Montag, 24. Dezember 2012

Frohe Weihnachten!


Dies scheint keiner der Abende zu sein, an dem Dinge unbedingt gelingen müssen (ich werde das Wort „Ente“ daher auch nicht in den Mund nehmen). Der Baum wurde innerhalb der Erwartungen ganz nett, ich werde morgen ein besseres Bild versuchen.

„Erwartungen“, ein denkbar passendes Wort für den Hl. Abend. Wir sollten geduldiger sein mit unseren Erwartungen, vielleicht überraschen sie uns ja doch irgendwie irgendwann, unerwartet, nun sonst wäre es ja nicht überraschend.

Ich wünsche allen, die – ob über Jahre ungerechtfertigt treu oder gerade zufällig – hier hereinschauen, eine gesegnete Zeit. Und jetzt bringe ich Herrn Roloff, der hat sich, obwohl heftig malade, heute die nachfolgende Predigt abgerungen:



Ansprache zum Heiligen Abend 

Joh 7, 28-29

Die Gnade und der Frieden des Kindes in der Krippe seien mit Euch allen!

Liebe Gemeinde,

„Da rief Jesus im Tempel, lehrte und sprach: Ja, ihr kennet mich und wisset, woher ich bin; und von  mir selbst bin ich nicht gekommen, sondern es ist ein Wahrhaftiger, der mich gesandt hat, welchen ihr nicht kennet. Ich kenne ihn aber; denn ich bin von ihm, und er hat mich gesandt.“

Mit diesen Worten, die wir aus dem Johannesevangelium kennen, fasst Jesus als Erwachsener noch einmal alles das zusammen, was wir in dieser Heiligen Nacht feiern. Gott macht sich uns bekannt.

Darum kann Christus den Menschen im Tempel zurufen: Ihr kennet mich und wisset, woher ich bin. Jesus ist der bekannte Zimmermannssohn aus Nazareth. Seine Zeitgenossen kennen seine Mutter und seine Schwestern und Brüder. Sie kennen ihn als Wanderprediger und Wundertäter, und er stört ihre religiöse Ruhe. An Jesus scheiden sich die Geister. Die einen versuchen ihn zu greifen und wollen ihn töten, die anderen aber, so berichtet es Johannes, fanden zum Glauben.

So war es von Anfang an. Die Hirten finden zum Glauben, der König aber und ganz Jerusalem erschrecken und wollen das Kindlein auslöschen.

Wie ist es nur dazu gekommen, dass die Weihnachtsgeschichte diesen freundlichen, beglückenden Klang bekommen hat? Eigentlich ist nichts von dem was in dieser Nacht geschieht wirklich schön. Ein Paar, dessen Beziehung durch eine Schwangerschaft, bei der der Verlobte nicht der Vater sein kann, belastet ist, muss einer Volkszählung wegen durch dass Land reisen, findet keine Unterkunft, und so kommt das Kind in einem Stall zur Welt. Hirten auf dem Feld werden in Angst und Schrecken versetzt, und in Jerusalem entzündet sich bereits Feindschaft gegen den Säugling. Nichts von all dem ist wirklich schön.

Unser Eindruck aber wird auch weniger durch dass bestimmt, was passiert, als vielmehr durch die Dinge, die uns verkündet werden: Euch ist ein neuer König geboren, der Heiland der Welt. Der Gesang der Engel übertönt das Geschehen im Stall. Nicht mehr das, was wir sehen könnten, ist von alleiniger Bedeutung, sondern viel mehr das, was wir hören dürfen. Das Ganze des Geschehens kann eben nicht erfasst werden ohne die Botschaft der Engel. Erst das Wort Gottes schließt uns wirklich auf, was vor Augen steht.

Erst der alles überstrahlende Glanz, den die Boten des Himmels verbreiten, gibt dem neugeborenen Knaben seine ganze Würde und durchbricht die uns alle umgebende Finsternis. Das Geschehen und die Botschaft gehören unlösbar zusammen. Die Botschaft aber kann nur im Glauben recht empfangen werden, und sie erst schließt uns das Verständnis des Geschehens auf.

