Samstag, 31. Oktober 2015
Reformationstag - der nette Teil 1
Ich hasse es, wenn Menschen bei Nachrichten mit „Ich“ anfangen, sofern sie nicht gerade Hölderlin heißen. Nun hab ich's gerade getan, aber dieses ist ja auch eine private Seite und zum Verständnis des nachfolgenden nicht vollständig unerheblich.
Noch bin ich nicht so alt, alles um Unpäßlichkeiten kreisen lassen zu müssen, aber in dieser Woche kam zu meiner Erkältung eine Magengeschichte dazu, was zu folgendem Dialog gestern führte.
Zu Frau W. gesprochen: 'Du kannst völlig vergessen, daß ich mich morgen an den Herd stelle, nur weil Reformationstag ist, da kotze ich höchstens in den Topf'. Antwort: 'Aber für ein kräftiges Frühstück wird es ja wohl noch reichen. Davon habe ich übrigens schon geträumt'.
Das bekam sie also heute (Fisch in Varianten) und guckte anschließend in einer deutlichen Mischstimmung stundenlang aus unserer Wunderküche in den goldenen Herbst. Postkartenreif, das dort draußen. Und irgendwann hörte ich: 'Was ist das da für ein Licht?' Und fing eintretend mit einer genervt pedantischen Erklärung an, um innezuhalten.
Es war das farbige Rosetten-Fenster von der anderen Seite des Querschiffs der Schloßkirche, das die Herbstsonne durchleuchtete. Es war unglaublich. Wenn man illustrieren wollte, was christliche Mystik bedeutet, das wäre es gewesen. Meine Kamera ist zu schlecht dafür (und meine Sprache zu dürftig), ich habe deshalb sogar den freundlichen Nachbarn über uns meine Anwesenheit aufgedrängt, vergeblich.
Das sind also die idyllischen Bilder des Scheiterns. Aber das Ereignis bleibt ja real. Es waren in Wirklichkeit viel mehr Farben, und es war vollständig. Als würden aus einem Haufen von vergilbendem Laub Chöre von Licht hervorbrechen - ruhig, geheimnisvoll, in sich geborgen, unangreifbar, immer schon da, als begönne die Dunkelheit, aus sich heraus zu leuchten. Als hätte das Nichts beschlossen, den Schöpfer zu preisen... Wir schweifen ab.
Ist es wichtig, das Geheimnisvolle beschreiben zu können? Wesentlich ist nur, daß es sich ereignet.
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10 Kommentare:
Irgendwer hat mal geschrieben: "Wasser findet seinen Weg." Klemptner und Geologen können davon vermutlich ein Lied singen. Aber auch bei Licht - trotz seiner Gradlinigkeit - erlebt man manchmal so seine Überraschung. In einer alten Wohnung saß ich morgens mal auf der Sinnierschüssel und plötzlich blendete mich die Sonne. Das wundert nicht, wenn man nur bedingt, dass ich in östlicher Richtung saß. Nur waren zwischen mir und der Sonne mindestens 3 dicke Betonwände, wenn nicht sogar 4. Das Klo war fensterlos und befand sich im innerste Raum der Wohnung.
Die Lösung war so einfach wie faszinierend. Das Licht ging nicht durchs Haus, sondern oben rüber und wurde dann in den Fenstern des gegenüber stehenden Blocks reflektiert. Von dort aus durchbrach es mein Fenster und erreichte ein Glasteil meiner Anbauwand gegenüber des Fensters. Von dort aus gelangte es auf den Weg Richtung Fernseher, der neben dem Fenster stand und über einen Spiegel an der offenen Klotür blendete es mich dann.
Der Effekt passierte einmal in den 15 Jahren, die ich in der Wohnung lebte. Dein Bild mit den farbig durchscheinenden Fenstern könnte öfter vorkommen. ;-)
Also, wer da nicht zum Propheten wird, der ist immun. Schön, wenn man so ins Irdische runtergeholt wird. Das war nur in diesem Fall auf den ersten Blick simpler, denn die Sonne geht üblicherweise immer dahinter lang (astronomisch falsch gesprochen), aber es sah bisher nicht so aus, jedenfalls, wo ich dabei gewesen wäre; wie gesagt - ich wurde ja von anderer Seite auf das Phänomen aufmerksam gemacht, und das auch in eher profanen Worten.
Ich konnte heute leider Deine Sendung nicht hören, da ich auf Empfehlung einer kunstsinnigen Nachbarin aus ursprünglich Hamburg Verdis Requiem auf Arte sah und hörte, ich bin noch ganz vergeistigt, da muß man auch erst wieder von runterkommen.
Mag die Sonne beinahe täglich hinter dem Gebäude lang gehen, so hat sie doch jeden Tag eine andere Höhe. Das kann dann bewirken, dass die Linie Sonne-Farbiges Fenster-Klares Fenster-Dein Auge nur an bestimmten Tagen in dieser Form existiert. Am besten im Kalender markieren und im kommenden Jahr am gleichen Tag probieren. Oder am Tag im Frühjahr, wo die Sonne am gleichen Ort steht. Wenn ich mich nicht verschätze, dürfte das Mitta Januar der Fall sein (Tag des Ereignisses bis Winteranfang und die gleiche Zahl der Tage dann addieren).
Sendung ist ja schon in der Mediathek oder am Dienstag ab 12 uhr im Radio.
Stimmt auffallend, versuche ich mir gerade zu merken. Die Sendung muß ich noch hören. Einen Essensbericht gibt es vermutlich auch bald, das Pilzgulasch in Schwarzbier war nämlich gar nicht übel. Mir fehlt aber noch die nette Geschichte drumrum. Nicht, daß ich sie mir ausdenken wollte, aber man übersieht ja auch.
Das Gericht hört sich lecker an ...
Den Irrtum durften wir inzwischen aufklären.
Das passiert, wenn man um 1.14 Uhr antwortet und deshalb nicht nur die Anführungsstriche vergißt, sondern auch den halben Satz. Ich meinte, der "Irrtum", genauer gesagt, die berechtigte Vorahnung habe sich nun ja geklärt. Ein Beispiel, wie man mit seiner Ironiesucht in die Irre gehen kann.
Wie ich anderswo schon kommentierte: "Ironie funktioniert im Internet nicht." ist wohl ein alter Lehrsatz aus der Kommunikationswissenschaft, den ich doch auch bestätigen kann.
Aber angeblich funktioniert sie doch in der Literatur? Gut, das Internet ist keine Literatur. Gibt es eigentlich ein "Smiley" für Ironie oder Sarkasmus?
Ist es wirklich Ironie oder doch Satire, was auch in der Literatur funktioniert.
Oder funktioniert es, weil man vorher weiß, dass es Ironie ist, weil man den Autor kennt und man von ihm Ironie erwartet. Da steckt ja hinter jedem Satz eine Geschichte, die bis zu diesem oder zum Werk drumrum führt. Bei frei im Netz stehenden Sätzen ist das nicht so.
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