Schaum.

    Und meine Wunschgedanken lass' ich gleiten
    Hinauf-, hinunterwärts die grüne Bahn.
    O meines jungen Traums Unendlichkeiten!
    Ein Hauch bewegt der Sehnsucht goldnen Kahn.

    Mein Kahn ist ganz mit Wein und Obst beladen
    Und voll Musik: von Gott und Welt und Mut,
    Und von des Meeres königlichen Gnaden
    Und von der Kraft, die lächelnd in mir ruht!


Stefan Zweig

Schwüler Abend

    Ist es schon Abend? Ich will nicht hinaus,
    Vergeblich flimmert ihr, o buhlerische Sterne!
    Faß mich doch enger, du vertrautes Haus,
    Reiß mich an dich, gib mich nicht an die Ferne,
    Lieg nicht so träg, so stumm, so atemlos,
    Sprich jetzt zu mir! Ich brauche einen,
    Der zu mir spricht in dieser Zwielichtstunde,
    Hörst du: Ich brauche einen, sei es bloß
    Das Ticken einer Uhr, ein Kinderweinen,
    Das Knurren nur von einem nahen Hunde,
    Nur nicht dies fröstelnde Verlassenscheinen,
    Nur Etwas, das dies drohende Gewicht
    Der ganz verstummten Stube von mir hält,
    Und daß des Herzens Hammer nicht
    So ohne Antwort in die Stille fällt!

    Haus, halt mich fest! Zu viel
    Von meinen Nächten hab' ich hingegeben
    An dieses sinnlich aufgepeitschte Spiel.
    Wie bin ich müd, die abenteuerlich
    Erregte Luft, die lichterlose Schwüle
    Der stummen Gassen an mein Kleid, an mich,
    Und endlich flackernd in mir selbst zu fühlen.
    Schließ du mich, Buch, in deine dunklen Zeilen,
    Senkt, Briefe, ihr dies in die Ferne Streben
    In lieber Menschen Bild, in eine Frau,
    Beschwichtigt ihr das nun vom Abend lau
    Aufschwülend unerklärliche Verlangen,
    Des Blutes Unruh in die Nacht zu jagen!
    Dies willenlose Durch-die-Gassen-Treiben,
    Ob mich nicht Etwas aus dem Dunkel will,
    Dies lüstern Spähn, dies angespannte Hangen
    An jeder mattbeglänzten Fensterscheibe --
    Wird dieses knabenhaft verworrne Treiben
    Denn noch nicht in mir still?

    Nein, halt mich, Haus! Verschließ mit dunklen Scheiben
    All meine Unrast: und ich bleibe dein.
    Ich selbst will ja den Abend so, nur so,
    Wie er den andern ist: ein Müdesein,
    Nur so,
    Als sinke mit den schwindenden Kulissen
    Ein buntes Spiel in bilderlose Räume.
    Nicht will ich mehr. Vielleicht noch irgendwo
    Freund oder Frau, ein mir Vertrautes wissen, --
    Und dann nur Träume, bilderlose Träume.


nachgetragen am  29. August

Montag, 16. Juli 2012

Über Herrn Kosegarten & Heinrich Ranke etc. etc.


Uferpredigt bei Vitt. Aquarell von Theodor Schwarz

Am Leben dieses Mannes kann man ablesen, daß jemand auch ungemein beeindruckend vom Rand der bekannteren Welt her wirken kann. Ein bedeutender Mecklenburger, obwohl er vorwiegend im Pommerschen lebte - Ludwig Gotthard Kosegarten, um den geht es gerade nicht. Aber ein guter Freund hat eben sein neuestes Buch fertiggestellt. Und das handelt in dessen Dunstkreis sozusagen. Ich bin jetzt einmal sehr faul und zitiere ein paar Stellen aus der ADB, übrigens ein sehr rührender Artikel, ach ich habe früher schon einmal kurz etwas zu ihm geschrieben, zu Herrn Kosegarten. Mir fallen da auch ein paar Kommentare ein, aber die verkneifen ich mir einfach.

