Sonntag, 26. April 2015

Sonntag &


Von der Shortlist dessen, was Frau Mutter für eßbar hält, sind nun also auch die Königsberger Klopse vertrieben. Den Gründen dieses Liebesentzugs forschen wir nicht nach, aber leichter macht es die Abläufe nicht.

Eine Verschlechterung des Sonnabend-Wetters brachte mich dazu, lieber den kürzeren Weg zu wählen und an dem entsprechenden Ort besser etwas käuflich zu erwerben, das unverfänglich ist (oder wo man sich das zumindest einreden kann). Also Gehacktes vom Rind und Schwein.



Frau Mutter hat sich davon am Sonntag-Vormittag (nachdem ich die Devise der „Trennkost“ ausgegeben hatte) unter beiläufiger Hilfe also „Brat-Klopse“ gebraten, die sie später auch (bis auf die, welche die später noch Erwähnung finden werdenden Hühner bekamen) tapfer aufgezehrt hat.

Und ich wiederum wollte mich noch einmal an einem Hackbraten versuchen (in dem ich als Füllung dann auch „deftige“ Knacker-Würste umbringen konnte, die mir jemand mitgebracht hatte (es ist merkwürdig, wenn Leute auf den Gedanken kommen, sie täten einem einen Gefallen, lassen sie davon auch ungern ab). Denn bei einem Hackbraten ist es nun mal so, an und für sich schmeckt er nach nüscht, die Zutaten ergeben dann mitunter etwas Aroma. Das begann mit geschmorten Zwiebeln und ebenfalls (abgebrüht und enthäuteten) geschmorten Tomaten.



Zu dem Hackfleisch gesellten sich nochmal Zwiebeln, das Grüne von Frühlingszwiebeln, sehr viele (tiefgefrorene) mediterrane Kräuter, Eier, Semmelmehl, Pfeffer & Salz, bereits erwähnte Würste, ich habe mit Sicherheit jetzt etwas vergessen.

Das Ganze kam in den Ofen, erst abgedeckt, dann später mit dem Sud (der später erwartungsgemäß für eine Saue herhalten mußte) übergossen. Also ein Geschmackserlebnis war es schon (ich mußte danach viel trinken); aber nein, es ging. Dazu Blumenkohl (dem diesmal die braune Butter fehlte, wie gerügt wurde, aber wir wollen ja auch keine Abhängigkeiten erzeugen). Das dazu. Ach ja, das Federvieh.


Das Leben ist doch immer wieder voller Schönheiten, hier etwa kümmern sich Nachbars Hühner hingebungsvoll um die Frühlingsblumen.


Es war also ein eher entspannterer Sonntag (und die Garstigkeiten, so habe ich beschlossen, packe ich ab jetzt sowieso in eine gesonderte Rubrik).



nachgetragen am 28. April

Montag, 20. April 2015

Misanthropisches I

Molière, "Le Misanthrope"

Garstig Unterhaltendes oder was mir sonst noch die darauf folgende Woche so durch den Kopf schoß, vel "Misanthropisches": Ich dachte einfach, ich würfel einmal zusammen, was an Gedankenfetzen so in mir herumspukte, vielleicht wird eine Rubrik daraus, vermutlich aber eher nicht:

Was ich heute Nachmittag als Gottesdienst hörte, war von der musikalischen Seite her eine Melange aus Richard Clayderman, Taizé und Jesus Christ Superstar und noch etwas Viertem, dessen Herkunft ich gerade suche. Und das war die bessere Seite. Von der Predigt schweigen wir.

Jetzt weiß ich endlich, warum man diese Haarpracht „Donnerwelle“ nennt, denn gewissermaßen schlägt erst der Blitz ein, und danach erfreut sich frau des Volumens, das ihrem Kopf gerade zugewachsen ist.

Wenn (manche) "Weibspersonen" bei etwas „erwischt“ werden, machen sie Ausflüchte, sind verletzt, beleidigt, erheben Gegenvorwürfe, fangen an zu weinen oder lenken anders ab; die Sache selbst ist gleichgültig. Es ist einfach ihre Natur, daher bleibt alles Reden sinnlos.

