Freitag, 31. Oktober 2008

Das letzte Hurra des Herbstes











Und übrigens wurde am 31. Oktober 1795 John Keats geboren, nachfolgend die 3. Strophe seines Gedichts „An den Herbst“:

To Autumn


III

Where are the songs of Spring? Ay, where are they?
Think not of them, thou hast thy music too,—
While barred clouds bloom the soft-dying day,
And touch the stubble plains with rosy hue;
Then in a wailful choir the small gnats mourn
Among the river sallows, borne aloft
Or sinking as the light wind lives or dies;
And full-grown lambs loud bleat from hilly bourn;
Hedge-crickets sing; and now with treble soft
The red-breast whistles from a garden-croft;
And gathering swallows twitter in the skies.

Donnerstag, 30. Oktober 2008

Über die Pflicht zu erinnern



Ezra Pound wurde am 30. Oktober 1885 in Hailey (Idaho) geboren und starb am 1. November 1972 in Venedig. Das Notwendige zu seiner Person findet sich auf Deutsch hier.

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Über Dankbarkeit



Wenn Menschen, von denen man wenig weiß, außer zum Beispiel, daß sie sich kaum über einen Mangel an Aufmerksamkeit beklagen können, wiederholt mit Bildern solcher Art unverhofft beglücken, wie kann man da anders als dankbar sein.

Dienstag, 28. Oktober 2008

Brideshead Revisited



Beim Blättern in den Kalenderblättern stolpere ich über Arthur Evelyn St. John Waugh, der am 28. Oktober 1903 in London geboren worden ist; Großer Gott „Evelyn Waugh“, welche großartigen Erinnerungen an „Brideshead Revisited“ stellen sich unverzüglich ein, Jugenderinnerungen zumal, ich erinnere mich klar, wobei ich tatsächlich schon 20 gewesen sein muß, also habe ich tatsächlich besuchsweise den elterlichen Fernseher gegen die Zumutung verteidigt, etwas anderes sehen zu dürfen als diese Serie, so sind sie, die Erinnerungen, ich dachte wirklich, es wäre früher gewesen, aber vermutlich habe ich mich aus meinem späteren Urteil heraus einfach in diesem Alter noch für sehr unreif befunden.







Es gibt eine dankenswerte Dokumentation, die hier in ihren Anfang gezeigt wird:



"Quomodo sedet sola civitas...".

Einschub

Kürzlich schrieb ich von dem „einen Nachtrag“, das legt logischerweise nahe, daß es einen anderen geben müßte, es gibt ihn eben gerade jetzt, wenn auch eher banalerer Natur.

Als ich kürzlich mitten im meinem unwesentlichen Beitrag über sagen wir Byzanz durch einen lieben Freund gestört wurde, speicherte ich den Inhalt desselbigen (nicht des Freundes) kurz ab, um nach etwa 15 Minuten erneut nach folgendem zu suchen: Der „Kaiser von Trapezunt“ verbunden mit dem Stichwort „Märchen“, und wen fand ich an erster Stelle, mich, das zum Thema Selbstreferentialität in einem gewissen Medium. Und über gewisse übertriebene Illusionen.

Montag, 27. Oktober 2008

Sonntag, 26. Oktober 2008

Über Spuren

Bei der Sichtung der bemerkenswerten Neuigkeiten des Tages werden wir daran erinnert, daß Gilles de Rais am 26. Oktober 1440 in Nantes hingerichtet wurde, Kaiser Flavius Claudius Iulianus findet Erwähnung, und das Kaiserreich Trapezunt wurde am 26. Oktober 1461 von den Türken erobert. Dessen letzter Kaiser, David Komnenos, der sich gegen gewisse Zusicherungen ergeben hatte, wurde 1462 auf Befehl Mehmed II. getötet.

Für Gilles de Rais ist mein Gemütszustand nicht schwarz genug (ich habe tatsächlich einmal versucht, das Buch von Georges Bataille zu ihm zu lesen), der in der Tat bemerkenswerte „Julian Apostata“ verdiente eine Würdigung, die gesammelterem Nachdenken entspringen müßte, aber der Untergang von Trapezunt, des letzten byzantinischen Staates, gehört irgendwie zu diesem Oktober.

Ich kann mich gerade noch erinnern, daß mir dieser Name „Kaiser von Trapezunt“ zum ersten Mal in einem Märchen begegnet sein muß. Inzwischen denke ich, daß ich es bei Christoph Martin Wieland in seinem „Hexameron von Rosenhain“ im Märchen „Narcissus und Narcissa“ gefunden haben könnte, aber wie gesagt, die Erinnerung ist sehr schwach, allerdings, wenn uns Namen früh begegnen und sich ihre Bedeutung nicht scharf begrenzen läßt, erzeugen sie manchmal ein gewisses assoziationsverheißendes Eigenleben.

Abgesehen vom Märchenhaften steht aber „Trapezunt“ auch für einen Teil unserer europäischen Seele, der weitgehend abgestorbenen ist. Der Untergang von Byzanz gehört zu den furchtbaren Mirakeln, die anzeigen, welcher Kosmos an Möglichkeiten gnadenlos zerstört werden kann, ohne daß das Nachfolgende auch nur ansatzweise dafür Genugtuung leisten könnte.

Der traurige Abstieg des griechischen Volkes von dieser Höhe unter den Türken, das sich deshalb nicht zuletzt in seine Märchen geflüchtet hatte, findet darin bezeichnenden Ausdruck, daß das Wort „paramythi“, das, wie ich lese, im Neugriechischen für „Märchen“ steht, von „paramythia“ herrührt, „Tröstungen“.