„Als sich K. nun in der Folge um die erledigte Pfarre Altenkirchen auf Wittow, der nördlichsten Halbinsel Rügens bewarb, während er eine Berufung zum Hofprediger der Königin von England und außerdem zum Rector des kaiserlichen Lyceums zu Riga mit dem Diaconat zu St. Jakobi ablehnte, hatte er es namentlich dem Einflusse des Kronprinzen zu verdanken, daß er die reich dotirte Pfarre erhielt. Zuvor in Greifswald ordinirt, trat er das neue Amt schon im Juni 1792 an und fühlte sich bald in Altenkirchen auf der einsamen vom Meere umwogten Halbinsel überaus glücklich.“

„Das neue Amt gab ihm nicht nur kirchliche, sondern auch weltliche Geschäfte mancherlei Art, da zu der Pfarre in 25 Dörfern und Höfen eine zahlreiche Gemeinde gehörte, welche mit ihrem Seelsorger nicht nur in kirchlicher Verbindung, sondern auch unter seiner Patrimonialgerichtsbarkeit stand, so daß man in allen wichtigen Vorkommnissen des täglichen Lebens seinen Rath einholte und sich zwischen der Gemeinde und ihm als deren Pfarrer, Richter, Patron und Vormund ein wahrhaft patriarchalisches Verhältniß bildete. Dabei hatte er zur Zeit des Heringsfanges in dem Filial Vitte im Angesichte des Meeres die sogenannten Uferpredigten zu halten... Den Gottesdienst hielt er streng in seinen alten, dem Volke heilig gewordenen Gebräuchen, war ein Feind der modernisirten Lehr- und Gesangbücher und zog ihnen Katechismus, Lieder und Formeln Martin Luther’s, Paul Gerhard’s und Johann Bugenhagen’s vor. Was den Geist seiner Predigten anbetrifft, so bemerkt K. selbst in der Geschichte seines 50. Lebensjahres, daß er im Interesse der beginnenden Aufklärung eine Weile dem Glauben an Teufel, Gespenster und Hexen den Krieg gemacht und gemeinnützige Kenntnisse aus der Diätetik und Oeconomie von der Kanzel zu verbreiten gesucht habe, bald aber zu der Ueberzeugung von der Ungehörigkeit dessen gelangt sei und sich fortan darauf beschränkt habe, die Glaubens- und Sittenlehre vorzutragen sowie Liebe und Hoffnung zu beleben. Er entsagte dem einseitigen Bestreben möglichst populär zu sein und bemühte sich statt hernieder zu steigen zu den Zuhörern, diese vielmehr zu sich emporzuheben; dabei trug er seine Predigten frei nach summarischer Disposition und mit dem lebhaftesten Gemüthsausdruck vor.“

„Obwohl er in einem Briefe an eine Freundin einer guten That mehr Werth zuschreibt als 20 Gedichten, gehörte er doch zu den fruchtbarsten Dichtern Deutschlands und bekennt selber: 'Ich dichtete wachend und träumend, während der Mahlzeiten, während der gesellschaftlichen Unterhaltungen, während der kirchlichen Verrichtungen'“.

„Als dann in Folge des Krieges von 1806 die Franzosen ... in Pommern eindrangen und Kosegarten’s Lage sowohl durch die Kriegsunruhen als andere amtliche Verhältnisse für ihn und seine gesunkenen körperlichen Kräfte zu schwierig ward, bewarb er sich um die erledigie Professur der Geschichte zu Greifswald und erhielt dieselbe mit der Erlaubniß, sein Pfarramt durch einen Vicar verwalten lassen zu dürfen. Nunmehr berief er seinen früheren Hausgenossen Hermann Baier zum Diaconus und begab sich im August 1808 in seinen neuen Wirkungskreis, in welchem er sich wohl und behaglich fühlte; seine Kräfte und Gemüthsheiterkeit kehrten wieder und freudig begrüßte er die ungestörte Muße, sich mit wissenschaftlichen und poetischen Studien beschäftigen zu können. Zu Michaelis 1808 begann er seine Vorlesungen, welche alte und neue Welthistorie sowie die griechische Litteraturgeschichte umfaßten, auch erklärte er Ilias, Odyssee, Hymnen des Pindar, die Orestie des Aeschylus, die Biographien des Plutarch und Demosthenes’ Reden; nach sorgfältiger Ausarbeitung trug er frei und ohne Concept vor.“

„Da im J. 1809 bei der französischen Occupation in Schwedisch-Pommern der Geburtstag des Kaisers als damaligen Landesherrn feierlich begangen wurde, so hielt K. seine ihm mit Unrecht so viel verargte und später auf dem Wartburgfeste verbrannte „Rede am Napoleonstage des Jahres 1809“, in welcher er die glänzenden politischen wie militärischen Erfolge des Imperators panegyrisch pries, obwohl er der Heimath Hermanns und Wittekind’s die politische Wiederherstellung prophezeite.“

Wir brechen hier ab, und nach dem Bild vom Grabstein des Schwiegersohns besagten Kosegartens folgt die Selbstvorstellung des Buches von Herrn Dr. Dr. Vette.