Wo unser Herr und Heiland und Preußens Friedrich II. sich an der Wand gegenüber hängen, denke ich, sie sehen beide recht leidend aus, gut bei unserem Herrn gehört das sozusagen dazu, aber bei F. II überrascht es irgendwie, warum eigentlich?

Wer auf Wahrheit pocht, sollte zumindest wahrnehmen, wenn es hohl klingt.

Was den linken oder sonstigen Spießer gegen authentische Kunst einnimmt, ist das „Mehr“, ihr „Transzendenz-Plus“, das ihn auf sich selbst zurückwerfen würde, nähme er sie ernst.

Kultur entsteht durch die Einsicht, daß Unterschiede eine Bedeutung haben. Distinktionsfähigkeit ist das Lebensmerkmal einer Gesellschaft, die den Unterschied für wesentlich hält. Wie alles Menschliche ist auch er zwiespältig, diesen Zwiespalt aber nivellieren zu wollen, greift das Menschliche in seinem Wesenskern an. Denn das Humane ist immer von einer gewissen Qualität.

Der Behauptung einer verifizierbaren Tatsache, jemand sei etwa mathematisch unmusikalisch, wird heute gern reflexhaft entgegengehalten, damit habe der Behauptende gerade etwas besonders Böses und Menschenverachtendes gesagt. Da erscheint dann auch ein Obdachloser „anders gepflegt“. Beobachtungen werden mit einer eigens kreierten Moral abgewehrt. Derlei Leute mögen keine Fakten und finden sie im Zweifel  - vor allem unmoralisch.

Wer als Historiker Partei ergreift, hat seinen Gegenstand bereits verraten.

Wenn man nur Zahlen in die Waagschale werfen müßte: Die Menge der Priester, Nonnen, Bischöfe oder einfachen Gläubigen, die seit der sog. Französischen Revolution erschlagen, erschossen, verbrannt oder sonstwie zu Tode gebracht wurden, im Namen einer der nachfolgenden atheistischen Groß-Ideologien,  hat offenkundig bereits während des erstgenannten zivilisatorischen Groß-Ereignisses die tatsächliche Zahl der Opfer sagen wir der Spanischen Inquisition (weil da die Quellenlage am besten ist) sehr schnell übertroffen, dies wäre dann ein Argument, wenn man auf eines setzen könnte - nüchterne numerische Vernunft.

Bei Mißdeutungen auf Mißverständnisse zu setzen, setzt den guten Willen des anderen voraus, wie käme man dazu?

Aus „Lustige Verleser“: „Ertränken, leicht gemacht.“

nachgetragen am 27. April

Sonntag, 19. April 2015

Sonntag &


Herr Grass ist wirklich ein harter Hund (eine Erläuterung dafür erfolgt später). Ich sollte vielleicht zuvor einen (vorzeitigen) Essensbericht hervorzaubern; zumal ich gerade grundlos ausgesprochen milde gesonnen bin.

So begann vor vielen Tagen dieser nun reichlich verspätet nachgeholte Essensbericht, den ich dann doch bringen will, soweit die Erinnerung das noch herbringt (zumal bereits gemutmaßt wurde, ich hätte seit fast 14 Tagen nichts gegessen, ach wenn).


Als mir die Lachsstücke beim Anbraten sozusagen entgegenfielen, wußte ich zwar schon, worauf es hinauslaufen würde (Bilder helfen dem Erinnern dann doch immer wieder auf), aber gar so schlimm war es am Ende denn doch nicht.


In dem Sud war sehr viel Dill und später Sahne, das weiß ich noch.



Und meine vorzüglichen Spinat-Teigtaschen haben die Hühner später sehr dankbar aufgefressen (ich hatte die übriggebliebenen schlicht im Ofen vergessen).