Der eine Nachtrag

Insofern ist das Ende dieses griechischen Kaisers nicht mit jenem vergleichbar, das vor ihm Konstantinos XI. Palaiologos fand, als dieser am 29. Mai 1453, Konstantinopel gegen die Türken verteidigend, schließlich fiel und damit Anlaß für Sagen und Legenden schuf und anderes, wie die Worte von Odysseas Elytis:

"Mitag aus Nacht Und nicht einer bei ihm
Nur seine treuen Worte, die all ihre
Farben mischten um seiner Hand zu
lassen eine Lanze aus weißem Licht..."

(Tod und Auferstehung des Konstantinos Paläologos)

Odysseas Elytis, "Glänzender Tag, Muschel der Stimme" Verlag Volk und Welt, Berlin 1982, in Lizenz aus Odysseas Elytis, Ausgewählte Gedichte, Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main, 1979

Oder in einer Übersetzung, die ich gerade hier gefunden habe

“Noon out of night
And not one person by his side
Only his faithful words that mingled
all their colors to leave in his hand
a lance of white light…"

Über Empfehlungen




Letzten Monat stieß eine von mir sehr geschätzte Person mich auf einen bestimmten Blog. Ich muß zugeben, daß ich ihn nicht ganz so regelmäßig besucht habe, wie ich mir das vorgenommen hatte. Aber wer einen Ort ausgezeichneter Bilder sucht, sollte hier einmal vorbeischauen.

"Meanwhile Back At the Ranch - The Daily Edition" von Timbo, wie er in seinem Blog seinen Namen abkürzt, bietet über atemberaubende Naturaufnahmen aus dem "Wilden Westen" der Vereinigten Staaten hinaus einiges, was den geneigten Beobachter erstaunen lassen wird.

Angenehm überrascht war ich davon, wie umgehend schnell er zugestimmt hat, daß ich dieses obenstehende Photo von ihm verwenden darf, um ihn gewissermaßen visuell vorzustellen.

Samstag, 25. Oktober 2008

Freitag, 24. Oktober 2008

Über nahe Orte



Mir fällt gerade ein, wie ich heute sagte, “ich bin in meinem Herzen immer Potsdamer geblieben”. Ist es nicht kurios, wie einen Orte gewissermaßen erwählen, zu denen man zunächst sperrig und abweisend stand, nur um eines Tages zu erkennen, daß man dort seine Seele wiedergefunden hat, was einem nur sehr schwer, mir jedenfalls bisher noch nicht, geraubt werden kann.

Donnerstag, 23. Oktober 2008

Über Privates

Es spricht einiges dafür, daß wir unsere angestrengte Abstraktionsebene zeitweilig einmal verlassen. Denn, ausgelöst durch eine sehr trügerische, Sinn verheißende Person, sind wir erfreulicherweise vor einiger Zeit auf unseren grundsoliden Greg vom Cape Code stoßen. Und wie ich gerade erfahre, bin ich der "international blogger friend Martin", wenn das nichts ist.

Dienstag, 21. Oktober 2008

In die Müdigkeit gesprochen



Ich würde mich für dümmer darstellen, als ich es mir selbst gestatten könnte, wenn ich nicht zugäbe, daß ich manchmal sogar meine eigenen Bemerkungen im Nachhinein respektabel finde; gruseliges Selbstzitat: „Tun wir einmal so, Prospero spräche ein Gedicht im Sturm: ‚Wir sind aus solchem Zeug wie das zu Träumen‘ ist zu einem Muster im sprachlichen Grundgewebe meiner eigenen Seele geworden“.

In diesen schräg gestimmten Zeiten ist es ja deutlich verboten, in Bezug auf Werte und Dinge Wertnuancen zu behaupten, denn zu sagen, man könne lesen, beleidigt bekanntlich jeden, der das offensichtlich nicht kann, und selbst diese Behauptung …

Aber das ist, glaube ich, nicht wirklich relevant, man muß manchmal nur warten können (und sei es als Antizipation des logisch Erwartbaren), wenn es nur immer so einfach wäre, wertvoller, festgehalten zu werden, ist, die Beschäftigung mit Dingen von Wert hinterläßt Spuren, sie verändert die eigene Seele, nur: Was fangen wir mit dieser ganzen Barbarei endlich an?

Im Hafen der Poesie

Die Linien des Lebens sind verschieden,
Wie Wege sind, und wie der Berge Grenzen.
Was hier wir sind, kann dort ein Gott ergänzen
mit Harmonien und ewigen Lohn und Frieden.

The lines of life are varied,
as are roads, and as are the boundaries of mountains.
Whatever we are here, a god can complement there
with harmony and perpetual reward and peace.



Eines meiner Lieblingsgedichte von Friedrich Hölderlin (1770-1843), gewissermaßen die Inkarnation der Poesie, aus der Epoche seiner "Spieluhrenlyrik", gehüllt in das Gewand der Naivität werden Abgründe leichthin überschritten, die Übersetzung, lese ich, stammt von Emily Ezust, ich habe momentan keine Ahnung, wen ich hier um Zitiererlaubnis bitten müßte, darum nur für jetzt ein Link.


Nachtrag

Prof. Aue war so gütig, mich mit der Nase darauf zu stoßen, wohin ich meine Anfrage zu richten hätte, was natürlich umgehend geschehen ist, ich hoffe, seine Serverprobleme sind inzwischen soweit gelöst, daß ihn meine Mails wieder erreichen, ich weiß, das klingt jetzt etwas merkwürdig.