Grabstein Hermann Baier

„Angekommen und angenommen - Heinrich Ranke auf Rügen“

Heinrich Ranke (1798 bis 1876) war der jüngere und Lieblingsbruder des Historikers Leopold von Ranke. Die Familie stammt aus Wiehe in Thüringen. Anders als der intellektuell brillante Leopold war Heinrich Ranke seinen Eltern eher ein Sorgenkind: Er war Schulabbrecher, Studienabbrecher, als Burschenschafter und Anhänger von Friedrich Ludwig Jahn hatte er nach einer polizeilichen Untersuchung, die zwar ergebnislos erlebt, nach 1819 in Preußen praktisch keine Berufschancen.

Um 1820 weilte Heinrich Ranke insgesamt fünf Mal auf der Insel Rügen. Er suchte Pastor Hermann Baier in Altenkirchen auf. Hermann Baier war der Schwiegersohn des Dichters und Pfarrers Ludwig Kosegarten. Heinrich Ranke fand Anschluss an die Familie Baiers in Altenkirchen und Bobbin.
In seine Lebenserinnerungen schilderte Heinrich Ranke diese Begegnungen mit Land und Leuten auf Rügen mit warmen Worten. Er fand Hermann Baier, seinen geistlichen Mentor. Nach Hermann Baiers Tod 1822 nahm Heinrich Ranke dessen Sohn, Allwill Baier, später Professor, unter seine Obhut und wechselte nach Nürnberg. Dort wurde er Lehrer und später in Franken Pfarrer. Auf der Reise dorthin begegnete er in Weimar Johannes Falk, der um 1813 ein Rettungshaus für in Not geratene Kinder errichtete.

Das Buch bietet die Aufzeichnungen von Heinrich Ranke aus seiner eigenen Lebenserinnerungen, in denen er seine Reisen, Gespräche und Erlebnisse auf Rügen schilderte. Es handelt sich um eine der ersten Reisebeschreibungen, noch vor Beginn des Bäder- und Urlauberbetriebes. Diese eigenen Aufzeichnungen von Heinrich Ranke werden letzten Drittel des Buches durch die Eintragungen in Heinrich Rankes Tagebuch, aus welchen hier erstmals zitiert wird, ergänzt. Heinrich Ranke wurde zum Texter der Weihnachtslieder „Tochter Zion“ und „Herbei, ihr Gläubigen“ und er wurde zu einem Vater einer zahlreichen Familie und Großfamilie.

Das Buch könnte Urlaubern an verregneten Tagen auf Rügen als lesenswerte Lektüre dienen und ist wohl auch als Weihnachtsgeschenk geeignet, wenn man sich beim Singen der Weihnachtslieder auf  den nächsten Rügenurlaub freut.
Markus Vette 

Sonntag, 15. Juli 2012

Sonntag &




Man kann aus einer Ente keinen Adler machen, das weiß ich aus eigener Erfahrung nur zu gut. Und da das Kochen ein Spiegel des wirklichen Lebens ist, irgendwie, galt das auch für diesen in Rotwein gebeizten Rinderbraten. Um es gleich vorwegzunehmen. Das Rezept ist zweifelsohne empfehlenswert, aber man sollte doch unbedingt in gutes und dann auch teureres Rindfleisch investieren. Das Rezept will ich gern mitteilen, dazu gab es übrigens geschmorte Mohrrüben.


Also, ein Rinderbraten wurde mit zerkleinertem Suppengrün, Zwiebeln, Lorbeerblättern, Pfefferkörnern, Wachholderbeeren, Petersilie und Thymian in 1,5 l Rotwein eingelegt, ich hatte nur einen Tag, 2 wären wohl besser.



Den gebeizten Rinderbraten läßt man abtropfen, und gepfeffert und gesalzen brät man ihn scharf an, in diesem Fall mit Butterschmalz. Das gleiche gilt für das Gemüse.  Mit ein wenig von dem aufgefangenen Rotwein wird das Ganze abgelöscht, der Rinderbraten kommt auf das Gemüse, der restliche aufgefangene Rotwein wird wieder aufgegossen und alles kommt für 2 Stunden in den Ofen.


Anschließend den Braten herausnehmen und beiseite legen, ich hatte ihn in Alufolie im Ofen warmgehalten. Für die Soße wird der Rest durch ein Sieb gegossen, das verkochte Gemüse hatte ich soweit möglich durchpassiert und den Rest weggeworfen. Beim Abschmecken kam noch etwas Pfeffer, Sahne und Zucker hinzu und dann konnte die Soße abgebunden werden. Wie gesagt, die Idee überzeugte, aber mitunter stolpert halt die schönste Idee über die schnöde Materie; allerdings nicht völlig in diesem Fall, es war halt nur minder überzeugend.



Donnerstag, 12. Juli 2012