Es war alles recht nett (und das nicht so Nette, habe ich mich bei dieser Gelegenheit entschieden, packe ich in eine gewissermaßen „toxische“ neue Kategorie, wir werden sehen).


nachgetragen am 26. April

Montag, 13. April 2015

Über Günter Grass auch

Ems in Telgte

Zu den Wohlthaten, die ein konservatives Gemüth verschafft, gesellt sich nicht selten: Man erträgt es (ohne heimlichen Groll), von anderen Meinungen zu hören, die der eigenen heftig widersprechen (also naturgemäß falsch sein müssen). Ja, die Welt ist tatsächlich immer noch mit sich im Reinen, soweit sie das überhaupt vermag, auch wenn nicht jeder dasselbe für wahr hält oder zumindest sich darum bemüht.

Denn es besteht kein Zwang, jeden mit seiner Überzeugung zu überwältigen, man kann das merkwürdige andere sogar respektieren, sobald man spürt, daß mit Ernsthaftigkeit darum gerungen wurde, vermag, Unterschiede zu ertragen (ohne als Ausgleich in sich Gewaltphantasien zu erzeugen), aber glaubt deswegen bei weitem nicht, daß eh alles egal ist.

Die sehr betagte und ebenso schlichte Nachbarin überraschte jüngst mit der Neuigkeit: “Dieser Gass oder Gasser oder wie'er heißt, is ja nu auch doot, kam grad in Fernsehn’, soll ja in der SS gewesen sein oder sowas”. So rächt man sich also an jemandem, der einem schon lang auf die Nerven ging, obwohl man den sog. „Stallgeruch“ vermutlich eher geteilt hat (oder gerade deswegen, schließlich vermag der Kampf ums Rechthaben eine ganze Existenz abzustützen).

Günter Wilhelm Graß starb an diesem Tag, aus Danzig herstammend, genauer gesagt aus Langfuhr (das mütterliche Herkommen besteht auf dem Unterschied). Die Vorrede galt u.a. dem sog. Moralisten, den ich meist flach und angestrengt fand, als ebenfalls eine Art sendungsmäßiger Rechthaber (bzw. eher Links-Haber) war er schlicht unerträglich. Aber so, wie ich gelegentlich (scheinbar gehässiger-weise) über jemanden sage, er sei ein besserer Mensch, wenn er predige, gilt dies für G. G. mutatis mutandis mit Sicherheit, sobald er schrieb, also wirklich schrieb.

Es ist merkwürdig, ein sehr belesener Freund (und 'in der Wolle gefärbter' Sozialdemokrat), der verstorben ist, sprach immer wieder von dem „Treffen in Telgte“ (wo ich mich doch als Liebhaber der Barock-Literatur ausgebe), aber ich mochte nie weiterlesen. Jetzt, aus welchen Gründen immer (vielleicht ein schlechtes Gewissen), habe ich es versucht und bin diesmal durch.

"'Telge' ist eine alte Bezeichnung für Eiche"

So wie Arno Holz angesichts eines buntgrünen Quarthefts dem Einfall anheimfällt, ein paar Gedichte im Stil der Zeit zu versuchen (und schließlich den herrlichen „Dafnis“ schrieb), mag Herr Grass die Parallelität des Hintergrunds empfunden haben, als geistreiche Szenerie für sein Denkmal der Gruppe '47. Ich weiß das alles nicht. Aber Literatur macht leicht Absichten zunichte, sobald man sie nur ernst nimmt.

Und ich würde jetzt wirklich gern darlegen, wie Herr Grass in die Untiefen der Barockliteratur hinabstieg, um sie als ein hernach mit ihr Bekannter (von mir aus als unsichtbarer Gegenpart, als Folie oder was auch immer) für ein Gesprächsdenkmal seiner Gruppe '47 zu benutzen, die mich, offen gestanden, als solche herzlich wenig interessiert. Also blieben nur 2 Wege der Akzeptanz, man nimmt es als Literatur, oder sucht danach, wo einem eine Epoche lebendig wird, die man, vielleicht aus einer Laune heraus, gelernt hat zu mögen.

Beginnen wir mit dem 2.: Während bei der Lektüre des Herrn Holz sich schnell ein (vermutlich debil erscheinendes) Dauergrinsen des Einverständnisses einstellt (er hatte sich schließlich auch bis zu den Ellbogen in die Epoche eingearbeitet), schwankt man bei Herrn G. meist zwischen – 'wie schön nachempfunden' und einem verärgerten - 'das ist doch komplett ausgedacht'.