Darum ist der Ruf der Weihnacht ein Ruf in den Glauben hinein, denn nur der Glaube erkennt in dem Kind, das in der Krippe liegt, den König der Welt, den die Prophetie von Jahrtausenden verheißen hat. Ohne den Glauben bleibt das Kind ein bemitleidenswertes Wesen. Der Glauben aber erkennt in jedem Detail der Geschichte eine große Verheißung. Die Jungfrau, die geboren hat, ist ein untrüglicher Hinweis auf die neue Schöpfung, durch die Gott erneut aus dem Nichts den Erstling der erlösten Menschheit ins Leben bringt. Die Tatsache, dass der Knabe vor den Mauern der kleinen Stadt in einem Stall geboren wird, will uns mahnen, auf uns selbst acht zu geben, damit wir immer danach suchen, dort zu sein, wo auch er ist.

Der Evangelist Johannes hat es in seiner Weise in die Worte gefasst: „Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.“

Dazu sind wir als Christen mit der ganzen Kirche gerufen, dass wir ihn aufnehmen. Darum werden auch wir nicht immer und vielleicht sogar immer weniger da sein können, wo die Vielen sind, die den Glauben verloren oder niemals entdeckt haben.

Wir aber hören auf die Stimme der Engel, die Gott zur Ehre singen und auf den Herren selbst, der uns von Gott sagt: „Ich kenne ihn; denn ich bin von ihm, und er hat mich gesandt.“

Nicht die Klugheit der Welt wird Gott erforschen, sondern das Vertrauen auf den Sohn kann sich ihm nahen, denn der Sohn allein kennt den Vater. Wer nun zum Sohn in Beziehung tritt, wer an seiner Krippe betet, wer ihm nachfolgt und ihn zum König hat, der erkennt in ihm Gott.

Die Geschichte vom Kinde ist es, auf die alle Verheißung, alle Prophetie, alle Sehnsucht und alles Verlangen der Menschen gewartet haben.

Gott macht sich dem Menschen bekannt, indem er sich bedingungslos auf die Liebe des Menschen einlässt. Natürlich wäre es ihm möglich gewesen Legionen von Engeln zu senden, um den Säugling vor allem Bösen zu bewahren. Er lässt diesen Dienst aber Joseph tun, der in Träumen erfährt, was getan werden muss, und er vertraut das Kind der grenzenlosen Liebe seiner Mutter an. Besonders Maria wird so gleichsam zum Urbild für die ganze Kirche. Durch ihr Ja am Tage der Verkündigung durch den Engel vollendet und erfüllt sie alle menschliche Freiheit. Maria ist die Urheberin unserer Freiheit. Sie ist aber auch die Erste, die die Worte der Verheißung über ihren Sohn im Herzen bewahrt. Sie wird ihm bis unter das Kreuz folgen, wo es dann wieder sichtbar wird, wie sehr Gott sich der Welt und den Menschen aussetzt und sich ihnen aber auch bekannt macht.

Die Krippe und das Kreuz machen uns Gott bekannt. Verlasst diese Orte nicht. Bewahrt die Botschaft der Engel im Herzen, wie Maria, denn in dieser Botschaft vollendet sich in der Mitte der Zeit die ganze Geschichte: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr, in der Stadt Davids.

Amen

Der Friede dieser heiligen Nacht bleibe alle Zeit bei Euch.

Amen
Thomas Roloff

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Frohe Weihnachten aus Thüringen Dir, Deiner Mutter und Deinen Lesern, lieber Martin! Herzlich! Markus.

Morgenländer hat gesagt…

Frohe Weihnachten auch Dir, lieber Martin, und herzliche Grüße an den Herrn Roloff!

Morgenländer

MartininBroda hat gesagt…

Lieber Markus, vielen Dank und auch euch ein gesegnetes Fest, ich habe die Grüße ausgerichtet und versuche mich mal die Tage zu melden.

MartininBroda hat gesagt…

Lieber Udo, Danke, die Grüße muß ich noch ausrichten, ich hoffe, Weihnachten war bisher schmerzfrei und erfreulich :)