Als Nachtrag zum Nachtrag: Frau Ezust war so freundlich, mir noch im Nachhinein das Verwenden ihrer Übersetzung zu gestatten.

Sonntag, 19. Oktober 2008

Über die Heilige Jungfrau &

Ich denke, es macht einen großen Unterschied, ob man sein Interesse oder seine Sympathien für die Römische Kirche aus einer sicheren Distanz kultiviert oder von der Materie umschlossen ist. Mir ist das gerade wieder aus zwei ganz unterschiedlichen Anlässen aufgefallen.

Den einen will ich heute nur kurz erwähnen. Als ein Liebhaber fremder Welten verfolge ich seit einigen Tagen den Blog von „Father Geoff“ und mindestens ebenso sehr die Vielzahl seiner Kommentatoren, in Kalifornien tobt der Kampf um “Proposition 8”. Einer der Kommentatoren schrieb von seiner Schwester, die diese Kirche mit den Worten verlassen hätte: "When they substitute the Rule of Love for the Love of Rules, I'll go back to them".

Um ihn einmal selbst zu Wort kommen zu lassen: “To carve out a little niche of love in a sometimes harsh world ...acceptance and love in the face of ignorance and hate… the Antichrist? He's the one that convinces people to hate in the name of God”. Wie gesagt, ich mag das hier heute nicht weiter vertiefen, aber der Gedanke, gegen das Häßliche und zerstörend Feindliche Nischen bauen zu wollen, in denen das Gegenteil aufwachsen kann, das hat schon etwas Beeindruckendes, zumal dieser Geistliche zweifelsohne persönlichen Mut (ich bemerke gerade, was für eine dumme Floskel, wie sollte denn unpersönlicher Mut aussehen) bewiesen hat.

Über den anderen Anlaß muß ich noch etwas nachdenken, aber er wird schon zu irgendeiner Folge führen...

Wenn die Folge auch nicht immer die erhoffte ist. Der Name des Posts legt eigentlich nahe, daß es irgendwie um die Heilige Jungfrau gehen muß. Nun der liebe Prof. Aue hatte offensichtlich ein kurioses Déjà-vu, als er diesen unscheinbaren Blog mit seinem Besuch beehrte, denn ich hatte seine wunderbaren Sammlungen gewissermaßen wieder einmal geplündert (wobei er durchaus vergleichsweise komfortabel dastehen dürfte, ich erinnere mich noch deutlich, wie ich einmal panisch erschrocken von einem Schaufenster wegsprang, in dem ich mich unverhofft selbst gespiegelt sah).

Allerdings sind seine Sammlungen ja ein wenig von der Art, wie es einem Philatelisten ergehen muß, der mit der Lupe auf die gehaltvolle Briefmarke schaut und begeistert ständig neue Details entdeckt, mit anderen Worten, seine Präsentationen sind konzentriert gedankenvoll (und das auch noch zweisprachig), aber nicht unbedingt übersichtlich (Entschuldigung), also führt jedes Wiederlesen zwangsläufig zu neuen Entdeckungen, aber ich schweife ab.

Was ich in der Tat unterhaltsam fand, war, daß er im Zusammenhang mit Rilke die These aufstellte, die katholische Kirche sei eigentlich eine Kirche Mariens, kurzgesagt, weil sie die meistverehrte Akteurin sei. Er ging also von der Faktizität der Verehrung aus. Ich kann mich da selbst nicht ausnehmen, von den 2 ½ Texten, sie ich auf Latein zu memorieren vermag, erleidet das „Ave Maria“ dieses mehr oder weniger täglich, aber das ist ein anderes Kapitel.

Einwenden müßte ich vielleicht, daß die Sache durchaus ernster ist, da seit Leo XIII. die Römische Kirche gerade noch davor zurückschreckt, Maria als Miterlöserin zu dogmatisieren und damit aus der göttlichen Trinität schwebend eine fröhliche Quaternität zu schaffen (an der Herr Jung sicher seine helle Freude gehabt hätte, aber wir schweifen erneut ab).

Es ist wirklich ein weites Feld, die Heilige Jungfrau, unsere heidnisch-mythischen Verwurzelungen, die Begegnung mit dem ungreifbaren Göttlichen, der Kern des Christentums, angemessen für einen Sonntagabend, aber vermutlich wert, in einer gesammelteren Stimmung neu erörtert zu werden.

Ich will für heute enden mit 2 Bildern aus einer anderen Sammlung, die mich heute per Mail erreicht hat, eine Mail, die mich tatsächlich für einen Augenblick glücklich gemacht hat.



Über Skurrilitäten

Zu den skurrilsten Nachrichten, an die ich mich erinnere, zählt die sinngemäß lautende: „Nach dem tragischen Tod von Lady Diana ist nun auch ihre bekannte Freundin Mutter Teresa verstorben“. Das geschah am 5. September 1997 und scheint eine Ewigkeit her zu sein.

Ich stolpere darüber, weil ich gerade lese, daß heute vor 5 Jahren Mutter Teresa selig gesprochen wurde. An derartigen Details ist zu spüren, wie sich unmerklich Grundstimmungen ändern können. In dem Jahrzehnt vor diesem gab es noch eine Anzahl öffentlicher Ikonen, über deren wirklichen Wert man die unterschiedlichsten Erwägungen anstellen kann, deren Verlust aber, wie im Fall Diana Frances Spencers, zu kollektiven Verlustorgien führen konnte, ich muß von heute gesehen gestehen, damals nicht unbeeinträchtigt geblieben zu sein.