Das Treffen in Telgte scheint also eine Chimäre aus historischem Roman, mit allen ihm zugestandenen Freiheiten (was wissen wir schon von Amenophis IV. über das hinaus, was nicht in irgendwelchen Romanen stünde), und einer Art chiffrierter Familienzeitung zu sein, nur daß ich für derlei fremde Familiensachen nie besonders viel Aufmerksamkeit aufzubringen vermochte.

Der Grundeinfall ist zweifelsohne beachtenswert, einen Bogen von 300 Jahren zurück zu schlagen, um in einer Zeit anzukommen, die in ihrem Grad innerer und äußerer Zerstörung vielleicht von ferne mit der des letzten Weltkrieges vergleichbar ist, der für Deutschland im Grunde der 3. war.

„Wo alles wüst lag, glänzten einzig die Wörter.“ Dies wird immer noch gern zitiert und gehört zu einer längeren Passage, in der beschrieben wird, wie zu dem erfundenen Treffen in Telgte im Münsterland von dem Königsberger Simon Dach (der das Ännchen von Tharau (für menschliche Verhältnisse) unsterblich machte, zu der ich hier mehrere Übersetzungen gefunden habe) der Olymp deutscher Dichtkunst (und einige Nebengestalten) geladen wurde.

Als da etwa wären Andreas Gryphius aus Glogau, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau aus Breslau, Johannes Scheffler, der spätere Angelus Silesius, Sigmund von Birken aus Nürnberg, der Schlesier Friedrich von Logau, der Holländer Philipp von Zesen, Georg Rodolf Weckherlin aus London. Aber auch der „Literaturprofessor“ August Buchner aus Wittenberg. Und Paul Gerhardt. Und als „Zufallsgast“ Heinrich Schütz!

Über zwanzig Herren versammeln sich also im Gasthof einer zweifelhaften Person (der Courage, der „Landstörzerin“, ja eben der, die bei Grimmelshausen und später einem Aufschreiber aus Augsburg „Ruhm“ finden sollte. Denn keiner wollte fernbleiben, niemand für sich bleiben Man traf sich, „um dem zuletzt verbliebenen Band, der deutschen Hauptsprache, neuen Wert zu geben“, und um „vom Rande her“ politisch hineinzureden. „Schließlich war man wer... Und wo sich die Fürsten erniedrigt hatten, fiel den Dichtern Ansehen zu. Ihnen, nicht den Mächtigen, war Unsterblichkeit sicher.“ Sie seien das andere, das wahrhaftige Deutschland. Nun ja, soweit der „Plot“.

Historische Telgter Wallfahrt von Münster nach Telgte - Schmerz

Von dem schlußendlich verfertigten Manifest (das dann sowieso verbrennt), erfährt man nicht wirklich Befriedigendes, immerhin beginnt eine frühe Fassung mit dem zeitlosen: „Teutschland, das herrlichste Kaiserthumb der Welt, ist nun mehr auff den Grund außgemergelt, verheeret und verderbet...“. Und später, die Deutschen hätten „fremdländischen Horden das Vaterland preisgegeben“, diese hätten sich Deutschland als Tummelplatz auserkoren, so daß es zerstückelt und nach dem „Verlust seiner Schönheit“ nicht mehr kenntlich - „ohne alte Ordnung“ sei „alle Treu verloren“.

Und abermals (viel) später - es solle mit der erwünschten Erneuerung der alten Ordnung „das altgewohnte Unrecht nicht miterneuert werden“. Und schließlich die Sorge der Patrioten: Das Reich drohe so sehr zu zerstückeln, „dass niemand mehr in ihm sein Vaterland, das einstmals deutsch geheißen, erkennen werde“. Hm. So wechseln also die Anlässe für die nämlichen Sorgen (nur daß sie womöglich vom Territorialen zusätzlich ins mehr Geistig-Physiognomische wechselten).

