Sonntag, 4. Oktober 2015

Sonntag &


Von westdeutschen Pastorinnen erwartet man ja eigentlich nur, daß sie über Kernkraftwerke oder Nicaragua predigen, oder was gerade an deren Stelle getreten ist. Und dann ist man sogar dankbar, wenn auch der liebe Gott vorkommt, und sei es über den Umweg einer Liebeserklärung an das Volk Israel. Doch halt, es gab auch einen Scherz, den wir nicht verschweigen wollen - ihre Töchter hätten begeistert ausgerufen, Mecklenburg sei so schön wie Schweden, nur billiger.

Dekanin Anne-Kathrin Kruse aus Schwäbisch Hall predigte in der Stadtkirche zum Tag der Deutschen Einheit, ich hatte mich dahin aufgerafft. Dafür, daß ich wußte, was mich erwarten würde, war es recht nett, vor allem die Musik. Einzig, der Kantor scheint inzwischen so vertraut mit der Ewigkeit zu sein, daß er nur recht widerwillig daraus aufzutauchen bereit ist.


Zum Essen. Wie meine Großmutter selig zu sagen pflegte: „Ich kenn' meine Schweine am Gang“ (man muß sich das Plattdeutsche dazu denken), so war es mit dem heutigen Fleisch, als ich es abspülte (Filet vom Schwein und irgendwas vom Jungbullen). Da dachte ich mir, das wird nüscht. Denn, wenn der Charakter verdorben ist, hilft kein kräftiges Anbraten, langes Schmoren etc. etc., es kann nur etwas Langweiliges dabei herauskommen.



Und so war es auch. Ich habe genau das versucht. Geschmort wurde übrigens mit Zwiebeln, Knoblauch, Rotwein und Rosmarin, verschiedenen Sorten Pfeffer...

Der Rosenkohl war, nun ja, leicht pappe-affin, das aufgewärmte Sauerkraut von gestern durchaus in Ordnung. Und nun das Wunder – alle Geschmacksbemühungen hatten sich in die Sauce verkrochen – die wurde schnell weniger. Selbst eine leicht wunderliche Nachbarin, die sich zum Fensterputzen angemeldet hatte, sie mochte den Anblick nicht länger ertragen, hatte nichts einzuwenden. Ich denke, das genügt.


Ich ringe gerade sehr mit mir. Die Schloßkirche ist ab heute wieder in ihren vorzeitigen Winterschlaf verfallen, die letzte Ausstellung - Plastik von Emerita Pansowová endete. Ich wollte keine Bilder machen, und wenn, dann sie nicht veröffentlichen, wie gesagt, sollte noch etwas auftauchen, habe ich mich nochmals umentschieden.

Sei es, wie es sei. Sie bleibt ein mehr als magischer Ort, der einen in den unerwartetsten Momenten überwältigt.


4 Kommentare:

DirkNB hat gesagt…

Tja, auch Klischees sind nicht mehr das, was sie mal waren, auch wenn sie schon etwas betagt sind. Genauso alt ist folgendes scherzhaftes Gespräch zweier katholischer Pfarrer, dass in dem Gedanken endigte: "Wir werden die Aufhebung des Zölibats nicht mehr erleben, aber vielleicht unsere Kinder..."
Herrlich übrigens auch deine Umschreibung des Wortes "langatmig" (oder "ausdauernd").
Wenn es nur zum Rosenkohl eine schöne Soße gibt, dann ist doch das Essen gerettet. So habe ich manchmal durchaus das Gefühl, dass man auf das zubereitete Fleisch manchmal gut und gern verzichten könnte, wenn es nicht Grundlage der herrlichen Soße wäre.
Das Bild vom Schlosskirchendetail ist doch schön, vor allem das Licht- und Schattenspiel. Vielleicht hätte man es nicht unbedingt veröffentlichen müssen, aber fotografiert gehört sowas. ;-)

MartininBroda hat gesagt…

Wir danken und mutmaßen, das waren die Worte zum Kantor?

Das ist zwar einer der Lieblingssätze von Frau W. dem Grunde nach (sie liebt Soße), aber ja, hier stimmte es.

Warum nicht veröffentlichen? Ich frage das ganz unschuldig. Denn tatsächlich war dies hier ursprünglich nicht als Ort der Selbstexploration gewollt, sondern mehr als einer des Mit-Teilens, aber man macht sich natürlich schnell was vor. An dieser Stelle bin ich Kind geblieben - wenn ich etwas schön finde, muß ich darüber Lärm machen.

Aber das passiert mir immer noch öfters. Man denkt z.B. naiverweise leicht, daß das gemeinsame Interesse, die gleiche Sorge um etwas, eine besondere Verbindung stiften würde. Nein, tut es nicht. Es verstärkt nur die bekannten menschlichen Eitelkeiten.

Tut mir leid, bin gerade in Schreib-Neigung.



DirkNB hat gesagt…

Es klingt zwar gerade etwas paradox, aber meine Schreibneigung ruht gerade ein wenig, zumindest, was das kulinarische angeht. Aber da gehts ja auch eher ums agieren. Reagieren geht immer etwas leichter.

Ein Bekannter, ehemaliger Betreiber eines guten Restaurants in Berlin und nachfolgend im süddeutschen Raum, hatte mal eine Roulade auf seiner Karte. Das sprcht ja im allgemeinen für einen schönen Klecks Soße. Schmorgerichte sind da ja die ideale Quelle. Die Roulade war auch eine klassische (also mit Rindfleisch), die Füllung war "modern", aber die Zubereitung schlug dann alles: vakuumiert und im Wasserbad gegart. Sie mag lecker gewesen sein, aber so ganz ohne Soße ... Ein Wasserbad, in dem ein Plastikbeutel schwamm, ist keine gute Quelle für Soße, egal, was in dem Beutel war. ;-)

Natürlich veröffentlichen! Es gibt so viel schlechtes in der Welt, da gilt es, mehr schönes zu zeigen!

naturgesetz hat gesagt…

As always, it looks like a tasty dinner.

As it happens, I did something with pork chops last evening. I sliced some of the fat from them and melted it in a frying pan. After sprinkling the chops with pepper and mild paprika I browned them in the fat, then added leftover liquid from the pot roast I cooked a couple of weeks ago and simmered them, covered, on the stovetop far maybe 40 minutes. They were thick, so I was still afraid they wouldn't be fully cooked, but they were fine: cooked through but still moist. Since they were bland, I added a bit of barbecue sauce at the table.