Freitag, 17. Oktober 2008

Über Rilke &

Wir sind gerade ein wenig sehr müde, um so mehr würden wir es zu schätzen wissen, wenn der geneigte Leser hierher seine Aufmerksamkeit lenken könnte:


Rainer Maria Rilke

Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen


Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.

Ich kreise um Gott, den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.



Rainer Maria Rilke

I'm living my life in spiraling gyres

I'm living my life in spiraling gyres
that move o'er the choirs nearby.
I may never reach the top of the spires,
but still my resolve is to try.

I circle round God, the ancient expanse -
for thousands of years, pray to tell -
and still I don't know: what shall I be thence?
A falcon? A storm? A chorale?

Übersetzung / Translation
von / by Walter A. Aue

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Über Verehrung



Auch wenn uns die Sinnlosigkeiten des Tages beträchtlich ermüdet haben, gelingt es uns doch gerade noch festzuhalten, daß heute vor 30 Jahren, also am 16. Oktober 1978, Karol Józef Wojtyła zum Papst der Römischen Kirche gewählt wurde, als welcher er den Namen Johannes Paul II. annahm.

Es ist erstaunlich, wie wir für jemanden, der uns in so vielen Dingen zutiefst fremd geblieben ist, unverändert eine noch tiefere Zuneigung und Verehrung empfinden können.

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Über Nähe

Bei meinem sporadischen Fernsehkonsum gerate ich gerade in eine Szene, in der George Michael als Gott auftritt, nun ja, so sehr ich den jungen Mann mag, das ist ein bißchen viel.

Wir geraten immer wieder in Situationen, in denen wir uns merkwürdig fühlen, deplaziert, unter unserer Würde, aber wie können wir die Erniedrigung unseres Herrn bewundern und jede Möglichkeit zurückweisen, in denen er uns Demut zu lehren versucht und so den einzigen Weg, auf dem wir ihm etwas näher kommen können, wir, die wir vorgeben, ihn doch so sehr zu mögen.

Was dies genau bedeuten soll, nun, wir werden daran erinnert, daß die Äußerlichkeiten nicht wirklich zu uns gehören, daß, wenn alles Sichtbare vergangen ist, etwas übrig bleibt, das das Wesentliche ist, wir oder genauer der, dessen Namen ich kenne.

Dienstag, 14. Oktober 2008

Ortsbeschreibungen





Auf dem Weg von der Innenstadt zu diesem Ort, der auf einer Erhebung über dem Tollensesee liegt, kommt man, wenn das Treptower Tor hinter sich gelassen hat, an der Kapelle St. Georg vorbei. St. Georg, einer der 14 Nothelfer, historisch eigentlich ein Märtyrer unter Diokletian (†um 303) wurde bald zu einem der farbigsten Heiligen der Christenheit, seit den Kreuzzügen wird er im Abendland als junger, hoch zu Roß mit dem Drachen kämpfender Held verehrt, als Patron der Ritter, als Beschützer der Kranken und auch als Patron von England. Diese frühgotische, 1308 erstmals urkundlich erwähnte Backsteinkapelle diente, wie der Name schon nahelegt, als Spitalkapelle (für kranke Pilger oder an der Pest Erkrankte), betreut von den Mönchen des benachbarten Klosters Broda.

Montag, 13. Oktober 2008

Abwege

Ich hatte zwar jüngst etwas von Themenerweiterung gemurmelt, aber vermutlich gerate ich jetzt etwas über den Rand dessen, was diesem Ort angemessen wäre. Aber egal, wo all diese Weltwirtschafts-„weisheiten“ kollabieren und das Märchen vom nackten Kaiser traurige Wiederholung feiert und dafür das Hoffnungsträgertum in jenem südlich von Kanada gelegenen Land uns zumindest eine gewisse unterhaltsame Entschädigung bietet, will ich wenigstens letzteres doch kurz dokumentieren.


Sonntag, 12. Oktober 2008

Samstag, 11. Oktober 2008

Oktober &




Merkwürdigkeiten: Ein liebenswürdiger und liebenswerter Hawaianer, der sich zufällig unter einem Bild Churchills hatte photographieren lassen, veranlaßt mich indirekt, mich widerwillig erneut mit dessen Person zu beschäftigen, abgründig, aber zugegebenermaßen interessant, ich meine natürlich Churchill, Mr. Gum ist auch interessant, aber in einer deutlich menschenfreundlicheren Weise.

Wenn eine gerechte Sache mit bedenkenlosen Mitteln vertreten wird, verliert sie irgendwann ihren Charakter als einer bedenkenlosen und gerechten Sache (ist es nicht kurios, wie dasselbe Wort nur durch seinen Kontext in seiner Bedeutung vollständig umschlägt), was nüchtern festzuhalten ist, und ich glaube einer der Gründe, warum Churchill so originell wirken kann, ist seine letztliche Haltlosigkeit, jemand, dessen Existenz so sehr aus Traditionen herrührt, hat mit seinem Einfluß (moral bombing – allein der Begriff) das kulturelle Gedächtnis eines anderen Volkes nahezu ausgelöscht, unintendiert, bei diesem persönlichen Hintergrund (?).

Dennoch, ich respektiere Witz, aus welchen Quellen er auch immer gespeist werden mag, und wer will, mag sich in diesen hier näher vertiefen.