Um kurz noch ernsthafter zu werden, was mich bei meiner geschätzten Epoche häufig bekümmert: Warum reichte es nie zu einem Calderón, zu schweigen von einem Shakespeare. Also, warum das Mediokre, bei allen Schönheiten, unserer Literatur von dort; ich denke, es war schlicht Erschöpfung: Man hatte damit zu tun, ein Mensch von Geist zu bleiben, denn man kann das Geistige durch Barbarei tatsächlich fast zu Tode erschöpfen, auch wenn es sich nicht so zeigen wird wollen. Darum ist bei dieser Art Dichtung ihre gefällige Oberflächlichkeit ertrotzt, und ihr Spielwerk zeugt von nicht ermordetem Wissen.

Aber ich wollte noch etwas Wohlwollendes zu Herrn Grass loswerden. Nicht darüber, wie er die Kontroverse von damals darüber andeutet, daß der Dichtung überhaupt zu mißtrauen sei, da sie sich zum einen entfreche, sich Gott als Nachschöpferin an die Seite zu drängen, und zum anderen mit ihren Erfindungen die wahre Natur der Dinge verrate. Nein, dazu nichts.

Und auch ein anderes Detail soll unbeachtet bleiben, wie nämlich die Dichter sich zwangsläufig und unwissend wohl mitschuldig machen an der Hinmordung einer Bauersfamilie (von wegen der Verstrickungen, die das Leben so schicksalshaft bereithält).

Nein, ein Ärgernis soll dann doch angesprochen werden, die erfundene Kontroverse zwischen Paul Gerhardt und Heinrich Schütz. Wenn nicht neue Quellen auftauchen, haben sich beide nie gesehen oder über einander gesprochen. Aber ihr Kunstwollen war in der Tat verschieden. Die Gründe dafür hat Herr Grass wohl mehr als Vehikel für Zeitgenössisches erdacht bzw. dessen völlig berechtigte Zurückweisung ('Die Kunst ist tot' und ähnlicher Magerquark).

Aber dennoch vermag er eine berückende Beschreibung der Wirkung Schütz'scher Musik zu geben, wie er „der Menschen Jammer und Freude habe tönen lassen können: ihr banges Stillewerden und ihren Zorn, ihr müdes Wachen… und ihre Furcht vor Gott." Und dagegen für Paul Gerhardt in einem Loblied von dessen Vertoner Johann Krüger: „Dem rage nicht die Kunst vor allem...“ Nicht der „Fürsten glänzende Hofkapellen“ seien ihm teuer „sondern des gewöhnlichen Mannes Nöte“ und „daß ihm Trost zuteil werde in schimmer Zeit“.

Da hat Herr Grass seine eigene Kunstauffassung womöglich schön illustriert, aber irgendetwas fehlt uns dann doch in all diesem, aber darüber wollen wir schweigen. Und Herr deBuhr, diese Schuld jedenfalls ist nun abgetan.

Historische Telgter Wallfahrt von Münster nach Telgte - Freude

Doch halt, unterhaltsam war es schon mitunter. Daß es hier vor allem um „protestantische Besserwisserei“ ging, bezweifle ich zwar; doch der Hut paßt auf viele Köpfe: „Denn fromm waren sie alle... Jedermann glaubte sich näher an Gott. Keiner erlaubte dem Zweifel, sein Glaubensdach abzuklopfen“. Wie schön, daß wir alle, die geschätzten Leser insonderheit eingeschlossen, in derlei Dingen anders sind.

abgebrochen am 26. April

Sonntag, 12. April 2015

Sonntag &

 

Hinter den (fast schon) welken Rosen verbirgt sich heute ein Schweinekrustenbraten (dessen Übriggebliebenes nun schon 2 Abende als Nachtessen herhalten mußte; es handelt sich, wie auch anders, erneut um einen Nachtrag).


