Samstag, 15. Februar 2014

Persius in Potsdam

Schloß Charlottenhof im Park Sanssouci, Potsdam 

Wer als Wahl - Potsdamer den Namen „Ludwig Persius“ hört, bei dem stellt sich leicht ein (wahrscheinlich recht peinlich erscheinendes) seliges Grinsen ein, das etwas von dem haben dürfte, wo Kinder zu Weihnachten das Wort „Lebkuchen“ (oder was man heutzutage so sagt) hören. Denn man sieht sofort innerlich eine der speziellen Potsdamer „Turmvillen“, als deren Verursacher er gilt, und anderes auch. Es ist, als ob man einen Blick auf den rein guten Teil dieser Welt gewährt bekommt, und sich anschließend aufraffen muß, um „erwachsen“ weiter zu reden, und langweilig natürlich.

Der Sound von Potsdam ist ein Persius - Sound (zumindest zu sehr großen Teilen, und warum sollten wir eigentlich „erwachsen“ weiterschreiben), was verwunderlich ist, denn er hat die meisten Projekte von seinem Lehrer Schinkel übernommen oder sie ausgeführt und selten etwas vollendet, so daß die Nachfolger ihren finalen Stempel aufdrücken konnten, und dennoch.

Der Part mit der Ausführung gilt etwa für das „Schloß“ Charlottenhof (ein Traum - Ort übrigens), darum das Eingangsbild. Aber im Nachfolgenden, da ist er ganz er selbst (die Fertig - Stellenden zeigten Pietät), die Friedenskirche, eine Art Erinnerung an das frühe Christentum, die mit keinem Stein epigonal erscheint, sondern ganz, als läge das Mausoleum der Galla Placidia um die Ecke (wenn mich je der Schlag treffen sollte, dann bitte in den Kolonnaden dort rechts, denn dann wäre alles gut).

Friedenskirche im Park Sanssouci, Potsdam

Zur Heilandskirche von Sacrow wäre wohl wenigstens zu sagen, daß sie von Potsdam aus wie ein nahezu mythischer Ort an dem sehr fernen jenseitigen Seeufer auftaucht (dieses Interview mit Herrn von Weizsäcker war zumindest interessant).

Ansicht der Kirche von Sacrow bei Potsdam, 1845

Heilandskirche Sacrow

Ich weiß, daß dies kein seriöser Beitrag ist. Aber so geschieht es eben mitunter, man liest auf einmal wieder eine Menge, fühlt sich merkwürdigerweise vertraut, hängt seinen Gedanken nach, und will wenigstens ein paar Gedankenstriche davon dann doch mitteilen. Es gibt sehr viel ernsthafte Literatur über Persius, die durchaus auch anregend und beziehungsreich etc. etc. ist, aber sie vermochte mir nicht zu erklären, warum ich ihn mag, viel mehr, als dieses auszusagen, wollte ich eigentlich nicht, und immerhin das, dürfte mir gelungen sein.

wieder aufgebaute Villa Jacobs, Potsdam

Wer sich über Persius biographisch orientieren möchte, ist bei der „Allgemeinen Deutschen Biographie“ wohl am besten aufgehoben. Der Berliner Architekt Stefan Ludes hat übrigens zu der von ihm wieder aufgebaute Villa Jacobs u.a. geschrieben: „Es kann ohne ein klares Bekenntnis zum Erhalt unserer gebauten Kulturgeschichte keine originäre Zukunft der Gegenwartsarchitektur geben – auch wenn LeCorbusier noch immer als Schutzheiliger einer radikalen, aber eben auch zerstörerischen Moderne gefeiert wird.“ Das übrige kann man hier nachlesen.

Er ist in Potsdam - Bornstedt begraben (in einem früheren Leben habe ich mich gelegentlich damit getröstet, na, wenigstens wirst du wohl in Bornstedt zu liegen kommen), ich erwähne das nur, weil die „Familienstiftung Hofgärtner Hermann Sello“ ihm eine schöne Gedächtnisseite bereitet hat (der gehört auch dahin).

Villa Schöningen 2009

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