Die andere Merkwürdigkeit, ich hatte diesen Blog ursprünglich, auch aus Eigennutz, als einen Ort gedacht, das Angenehme zu versammeln, und habe erkennen müssen, daß das schlimmstenfalls chiliastischer Nonsens ist, das angenehm Erbauliche läßt sich nicht chirurgisch aus dem Anderen heraustrennen, allenfalls gelingt jemandem etwas wie Tolkien, wo das Wahre im Falschen aufscheint, ohne unvollständig zu sein, aber dafür bin ich nicht begabt genug.

Folglich läßt sich eine Tendenz zur Themenerweiterung resp. –verwässerung wohl nicht mehr ganz ausschließen.

Und eine letzte Merkwürdigkeit für heute: Eine von mir sehr respektierte Persönlichkeit teilte mir eben beiläufig mit, daß er üblicherweise morgens meinen Blog lesen würde, das hatte ich erstens so nicht erwartet und ließ mich zweitens zusammenfahren wegen der Belanglosigkeiten, die hier vermutlich zu oft traktiert wurden, dieser Gedankengang läßt sich kaum zu einem gescheiten Ende führen, darum nur noch:

Jedem einen guten Sonntag.

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Rilke & andere Merkwürdigkeiten



Rainer Maria Rilke


Die Engel

Sie haben alle müde Münde
und helle Seelen ohne Saum.
Und eine Sehnsucht (wie nach Sünde)
geht ihnen manchmal durch den Traum.

Fast gleichen sie einander alle;
in Gottes Gärten schweigen sie,
wie viele, viele Intervalle
in seiner Macht und Melodie.

Nur wenn sie ihre Flügel breiten,
sind sie die Wecker eines Winds:
als ginge Gott mit seinen weiten
Bildhauerhänden durch die Seiten
im dunklen Buch des Anbeginns.


Rainer Maria Rilke

The Angels

They all have lips profoundly tired
and lucid souls without a seam,
and yearning (like a sin desired)
moves sometimes slowly through their dream.

They nigh resemble one another
and walk His gardens silently:
so many intervals that gather
in God's majestic melody.

But only with their wings extending
do they call forth the heaven's gales:
like sculptor God Himself were bending
the pages, and His hands were mending
the book of dark creation tales.

Übersetzung / Translation
von / by Walter A. Aue

Die Dinge sind manchmal sehr seltsam. Da dachte ich gestern Abend, ich hätte zu lange nichts aus der schönen Sammlung des Prof. Aue vorgestellt, die weit mehr ist als eine Zusammenstellung bemerkenswerter Gedichte und ihrer Übersetzung, denn hinzu kommen wundervolle Photographien, Erörterungen über Sprache, Metaphysik, Mentalitäten…

Also brachte ich seine Übersetzung des schönen Gedichts von Emanuel Geibel „Ich sah den Wald sich färben“. In dem Augenblick (auf die Minute), da ich ihm dies anzeigen will, erreicht mich zu meiner völligen Verblüffung seine Mail, er hätte einiges Neues bei Rilke und Geibel (!) hinzugefügt. Leider war sein Postfach offenbar überfüllt, so daß ich nach dem dritten Antwortversuch abgebrochen habe.

Über diese Seite bekommt man schnell einen Überblick über seine Sammlung, besonders beeindruckend empfand ich seine „Beifügungen“ zu Emanuel Geibels „Gute Stunde“ und sehr unterhaltsam seine Überlegungen darüber, was Rilke möglicherweise für Amerikaner interessant macht (samt einem Porträt von Paula Modersohn-Becker und einem Bild von Rilkes Grab).

Heilige Nacht



© Jörg Kluge /MEDIA PRINT

Als ich kürzlich am Tag dieser anderen Republik hier eine Rede präsentierte, die Herr Roloff zum Tag der Deutschen Einheit bei sich in Schönhausen / Altmark gehalten hatte, mußte ich noch empfehlen, sich das in Rede stehende Bild zu imaginieren.

Es handelte sich um das oben abgebildete, Herr Jörg Kluge von MEDIA PRINT, der offenkundig die Rechte an diesem Plakat hat, war so freundlich, es mir eben zuzusenden. Es dokumentiert sehr schön die Restaurierungsbemühungen. Und um das Ganze ein wenig zu erläutern, Herr Roloff, den es vor einiger Zeit nach Schönhausen in die Altmark verschlagen hat oder lassen wir ihn einfach selber zu Wort kommen:

„Irgendwie war es fast zwangsläufig, daß Gleichgesinnte mit mir 2004 dann den Förderverein für Kirche, Museum und Schloß II gründeten, den wir, dieser drei Objekte wegen „Kulturdreieck“ genannt haben. Inzwischen konnten wir helfen, den Taufengel zu restaurieren, haben mehrere Zukäufe für das Museum realisiert, Veranstaltungen durchgeführt und heute konnte das wesentlich aus Mitteln des Vereins restaurierte Gemälde „Heilige Nacht“ der Kirchengemeinde zurückgegeben werden. Für alles das haben sich die Mitglieder des kleinen Vereins mächtig ins Zeug gelegt - es hat aber auch immer großen Spaß gemacht.“

Der Förderverein „Kulturdreieck“ kümmert sich also auch um die Kirche des Geburtsortes Bismarks und da will ich nicht anstehen weiterzugeben, wie die Arbeit dieses gemeinnützigen Vereins unterstützt werden kann (Konto-Nr.: 3061001335 - BLZ 810 505 55 - KSK Stendal).