Ich habe einmal geschaut, wie die 6 Vorgänger (die ich auf diesem Blog auf die Schnelle finden konnte) sich dagegen ausnahmen; das muß sich da nicht verstecken. Nur die Kruste war wieder dachziegelartig. Ich habe keine Ahnung, woran es liegt - und man nimmt mir vielleicht an dieser Stelle eine gewisse Routine ab - aber manchmal wird die Kruste wunderbar kroß, und dann wieder – siehe oben. Dabei dachte ich eigentlich, dieses jedenfalls inzwischen bis ins Halbkoma hinein zu können, bis auf die Kruste eben.

Aber so ist das halt mit Gewißheiten, sie erinnern immer ein wenig an die vielfach gesehene Trickfilm-Figur, die unbekümmert noch ein paar Schritte über den Abgrund hinweg weiter geht, und dann, sich unverhofft umschauend, heftig zu zappeln beginnt... Fiel mir nur gerade ein.



Wir wollen wieder profaner werden. Der Krustenbraten (von mehr als 2 Kilo) hatte unter sich nur in Butterschmalz angeschmorte Zwiebeln, Thymian und Rosmarin und Weißwein um sich, als er noch unter dem Deckel war (im Ofen); gepfeffert und gesalzen war er natürlich auch. Der Deckel kam nach einer Stunde ab und das mühselige (mit Betononung auf der ersten Silbe; nein besser noch unter Absehung von jeglicher Betonung, das macht es authentischer) Übergießen begann.


In einem Anfall von vermutlich Gesundheitswahn gab es diesmal nur rohe Salate dazu. Der Mohrrübensalat sowie der Mix aus Bohnen – Weißkohl - Zwiebel -Salat waren zwar teilweise vorgefertigt, aber gar nicht mal so übel.


Und endlich wieder Kartoffeln, hörte ich von gegenüber, nun ja.


Also dafür, daß Essen an diesem Tag vermutlich mein vorletztes Bedürfnis war, habe ich mich „wacker geschlagen“, wie es der omipräsente Spruch- und Phrasenbeutel für solche Fälle bereithält; und das "will schon was heißen".

Ach so, die Sauce war schwierig (zuviel Weißwein), aber nach einigen Rettungsübungen, konsistierend aus Honig, Salz, Sahne, Gewürzpfeffer... fiel das nicht weiter auf.



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Das dazu. Bevor man aber allseits zu glauben beginnt, ich sei unter die Heiden und Gottlosen gefallen (oder gar Schlimmeres), noch ein kleiner Exkurs:

Quasi modo geniti infantes, halleluja, rationabile sine dolo lac concupiscite, halleluja.

Wie neugeborene Kinder, Halleluja, verlangt nach der vernünftigen, unverfälschten Milch, Halleluja.
1. Petr 2,2

Nach diesem Antiphon ist der Sonntag „Quasimodogeniti“ einmal benannt worden, erinnernd an die neue Geburt in Christus, die mit Ostern für uns begonnen hat.

Ich habe einige sehr schöne Beispiele dafür aufgetrieben (die ich diesmal nicht einbetten will das wäre optisch etwas schräg). Einmal allein gesungen von einem Mailänder Kantor, dann von Benediktinermönchen aus São Paulo vorgetragen, hier hat offensichtlich ein Vietnamese etwas eingestellt, der Gesang ist trotzdem lateinisch, auch hier fehlt die Quelle, aber beides ist sehr schön anzuhören, so wie auch das letzte Stück, das wieder solistisch daherkommt.

Alles ist annehmbar (ich hab's vollständig durchgehört und nirgends wurde etwa aus heiseren Kehlen zwischendrin Allahu Akbar geschrien oder derartiges). Aber wer nur 2 Sachen davon anhören mag, nehme vielleicht die letzten beiden.
nachgetragen am 14. April

Montag, 6. April 2015

Ostermontag (kleiner Nachtrag)


Wo ich eigentlich nur den letzten Sonntag nachholen wollte, fiel mir auf, daß auch der Ostermontag unbedacht geblieben ist. Zu hochfliegenden Gedanken-Zügen war ich in jener Woche wahrlich nicht in der Lage, aber das läßt sich doch noch machen. Was so düster gemeinnisvoll beginnt -


war eine simple Hühnersuppe. Da ich im Gefrierschrank nutzlos wartendes Suppengemüse und tiefgefrorene Kräuter wußte, und Fond ebenfalls vorhanden war, bestand die meiste Arbeit eigentlich darin, das übriggebliebene Fleisch vom Knochen abzulösen und zum Ende hin die geschmorten Mohrüben vom Vortag dazuzugeben.