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Franz Emanuel August Geibel

Ich muß gestehen, ich mag dieses selbst auferlegte Korsett nicht, und deshalb tue ich jetzt einmal kurz so, als wäre gerade eben der 17. Oktober, denn an just diesem im Jahre 1815 wurde Franz Emanuel August Geibel geboren, von dem ich nachfolgend ein Gedicht präsentieren möchte, dessen Übersetzung ich wieder einmal Prof. Aue zu danken habe:


Emanuel Geibel

Ich sah den Wald sich färben

Ich sah den Wald sich färben,
Die Luft war grau und stumm;
Mir war betrübt zum Sterben
Und wußt' es kaum, warum.

Durchs Feld vom Herbstgestäude
Hertrieb das dürre Laub;
Da dacht' ich: deine Freude
Ward so des Windes Raub.

Dein Lenz, der blütenvolle,
Dein reicher Sommer schwand;
An die gefrorne Scholle
Bist du nun festgebannt.

Da plötzlich floß ein klares
Getön in Lüften hoch:
Ein Wandervogel war es,
Der nach dem Süden zog.

Ach, wie der Schlag der Schwingen,
Das Lied ins Ohr mir kam,
Fühlt' ich's wie Trost mir dringen
Zum Herzen wundersam.

Es mahnt' aus heller Kehle
Mich ja der flücht'ge Gast:
Vergiß, o Menschenseele,
Nicht, daß du Flügel hast.


Emanuel Geibel

I saw the forest staining

I saw the forest staining,
the air was mum and grey;
Sad was my spirit, waning,
but why I could not say.

Through fields, from shrubs of autumn,
the dried-up leaves were blown:
So wind had robbed my bosom
and all my joy had gone.

My spring, so full of flowers,
my summer, full of mirth,
had vanished, and my powers
had frozen to the earth.

A voice of jubilation
sounds sudden in the skies:
A bird on its migration
to Southern climate flies.

Oh, when I hear the beating
of wings, the song so free,
I feel a solace meeting
my heart exquisitely,

because its fleeting visit
to me so clearly sings:
Remember, human spirit,
the fact that you have wings!

Translation / Übersetzung
by / von Walter A. Aue

Heinrich Schütz

Wenn wir in diesem Fall einmal auf den Julianischen Kalender zurückgreifen wollen, so wurde am 8. Oktober 1585 Heinrich Schütz, ein großer Komponist des 17. Jahrhunderts oder, wenn wir ein Etikett suchen, des Frühbarocks, geboren.

Es ist natürlich immer etwas mißlich, wenn Kenntnis und Sympathie nicht unbedingt korrespondieren, aber ich muß gestehen, daß ich bei meiner Suche nach Musikbeispielen für Schütz mehr als einmal aufrichtig gerührt war, vielleicht ist unser Vorbehalt gegen das Überstehen der Kultur doch übertrieben, wenn wir unverhofft bei solcher Gelegenheit auf Spuren wirklicher Liebe stoßen, ermutigend.





Dienstag, 7. Oktober 2008

o. T.



patriotischer Nachtrag

Herr Thomas Roloff war so freundlich, mir heute, am Tag einer anderen, verflossenen Republik, seine Ansprache zukommen zu lassen, die er am 3. Oktober im Gottesdienst zum Tag der Deutschen Einheit bei sich in Schönhausen / Altmark, dem Geburtsort Bismarcks, gehalten hat, da ich sie wirklich ganz bemerkenswert finde, will ich sie gern nachfolgend dokumentieren, auch wenn es den kleinen Schönheitsfehler gibt, daß man sich das in Rede stehende Bild gewissermaßen imaginieren muß:


Ansprache zum Tag der Deutschen Einheit 2008

Gnade sei mit euch und Friede von dem der da war und der da ist und der da kommt, dem Herren über Zeit und Ewigkeit!
Amen

Liebe Gemeinde,

die Enthüllung des nun auch mit seinem prachtvollen Rahmen wieder vollständig restaurierten Gemäldes „Heilige Nacht“ in unserem heutigen Gottesdienst zum „Tag der Deutschen Einheit“, läßt einen Zusammenhang aufscheinen, den auch die Lesungen der Liturgie unterstrichen haben, und der mir die Möglichkeit eröffnet, über das Wesen des Staates in der Geschichte zu sprechen.

Da ist es zunächst wichtig festzustellen, daß Geschichte sich nicht im „Irgendwo“ abspielt, das schnell zum „Nirgendwo“ wird, und man sich ihr entziehen könnte. Es ist eben nicht so, daß es irgendwo die großen und bedeutenden Ereignisse gibt, die die Historie ausmachen, und dann sich hier im Nirgendwo unser kleines Leben abspielt, das für das Weltgeschehen nicht viel wiegt.

Das auf unserem Gemälde so stimmungsvoll abgebildete Weihnachtsgeschehen war zunächst das Schicksal zweier Menschen, die auch unter größten Schwierigkeiten beieinander blieben. Das Evangelium, welches wir gehört haben, läßt deutlich werden, wie verstörend viele Dinge, die geschahen, auf die Eltern Jesu wirkten, und wie wenig sie auch nur ahnten, daß sie schon längst im Mittelpunkt eines kosmischen Geschehens standen. Sie versuchen schlicht, als Familie ihren vertrauten und frommen Bahnen zu folgen. Sie kehren wieder heim nach Galiläa in ihre Stadt Nazareth. Sie leben ihr Leben.

Erst im Glauben konnten Menschen erblicken, daß die einstmals Großen der Welt an den Rand gerückt waren und Maria und Joseph wurden mit ihrem Kind ins Zentrum gerückt, ja waren selbst die Mitte. Das eben ist der Unterschied zwischen dem Tun der Menschen und dem Handeln Gottes.

Etwas sehr ähnliches stellt die Epistel aus dem 2. Thessalonicherbrief und noch mehr die Tradition ihrer Auslegung heraus. Diese Passage des Briefes wurde nämlich sehr bald auf den Zusammenhang hin gedeutet, den auch schon die lukanische Weihnachtsgeschichte, und zwar keineswegs nur zeitlich, zwischen dem Römischen Imperium und dem Heilsgeschehen herstellte. Der Widersacher, um den dieser Text kreist, wird von etwas aufgehalten, von dem recht geheimnisvoll gesagt wird: „Ihr wisset, was ihn noch aufhält, bis er offenbart werde zu seiner Zeit.“ Diese Stelle wurde traditionell auch auf das Reich der Römer gedeutet, und die oft sogar großartigen Bemühungen, nicht nur die Idee von diesem Imperium, sondern auch das Reich selbst wieder und wieder zu erneuern und zu erhalten, haben darin eine ganz wesentliche Ursache. So war es der ganz tiefe Sinn der weltlichen Ordnung, ein Gleichnis zu geben und Verheißung zu sein der ewigen Ordnung, selbst wenn ihr dies ähnlich dunkel und nur ahnungsvoll war, wie dem heiligen Paar das Geschehen um sein Kind.

Für unsere Region sind in diesem Zusammenhang natürlich besonders die Anstrengungen der ottonischen Kaiser beispielhaft. Es ist aber auch gar nicht unwahrscheinlich, das selbst noch dem Bismarckreich etwas von der Vorstellung einer alles ordnenden, Mitte seienden und darum vermittelnden Macht anhaftete.

Die staatliche Ordnung, die sich ein Volk gibt, die Aufgaben, von denen es sich bestimmt sieht, die Hoffnungen und Sehnsüchte, die es antreiben, kommen nicht zufällig und schon gar nicht von alleine zustande. In dem Text der Barmer Erklärung, den wir aus gutem Grund an diesem Tage als Bekenntnis besprochen haben, heißt es: „Die Kirche erkennt die Wohltat die Anordnungen (des Staates) an.“ Es heißt aber auch: „Sie erinnert in genau diesem Zusammenhang an Gottes Reich, an sein Gebot und an seine Gerechtigkeit und damit an die Verantwortung der Regierenden und der Regierten.“

Liebe Gemeinde,

das genau ist der alles entscheidende Punkt, der auch jeden von uns berühren muß! Das Anerkennen staatlicher, wie aller weltlichen Ordnung geht einher mit der Erinnerung an Gottes Reich und an seine Gerechtigkeit. Darin nehmen wir, die Regierten unsere Verantwortung gegen Gott aber auch gegenüber den Regierenden wahr. Der Staat, kein weltlich Ding, darf aus eigenem Ermessen, aus eigener Willkür - das Wort Willkür bezeichnet ja sehr schön, die Wahl, die Kür, allein aus dem Willen heraus - wirkliche Gerechtigkeit und wahren Frieden setzen. Gerechtigkeit, die Gott nicht kennt, nicht kennen will, sich an ihn nicht erinnern und gemahnen lässt wird sehr schnell zu einem schönen Wort, hinter dem sich aber nur die Habgier der einen und die Ohnmacht der anderen verbergen. Oft erlebt man dann noch, daß die einstmals Ohnmächtigen, wenn sie nur erst die Möglichkeit dazu bekommen, genauso maßlos werden, wie es diejenigen waren, die sie bekämpften. Gerechtigkeit und Frieden werden zur Worthülse, mit der alle operieren, die ja genau wissen, daß sie ihre eigentlichen Absichten verbergen müssen.

So wie Maria und Joseph, obgleich sie zunächst nur dunkel ahnen, welche wahre Bewandtnis es mit ihrem Leben und mit dem ihres Kindes hat, nicht ihrer Willkür, sondern der leisen Stimme Gottes und der Tradition ihres Volkes folgen, sollen wir hier an diesem Ort, in unserem kleinen Dorf auf die leise Stimme Gottes hören und der Tradition unseres Volkes folgen, ja ihr wieder zur Geltung verhelfen. Diese gute Tradition, von der ich rede, ist das Maß, in dem wir Deutschen in so vielen Zeiten nach dem Verbindenden unter den Menschen und Völkern gesucht haben, den Frieden beförderten, die Suche nach Wahrheit, nach Schönheit, nach Erkenntnis in die Mitte unseres Wettbewerbs mit anderen stellten.

Denken sie an das Reich, in dem der Verteidiger der Kirche und eine auch die Völker verbindende Kraft im Abendland gesehen wurde, an die Reformation, die nicht die Kirche spalten, sondern den Glauben erneuern und fundamentale Aussagen des Christentums in die moderne Zeit übersetzen wollte und an die Zeit der Dichter, Denker und Forscher, in der die Welt neugierig und voller Bewunderung auf die Mitte Europas blickte.

Durch die Wiedererlangung der Einheit unseres Landes, noch mehr aber durch die Wiederfindung der Freiheit des ganzen Kontinents können wir wieder an diese Traditionen anknüpfen. Wir müssen die offene, freie Welt nicht fürchten. Wir müssen sie am wenigsten als Christen fürchten, denn das, was heute so gern als Gefahrenszenario der Globalisierung skizziert wird, ist gar nicht so neu, wie immer getan wird. Die Kirche kennt seit ihrem Anfang den Begriff der Ökumene und meint darin die weltumspannende Einheit der Menschen vor Gott, in dem sie Gebot und Gerechtigkeit findet. Eine entfesselte Welt aber, die diesen Regierende und Regierte verpflichtenden Gott nicht kennt, wird doch nur ein Opfer der eigenen Maßlosigkeit werden.