Jetzt wiederholen wir den Spaß mit dem Düsterlicht noch einmal ein wenig.


So sah es schließlich auf dem Teller aus. Als die betagte Nachbarin später ihren täglichen Besuch machte und nach Kräften davon geschwärmt wurde, was „wir“ denn so gekocht hätten, wurde die zuletzt sehr hungrig. Frau Mutter bot ihr darauf sehr generös etwas davon an, worauf ich beide darauf hinweisen mußte, daß das eher schwierig sei, denn es sei von dem „Dünnen“ der Suppe beim besten Willen nichts übriggelassen worden. Ich könne allenfalls die immer noch reichlichen festeren Überreste mit heißem Wasser aufgießen. Aber darauf hat sie dann lieber verzichtet. 

nachgetragen am 14. April

Sonntag, 5. April 2015

Ostern &


Nach all diesen schweren Themen etwas Leichteres. Es war wirklich schwierig, meiner Kamera begreiflich zu machen, daß das Huhn mitnichten angebrannt sei. Dabei hatte ich es gefühlte 25 Mal mit dem Fond übergossen.

Doch der Reihe nach: Uns wurde ein früher glückliches Huhn offeriert. Warum früher? Nun mittlerweile war es offenkundig tot und auch ausgenommen; vorerst wurde es daher dann erst einmal tiefgefroren.

Da ich mich seit spätestens Sonnabend kaum noch von der Couch trennen mochte, kam das insofern nachträglich ganz gelegen, denn mein Enthusismus für Einkäufe, der generell nicht sehr groß ist, ging mittlerweile gegen Null. Ich hörte von sehr fern lebhafte Debatten mit der hochbetagten (und schwerhörigen) Nachbarin darüber, was man alles Nettes aus so einem Vogel machen könne. Dabei war es nicht die Vielfalt der Ideen, die dieses „alles“ umfaßte, sondern die beiden bekannten Varianten „Brühe“ oder „gebraten“ wurden auf ihr Genußpotential hin exploriert (etwa mit: „Brühe ist auch sehr schön, da hat man was Warmes zum Löffeln“)...


Soweit ich mich noch erinnere, hatte ich dann später dem aufgetauten Vogel nur etwas Butterschmalz beigesellt und wenig Wasser, aber auch Pfeffer und Salz natürlich und Thymian und Rosmarin und alles kam mit geschlossenem Deckel in den Backofen. Als der nach einer Stunde entzogen wurde, der Deckel, kam noch Gemüsebrühe mit Weißwein hinzu und mildes Paprikapulver. Und eben dieser Sud wurde dann regelmäßig von mir über den „Broiler“ gegossen.


Dazu später geschmorte Mohrrüben und, aus einem Teil des Fonds, eine Sauce. Beides convenierte dem Gegenüber sichtlich und sorgte damit schon mal für eine entspannte Grundstimmung. Ich selbst zog mich bald wieder auf o.g. Couch zurück. Ärgerlicherweise blieb damit aber auch so manches liegen, was ich u.a. hier längst anbringen wollte (daher der Beitragswust von heute, wie sich an der kleinen „nachgetragen am“ Notiz ablesen läßt). Das muß zum Essen genügen.


Wir kommen mit nachfolgendem Bild behäbig zur Überleitung:


Ich habe versucht, gegen meine grumpelige Grundstimmung u.a. mit viel Osterkitsch anzukämpfen, konzentriert auf ein Fenster. Ich mag das sogar, gebe ich unumwunden zu.


Nun hinke ich mit dem Nachfolgendem unübersehbar leicht hinterher, aber vom Kirchenjahr her hat gerade nur die „Österliche Freudenzeit“ begonnen, also - aufrichtig und herzlich, und ein wenig nachträglich -


Frohe und Gesegnete Ostern





nachgetragen am 8. April