Auch als klares Bekenntnis gegen diese Überhebung der Maßlosigkeit halten wir an der treuen Erfüllung unserer kleinen Pflichten fest. Darum ist es so ein schönes Zeichen, dass wir heute dieses Bild wieder zeigen, und es seinen Platz in diesem Hause wieder finden wird. Es gehört uns allen, es war ein Geschenk, das wir uns erhalten haben, und in dessen Anblick uns zu jeder Stunde, in der wir vor ihm stehen, weihnachtlich werden kann. Das Beglückende an weihnachtlicher Stimmung ist es nun, daß man gewahr wird: In uns und mit uns und durch uns geschehen große, überwältigende Dinge. Im Leben jedes Einzelnen hier, entscheidet sich der Sinn der ganzen Schöpfung.

Amen

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen

Sonntag, 5. Oktober 2008

2 Kaiser

Herakleios (Φλάβιος Ἡράκλειος, lat. Flavius Heraclius) wurde am 5. Oktober 610 römischer Kaiser.

Ich gebe zu, daß gerade die Geschichte von Byzanz zu bestürzenden Gedankengängen über die Rätselhaftigkeit des göttlichen Ratschlusses verführt. Herakleios, einer der außergewöhnlichsten Kaiser, kann die verheerenden Folgen der Regierung eines charakterlosen Usurpators rückgängig machen, er besiegt unter schwerstem Ringen endlich die Perser, die das Land lange verheert und Syrien, Ägypten und das Heilige Land in ihre Gewalt gebracht hatten, er bringt die höchste Reliquie der Christenheit, das Heilige Kreuz, zurück nach Jerusalem und 8 Jahre später, 636 fällt Syrien, dann Jerusalem, dann Ägypten an die eroberungslustigen Krieger Mohammeds.


Heinrich III. starb am 5. Oktober 1056 als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation.

Ein Kaiser, der aus Respekt vor dem Papstamt mehrere Päpste absetzte und dieses damit derart stärkte, daß es sich gegen seine Nachfolger wandte. Er ist in Speyer begraben.

nasser Sonntag

Samstag, 4. Oktober 2008

o. T.










Nachtrag

Eigentlich wollte ich den gegenwärtigen Nationalfeiertag eher übergehen, aber indirekt spielt er jetzt doch noch eine Rolle, denn indem ich just über Beiträge stolperte, die vor ressentimentsgesättigter Gedankenarmut nur so strotzten, fiel mir auf, welch grandiose Musik Tamara Danz mit ihrer Gruppe Silly doch gemacht hat. Bei der Begegnung mit Unerfreulichem bewährt es sich zumeist, das Angenehmere und Bedeutsamere zu suchen.





Freitag, 3. Oktober 2008

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Andreas Gryphius

Ich denke, ich habe gelegentlich von meiner alten Liebe zur deutschen Barockdichtung gesprochen, von daher ist es unverzeihlich, daß mir eben erst auffiel, daß Andreas Gryphius am 2. Oktober 1616 in Glogau geboren worden ist:

Es ist alles eitel

Du siehst, wohin du siehst nur Eitelkeit auf Erden.
Was dieser heute baut, reist jener morgen ein:
Wo itzund Städte stehn, wird eine Wiese sein
Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden:

Was itzund prächtig blüht, soll bald zertreten werden.
Was itzt so pocht und trotzt ist Morgen Asch und Bein
Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
Itzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.

Der hohen Taten Ruhm muß wie ein Traum vergehn.
Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch bestehn?
Ach! was ist alles dies, was wir für köstlich achten,

Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind;
Als eine Wiesenblum, die man nicht wiederfind't.
Noch will was ewig ist kein einig Mensch betrachten!

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Johann Joseph Fux

Wie ich gerade lese, fand am heutigen Tage, allerdings im Jahr 1715, die Uraufführung der Oper „Orfeo ed Euridice“ von Johann Joseph Fux in Wien statt. Warum erscheint mir das bemerkenswert, nun aus einem eher abwegig persönlichen Grund. Und vorher vermerkt, fiel mir wieder einmal auf, wie erschreckend das Fortleben einer Person doch von akzidentiellen Faktoren abhängt, z.B. daß die Archive nicht verbrannt sind, nun gut, zeitweise war ich von dem Gedanken fehlgeleitet, ich hätte eine Art poetische Begabung, und eben jener Herr Fux „inspirierte“ mich zu dem, was jetzt nachfolgen wird. Es gibt sicher genug Menschen, die so etwas zu recht längst entsorgt hätten, aber das ist das Schöne an Orten wie diesem: Man kann auch einfach einmal das Gegenteil ausprobieren.


Opera seria

Reinhold der reinste und edelste Held
erobert Jerusalem und dem glänzenden
Sieg erwirkt der großmütige König Goffredo
Frieden und Segen
der heiligen Stadt.

Baroque Triumph Europas

O jede französische Ouvertüre spült doch hinweg
die Dämonen der schwarzen Nacht entsteigend
den aufbrechenden Abgründen wahnzerirrt die Trommeln
der Eingeborenen
unserer verlorenen Kolonien.

O Wandel der Zeit

Es wallen aber die Roben des Festes entlang
den Gärten und Marmorstufen
indes der Zauber tosender Nächte des Feuerwerks
"Constanza e Fortezza" gekrönt der alte römische Name
alles aber verneigt sich alsdann zu beiden Seiten
denn es naht leuchtend
die Gestalt des Kaisers.